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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

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Zitterwels. Kielwels. Hassar.
boden ein, wo sie, bis sich an der Stelle wieder Wasser ansammelt, in einer Art von Erstarrung liegen
bleiben. Daß sie zehn Stunden vollkommen lebensfrisch außerhalb des Wassers zubringen
können, habe ich selbst erfahren."



Jhnen verwandt in Gestalt und Lebensweise sind die Panzerwelse (Callichthys), so genannt,
weil bei ihnen außer dem Kopfe auch der ganze Leib seitlich mit vier Reihen von Schuppenstücken
gepanzert und blos das Schwanzende und der Leib nackt bleibt. Die Rückenflosse hat einen einzigen
starken Strahl am Vorderrande, die Brustflosse einen kräftigen Stachel. Feine Zähne im Gebiß und
vier Bärteln bilden anderweitige Merkmale der Gruppe.

Während seiner Reise nach Guiana entdeckte Schomburgk einen hierher gehörigen Fisch von
4 bis 6 Zoll Länge, welcher auf der Oberseite des Kopfes, den Schulterknochen und der Brust, sowie
an den Seitenschienen feine Stacheln trägt und auf Brust und Bauch, sowie an den Seiten des
Körpers schwarz gefleckt, übrigens braun ist, in der Rückenflosse 1 harten und 7 weiche, in der Brust-
flosse 4, in der Afterflosse 1 harten und 6 weiche Strahlen besitzt: den Hassar oder Hartrücken
der Ansiedler (Callichthys pictus).

"Dieser Fisch", sagt Schomburgk, "baut sich nicht allein für seine Nachkommen aus aller-
hand Wasserpflanzen ein vollständiges Nest, welches er auf das Wackerste vertheidigt, sondern bewacht
es auch mit der regsten mütterlichen Sorgfalt und Thatkraft gegen jeden Angriff, bis die junge Brut
ausschlüpft. Der Bau ist ein förmliches Kunstwerk, welches viele Aehnlichkeit mit dem Neste der
Elster hat. Jm April beginnt der Künstler, etwas unter der Oberfläche des Wassers, sein Wochen-
bett aus Grashalmen zwischen Wasserpflanzen und Binsen zu bauen, bis es endlich einer hohlen,
platt gedrückten Kugel zu vergleichen ist, deren obere Wölbung den Wasserspiegel erreicht. Eine der
Größe der Mutter angemessene Oeffnung führt in das Jnnere derselben. Sobald der Fisch seinen
Laich abgelegt, verläßt er diesen bis zum Ausschlüpfen der Brut nur, um den Hunger zu stillen.
Seine mütterliche Liebe wird ihm freilich zum Verderben, indem er sich während dieser Zeit leicht
fangen läßt. Man nimmt einen kleinen Korb, hält diesen vor die Oeffnung des unschwer zu
findenden Nestes, klopft leise an dieses an, und wüthend, mit ausgespreizten Flossenstrahlen, welche
ziemlich hart verwunden können, fährt der Fisch in den Korb.

"Die stehenden Gewässer der Küste, namentlich die Bewässerungsgräben der Pflanzungen sind
der Lieblingsaufenthalt des Hassar. Auch durch eine andere Eigenthümlichkeit zeichnet er sich vor
den übrigen aus: er unternimmt während der Trockenheit Reisen zu Lande", -- ganz wie der
vorstehend geschilderte Kielwels.



An die Welse reihen sich die Harnischfische (Goniodontes) an, sehr eigenthümlich gestaltete,
mit knochenähnlichen Schildern und Schienen fast gänzlich bepanzerte Fische, welche man mit den
eigentlichen Welsen gewöhnlich in einer und derselben Familie vereinigt, richtiger aber wohl in einer
eigenen Familie zusammenfaßt. Jhr Mund öffnet sich auf der Unterseite der Schnauze, ist aber mit
einem kleinen Häutchen, mit kleinen bärtigen Lippensegeln umgeben; die Oberkiefer sind wie bei den
Welsen verkümmert, Zwischen- und Unterkiefer in der Mitte getrennt und mit langen, durch ein
Häkchen neben der Spitze verstärkten Zähnen bewehrt. Auf diese so eigenthümliche Bezahnung
bezieht sich der wissenschaftliche Name, welcher soviel als Winkelzähner bedeutet.

Alle Arten dieser kleinen Familie leben in süßen Gewässern Südamerikas, namentlich in solchen
mit steinigtem Grunde, steigen in den Gebirgsbächen bis zu 16,000 Fuß über Meer empor und
haben in ihrer Lebensweise Vieles mit den eigentlichen Welsen gemein.

Zitterwels. Kielwels. Haſſar.
boden ein, wo ſie, bis ſich an der Stelle wieder Waſſer anſammelt, in einer Art von Erſtarrung liegen
bleiben. Daß ſie zehn Stunden vollkommen lebensfriſch außerhalb des Waſſers zubringen
können, habe ich ſelbſt erfahren.“



Jhnen verwandt in Geſtalt und Lebensweiſe ſind die Panzerwelſe (Callichthys), ſo genannt,
weil bei ihnen außer dem Kopfe auch der ganze Leib ſeitlich mit vier Reihen von Schuppenſtücken
gepanzert und blos das Schwanzende und der Leib nackt bleibt. Die Rückenfloſſe hat einen einzigen
ſtarken Strahl am Vorderrande, die Bruſtfloſſe einen kräftigen Stachel. Feine Zähne im Gebiß und
vier Bärteln bilden anderweitige Merkmale der Gruppe.

Während ſeiner Reiſe nach Guiana entdeckte Schomburgk einen hierher gehörigen Fiſch von
4 bis 6 Zoll Länge, welcher auf der Oberſeite des Kopfes, den Schulterknochen und der Bruſt, ſowie
an den Seitenſchienen feine Stacheln trägt und auf Bruſt und Bauch, ſowie an den Seiten des
Körpers ſchwarz gefleckt, übrigens braun iſt, in der Rückenfloſſe 1 harten und 7 weiche, in der Bruſt-
floſſe 4, in der Afterfloſſe 1 harten und 6 weiche Strahlen beſitzt: den Haſſar oder Hartrücken
der Anſiedler (Callichthys pictus).

„Dieſer Fiſch“, ſagt Schomburgk, „baut ſich nicht allein für ſeine Nachkommen aus aller-
hand Waſſerpflanzen ein vollſtändiges Neſt, welches er auf das Wackerſte vertheidigt, ſondern bewacht
es auch mit der regſten mütterlichen Sorgfalt und Thatkraft gegen jeden Angriff, bis die junge Brut
ausſchlüpft. Der Bau iſt ein förmliches Kunſtwerk, welches viele Aehnlichkeit mit dem Neſte der
Elſter hat. Jm April beginnt der Künſtler, etwas unter der Oberfläche des Waſſers, ſein Wochen-
bett aus Grashalmen zwiſchen Waſſerpflanzen und Binſen zu bauen, bis es endlich einer hohlen,
platt gedrückten Kugel zu vergleichen iſt, deren obere Wölbung den Waſſerſpiegel erreicht. Eine der
Größe der Mutter angemeſſene Oeffnung führt in das Jnnere derſelben. Sobald der Fiſch ſeinen
Laich abgelegt, verläßt er dieſen bis zum Ausſchlüpfen der Brut nur, um den Hunger zu ſtillen.
Seine mütterliche Liebe wird ihm freilich zum Verderben, indem er ſich während dieſer Zeit leicht
fangen läßt. Man nimmt einen kleinen Korb, hält dieſen vor die Oeffnung des unſchwer zu
findenden Neſtes, klopft leiſe an dieſes an, und wüthend, mit ausgeſpreizten Floſſenſtrahlen, welche
ziemlich hart verwunden können, fährt der Fiſch in den Korb.

„Die ſtehenden Gewäſſer der Küſte, namentlich die Bewäſſerungsgräben der Pflanzungen ſind
der Lieblingsaufenthalt des Haſſar. Auch durch eine andere Eigenthümlichkeit zeichnet er ſich vor
den übrigen aus: er unternimmt während der Trockenheit Reiſen zu Lande“, — ganz wie der
vorſtehend geſchilderte Kielwels.



An die Welſe reihen ſich die Harniſchfiſche (Goniodontes) an, ſehr eigenthümlich geſtaltete,
mit knochenähnlichen Schildern und Schienen faſt gänzlich bepanzerte Fiſche, welche man mit den
eigentlichen Welſen gewöhnlich in einer und derſelben Familie vereinigt, richtiger aber wohl in einer
eigenen Familie zuſammenfaßt. Jhr Mund öffnet ſich auf der Unterſeite der Schnauze, iſt aber mit
einem kleinen Häutchen, mit kleinen bärtigen Lippenſegeln umgeben; die Oberkiefer ſind wie bei den
Welſen verkümmert, Zwiſchen- und Unterkiefer in der Mitte getrennt und mit langen, durch ein
Häkchen neben der Spitze verſtärkten Zähnen bewehrt. Auf dieſe ſo eigenthümliche Bezahnung
bezieht ſich der wiſſenſchaftliche Name, welcher ſoviel als Winkelzähner bedeutet.

Alle Arten dieſer kleinen Familie leben in ſüßen Gewäſſern Südamerikas, namentlich in ſolchen
mit ſteinigtem Grunde, ſteigen in den Gebirgsbächen bis zu 16,000 Fuß über Meer empor und
haben in ihrer Lebensweiſe Vieles mit den eigentlichen Welſen gemein.

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[637/0675] Zitterwels. Kielwels. Haſſar. boden ein, wo ſie, bis ſich an der Stelle wieder Waſſer anſammelt, in einer Art von Erſtarrung liegen bleiben. Daß ſie zehn Stunden vollkommen lebensfriſch außerhalb des Waſſers zubringen können, habe ich ſelbſt erfahren.“ Jhnen verwandt in Geſtalt und Lebensweiſe ſind die Panzerwelſe (Callichthys), ſo genannt, weil bei ihnen außer dem Kopfe auch der ganze Leib ſeitlich mit vier Reihen von Schuppenſtücken gepanzert und blos das Schwanzende und der Leib nackt bleibt. Die Rückenfloſſe hat einen einzigen ſtarken Strahl am Vorderrande, die Bruſtfloſſe einen kräftigen Stachel. Feine Zähne im Gebiß und vier Bärteln bilden anderweitige Merkmale der Gruppe. Während ſeiner Reiſe nach Guiana entdeckte Schomburgk einen hierher gehörigen Fiſch von 4 bis 6 Zoll Länge, welcher auf der Oberſeite des Kopfes, den Schulterknochen und der Bruſt, ſowie an den Seitenſchienen feine Stacheln trägt und auf Bruſt und Bauch, ſowie an den Seiten des Körpers ſchwarz gefleckt, übrigens braun iſt, in der Rückenfloſſe 1 harten und 7 weiche, in der Bruſt- floſſe 4, in der Afterfloſſe 1 harten und 6 weiche Strahlen beſitzt: den Haſſar oder Hartrücken der Anſiedler (Callichthys pictus). „Dieſer Fiſch“, ſagt Schomburgk, „baut ſich nicht allein für ſeine Nachkommen aus aller- hand Waſſerpflanzen ein vollſtändiges Neſt, welches er auf das Wackerſte vertheidigt, ſondern bewacht es auch mit der regſten mütterlichen Sorgfalt und Thatkraft gegen jeden Angriff, bis die junge Brut ausſchlüpft. Der Bau iſt ein förmliches Kunſtwerk, welches viele Aehnlichkeit mit dem Neſte der Elſter hat. Jm April beginnt der Künſtler, etwas unter der Oberfläche des Waſſers, ſein Wochen- bett aus Grashalmen zwiſchen Waſſerpflanzen und Binſen zu bauen, bis es endlich einer hohlen, platt gedrückten Kugel zu vergleichen iſt, deren obere Wölbung den Waſſerſpiegel erreicht. Eine der Größe der Mutter angemeſſene Oeffnung führt in das Jnnere derſelben. Sobald der Fiſch ſeinen Laich abgelegt, verläßt er dieſen bis zum Ausſchlüpfen der Brut nur, um den Hunger zu ſtillen. Seine mütterliche Liebe wird ihm freilich zum Verderben, indem er ſich während dieſer Zeit leicht fangen läßt. Man nimmt einen kleinen Korb, hält dieſen vor die Oeffnung des unſchwer zu findenden Neſtes, klopft leiſe an dieſes an, und wüthend, mit ausgeſpreizten Floſſenſtrahlen, welche ziemlich hart verwunden können, fährt der Fiſch in den Korb. „Die ſtehenden Gewäſſer der Küſte, namentlich die Bewäſſerungsgräben der Pflanzungen ſind der Lieblingsaufenthalt des Haſſar. Auch durch eine andere Eigenthümlichkeit zeichnet er ſich vor den übrigen aus: er unternimmt während der Trockenheit Reiſen zu Lande“, — ganz wie der vorſtehend geſchilderte Kielwels. An die Welſe reihen ſich die Harniſchfiſche (Goniodontes) an, ſehr eigenthümlich geſtaltete, mit knochenähnlichen Schildern und Schienen faſt gänzlich bepanzerte Fiſche, welche man mit den eigentlichen Welſen gewöhnlich in einer und derſelben Familie vereinigt, richtiger aber wohl in einer eigenen Familie zuſammenfaßt. Jhr Mund öffnet ſich auf der Unterſeite der Schnauze, iſt aber mit einem kleinen Häutchen, mit kleinen bärtigen Lippenſegeln umgeben; die Oberkiefer ſind wie bei den Welſen verkümmert, Zwiſchen- und Unterkiefer in der Mitte getrennt und mit langen, durch ein Häkchen neben der Spitze verſtärkten Zähnen bewehrt. Auf dieſe ſo eigenthümliche Bezahnung bezieht ſich der wiſſenſchaftliche Name, welcher ſoviel als Winkelzähner bedeutet. Alle Arten dieſer kleinen Familie leben in ſüßen Gewäſſern Südamerikas, namentlich in ſolchen mit ſteinigtem Grunde, ſteigen in den Gebirgsbächen bis zu 16,000 Fuß über Meer empor und haben in ihrer Lebensweiſe Vieles mit den eigentlichen Welſen gemein.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/675>, abgerufen am 01.06.2024.