vollständige, die Bauchflosse 2 und 5, die Afterflosse 3 und 5, die Schwanzflosse 16 Strahlen. Die Länge beträgt etwas über 1 Fuß.
Der Schlammbeißer verbreitet sich über einen großen Theil des nördlichen und östlichen Europa, findet sich jedoch nur in Flüssen und Seen mit schlammigem Grunde, eigentlich nirgends in Menge, verbirgt sich hier während des Winters im Schlamme und thut Dasselbe, wenn bei heißem Sommer das Wasser seines Aufenthaltsortes vertrocknet. Jn dieser Lage kann er mehrere Monate ohne Schaden aushalten, sinkt auch keineswegs in schlafähnliche Erstarrung, sondern regt und bewegt sich, zeigt sich munter und vergnügt, sowie er ins Wasser gebracht wird, beweist also, daß ihn der gezwungene Aufenthalt in einem ihm anscheinend unnatürlichen Zufluchtsorte nicht im Geringsten ansicht. Während des Sommers kann man auf moorigen Stellen, wo solche Fische vorkommen, sie genau ebenso wie die Singalesen ihre Schlangenfische, durch Aufgraben des Schlammes gewinnen. Schweine, welche man in die Sümpfe auf die Weide treibt, halten oft an ihnen ein gutes Frühstück.
Sehr empfindlich scheint der Schlammbeißer gegen Einwirkungen der Elektrizität zu sein. Wenn ein Gewitter droht, geberdet er sich höchst unruhig, kommt von dem schlammigen Grunde in die Höhe empor und schwimmt hier anscheinend ängstlich unter beständigem Luftschnappen hin und her. Schon vierundzwanzig Stunden vor dem Ausbruche des Gewitters geberdet er sich in dieser Weise, verdient also seinen Namen "Wetterfisch" mit Fug und Recht.
Die Nahrung besteht aus kleinem Gewürm aller Art, Wasserthierchen und Fischlaich, ebenso ver- moderten Pflanzenresten, also gewissermaßen wirklich Schlamm, weshalb denn auch der Name "Schlammbeißer" seine Berechtigung hat.
Obgleich dieser hübsche Fisch im April und Mai gegen hundertvierzigtausend Eier am Ufer ablegt, vermehrt er sich doch nicht stark, wahrscheinlich weil er den meisten anderen Flußfischen zur Nahrung dienen muß. Abseiten des Menschen wird er wenig behelligt, weil man ihn seines Schleimes halber und das Fleisch des moderigen Geschmackes wegen nicht leiden mag. Letzteres kann übrigens verbessert werden, wenn man die Gefangenen erst eine Zeit lang in Fischbottichen hält, welche von fließendem Wasser durchströmt werden und sie vor der Zubereitung mit Salz und Asche bestreut, dadurch sie zwingend, sich durch lebhafte Bewegungen und gegenseitiges Aneinanderreiben zu reinigen.
Die Gefangenschaft im engsten Becken verträgt der Schlammbeißer besser als irgend ein anderer Fisch. Ein Glas, auf dessen Grunde eine zollhohe Sandschicht liegt, zwei oder ein Mal wöchentlich Erneuerung des Wassers und einige Semmelkrümchen genügen ihm vollkommen. Will man ihn verschicken, so setzt man ihn in ein mit nassem Moos angefülltes Gefäß, dessen Jnneres mit der freien Luft in Berührung steht; er kommt dann sicherer an, als wenn man ihn im Wasser versandt haben würde.
Jn früheren Zeiten bedienten sich die Taschenspieler des Schlammbeißers, um ihre Zuschauer zu täuschen. "Jst ein gemeiner Beschiß bey den Landstreichern," sagt der alte Geßner, "welche solche in gläsene Kuttern beschliessen, also speisen, vnd anstatt der Nattern erzeigen."
Die Schmerle oder Bartgrundel, Zirle, Mös, Gufe(Cobitis barbatula) erreicht eine Länge von 4, höchstens 5 Zoll und ist auf dem Rücken dunkelgrün, auf der Seite gelblich, auf der Unterseite hellgrau gefärbt und auf Kopf, Rücken und Seiten mit unregelmäßigen Punkten, Flecken und Streifen von braunschwarzer Färbung gezeichnet; Rücken-, Schwanz- und Brustflossen sind gefleckt, After- und Bauchflosse gelblichweiß und ungefleckt. Um den Mund stehen sechs Bärteln. Es spannen die Rückenflosse 3 und 7, die Brustflosse 1 und 10, die Bauchflosse 2 und 6, die Afterflosse 3 und 5, die Schwanzflosse 16 Strahlen.
Wie die Verwandten verbreitet sich auch die Schmerle über einen großen Theil Europas. Jenseits der Alpen soll sie, laut Heckel und Kner, nicht mehr vorkommen; nach Osten hin wird sie bis gegen den Ural hin gefunden; in Schweden ist sie, wie Linne angibt, durch Friedrich I. aus Deutschland eingeführt worden. Besonders zahlreich bewohnt sie Sachsen, Brandenburg, Hessen,
Brehm, Thierleben. V. 41
Schlammbeißer. Schmerle.
vollſtändige, die Bauchfloſſe 2 und 5, die Afterfloſſe 3 und 5, die Schwanzfloſſe 16 Strahlen. Die Länge beträgt etwas über 1 Fuß.
Der Schlammbeißer verbreitet ſich über einen großen Theil des nördlichen und öſtlichen Europa, findet ſich jedoch nur in Flüſſen und Seen mit ſchlammigem Grunde, eigentlich nirgends in Menge, verbirgt ſich hier während des Winters im Schlamme und thut Daſſelbe, wenn bei heißem Sommer das Waſſer ſeines Aufenthaltsortes vertrocknet. Jn dieſer Lage kann er mehrere Monate ohne Schaden aushalten, ſinkt auch keineswegs in ſchlafähnliche Erſtarrung, ſondern regt und bewegt ſich, zeigt ſich munter und vergnügt, ſowie er ins Waſſer gebracht wird, beweiſt alſo, daß ihn der gezwungene Aufenthalt in einem ihm anſcheinend unnatürlichen Zufluchtsorte nicht im Geringſten anſicht. Während des Sommers kann man auf moorigen Stellen, wo ſolche Fiſche vorkommen, ſié genau ebenſo wie die Singaleſen ihre Schlangenfiſche, durch Aufgraben des Schlammes gewinnen. Schweine, welche man in die Sümpfe auf die Weide treibt, halten oft an ihnen ein gutes Frühſtück.
Sehr empfindlich ſcheint der Schlammbeißer gegen Einwirkungen der Elektrizität zu ſein. Wenn ein Gewitter droht, geberdet er ſich höchſt unruhig, kommt von dem ſchlammigen Grunde in die Höhe empor und ſchwimmt hier anſcheinend ängſtlich unter beſtändigem Luftſchnappen hin und her. Schon vierundzwanzig Stunden vor dem Ausbruche des Gewitters geberdet er ſich in dieſer Weiſe, verdient alſo ſeinen Namen „Wetterfiſch“ mit Fug und Recht.
Die Nahrung beſteht aus kleinem Gewürm aller Art, Waſſerthierchen und Fiſchlaich, ebenſo ver- moderten Pflanzenreſten, alſo gewiſſermaßen wirklich Schlamm, weshalb denn auch der Name „Schlammbeißer“ ſeine Berechtigung hat.
Obgleich dieſer hübſche Fiſch im April und Mai gegen hundertvierzigtauſend Eier am Ufer ablegt, vermehrt er ſich doch nicht ſtark, wahrſcheinlich weil er den meiſten anderen Flußfiſchen zur Nahrung dienen muß. Abſeiten des Menſchen wird er wenig behelligt, weil man ihn ſeines Schleimes halber und das Fleiſch des moderigen Geſchmackes wegen nicht leiden mag. Letzteres kann übrigens verbeſſert werden, wenn man die Gefangenen erſt eine Zeit lang in Fiſchbottichen hält, welche von fließendem Waſſer durchſtrömt werden und ſie vor der Zubereitung mit Salz und Aſche beſtreut, dadurch ſie zwingend, ſich durch lebhafte Bewegungen und gegenſeitiges Aneinanderreiben zu reinigen.
Die Gefangenſchaft im engſten Becken verträgt der Schlammbeißer beſſer als irgend ein anderer Fiſch. Ein Glas, auf deſſen Grunde eine zollhohe Sandſchicht liegt, zwei oder ein Mal wöchentlich Erneuerung des Waſſers und einige Semmelkrümchen genügen ihm vollkommen. Will man ihn verſchicken, ſo ſetzt man ihn in ein mit naſſem Moos angefülltes Gefäß, deſſen Jnneres mit der freien Luft in Berührung ſteht; er kommt dann ſicherer an, als wenn man ihn im Waſſer verſandt haben würde.
Jn früheren Zeiten bedienten ſich die Taſchenſpieler des Schlammbeißers, um ihre Zuſchauer zu täuſchen. „Jſt ein gemeiner Beſchiß bey den Landſtreichern,“ ſagt der alte Geßner, „welche ſolche in gläſene Kuttern beſchlieſſen, alſo ſpeiſen, vnd anſtatt der Nattern erzeigen.“
Die Schmerle oder Bartgrundel, Zirle, Mös, Gufe(Cobitis barbatula) erreicht eine Länge von 4, höchſtens 5 Zoll und iſt auf dem Rücken dunkelgrün, auf der Seite gelblich, auf der Unterſeite hellgrau gefärbt und auf Kopf, Rücken und Seiten mit unregelmäßigen Punkten, Flecken und Streifen von braunſchwarzer Färbung gezeichnet; Rücken-, Schwanz- und Bruſtfloſſen ſind gefleckt, After- und Bauchfloſſe gelblichweiß und ungefleckt. Um den Mund ſtehen ſechs Bärteln. Es ſpannen die Rückenfloſſe 3 und 7, die Bruſtfloſſe 1 und 10, die Bauchfloſſe 2 und 6, die Afterfloſſe 3 und 5, die Schwanzfloſſe 16 Strahlen.
Wie die Verwandten verbreitet ſich auch die Schmerle über einen großen Theil Europas. Jenſeits der Alpen ſoll ſie, laut Heckel und Kner, nicht mehr vorkommen; nach Oſten hin wird ſie bis gegen den Ural hin gefunden; in Schweden iſt ſie, wie Linné angibt, durch Friedrich I. aus Deutſchland eingeführt worden. Beſonders zahlreich bewohnt ſie Sachſen, Brandenburg, Heſſen,
Brehm, Thierleben. V. 41
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[641/0679]
Schlammbeißer. Schmerle.
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Die Länge beträgt etwas über 1 Fuß.
Der Schlammbeißer verbreitet ſich über einen großen Theil des nördlichen und öſtlichen Europa,
findet ſich jedoch nur in Flüſſen und Seen mit ſchlammigem Grunde, eigentlich nirgends in Menge,
verbirgt ſich hier während des Winters im Schlamme und thut Daſſelbe, wenn bei heißem Sommer
das Waſſer ſeines Aufenthaltsortes vertrocknet. Jn dieſer Lage kann er mehrere Monate ohne
Schaden aushalten, ſinkt auch keineswegs in ſchlafähnliche Erſtarrung, ſondern regt und bewegt ſich,
zeigt ſich munter und vergnügt, ſowie er ins Waſſer gebracht wird, beweiſt alſo, daß ihn der
gezwungene Aufenthalt in einem ihm anſcheinend unnatürlichen Zufluchtsorte nicht im Geringſten
anſicht. Während des Sommers kann man auf moorigen Stellen, wo ſolche Fiſche vorkommen, ſié
genau ebenſo wie die Singaleſen ihre Schlangenfiſche, durch Aufgraben des Schlammes gewinnen.
Schweine, welche man in die Sümpfe auf die Weide treibt, halten oft an ihnen ein gutes Frühſtück.
Sehr empfindlich ſcheint der Schlammbeißer gegen Einwirkungen der Elektrizität zu ſein. Wenn
ein Gewitter droht, geberdet er ſich höchſt unruhig, kommt von dem ſchlammigen Grunde in die Höhe
empor und ſchwimmt hier anſcheinend ängſtlich unter beſtändigem Luftſchnappen hin und her. Schon
vierundzwanzig Stunden vor dem Ausbruche des Gewitters geberdet er ſich in dieſer Weiſe, verdient
alſo ſeinen Namen „Wetterfiſch“ mit Fug und Recht.
Die Nahrung beſteht aus kleinem Gewürm aller Art, Waſſerthierchen und Fiſchlaich, ebenſo ver-
moderten Pflanzenreſten, alſo gewiſſermaßen wirklich Schlamm, weshalb denn auch der Name
„Schlammbeißer“ ſeine Berechtigung hat.
Obgleich dieſer hübſche Fiſch im April und Mai gegen hundertvierzigtauſend Eier am Ufer
ablegt, vermehrt er ſich doch nicht ſtark, wahrſcheinlich weil er den meiſten anderen Flußfiſchen zur
Nahrung dienen muß. Abſeiten des Menſchen wird er wenig behelligt, weil man ihn ſeines Schleimes
halber und das Fleiſch des moderigen Geſchmackes wegen nicht leiden mag. Letzteres kann übrigens
verbeſſert werden, wenn man die Gefangenen erſt eine Zeit lang in Fiſchbottichen hält, welche von
fließendem Waſſer durchſtrömt werden und ſie vor der Zubereitung mit Salz und Aſche beſtreut,
dadurch ſie zwingend, ſich durch lebhafte Bewegungen und gegenſeitiges Aneinanderreiben zu reinigen.
Die Gefangenſchaft im engſten Becken verträgt der Schlammbeißer beſſer als irgend ein anderer
Fiſch. Ein Glas, auf deſſen Grunde eine zollhohe Sandſchicht liegt, zwei oder ein Mal wöchentlich
Erneuerung des Waſſers und einige Semmelkrümchen genügen ihm vollkommen. Will man ihn
verſchicken, ſo ſetzt man ihn in ein mit naſſem Moos angefülltes Gefäß, deſſen Jnneres mit der freien
Luft in Berührung ſteht; er kommt dann ſicherer an, als wenn man ihn im Waſſer verſandt
haben würde.
Jn früheren Zeiten bedienten ſich die Taſchenſpieler des Schlammbeißers, um ihre Zuſchauer zu
täuſchen. „Jſt ein gemeiner Beſchiß bey den Landſtreichern,“ ſagt der alte Geßner, „welche ſolche
in gläſene Kuttern beſchlieſſen, alſo ſpeiſen, vnd anſtatt der Nattern erzeigen.“
Die Schmerle oder Bartgrundel, Zirle, Mös, Gufe (Cobitis barbatula) erreicht eine
Länge von 4, höchſtens 5 Zoll und iſt auf dem Rücken dunkelgrün, auf der Seite gelblich, auf der
Unterſeite hellgrau gefärbt und auf Kopf, Rücken und Seiten mit unregelmäßigen Punkten, Flecken
und Streifen von braunſchwarzer Färbung gezeichnet; Rücken-, Schwanz- und Bruſtfloſſen ſind gefleckt,
After- und Bauchfloſſe gelblichweiß und ungefleckt. Um den Mund ſtehen ſechs Bärteln. Es ſpannen
die Rückenfloſſe 3 und 7, die Bruſtfloſſe 1 und 10, die Bauchfloſſe 2 und 6, die Afterfloſſe 3 und 5,
die Schwanzfloſſe 16 Strahlen.
Wie die Verwandten verbreitet ſich auch die Schmerle über einen großen Theil Europas.
Jenſeits der Alpen ſoll ſie, laut Heckel und Kner, nicht mehr vorkommen; nach Oſten hin wird
ſie bis gegen den Ural hin gefunden; in Schweden iſt ſie, wie Linné angibt, durch Friedrich I. aus
Deutſchland eingeführt worden. Beſonders zahlreich bewohnt ſie Sachſen, Brandenburg, Heſſen,
Brehm, Thierleben. V. 41
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/679>, abgerufen am 22.12.2024.
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