Die Edelfische. Karpfen. Nerflinge. Rothkarpfen. Plötze. Rohrkarpfen.
indem er aus den Seen in die Flüsse aufsteigt oder wenigstens von der Tiefe aus seichtere Stellen aufsucht. Die männlichen Schiede zeigen dann ebenfalls einen Hautausschlag, welcher aus kleinen, halbkugelförmigen Körnern besteht und hauptsächlich den Rücken, die Unterkieferäste, die Wangen, die Kiemendeckel, den Hinterrand der Rückenschuppen und die freie Fläche der Schwanzschuppen bedeckt. Das Laichen geschieht in Herden und währt, wie die Fischer sagen, drei Tage lang. Er wächst schnell heran, hat aber ein zartes Leben und läßt sich deshalb nicht versetzen.
Der Fang wird mit Netz und Angel betrieben und liefert namentlich zur Laichzeit reiche Ausbeute, weil dann der Schied sich minder furchtsam zeigt als sonst. Auch behauptet man, daß während der Fortpflanzungszeit das weiße und schmackhafte Fleisch besonders grob sei, namentlich nicht so leicht beim Kochen zerfalle, wie Dies außerdem geschieht. Dieses Zerbröckeln soll man übrigens vermeiden können, wenn man die Fische mit kaltem Wasser aufsetzt.
Der mäßig gereckte und nur wenig zusammengedrückte Leib, der breitstirnige Kopf, das endständige, schief gespaltene Maul, die hinter dem Ende der Rückenflosse beginnende Afterflosse und die beiderseits in drei Neihen zu drei und fünf geordneten Schlundzähne, deren Kronen seitlich zusammengedrückt und an der Spitze hakenförmig umgebogen sind, sind die Merkmale der Nerflinge(Idus), deren bekanntester Vertreter der Aland, Gängling oder Gäntling, Gösen, Jesen etc. (Idus melanotus) ist. Auch dieser Fisch gehört unter die größeren Karpfenarten und kann 18 bis 20 Zoll Länge und mehr als 6 Pfund an Gewicht erreichen, obschon er gewöhnlich kleiner bleibt. Seine Färbung ändert nach Aufenthalt, Jahreszeit, Alter etc. wesentlich ab. Jm Früh- linge und während der Zeit der Fortpflanzung ist der Aland auf dem Rücken grauschwarz, goldig glänzend, an den Seiten heller, auf dem Bauche silberglänzend, auf dem Kopfe und den Deckelstücken goldfarben; die Rücken- und Schwanzflosse spielen von Graublau ins Violette, die übrigen Flossen sind roth. Jm Herbste wird die Färbung dunkler, die des Rückens geht von Blaugrün ins Schwärzliche über, und der goldige Glanz wandelt sich in Gelblichweiß um.
Nun unterscheidet man aber schon seit Geßner's Zeiten unter dem Namen Orfe eine ständige Spielart des Aland, welche an Pracht der Färbung mit dem Goldfisch wetteifern kann. Rücken und Seiten sind hochorangegelb oder mennigroth, die unteren Theile silberglänzend; eine breite, undeutlich begrenzte oder verschwimmende violette Längsbinde verläuft längs den Seiten und trennt das höhere Roth des Rückens von dem blässeren der Oberbauchgegend; die Flossen sind roth an der Wurzel und weiß an den Spitzen.
Den Aland, welchen man zum Unterschiede von der Orfe als Schwarznerfling bezeichnen kann, findet sich in allen mittleren und größeren Seen Europas, die Orse als Zuchtfisch in einzelnen Teichen, so in dem Parksee des Lustschlosses Larenburg bei Wien und in der Gegend von Dünkels- bühl, außerdem noch hier und da am Rhein und am Main, ist in Norddeutschland jedoch bis jetzt nicht gezüchtet worden. Jener soll, nach Eckström, auch im Meere, beispielsweise zwischen den Schären Norwegens, leben und hier ebenso gemein sein als in den klaren Flüssen und Seen Skandinaviens. Reines, kaltes und tiefes Wasser scheint zu seinen Lebensbedingungen zu gehören. Selten kommt er an das seichte Ufer, Abends nur an die ruhige Wasserfläche. Während des Winters hält er sich auf tiefen Stellen der Gewässer auf. Seine Nahrung besteht aus Gewürm und Kerbthieren, vielleicht auch aus kleinen Fischen; ein Raubfisch wie der Schied aber ist er nicht. Gegen Anfang des Mai kommt bei den Männchen der Hautausschlag zum Vorschein. Bald darauf steigt der Aland aus den Seen in den einmündenden oder durchgehenden Flüssen auf und sucht sich hier sandige oder an Wasserpflanzen reiche Stellen zum Laichen aus. Während dieser Zeit betreibt man seinen Fang mit Netz und Angel. Zum Köder für letztere wählt man Heuschrecken, Mistkäfer
Die Edelfiſche. Karpfen. Nerflinge. Rothkarpfen. Plötze. Rohrkarpfen.
indem er aus den Seen in die Flüſſe aufſteigt oder wenigſtens von der Tiefe aus ſeichtere Stellen aufſucht. Die männlichen Schiede zeigen dann ebenfalls einen Hautausſchlag, welcher aus kleinen, halbkugelförmigen Körnern beſteht und hauptſächlich den Rücken, die Unterkieferäſte, die Wangen, die Kiemendeckel, den Hinterrand der Rückenſchuppen und die freie Fläche der Schwanzſchuppen bedeckt. Das Laichen geſchieht in Herden und währt, wie die Fiſcher ſagen, drei Tage lang. Er wächſt ſchnell heran, hat aber ein zartes Leben und läßt ſich deshalb nicht verſetzen.
Der Fang wird mit Netz und Angel betrieben und liefert namentlich zur Laichzeit reiche Ausbeute, weil dann der Schied ſich minder furchtſam zeigt als ſonſt. Auch behauptet man, daß während der Fortpflanzungszeit das weiße und ſchmackhafte Fleiſch beſonders grob ſei, namentlich nicht ſo leicht beim Kochen zerfalle, wie Dies außerdem geſchieht. Dieſes Zerbröckeln ſoll man übrigens vermeiden können, wenn man die Fiſche mit kaltem Waſſer aufſetzt.
Der mäßig gereckte und nur wenig zuſammengedrückte Leib, der breitſtirnige Kopf, das endſtändige, ſchief geſpaltene Maul, die hinter dem Ende der Rückenfloſſe beginnende Afterfloſſe und die beiderſeits in drei Neihen zu drei und fünf geordneten Schlundzähne, deren Kronen ſeitlich zuſammengedrückt und an der Spitze hakenförmig umgebogen ſind, ſind die Merkmale der Nerflinge(Idus), deren bekannteſter Vertreter der Aland, Gängling oder Gäntling, Göſen, Jeſen ꝛc. (Idus melanotus) iſt. Auch dieſer Fiſch gehört unter die größeren Karpfenarten und kann 18 bis 20 Zoll Länge und mehr als 6 Pfund an Gewicht erreichen, obſchon er gewöhnlich kleiner bleibt. Seine Färbung ändert nach Aufenthalt, Jahreszeit, Alter ꝛc. weſentlich ab. Jm Früh- linge und während der Zeit der Fortpflanzung iſt der Aland auf dem Rücken grauſchwarz, goldig glänzend, an den Seiten heller, auf dem Bauche ſilberglänzend, auf dem Kopfe und den Deckelſtücken goldfarben; die Rücken- und Schwanzfloſſe ſpielen von Graublau ins Violette, die übrigen Floſſen ſind roth. Jm Herbſte wird die Färbung dunkler, die des Rückens geht von Blaugrün ins Schwärzliche über, und der goldige Glanz wandelt ſich in Gelblichweiß um.
Nun unterſcheidet man aber ſchon ſeit Geßner’s Zeiten unter dem Namen Orfe eine ſtändige Spielart des Aland, welche an Pracht der Färbung mit dem Goldfiſch wetteifern kann. Rücken und Seiten ſind hochorangegelb oder mennigroth, die unteren Theile ſilberglänzend; eine breite, undeutlich begrenzte oder verſchwimmende violette Längsbinde verläuft längs den Seiten und trennt das höhere Roth des Rückens von dem bläſſeren der Oberbauchgegend; die Floſſen ſind roth an der Wurzel und weiß an den Spitzen.
Den Aland, welchen man zum Unterſchiede von der Orfe als Schwarznerfling bezeichnen kann, findet ſich in allen mittleren und größeren Seen Europas, die Orſe als Zuchtfiſch in einzelnen Teichen, ſo in dem Parkſee des Luſtſchloſſes Larenburg bei Wien und in der Gegend von Dünkels- bühl, außerdem noch hier und da am Rhein und am Main, iſt in Norddeutſchland jedoch bis jetzt nicht gezüchtet worden. Jener ſoll, nach Eckſtröm, auch im Meere, beiſpielsweiſe zwiſchen den Schären Norwegens, leben und hier ebenſo gemein ſein als in den klaren Flüſſen und Seen Skandinaviens. Reines, kaltes und tiefes Waſſer ſcheint zu ſeinen Lebensbedingungen zu gehören. Selten kommt er an das ſeichte Ufer, Abends nur an die ruhige Waſſerfläche. Während des Winters hält er ſich auf tiefen Stellen der Gewäſſer auf. Seine Nahrung beſteht aus Gewürm und Kerbthieren, vielleicht auch aus kleinen Fiſchen; ein Raubfiſch wie der Schied aber iſt er nicht. Gegen Anfang des Mai kommt bei den Männchen der Hautausſchlag zum Vorſchein. Bald darauf ſteigt der Aland aus den Seen in den einmündenden oder durchgehenden Flüſſen auf und ſucht ſich hier ſandige oder an Waſſerpflanzen reiche Stellen zum Laichen aus. Während dieſer Zeit betreibt man ſeinen Fang mit Netz und Angel. Zum Köder für letztere wählt man Heuſchrecken, Miſtkäfer
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Die Edelfiſche. Karpfen. Nerflinge. Rothkarpfen. Plötze. Rohrkarpfen.
indem er aus den Seen in die Flüſſe aufſteigt oder wenigſtens von der Tiefe aus ſeichtere Stellen
aufſucht. Die männlichen Schiede zeigen dann ebenfalls einen Hautausſchlag, welcher aus kleinen,
halbkugelförmigen Körnern beſteht und hauptſächlich den Rücken, die Unterkieferäſte, die Wangen,
die Kiemendeckel, den Hinterrand der Rückenſchuppen und die freie Fläche der Schwanzſchuppen
bedeckt. Das Laichen geſchieht in Herden und währt, wie die Fiſcher ſagen, drei Tage lang. Er
wächſt ſchnell heran, hat aber ein zartes Leben und läßt ſich deshalb nicht verſetzen.
Der Fang wird mit Netz und Angel betrieben und liefert namentlich zur Laichzeit reiche
Ausbeute, weil dann der Schied ſich minder furchtſam zeigt als ſonſt. Auch behauptet man, daß
während der Fortpflanzungszeit das weiße und ſchmackhafte Fleiſch beſonders grob ſei, namentlich
nicht ſo leicht beim Kochen zerfalle, wie Dies außerdem geſchieht. Dieſes Zerbröckeln ſoll man
übrigens vermeiden können, wenn man die Fiſche mit kaltem Waſſer aufſetzt.
Der mäßig gereckte und nur wenig zuſammengedrückte Leib, der breitſtirnige Kopf, das
endſtändige, ſchief geſpaltene Maul, die hinter dem Ende der Rückenfloſſe beginnende Afterfloſſe und
die beiderſeits in drei Neihen zu drei und fünf geordneten Schlundzähne, deren Kronen ſeitlich
zuſammengedrückt und an der Spitze hakenförmig umgebogen ſind, ſind die Merkmale der
Nerflinge (Idus), deren bekannteſter Vertreter der Aland, Gängling oder Gäntling,
Göſen, Jeſen ꝛc. (Idus melanotus) iſt. Auch dieſer Fiſch gehört unter die größeren Karpfenarten
und kann 18 bis 20 Zoll Länge und mehr als 6 Pfund an Gewicht erreichen, obſchon er gewöhnlich
kleiner bleibt. Seine Färbung ändert nach Aufenthalt, Jahreszeit, Alter ꝛc. weſentlich ab. Jm Früh-
linge und während der Zeit der Fortpflanzung iſt der Aland auf dem Rücken grauſchwarz, goldig
glänzend, an den Seiten heller, auf dem Bauche ſilberglänzend, auf dem Kopfe und den Deckelſtücken
goldfarben; die Rücken- und Schwanzfloſſe ſpielen von Graublau ins Violette, die übrigen Floſſen
ſind roth. Jm Herbſte wird die Färbung dunkler, die des Rückens geht von Blaugrün ins Schwärzliche
über, und der goldige Glanz wandelt ſich in Gelblichweiß um.
Nun unterſcheidet man aber ſchon ſeit Geßner’s Zeiten unter dem Namen Orfe eine
ſtändige Spielart des Aland, welche an Pracht der Färbung mit dem Goldfiſch wetteifern kann.
Rücken und Seiten ſind hochorangegelb oder mennigroth, die unteren Theile ſilberglänzend; eine
breite, undeutlich begrenzte oder verſchwimmende violette Längsbinde verläuft längs den Seiten
und trennt das höhere Roth des Rückens von dem bläſſeren der Oberbauchgegend; die Floſſen ſind
roth an der Wurzel und weiß an den Spitzen.
Den Aland, welchen man zum Unterſchiede von der Orfe als Schwarznerfling bezeichnen
kann, findet ſich in allen mittleren und größeren Seen Europas, die Orſe als Zuchtfiſch in einzelnen
Teichen, ſo in dem Parkſee des Luſtſchloſſes Larenburg bei Wien und in der Gegend von Dünkels-
bühl, außerdem noch hier und da am Rhein und am Main, iſt in Norddeutſchland jedoch bis jetzt
nicht gezüchtet worden. Jener ſoll, nach Eckſtröm, auch im Meere, beiſpielsweiſe zwiſchen den
Schären Norwegens, leben und hier ebenſo gemein ſein als in den klaren Flüſſen und Seen
Skandinaviens. Reines, kaltes und tiefes Waſſer ſcheint zu ſeinen Lebensbedingungen zu gehören.
Selten kommt er an das ſeichte Ufer, Abends nur an die ruhige Waſſerfläche. Während des
Winters hält er ſich auf tiefen Stellen der Gewäſſer auf. Seine Nahrung beſteht aus Gewürm
und Kerbthieren, vielleicht auch aus kleinen Fiſchen; ein Raubfiſch wie der Schied aber iſt er nicht.
Gegen Anfang des Mai kommt bei den Männchen der Hautausſchlag zum Vorſchein. Bald darauf
ſteigt der Aland aus den Seen in den einmündenden oder durchgehenden Flüſſen auf und ſucht ſich
hier ſandige oder an Waſſerpflanzen reiche Stellen zum Laichen aus. Während dieſer Zeit betreibt
man ſeinen Fang mit Netz und Angel. Zum Köder für letztere wählt man Heuſchrecken, Miſtkäfer
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/706>, abgerufen am 22.12.2024.
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