Die Grundfärbung des Vierauges ist ein schmuziges Grünlichgelb, auf welchem jederseits fünf schwarzbraune, schmale Streifen verlaufen. Jn der Rückenflosse zählt man 9, in der Brustflosse 22, in der Bauchflosse 6, in der Afterflosse 9, in der Schwanzflosse 28 Strahlen. Die Länge schwankt, nach Schomburgk, zwischen 6 bis 8 Zoll.
Man hat das Vierauge schon kurze Zeit nach der Entdeckung Amerikas kennen gelernt, über seine Lebensweise jedoch noch wenig berichtet. Es bewohnt hauptsächlich Guiana und Nordbrasilien, laut Schomburgk, die Schlammbänke der Küste und die Mündungen der sich in das Weltmeer ergießenden Flüsse, einzelne Stellen in zahllosen Schaaren, am Liebsten solche möglichst nahe am Strande, "sodaß gewöhnlich eine große Anzahl, von der eintretenden Ebbe überrascht, auf dem flachen
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Das Bierauge(Anableps tetrophthalmus). Nat. Größe 6 bis 8 Zoll.
Strande zurückbleibt und dem immermehr zurückweichenden Wassersaume durch gewaltige Sprünge nachzueilen suchen muß, in welchem Bestreben ein ansehnlicher Theil von den gesiederten Räuber- schaaren erreicht wird." Jn den Dörfern und Städten längs der Küste werden Vieraugen sehr häufig zu Markte gebracht, obgleich ihr Fleisch nicht als schmackhaft gilt. Von früheren Forschern wissen wir, daß das Weibchen lebendige Junge zur Welt bringt und zwar solche von zwei Zoll Länge, welche bis auf die Fortpflanzungswerkzeuge vollkommen ausgebildet sind. Der Sack, in welchem sie bis zur Geburt sich ausbilden, ist groß, dünnhäutig und scheint in zwei Hälften getheilt zu sein. Jn beiden liegen die jungen Fischchen, jedes in einer besonderen Haut eingeschlossen, in ansehnlicher Menge; denn die Vermehrung ist eine ziemlich starke. Hierauf beschränkt sich Das, was ich über die Lebensweise habe in Erfahrung bringen können.
"Außer dem Luftgange", sagt Johannes Müller, "nimmt in systematischer Beziehung vor allen Dingen das Vorhandensein der Gehörknöchelchen an der Schwimmblase einiger Familien, durch welche die Verbindung der Schwimmblase mit dem Gehörwerkzeuge hergestellt wird, unsere
Naſe. Vierauge.
Die Grundfärbung des Vierauges iſt ein ſchmuziges Grünlichgelb, auf welchem jederſeits fünf ſchwarzbraune, ſchmale Streifen verlaufen. Jn der Rückenfloſſe zählt man 9, in der Bruſtfloſſe 22, in der Bauchfloſſe 6, in der Afterfloſſe 9, in der Schwanzfloſſe 28 Strahlen. Die Länge ſchwankt, nach Schomburgk, zwiſchen 6 bis 8 Zoll.
Man hat das Vierauge ſchon kurze Zeit nach der Entdeckung Amerikas kennen gelernt, über ſeine Lebensweiſe jedoch noch wenig berichtet. Es bewohnt hauptſächlich Guiana und Nordbraſilien, laut Schomburgk, die Schlammbänke der Küſte und die Mündungen der ſich in das Weltmeer ergießenden Flüſſe, einzelne Stellen in zahlloſen Schaaren, am Liebſten ſolche möglichſt nahe am Strande, „ſodaß gewöhnlich eine große Anzahl, von der eintretenden Ebbe überraſcht, auf dem flachen
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Das Bierauge(Anableps tetrophthalmus). Nat. Größe 6 bis 8 Zoll.
Strande zurückbleibt und dem immermehr zurückweichenden Waſſerſaume durch gewaltige Sprünge nachzueilen ſuchen muß, in welchem Beſtreben ein anſehnlicher Theil von den geſiederten Räuber- ſchaaren erreicht wird.“ Jn den Dörfern und Städten längs der Küſte werden Vieraugen ſehr häufig zu Markte gebracht, obgleich ihr Fleiſch nicht als ſchmackhaft gilt. Von früheren Forſchern wiſſen wir, daß das Weibchen lebendige Junge zur Welt bringt und zwar ſolche von zwei Zoll Länge, welche bis auf die Fortpflanzungswerkzeuge vollkommen ausgebildet ſind. Der Sack, in welchem ſie bis zur Geburt ſich ausbilden, iſt groß, dünnhäutig und ſcheint in zwei Hälften getheilt zu ſein. Jn beiden liegen die jungen Fiſchchen, jedes in einer beſonderen Haut eingeſchloſſen, in anſehnlicher Menge; denn die Vermehrung iſt eine ziemlich ſtarke. Hierauf beſchränkt ſich Das, was ich über die Lebensweiſe habe in Erfahrung bringen können.
„Außer dem Luftgange“, ſagt Johannes Müller, „nimmt in ſyſtematiſcher Beziehung vor allen Dingen das Vorhandenſein der Gehörknöchelchen an der Schwimmblaſe einiger Familien, durch welche die Verbindung der Schwimmblaſe mit dem Gehörwerkzeuge hergeſtellt wird, unſere
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Naſe. Vierauge.
Die Grundfärbung des Vierauges iſt ein ſchmuziges Grünlichgelb, auf welchem jederſeits fünf
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in der Bauchfloſſe 6, in der Afterfloſſe 9, in der Schwanzfloſſe 28 Strahlen. Die Länge ſchwankt,
nach Schomburgk, zwiſchen 6 bis 8 Zoll.
Man hat das Vierauge ſchon kurze Zeit nach der Entdeckung Amerikas kennen gelernt, über
ſeine Lebensweiſe jedoch noch wenig berichtet. Es bewohnt hauptſächlich Guiana und Nordbraſilien,
laut Schomburgk, die Schlammbänke der Küſte und die Mündungen der ſich in das Weltmeer
ergießenden Flüſſe, einzelne Stellen in zahlloſen Schaaren, am Liebſten ſolche möglichſt nahe am
Strande, „ſodaß gewöhnlich eine große Anzahl, von der eintretenden Ebbe überraſcht, auf dem flachen
[Abbildung Das Bierauge (Anableps tetrophthalmus). Nat. Größe 6 bis 8 Zoll.]
Strande zurückbleibt und dem immermehr zurückweichenden Waſſerſaume durch gewaltige Sprünge
nachzueilen ſuchen muß, in welchem Beſtreben ein anſehnlicher Theil von den geſiederten Räuber-
ſchaaren erreicht wird.“ Jn den Dörfern und Städten längs der Küſte werden Vieraugen ſehr häufig
zu Markte gebracht, obgleich ihr Fleiſch nicht als ſchmackhaft gilt. Von früheren Forſchern wiſſen
wir, daß das Weibchen lebendige Junge zur Welt bringt und zwar ſolche von zwei Zoll Länge,
welche bis auf die Fortpflanzungswerkzeuge vollkommen ausgebildet ſind. Der Sack, in welchem ſie
bis zur Geburt ſich ausbilden, iſt groß, dünnhäutig und ſcheint in zwei Hälften getheilt zu ſein. Jn
beiden liegen die jungen Fiſchchen, jedes in einer beſonderen Haut eingeſchloſſen, in anſehnlicher
Menge; denn die Vermehrung iſt eine ziemlich ſtarke. Hierauf beſchränkt ſich Das, was ich über
die Lebensweiſe habe in Erfahrung bringen können.
„Außer dem Luftgange“, ſagt Johannes Müller, „nimmt in ſyſtematiſcher Beziehung
vor allen Dingen das Vorhandenſein der Gehörknöchelchen an der Schwimmblaſe einiger Familien,
durch welche die Verbindung der Schwimmblaſe mit dem Gehörwerkzeuge hergeſtellt wird, unſere
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/715>, abgerufen am 22.12.2024.
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