Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.Die Stachelflosser. Makrelen. Bastardmakrelen. Fadenmakrelen. Schwertfische. vonhieraus mit Händen greifen kann. An einem Dienstag Abend im August wurden etwa zehn-tausend Stück mit einem Handnetze gefangen. Am folgenden Tage erschien ein anderes Heer am Strande, und Männer und Weiber, Alt und Jung watete in das Wasser, um Fische zu fangen, während Andere am Ufer beschäftigt waren, die erbeuteten und die ihnen zugeworfenen in Sicher- heit zu bringen. Jm Jahre 1834 näherte sich, laut Bicheno, ein unzählbarer Schwarm der irischen Küste. Soweit das Auge reichte, schien die See in Gährung begriffen. Der Schwarm kam ebenfalls bis unmittelbar an das Ufer heran, und diejenigen Leute, welche auf einem etwas vor- springenden Felsen Fuß fassen konnten, brauchten nur ihre Hände ins Wasser zu halten und zuzu- greifen; ja, jeder geschickte Griff brachte nicht blos einen, sondern drei bis vier dieser Fische in ihre Gewalt. Badende wurden an allen Stellen ihres Leibes durch die Stöcker belästigt; denn die Ober- fläche der See schien mehr aus Fischen als aus Wasser zu bestehen. Man sah die dunkle Masse der [Abbildung]
Der Stöcker (Caranx trachurus). 1/2 der nat. Größe. ersteren bis weit hinaus auf das Meer, die oberen Wasserschichten erfüllend. Jede Art von Netzwurde hervorgesucht und in Anwendung gebracht; nur die wenigsten aber konnte man aufnehmen, weil die Last der gefangenen Fische viel zu groß war, als daß man sie bergen konnte. Mehrere Netze mußte man bis an den Strand ziehen, um sie hier zu entleeren. Ein Heringsnetz mit weiten Maschen erwies sich besonders erfolgreich; jede Masche hielt einen Fisch, sodaß eine förmliche Mauer entstand, welche ebenfalls bis zum Strande geschleppt werden mußte. An ein Zählen oder Schätzen der gefangenen Stöcker war gar nicht zu denken: man rechnete nach Karrenladungen. Dieses massen- hafte Auftreten unserer Fische währte eine Woche lang, und dabei zeigte sich, daß die Morgen- und Abendstunden ihre Futterzeit sein mußten, weil sie gerade dann erschienen, junge Heringe verfolgend und mit ihnen den Magen sich füllend. Ob solches Streichen auch mit der Laichzeit zusammenhängt, vermag ich nicht zu sagen, da ich über die Fortpflanzung überhaupt keine Angabe finde. Die Beobachtung aber, daß der Stöcker gewöhnlich nah dem Grunde in tieferem Wasser sich aufhält und nur zeitweilig in so großen Massen auftritt, scheint für die angedeutete Annahme zu sprechen. Leider läßt sich das Fleisch des Stöckers mit dem seiner Verwandten, der Makrele, nicht Die Stachelfloſſer. Makrelen. Baſtardmakrelen. Fadenmakrelen. Schwertfiſche. vonhieraus mit Händen greifen kann. An einem Dienstag Abend im Auguſt wurden etwa zehn-tauſend Stück mit einem Handnetze gefangen. Am folgenden Tage erſchien ein anderes Heer am Strande, und Männer und Weiber, Alt und Jung watete in das Waſſer, um Fiſche zu fangen, während Andere am Ufer beſchäftigt waren, die erbeuteten und die ihnen zugeworfenen in Sicher- heit zu bringen. Jm Jahre 1834 näherte ſich, laut Bicheno, ein unzählbarer Schwarm der iriſchen Küſte. Soweit das Auge reichte, ſchien die See in Gährung begriffen. Der Schwarm kam ebenfalls bis unmittelbar an das Ufer heran, und diejenigen Leute, welche auf einem etwas vor- ſpringenden Felſen Fuß faſſen konnten, brauchten nur ihre Hände ins Waſſer zu halten und zuzu- greifen; ja, jeder geſchickte Griff brachte nicht blos einen, ſondern drei bis vier dieſer Fiſche in ihre Gewalt. Badende wurden an allen Stellen ihres Leibes durch die Stöcker beläſtigt; denn die Ober- fläche der See ſchien mehr aus Fiſchen als aus Waſſer zu beſtehen. Man ſah die dunkle Maſſe der [Abbildung]
Der Stöcker (Caranx trachurus). ½ der nat. Größe. erſteren bis weit hinaus auf das Meer, die oberen Waſſerſchichten erfüllend. Jede Art von Netzwurde hervorgeſucht und in Anwendung gebracht; nur die wenigſten aber konnte man aufnehmen, weil die Laſt der gefangenen Fiſche viel zu groß war, als daß man ſie bergen konnte. Mehrere Netze mußte man bis an den Strand ziehen, um ſie hier zu entleeren. Ein Heringsnetz mit weiten Maſchen erwies ſich beſonders erfolgreich; jede Maſche hielt einen Fiſch, ſodaß eine förmliche Mauer entſtand, welche ebenfalls bis zum Strande geſchleppt werden mußte. An ein Zählen oder Schätzen der gefangenen Stöcker war gar nicht zu denken: man rechnete nach Karrenladungen. Dieſes maſſen- hafte Auftreten unſerer Fiſche währte eine Woche lang, und dabei zeigte ſich, daß die Morgen- und Abendſtunden ihre Futterzeit ſein mußten, weil ſie gerade dann erſchienen, junge Heringe verfolgend und mit ihnen den Magen ſich füllend. Ob ſolches Streichen auch mit der Laichzeit zuſammenhängt, vermag ich nicht zu ſagen, da ich über die Fortpflanzung überhaupt keine Angabe finde. Die Beobachtung aber, daß der Stöcker gewöhnlich nah dem Grunde in tieferem Waſſer ſich aufhält und nur zeitweilig in ſo großen Maſſen auftritt, ſcheint für die angedeutete Annahme zu ſprechen. Leider läßt ſich das Fleiſch des Stöckers mit dem ſeiner Verwandten, der Makrele, nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0588" n="554"/><fw place="top" type="header">Die Stachelfloſſer. Makrelen. Baſtardmakrelen. Fadenmakrelen. Schwertfiſche.</fw><lb/> vonhieraus mit Händen greifen kann. An einem Dienstag Abend im Auguſt wurden etwa zehn-<lb/> tauſend Stück mit einem Handnetze gefangen. Am folgenden Tage erſchien ein anderes Heer am<lb/> Strande, und Männer und Weiber, Alt und Jung watete in das Waſſer, um Fiſche zu fangen,<lb/> während Andere am Ufer beſchäftigt waren, die erbeuteten und die ihnen zugeworfenen in Sicher-<lb/> heit zu bringen. Jm Jahre 1834 näherte ſich, laut <hi rendition="#g">Bicheno,</hi> ein unzählbarer Schwarm der<lb/> iriſchen Küſte. Soweit das Auge reichte, ſchien die See in Gährung begriffen. Der Schwarm kam<lb/> ebenfalls bis unmittelbar an das Ufer heran, und diejenigen Leute, welche auf einem etwas vor-<lb/> ſpringenden Felſen Fuß faſſen konnten, brauchten nur ihre Hände ins Waſſer zu halten und zuzu-<lb/> greifen; ja, jeder geſchickte Griff brachte nicht blos einen, ſondern drei bis vier dieſer Fiſche in ihre<lb/> Gewalt. Badende wurden an allen Stellen ihres Leibes durch die Stöcker beläſtigt; denn die Ober-<lb/> fläche der See ſchien mehr aus Fiſchen als aus Waſſer zu beſtehen. Man ſah die dunkle Maſſe der<lb/><figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Stöcker</hi> (<hi rendition="#aq">Caranx trachurus</hi>). ½ der nat. Größe.</hi></head></figure><lb/> erſteren bis weit hinaus auf das Meer, die oberen Waſſerſchichten erfüllend. Jede Art von Netz<lb/> wurde hervorgeſucht und in Anwendung gebracht; nur die wenigſten aber konnte man aufnehmen,<lb/> weil die Laſt der gefangenen Fiſche viel zu groß war, als daß man ſie bergen konnte. Mehrere Netze<lb/> mußte man bis an den Strand ziehen, um ſie hier zu entleeren. Ein Heringsnetz mit weiten Maſchen<lb/> erwies ſich beſonders erfolgreich; jede Maſche hielt einen Fiſch, ſodaß eine förmliche Mauer entſtand,<lb/> welche ebenfalls bis zum Strande geſchleppt werden mußte. An ein Zählen oder Schätzen der<lb/> gefangenen Stöcker war gar nicht zu denken: man rechnete nach Karrenladungen. Dieſes maſſen-<lb/> hafte Auftreten unſerer Fiſche währte eine Woche lang, und dabei zeigte ſich, daß die Morgen- und<lb/> Abendſtunden ihre Futterzeit ſein mußten, weil ſie gerade dann erſchienen, junge Heringe verfolgend<lb/> und mit ihnen den Magen ſich füllend. Ob ſolches Streichen auch mit der Laichzeit zuſammenhängt,<lb/> vermag ich nicht zu ſagen, da ich über die Fortpflanzung überhaupt keine Angabe finde. Die<lb/> Beobachtung aber, daß der Stöcker gewöhnlich nah dem Grunde in tieferem Waſſer ſich aufhält und<lb/> nur zeitweilig in ſo großen Maſſen auftritt, ſcheint für die angedeutete Annahme zu ſprechen.</p><lb/> <p>Leider läßt ſich das Fleiſch des Stöckers mit dem ſeiner Verwandten, der Makrele, nicht<lb/> vergleichen. Jn Großbritannien nennt man den Fiſch „Roßmakrele“, vielleicht, um die Ungenießbar-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [554/0588]
Die Stachelfloſſer. Makrelen. Baſtardmakrelen. Fadenmakrelen. Schwertfiſche.
vonhieraus mit Händen greifen kann. An einem Dienstag Abend im Auguſt wurden etwa zehn-
tauſend Stück mit einem Handnetze gefangen. Am folgenden Tage erſchien ein anderes Heer am
Strande, und Männer und Weiber, Alt und Jung watete in das Waſſer, um Fiſche zu fangen,
während Andere am Ufer beſchäftigt waren, die erbeuteten und die ihnen zugeworfenen in Sicher-
heit zu bringen. Jm Jahre 1834 näherte ſich, laut Bicheno, ein unzählbarer Schwarm der
iriſchen Küſte. Soweit das Auge reichte, ſchien die See in Gährung begriffen. Der Schwarm kam
ebenfalls bis unmittelbar an das Ufer heran, und diejenigen Leute, welche auf einem etwas vor-
ſpringenden Felſen Fuß faſſen konnten, brauchten nur ihre Hände ins Waſſer zu halten und zuzu-
greifen; ja, jeder geſchickte Griff brachte nicht blos einen, ſondern drei bis vier dieſer Fiſche in ihre
Gewalt. Badende wurden an allen Stellen ihres Leibes durch die Stöcker beläſtigt; denn die Ober-
fläche der See ſchien mehr aus Fiſchen als aus Waſſer zu beſtehen. Man ſah die dunkle Maſſe der
[Abbildung Der Stöcker (Caranx trachurus). ½ der nat. Größe.]
erſteren bis weit hinaus auf das Meer, die oberen Waſſerſchichten erfüllend. Jede Art von Netz
wurde hervorgeſucht und in Anwendung gebracht; nur die wenigſten aber konnte man aufnehmen,
weil die Laſt der gefangenen Fiſche viel zu groß war, als daß man ſie bergen konnte. Mehrere Netze
mußte man bis an den Strand ziehen, um ſie hier zu entleeren. Ein Heringsnetz mit weiten Maſchen
erwies ſich beſonders erfolgreich; jede Maſche hielt einen Fiſch, ſodaß eine förmliche Mauer entſtand,
welche ebenfalls bis zum Strande geſchleppt werden mußte. An ein Zählen oder Schätzen der
gefangenen Stöcker war gar nicht zu denken: man rechnete nach Karrenladungen. Dieſes maſſen-
hafte Auftreten unſerer Fiſche währte eine Woche lang, und dabei zeigte ſich, daß die Morgen- und
Abendſtunden ihre Futterzeit ſein mußten, weil ſie gerade dann erſchienen, junge Heringe verfolgend
und mit ihnen den Magen ſich füllend. Ob ſolches Streichen auch mit der Laichzeit zuſammenhängt,
vermag ich nicht zu ſagen, da ich über die Fortpflanzung überhaupt keine Angabe finde. Die
Beobachtung aber, daß der Stöcker gewöhnlich nah dem Grunde in tieferem Waſſer ſich aufhält und
nur zeitweilig in ſo großen Maſſen auftritt, ſcheint für die angedeutete Annahme zu ſprechen.
Leider läßt ſich das Fleiſch des Stöckers mit dem ſeiner Verwandten, der Makrele, nicht
vergleichen. Jn Großbritannien nennt man den Fiſch „Roßmakrele“, vielleicht, um die Ungenießbar-
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