Zur Karpfenzucht bedarf man mindestens zweierlei Teiche, flachere und tiefere nämlich, sogenannte Zucht- oder Streckteiche und Winterungs- oder Kaufgutteiche. Erstere müssen eine kesselartige Austiefung haben, in denen die Fische, ohne vom Froste zu leiden, den Winter zubringen können, dürfen im übrigen aber nicht über sechs Fuß tief sein. Noch flachere, mit Gras bestandene Stellen sind unumgänglich nothwendig, weil auf ihnen die Zuchtkarpfen ihre Eier absetzen sollen. Regelmäßiger Zufluß von weichem Wasser ist ebenfalls Bedingung; denn in Teichen mit kaltem Wasser gedeiht der Karpfen nicht, am Wenigsten in solchen, welche starke Quellen besitzen oder den Zufluß von solchen empfangen. Hat man mehrere Teiche, so wählt man die flachsten unter ihnen zu Laichteichen, die tieferen und größeren zu sogenannten Streckteichen; immer aber ist darauf zu sehen, daß in jedem einzelnen Teiche tiefe Stellen sich finden, welche unter allen Umständen frostfrei bleiben, weil man sonst genöthigt ist, gegen den Winter hin die Karpfen umzusetzen. Auf einen Brutteich von zweihundert Geviertruthen Fläche rechnet man gewöhnlich fünf vier- bis zwölfjährige Streich- karpfen, einen Milchner und vier Rogener, soll aber, wie auch leicht erklärlich, bessere Erfolge erzielen, wenn man das Verhältniß der Geschlechter mehr ausgleicht, also annähernd ebenso viele Milchner als Rogener einsetzt. Ungeachtet der außerordentlichen Vermehrungsfähigkeit, gewinnt man doch nur unter günstigen Umständen zwanzig bis fünfundzwanzig Schock Brut von einem Laichkarpfen, wahr- scheinlich deshalb, weil man bisher noch immer zu wenig Rücksicht auf Herrichtung geeigneter Laich- plätze nimmt. Erfahrene Teichwirthe, welche aus Weiden geflochtene Matten oder Hürden acht Zoll tief unter den Wasserspiegel wagerecht legten und auf der Oberseite mit sehr vielen kleinen Büscheln aus Fichtenzweigen versahen, erfuhren, daß die Karpfen diese Vorrichtungen zum Ablegen ihres Laiches benutzten, daß weit mehr von den Eiern befruchtet wurden und der Ertrag sich bedeutend vermehrte. Während der Brutzeit muß das Wasser des Zuchtteiches möglichst auf demselben Stande erhalten werden, damit die Eier nicht zeitweilig bloß liegen und verderben. Nach dem Ausschlüpfen der jungen Brut hat man sein Augenmerk hauptsächlich auf Abhalten der verschiedenen Fischfeinde zu richten. Bei günstiger, namentlich warmer Witterung wächst die Brut im ersten Sommer bis zu drei, vier, fünf Zoll Länge heran; im nächsten Jahre kann sie, falls nicht die Teiche mit zu vielen Fischen besetzt oder letztere genügend gefüttert werden, Fußlänge und darüber erreichen; vom dritten Sommer an nennt man sie Kaufgut, bringt sie in die Haupt- oder Fettteiche und läßt sie hier noch einen oder zwei Monate stehen. Den jüngeren Fischen gibt man gegen den Winter hin ältere bei, damit sie jenen das Winterlager bereiten.
Unter den Feinden der Karpfen sind Fischotter, Fischadler und Reiher aller Art als die schlimmsten zu bezeichnen; aber auch Wasserspitzmäuse und Wasserratten, schwarze Störche, Enten, Taucher etc. werden ihnen gefährlich, von Raubfischen der verschiedensten Art selbstverständlich abgesehen. Jn den meisten Karpfenteichen pflegt man einen oder mehrere Hechte mit einzusetzen, von denen man annimmt, daß sie die trägen Karpfen in Regsamkeit erhalten und dadurch zu ihrem Gedeihen beitragen. Man hat sich aber bei der Wahl dieser Aufwiegler sehr vorzusehen, weil ein Hecht, welcher im Teiche reichliche Nahrung findet, binnen Kurzem so heranwächst, daß er unter den Karpfen entsetzliche Verheerungen anrichten kann. Viele Züchter sehen streng darauf, daß außer den Karpfen keine anderen Fische im Teiche sich befinden, weil sie mit Recht behaupten, daß solche jenen immerhin einen Theil der Nahrung wegnehmen; sie befehden aus demselben Grunde auch die Wasser- frösche und sorgen durch Herauswerfen des Laiches dieser Lurche nach Kräften für deren Ver- minderung. Karpfen, welche in kleineren Parkteichen gehalten und regelmäßig gefüttert werden, gewöhnen sich sehr bald an ihre Futterstellen und an ihren Pfleger, lernen es, einem ihnen gegebenen Rufe oder Zeichen zu folgen, schwimmen z. B. auf das Läuten einer kleinen Glocke oder auf einen gewissen Pfiff herbei und umstehen dann die Futterstelle, der voraussichtlichen Nahrung harrend.
Die Edelfiſche. Karpfen.
Zur Karpfenzucht bedarf man mindeſtens zweierlei Teiche, flachere und tiefere nämlich, ſogenannte Zucht- oder Streckteiche und Winterungs- oder Kaufgutteiche. Erſtere müſſen eine keſſelartige Austiefung haben, in denen die Fiſche, ohne vom Froſte zu leiden, den Winter zubringen können, dürfen im übrigen aber nicht über ſechs Fuß tief ſein. Noch flachere, mit Gras beſtandene Stellen ſind unumgänglich nothwendig, weil auf ihnen die Zuchtkarpfen ihre Eier abſetzen ſollen. Regelmäßiger Zufluß von weichem Waſſer iſt ebenfalls Bedingung; denn in Teichen mit kaltem Waſſer gedeiht der Karpfen nicht, am Wenigſten in ſolchen, welche ſtarke Quellen beſitzen oder den Zufluß von ſolchen empfangen. Hat man mehrere Teiche, ſo wählt man die flachſten unter ihnen zu Laichteichen, die tieferen und größeren zu ſogenannten Streckteichen; immer aber iſt darauf zu ſehen, daß in jedem einzelnen Teiche tiefe Stellen ſich finden, welche unter allen Umſtänden froſtfrei bleiben, weil man ſonſt genöthigt iſt, gegen den Winter hin die Karpfen umzuſetzen. Auf einen Brutteich von zweihundert Geviertruthen Fläche rechnet man gewöhnlich fünf vier- bis zwölfjährige Streich- karpfen, einen Milchner und vier Rogener, ſoll aber, wie auch leicht erklärlich, beſſere Erfolge erzielen, wenn man das Verhältniß der Geſchlechter mehr ausgleicht, alſo annähernd ebenſo viele Milchner als Rogener einſetzt. Ungeachtet der außerordentlichen Vermehrungsfähigkeit, gewinnt man doch nur unter günſtigen Umſtänden zwanzig bis fünfundzwanzig Schock Brut von einem Laichkarpfen, wahr- ſcheinlich deshalb, weil man bisher noch immer zu wenig Rückſicht auf Herrichtung geeigneter Laich- plätze nimmt. Erfahrene Teichwirthe, welche aus Weiden geflochtene Matten oder Hürden acht Zoll tief unter den Waſſerſpiegel wagerecht legten und auf der Oberſeite mit ſehr vielen kleinen Büſcheln aus Fichtenzweigen verſahen, erfuhren, daß die Karpfen dieſe Vorrichtungen zum Ablegen ihres Laiches benutzten, daß weit mehr von den Eiern befruchtet wurden und der Ertrag ſich bedeutend vermehrte. Während der Brutzeit muß das Waſſer des Zuchtteiches möglichſt auf demſelben Stande erhalten werden, damit die Eier nicht zeitweilig bloß liegen und verderben. Nach dem Ausſchlüpfen der jungen Brut hat man ſein Augenmerk hauptſächlich auf Abhalten der verſchiedenen Fiſchfeinde zu richten. Bei günſtiger, namentlich warmer Witterung wächſt die Brut im erſten Sommer bis zu drei, vier, fünf Zoll Länge heran; im nächſten Jahre kann ſie, falls nicht die Teiche mit zu vielen Fiſchen beſetzt oder letztere genügend gefüttert werden, Fußlänge und darüber erreichen; vom dritten Sommer an nennt man ſie Kaufgut, bringt ſie in die Haupt- oder Fettteiche und läßt ſie hier noch einen oder zwei Monate ſtehen. Den jüngeren Fiſchen gibt man gegen den Winter hin ältere bei, damit ſie jenen das Winterlager bereiten.
Unter den Feinden der Karpfen ſind Fiſchotter, Fiſchadler und Reiher aller Art als die ſchlimmſten zu bezeichnen; aber auch Waſſerſpitzmäuſe und Waſſerratten, ſchwarze Störche, Enten, Taucher ꝛc. werden ihnen gefährlich, von Raubfiſchen der verſchiedenſten Art ſelbſtverſtändlich abgeſehen. Jn den meiſten Karpfenteichen pflegt man einen oder mehrere Hechte mit einzuſetzen, von denen man annimmt, daß ſie die trägen Karpfen in Regſamkeit erhalten und dadurch zu ihrem Gedeihen beitragen. Man hat ſich aber bei der Wahl dieſer Aufwiegler ſehr vorzuſehen, weil ein Hecht, welcher im Teiche reichliche Nahrung findet, binnen Kurzem ſo heranwächſt, daß er unter den Karpfen entſetzliche Verheerungen anrichten kann. Viele Züchter ſehen ſtreng darauf, daß außer den Karpfen keine anderen Fiſche im Teiche ſich befinden, weil ſie mit Recht behaupten, daß ſolche jenen immerhin einen Theil der Nahrung wegnehmen; ſie befehden aus demſelben Grunde auch die Waſſer- fröſche und ſorgen durch Herauswerfen des Laiches dieſer Lurche nach Kräften für deren Ver- minderung. Karpfen, welche in kleineren Parkteichen gehalten und regelmäßig gefüttert werden, gewöhnen ſich ſehr bald an ihre Futterſtellen und an ihren Pfleger, lernen es, einem ihnen gegebenen Rufe oder Zeichen zu folgen, ſchwimmen z. B. auf das Läuten einer kleinen Glocke oder auf einen gewiſſen Pfiff herbei und umſtehen dann die Futterſtelle, der vorausſichtlichen Nahrung harrend.
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Die Edelfiſche. Karpfen.
Zur Karpfenzucht bedarf man mindeſtens zweierlei Teiche, flachere und tiefere nämlich,
ſogenannte Zucht- oder Streckteiche und Winterungs- oder Kaufgutteiche. Erſtere müſſen eine
keſſelartige Austiefung haben, in denen die Fiſche, ohne vom Froſte zu leiden, den Winter zubringen
können, dürfen im übrigen aber nicht über ſechs Fuß tief ſein. Noch flachere, mit Gras beſtandene
Stellen ſind unumgänglich nothwendig, weil auf ihnen die Zuchtkarpfen ihre Eier abſetzen ſollen.
Regelmäßiger Zufluß von weichem Waſſer iſt ebenfalls Bedingung; denn in Teichen mit kaltem
Waſſer gedeiht der Karpfen nicht, am Wenigſten in ſolchen, welche ſtarke Quellen beſitzen oder den
Zufluß von ſolchen empfangen. Hat man mehrere Teiche, ſo wählt man die flachſten unter ihnen zu
Laichteichen, die tieferen und größeren zu ſogenannten Streckteichen; immer aber iſt darauf zu ſehen,
daß in jedem einzelnen Teiche tiefe Stellen ſich finden, welche unter allen Umſtänden froſtfrei bleiben,
weil man ſonſt genöthigt iſt, gegen den Winter hin die Karpfen umzuſetzen. Auf einen Brutteich
von zweihundert Geviertruthen Fläche rechnet man gewöhnlich fünf vier- bis zwölfjährige Streich-
karpfen, einen Milchner und vier Rogener, ſoll aber, wie auch leicht erklärlich, beſſere Erfolge erzielen,
wenn man das Verhältniß der Geſchlechter mehr ausgleicht, alſo annähernd ebenſo viele Milchner
als Rogener einſetzt. Ungeachtet der außerordentlichen Vermehrungsfähigkeit, gewinnt man doch nur
unter günſtigen Umſtänden zwanzig bis fünfundzwanzig Schock Brut von einem Laichkarpfen, wahr-
ſcheinlich deshalb, weil man bisher noch immer zu wenig Rückſicht auf Herrichtung geeigneter Laich-
plätze nimmt. Erfahrene Teichwirthe, welche aus Weiden geflochtene Matten oder Hürden acht Zoll
tief unter den Waſſerſpiegel wagerecht legten und auf der Oberſeite mit ſehr vielen kleinen Büſcheln
aus Fichtenzweigen verſahen, erfuhren, daß die Karpfen dieſe Vorrichtungen zum Ablegen ihres Laiches
benutzten, daß weit mehr von den Eiern befruchtet wurden und der Ertrag ſich bedeutend vermehrte.
Während der Brutzeit muß das Waſſer des Zuchtteiches möglichſt auf demſelben Stande erhalten
werden, damit die Eier nicht zeitweilig bloß liegen und verderben. Nach dem Ausſchlüpfen der
jungen Brut hat man ſein Augenmerk hauptſächlich auf Abhalten der verſchiedenen Fiſchfeinde zu
richten. Bei günſtiger, namentlich warmer Witterung wächſt die Brut im erſten Sommer bis zu
drei, vier, fünf Zoll Länge heran; im nächſten Jahre kann ſie, falls nicht die Teiche mit zu vielen
Fiſchen beſetzt oder letztere genügend gefüttert werden, Fußlänge und darüber erreichen; vom dritten
Sommer an nennt man ſie Kaufgut, bringt ſie in die Haupt- oder Fettteiche und läßt ſie hier noch
einen oder zwei Monate ſtehen. Den jüngeren Fiſchen gibt man gegen den Winter hin ältere bei,
damit ſie jenen das Winterlager bereiten.
Unter den Feinden der Karpfen ſind Fiſchotter, Fiſchadler und Reiher aller Art als die
ſchlimmſten zu bezeichnen; aber auch Waſſerſpitzmäuſe und Waſſerratten, ſchwarze Störche, Enten,
Taucher ꝛc. werden ihnen gefährlich, von Raubfiſchen der verſchiedenſten Art ſelbſtverſtändlich
abgeſehen. Jn den meiſten Karpfenteichen pflegt man einen oder mehrere Hechte mit einzuſetzen,
von denen man annimmt, daß ſie die trägen Karpfen in Regſamkeit erhalten und dadurch zu ihrem
Gedeihen beitragen. Man hat ſich aber bei der Wahl dieſer Aufwiegler ſehr vorzuſehen, weil ein
Hecht, welcher im Teiche reichliche Nahrung findet, binnen Kurzem ſo heranwächſt, daß er unter den
Karpfen entſetzliche Verheerungen anrichten kann. Viele Züchter ſehen ſtreng darauf, daß außer den
Karpfen keine anderen Fiſche im Teiche ſich befinden, weil ſie mit Recht behaupten, daß ſolche jenen
immerhin einen Theil der Nahrung wegnehmen; ſie befehden aus demſelben Grunde auch die Waſſer-
fröſche und ſorgen durch Herauswerfen des Laiches dieſer Lurche nach Kräften für deren Ver-
minderung. Karpfen, welche in kleineren Parkteichen gehalten und regelmäßig gefüttert werden,
gewöhnen ſich ſehr bald an ihre Futterſtellen und an ihren Pfleger, lernen es, einem ihnen gegebenen
Rufe oder Zeichen zu folgen, ſchwimmen z. B. auf das Läuten einer kleinen Glocke oder auf einen
gewiſſen Pfiff herbei und umſtehen dann die Futterſtelle, der vorausſichtlichen Nahrung harrend.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/686>, abgerufen am 22.12.2024.
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