Winters im Schlamme ruhend zu; hierauf deutet wenigstens eine Angabe Geßner's, welche durch die neueren Beobachter nicht widerlegt worden ist.
Das Fleisch wird von Einigen außerordentlich gerühmt, von Anderen geringgeschätzt. Jene sagen, daß der Blei nächst dem Karpfen unser bester Flußfisch wäre, Diese meinen, daß sein Fleisch der vielen Gräten halber kaum genossen werden könne. Geßner schließt sich Ersteren an. "Die Braßmen werden bey vns in hohem werth geachtet, dann sie haben nit ein arg Fleisch, dann sie mögen Fürsten vnd Herrn dargestellt werden, bringen grossen nutz zu auffenthaltung der Menschen, zu der Speiß mächtig begert." Jn Großbritannien waren sie zur Zeit EduardsIII. ebenfalls sehr geschätzt, während man gegenwärtig sich nicht viel aus ihnen macht. Wahrscheinlich hängt das Urtheil ab von der Größe der geprüften Fische und der Oertlichkeit, auf welcher sie lebten, weil das Fleisch von größeren Stücken besser ist als das von kleineren, und weil es einen Modergeschmack annimmt, wenn sich der Fisch vor dem Fange längere Zeit in sumpfigem oder starkschlammigen Gewässer aufhielt. Jedenfalls wird der Blei allerorten eifrig verfolgt. Jn Großbritannien ist er der Lieblingsfisch der Angler, weil er leicht und massenhaft anbeißt. Jm Norden und Osten unseres Vaterlandes betreibt man den Fang gewöhnlich mit großen Netzen und regelmäßig mit gutem Gewinn. Jn dem Müggelsee bei Berlin sing man mit einem einzigen Zuge für 300, im Trebinersee an der Oder für 500 Thaler, bei Schwerin 5000, am See Brobick bei Norköping in Schweden 50,000 Stück, am Bodensee unterhalb Constanz 200 bis 300 Centner an einem einzigen Tage. Unter solchen Umständen werden viele dieser Fische eingesalzen und geräuchert. Außerdem pflegt man sie zu versenden, weil sie ebenso leicht wie der Karpfen oder die Karausche längere Reisen aushalten, namentlich wenn man sie in Schnee verpackt und ihnen ein mit Branntwein befeuchtetes Stück Brot in den Mund gibt.
Jn der Teichwirthschaft lassen sich der Blei und alle anderen Brachsen als Nährfische für Forellen verwenden.
Zärthe Ruß, Blau- oder Meernase(Abramis vimbla) nennen die Fischer eine Art der Sippe, welche weit über Europa verbreitet ist, hauptsächlich dem Norden angehört und nicht blos in süßem, sondern auch in brackigem und salzigem Wasser gefunden wird, so beispielsweise im frischen Haff oder in der Ostsee selbst. Von hieraus steigt sie im Frühling in die Flüsse auf, um zu laichen, verweilt in denselben während des Sommers und kehrt dann nach tieferen Gewässern zurück, um hier den Winter zu verbringen. Jn den Seen hält sich die Zärthe gewöhnlich in einer Tiefe von zehn bis zwanzig Klaftern auf, regelmäßig da, wo der Grund schlammig ist; denn auch sie wühlt nach Art ihrer Verwandten nahrungsuchend im Boden und trübt dadurch das Wasser so, daß sie sich selbst verräth. Während der Laichzeit vereinigt sie sich zu sehr großen Schaaren und gibt dann Gelegenheit zu sehr ergiebigem Fange. So werden, laut Pallas, in allen russischen Strömen, welche ins schwarze Meer münden, alljährlich unschätzbare Mengen gefangen, eingesalzen, getrocknet und fuderweise in entfernte Theile des Reiches geführt. Zuweilen ist der Fang so ergiebig, daß die Kaufleute, welche sich mit dem Einsalzen und Versenden beschäftigen, den Fischern eine Bedingung stellen müssen, dahin lautend, daß sie nur verpflichtet sind, bis siebzigtausend Stück von einem Fange anzunehmen. Nach Bloch legt jeder Rogener gegen dreimalhunderttausend Eier und zwar auf seichten, steinigten oder kiesigen Stellen der Flüsse. Dies geschieht regelmäßig im Juni, und die fortpflanzungslustigen Fische gebahren sich dabei ganz wie die Blei, indem sie sich heftig bewegen und lärmend in dem Wasser umher toben.
An der verdickten und verlängerten, weit übergreifenden Nase, dem unterständigen Maule und der weit hinten angesetzten Afterflosse läßt sich die Zärthe leicht erkennen. Die Färbung des Scheitels und des Rückens ist ein unreines Braun oder Blau: die Seiten sind heller, die Unterseiten silberglänzend, die Rücken- und Schwanzflosse bläulich, die Bauch- und Afterflosse gelblichweiß, die Brustflossen an der Wurzel rothgelb. Ganz anders erscheint derselbe Fisch im Hochzeitskleide,
Die Edelfiſche. Karpfen. Brachſen. Güſter.
Winters im Schlamme ruhend zu; hierauf deutet wenigſtens eine Angabe Geßner’s, welche durch die neueren Beobachter nicht widerlegt worden iſt.
Das Fleiſch wird von Einigen außerordentlich gerühmt, von Anderen geringgeſchätzt. Jene ſagen, daß der Blei nächſt dem Karpfen unſer beſter Flußfiſch wäre, Dieſe meinen, daß ſein Fleiſch der vielen Gräten halber kaum genoſſen werden könne. Geßner ſchließt ſich Erſteren an. „Die Braßmen werden bey vns in hohem werth geachtet, dann ſie haben nit ein arg Fleiſch, dann ſie mögen Fürſten vnd Herrn dargeſtellt werden, bringen groſſen nutz zu auffenthaltung der Menſchen, zu der Speiß mächtig begert.“ Jn Großbritannien waren ſie zur Zeit EduardsIII. ebenfalls ſehr geſchätzt, während man gegenwärtig ſich nicht viel aus ihnen macht. Wahrſcheinlich hängt das Urtheil ab von der Größe der geprüften Fiſche und der Oertlichkeit, auf welcher ſie lebten, weil das Fleiſch von größeren Stücken beſſer iſt als das von kleineren, und weil es einen Modergeſchmack annimmt, wenn ſich der Fiſch vor dem Fange längere Zeit in ſumpfigem oder ſtarkſchlammigen Gewäſſer aufhielt. Jedenfalls wird der Blei allerorten eifrig verfolgt. Jn Großbritannien iſt er der Lieblingsfiſch der Angler, weil er leicht und maſſenhaft anbeißt. Jm Norden und Oſten unſeres Vaterlandes betreibt man den Fang gewöhnlich mit großen Netzen und regelmäßig mit gutem Gewinn. Jn dem Müggelſee bei Berlin ſing man mit einem einzigen Zuge für 300, im Trebinerſee an der Oder für 500 Thaler, bei Schwerin 5000, am See Brobick bei Norköping in Schweden 50,000 Stück, am Bodenſee unterhalb Conſtanz 200 bis 300 Centner an einem einzigen Tage. Unter ſolchen Umſtänden werden viele dieſer Fiſche eingeſalzen und geräuchert. Außerdem pflegt man ſie zu verſenden, weil ſie ebenſo leicht wie der Karpfen oder die Karauſche längere Reiſen aushalten, namentlich wenn man ſie in Schnee verpackt und ihnen ein mit Branntwein befeuchtetes Stück Brot in den Mund gibt.
Jn der Teichwirthſchaft laſſen ſich der Blei und alle anderen Brachſen als Nährfiſche für Forellen verwenden.
Zärthe Ruß, Blau- oder Meernaſe(Abramis vimbla) nennen die Fiſcher eine Art der Sippe, welche weit über Europa verbreitet iſt, hauptſächlich dem Norden angehört und nicht blos in ſüßem, ſondern auch in brackigem und ſalzigem Waſſer gefunden wird, ſo beiſpielsweiſe im friſchen Haff oder in der Oſtſee ſelbſt. Von hieraus ſteigt ſie im Frühling in die Flüſſe auf, um zu laichen, verweilt in denſelben während des Sommers und kehrt dann nach tieferen Gewäſſern zurück, um hier den Winter zu verbringen. Jn den Seen hält ſich die Zärthe gewöhnlich in einer Tiefe von zehn bis zwanzig Klaftern auf, regelmäßig da, wo der Grund ſchlammig iſt; denn auch ſie wühlt nach Art ihrer Verwandten nahrungſuchend im Boden und trübt dadurch das Waſſer ſo, daß ſie ſich ſelbſt verräth. Während der Laichzeit vereinigt ſie ſich zu ſehr großen Schaaren und gibt dann Gelegenheit zu ſehr ergiebigem Fange. So werden, laut Pallas, in allen ruſſiſchen Strömen, welche ins ſchwarze Meer münden, alljährlich unſchätzbare Mengen gefangen, eingeſalzen, getrocknet und fuderweiſe in entfernte Theile des Reiches geführt. Zuweilen iſt der Fang ſo ergiebig, daß die Kaufleute, welche ſich mit dem Einſalzen und Verſenden beſchäftigen, den Fiſchern eine Bedingung ſtellen müſſen, dahin lautend, daß ſie nur verpflichtet ſind, bis ſiebzigtauſend Stück von einem Fange anzunehmen. Nach Bloch legt jeder Rogener gegen dreimalhunderttauſend Eier und zwar auf ſeichten, ſteinigten oder kieſigen Stellen der Flüſſe. Dies geſchieht regelmäßig im Juni, und die fortpflanzungsluſtigen Fiſche gebahren ſich dabei ganz wie die Blei, indem ſie ſich heftig bewegen und lärmend in dem Waſſer umher toben.
An der verdickten und verlängerten, weit übergreifenden Naſe, dem unterſtändigen Maule und der weit hinten angeſetzten Afterfloſſe läßt ſich die Zärthe leicht erkennen. Die Färbung des Scheitels und des Rückens iſt ein unreines Braun oder Blau: die Seiten ſind heller, die Unterſeiten ſilberglänzend, die Rücken- und Schwanzfloſſe bläulich, die Bauch- und Afterfloſſe gelblichweiß, die Bruſtfloſſen an der Wurzel rothgelb. Ganz anders erſcheint derſelbe Fiſch im Hochzeitskleide,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0700"n="662"/><fwplace="top"type="header">Die Edelfiſche. Karpfen. Brachſen. Güſter.</fw><lb/>
Winters im Schlamme ruhend zu; hierauf deutet wenigſtens eine Angabe <hirendition="#g">Geßner’s,</hi> welche durch<lb/>
die neueren Beobachter nicht widerlegt worden iſt.</p><lb/><p>Das Fleiſch wird von Einigen außerordentlich gerühmt, von Anderen geringgeſchätzt. Jene<lb/>ſagen, daß der Blei nächſt dem Karpfen unſer beſter Flußfiſch wäre, Dieſe meinen, daß ſein Fleiſch<lb/>
der vielen Gräten halber kaum genoſſen werden könne. <hirendition="#g">Geßner</hi>ſchließt ſich Erſteren an. „Die<lb/>
Braßmen werden bey vns in hohem werth geachtet, dann ſie haben nit ein arg Fleiſch, dann ſie<lb/>
mögen Fürſten vnd Herrn dargeſtellt werden, bringen groſſen nutz zu auffenthaltung der Menſchen,<lb/>
zu der Speiß mächtig begert.“ Jn Großbritannien waren ſie zur Zeit <hirendition="#g">Eduards</hi><hirendition="#aq">III.</hi> ebenfalls<lb/>ſehr geſchätzt, während man gegenwärtig ſich nicht viel aus ihnen macht. Wahrſcheinlich hängt das<lb/>
Urtheil ab von der Größe der geprüften Fiſche und der Oertlichkeit, auf welcher ſie lebten, weil das<lb/>
Fleiſch von größeren Stücken beſſer iſt als das von kleineren, und weil es einen Modergeſchmack<lb/>
annimmt, wenn ſich der Fiſch vor dem Fange längere Zeit in ſumpfigem oder ſtarkſchlammigen<lb/>
Gewäſſer aufhielt. Jedenfalls wird der Blei allerorten eifrig verfolgt. Jn Großbritannien iſt er<lb/>
der Lieblingsfiſch der Angler, weil er leicht und maſſenhaft anbeißt. Jm Norden und Oſten unſeres<lb/>
Vaterlandes betreibt man den Fang gewöhnlich mit großen Netzen und regelmäßig mit gutem Gewinn.<lb/>
Jn dem Müggelſee bei Berlin ſing man mit einem einzigen Zuge für 300, im Trebinerſee an der<lb/>
Oder für 500 Thaler, bei Schwerin 5000, am See Brobick bei Norköping in Schweden 50,000<lb/>
Stück, am Bodenſee unterhalb Conſtanz 200 bis 300 Centner an einem einzigen Tage. Unter<lb/>ſolchen Umſtänden werden viele dieſer Fiſche eingeſalzen und geräuchert. Außerdem pflegt man ſie<lb/>
zu verſenden, weil ſie ebenſo leicht wie der Karpfen oder die Karauſche längere Reiſen aushalten,<lb/>
namentlich wenn man ſie in Schnee verpackt und ihnen ein mit Branntwein befeuchtetes Stück Brot<lb/>
in den Mund gibt.</p><lb/><p>Jn der Teichwirthſchaft laſſen ſich der Blei und alle anderen Brachſen als Nährfiſche für<lb/>
Forellen verwenden.</p><lb/><p><hirendition="#g">Zärthe Ruß, Blau-</hi> oder <hirendition="#g">Meernaſe</hi><hirendition="#aq">(Abramis vimbla)</hi> nennen die Fiſcher eine Art der<lb/>
Sippe, welche weit über Europa verbreitet iſt, hauptſächlich dem Norden angehört und nicht blos in<lb/>ſüßem, ſondern auch in brackigem und ſalzigem Waſſer gefunden wird, ſo beiſpielsweiſe im friſchen<lb/>
Haff oder in der Oſtſee ſelbſt. Von hieraus ſteigt ſie im Frühling in die Flüſſe auf, um zu laichen,<lb/>
verweilt in denſelben während des Sommers und kehrt dann nach tieferen Gewäſſern zurück, um<lb/>
hier den Winter zu verbringen. Jn den Seen hält ſich die Zärthe gewöhnlich in einer Tiefe von<lb/>
zehn bis zwanzig Klaftern auf, regelmäßig da, wo der Grund ſchlammig iſt; denn auch ſie wühlt<lb/>
nach Art ihrer Verwandten nahrungſuchend im Boden und trübt dadurch das Waſſer ſo, daß ſie<lb/>ſich ſelbſt verräth. Während der Laichzeit vereinigt ſie ſich zu ſehr großen Schaaren und gibt dann<lb/>
Gelegenheit zu ſehr ergiebigem Fange. So werden, laut <hirendition="#g">Pallas,</hi> in allen ruſſiſchen Strömen,<lb/>
welche ins ſchwarze Meer münden, alljährlich unſchätzbare Mengen gefangen, eingeſalzen, getrocknet<lb/>
und fuderweiſe in entfernte Theile des Reiches geführt. Zuweilen iſt der Fang ſo ergiebig, daß<lb/>
die Kaufleute, welche ſich mit dem Einſalzen und Verſenden beſchäftigen, den Fiſchern eine Bedingung<lb/>ſtellen müſſen, dahin lautend, daß ſie nur verpflichtet ſind, bis ſiebzigtauſend Stück von einem Fange<lb/>
anzunehmen. Nach <hirendition="#g">Bloch</hi> legt jeder Rogener gegen dreimalhunderttauſend Eier und zwar auf<lb/>ſeichten, ſteinigten oder kieſigen Stellen der Flüſſe. Dies geſchieht regelmäßig im Juni, und die<lb/>
fortpflanzungsluſtigen Fiſche gebahren ſich dabei ganz wie die Blei, indem ſie ſich heftig bewegen<lb/>
und lärmend in dem Waſſer umher toben.</p><lb/><p>An der verdickten und verlängerten, weit übergreifenden Naſe, dem unterſtändigen Maule<lb/>
und der weit hinten angeſetzten Afterfloſſe läßt ſich die Zärthe leicht erkennen. Die Färbung des<lb/>
Scheitels und des Rückens iſt ein unreines Braun oder Blau: die Seiten ſind heller, die Unterſeiten<lb/>ſilberglänzend, die Rücken- und Schwanzfloſſe bläulich, die Bauch- und Afterfloſſe gelblichweiß,<lb/>
die Bruſtfloſſen an der Wurzel rothgelb. Ganz anders erſcheint derſelbe Fiſch im Hochzeitskleide,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[662/0700]
Die Edelfiſche. Karpfen. Brachſen. Güſter.
Winters im Schlamme ruhend zu; hierauf deutet wenigſtens eine Angabe Geßner’s, welche durch
die neueren Beobachter nicht widerlegt worden iſt.
Das Fleiſch wird von Einigen außerordentlich gerühmt, von Anderen geringgeſchätzt. Jene
ſagen, daß der Blei nächſt dem Karpfen unſer beſter Flußfiſch wäre, Dieſe meinen, daß ſein Fleiſch
der vielen Gräten halber kaum genoſſen werden könne. Geßner ſchließt ſich Erſteren an. „Die
Braßmen werden bey vns in hohem werth geachtet, dann ſie haben nit ein arg Fleiſch, dann ſie
mögen Fürſten vnd Herrn dargeſtellt werden, bringen groſſen nutz zu auffenthaltung der Menſchen,
zu der Speiß mächtig begert.“ Jn Großbritannien waren ſie zur Zeit Eduards III. ebenfalls
ſehr geſchätzt, während man gegenwärtig ſich nicht viel aus ihnen macht. Wahrſcheinlich hängt das
Urtheil ab von der Größe der geprüften Fiſche und der Oertlichkeit, auf welcher ſie lebten, weil das
Fleiſch von größeren Stücken beſſer iſt als das von kleineren, und weil es einen Modergeſchmack
annimmt, wenn ſich der Fiſch vor dem Fange längere Zeit in ſumpfigem oder ſtarkſchlammigen
Gewäſſer aufhielt. Jedenfalls wird der Blei allerorten eifrig verfolgt. Jn Großbritannien iſt er
der Lieblingsfiſch der Angler, weil er leicht und maſſenhaft anbeißt. Jm Norden und Oſten unſeres
Vaterlandes betreibt man den Fang gewöhnlich mit großen Netzen und regelmäßig mit gutem Gewinn.
Jn dem Müggelſee bei Berlin ſing man mit einem einzigen Zuge für 300, im Trebinerſee an der
Oder für 500 Thaler, bei Schwerin 5000, am See Brobick bei Norköping in Schweden 50,000
Stück, am Bodenſee unterhalb Conſtanz 200 bis 300 Centner an einem einzigen Tage. Unter
ſolchen Umſtänden werden viele dieſer Fiſche eingeſalzen und geräuchert. Außerdem pflegt man ſie
zu verſenden, weil ſie ebenſo leicht wie der Karpfen oder die Karauſche längere Reiſen aushalten,
namentlich wenn man ſie in Schnee verpackt und ihnen ein mit Branntwein befeuchtetes Stück Brot
in den Mund gibt.
Jn der Teichwirthſchaft laſſen ſich der Blei und alle anderen Brachſen als Nährfiſche für
Forellen verwenden.
Zärthe Ruß, Blau- oder Meernaſe (Abramis vimbla) nennen die Fiſcher eine Art der
Sippe, welche weit über Europa verbreitet iſt, hauptſächlich dem Norden angehört und nicht blos in
ſüßem, ſondern auch in brackigem und ſalzigem Waſſer gefunden wird, ſo beiſpielsweiſe im friſchen
Haff oder in der Oſtſee ſelbſt. Von hieraus ſteigt ſie im Frühling in die Flüſſe auf, um zu laichen,
verweilt in denſelben während des Sommers und kehrt dann nach tieferen Gewäſſern zurück, um
hier den Winter zu verbringen. Jn den Seen hält ſich die Zärthe gewöhnlich in einer Tiefe von
zehn bis zwanzig Klaftern auf, regelmäßig da, wo der Grund ſchlammig iſt; denn auch ſie wühlt
nach Art ihrer Verwandten nahrungſuchend im Boden und trübt dadurch das Waſſer ſo, daß ſie
ſich ſelbſt verräth. Während der Laichzeit vereinigt ſie ſich zu ſehr großen Schaaren und gibt dann
Gelegenheit zu ſehr ergiebigem Fange. So werden, laut Pallas, in allen ruſſiſchen Strömen,
welche ins ſchwarze Meer münden, alljährlich unſchätzbare Mengen gefangen, eingeſalzen, getrocknet
und fuderweiſe in entfernte Theile des Reiches geführt. Zuweilen iſt der Fang ſo ergiebig, daß
die Kaufleute, welche ſich mit dem Einſalzen und Verſenden beſchäftigen, den Fiſchern eine Bedingung
ſtellen müſſen, dahin lautend, daß ſie nur verpflichtet ſind, bis ſiebzigtauſend Stück von einem Fange
anzunehmen. Nach Bloch legt jeder Rogener gegen dreimalhunderttauſend Eier und zwar auf
ſeichten, ſteinigten oder kieſigen Stellen der Flüſſe. Dies geſchieht regelmäßig im Juni, und die
fortpflanzungsluſtigen Fiſche gebahren ſich dabei ganz wie die Blei, indem ſie ſich heftig bewegen
und lärmend in dem Waſſer umher toben.
An der verdickten und verlängerten, weit übergreifenden Naſe, dem unterſtändigen Maule
und der weit hinten angeſetzten Afterfloſſe läßt ſich die Zärthe leicht erkennen. Die Färbung des
Scheitels und des Rückens iſt ein unreines Braun oder Blau: die Seiten ſind heller, die Unterſeiten
ſilberglänzend, die Rücken- und Schwanzfloſſe bläulich, die Bauch- und Afterfloſſe gelblichweiß,
die Bruſtfloſſen an der Wurzel rothgelb. Ganz anders erſcheint derſelbe Fiſch im Hochzeitskleide,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/700>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.