Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Edelfische. Lachse. Renken. Aeschen.
Größe erreichten. Nach und nach ergab die Fischerei sehr günstige Erfolge. Anfänglich waren die
Preise niedrig; als aber ein Beamter eine Anzahl der schönsten Kleinmaränen nach Berlin an die
Hofküche sandte und hierdurch die Aufmerksamkeit aller Feinschmecker auf diesen Schatz der sonst ver-
achteten und vergessenen Gegenden lenkte, gingen die Preise reißend schnell in die Höhe, von einem
Thaler fünfzehn Groschen für das Schock auf vier bis fünf Thaler nämlich. Jn den letzten Jahren
soll die Ausbeute des genannten Sees auffallend abgenommen haben, ohne daß man durch Wegfangen
während der Laichzeit den Verlust selbst verschuldet hätte. Während man im Anfang der fünfziger
Jahre oft dreißig Schock auf einen Zug gefangen, erbeutet man gegenwärtig im Laufe eines Winters
selten mehr als ebensoviel.

Die Art und Weise der Ueberführung von dem einen See nach dem anderen übergeht Ruß.
Jch wandte mich daher an den Besitzer des Dolgensees und erhielt von ihm folgende Mittheilung:
"Die in dem zwölfhundert Morgen großen und fünfzehn bis zweiundzwanzig Klafter tiefen
Dolgensee vorhandenen, jetzt sehr zahlreichen Maränen, welche sich durch Größe und Fettgehalt vor
allen übrigen auszeichnen, sind allerdings vor ungefähr vierzig Jahren von meinem verstorbenen
Vater aus dem eine Viertelstunde von hier gelegenen Wilmsee in den Dolgensee versetzt worden und
zwar in Zubern, welche mit Seewasser gefüllt waren. Die Fische befanden sich in einem Alter von
zwei bis drei Jahren. Hier gilt es als eine bekannte Thatsache, daß sich Maränen in diesem Alter bei
Anwendung einiger Vorsicht sehr leicht in benachbarte Seen übertragen lassen, und es ist Dies auch
zu verschiedenen Malen mit günstigem Erfolge ausgeführt worden. Auffallend muß es erscheinen,
daß die verpflanzten Maränen in keinem anderen See so an Größe, Fettgehalt und Wohlgeschmack
gedeihen als in dem meinigen, welche Thatsache vielleicht darin ihren Grund findet, daß mein See
überall klar ist und tiefes Wasser, viele Pflanzen und im Untergrunde Kalk enthält. Auch alle übrigen
Fischarten sind anerkannt in meinem See von vorzüglichster Beschaffenheit. Während der Laichzeit der
Maränen, von Mitte November an bis Mitte Dezember, lasse ich den See nie befischen.

Als Beweis der Güte meiner Fische mag Jhnen die Angabe gelten, daß der Preis der Maränen
im Wilmsee und anderen benachbarten Süßgewässern sechs bis zehn Silbergroschen für das Schock
beträgt, während für die im Dolgensee gefischten zwei bis vier Thaler gezahlt werden."

Jn unseren Tagen wäre die Verpflanzung der köstlichen Fische in andere ihnen entsprechende
Gewässer mit weit geringeren Schwierigkeiten verbunden; denn die künstliche Fischzucht läßt sich
unzweifelhaft auch für diese Art der Familie in Anwendung bringen.

Zu den im Meere lebenden und von hier aus während der Laichzeit regelmäßig in den Flüssen
aufsteigenden Renken gehört der Schnäpel oder die Rheinanke (Coregonus oxyrhynchus), eine
an der weit über dem Unterkiefer vorragenden, nach vorn in eine weiche, kegelförmig verlängerte
Schnauze übergehenden Kinnlade leicht kenntliche Art der Sippe, welche in Größe und Färbung
dem Blaufelchen gleicht, an Länge ihn vielleicht noch etwas übertrifft. Die Rückenflosse enthält 4
bis 10, die Brustflosse 1 und 15 bis 16, die Bauchflosse 2 und 10 bis 11, die Afterflosse 4 und
10 bis 13, die Schwanzflosse 19 Strahlen.

Nord- und Ostsee müssen als die Heimat des Schnäpels betrachtet werden. Von ihnen aus tritt
er gegen die Laichzeit hin, welche in den Anfang des Novembers fällt, in mehr oder minder
zahlreicher Menge in die mit dem Meere zusammenhängenden Haffe, Ströme und Flüsse ein, zu
Berge ziehend, in der Absicht, seinen Laich abzusetzen. Diese Wanderungen sollen mit einer gewissen
Regelmäßigkeit geschehen und die Wandernden sich, wie die Kraniche, in ein Dreieck ordnen. Die
Reise selbst soll jedoch äußerst langsam vor sich gehen und die Züge binnen vierundzwanzig Stunden
kaum mehr als eine halbe Meile zurücklegen. Bei ungünstiger Witterung versenken sich die Schnäpel
in die Tiefe und rasten; später sammeln sie sich wieder, um ihre Reise fortzusetzen. Diese unter-
scheidet sich von der der Lachse dadurch, daß die Schnäpel selten weit in den Flüssen aufsteigen, in
der Elbe beispielsweise höchstens die Magdeburger und Torgauer Gegend, in der Weser den

Die Edelfiſche. Lachſe. Renken. Aeſchen.
Größe erreichten. Nach und nach ergab die Fiſcherei ſehr günſtige Erfolge. Anfänglich waren die
Preiſe niedrig; als aber ein Beamter eine Anzahl der ſchönſten Kleinmaränen nach Berlin an die
Hofküche ſandte und hierdurch die Aufmerkſamkeit aller Feinſchmecker auf dieſen Schatz der ſonſt ver-
achteten und vergeſſenen Gegenden lenkte, gingen die Preiſe reißend ſchnell in die Höhe, von einem
Thaler fünfzehn Groſchen für das Schock auf vier bis fünf Thaler nämlich. Jn den letzten Jahren
ſoll die Ausbeute des genannten Sees auffallend abgenommen haben, ohne daß man durch Wegfangen
während der Laichzeit den Verluſt ſelbſt verſchuldet hätte. Während man im Anfang der fünfziger
Jahre oft dreißig Schock auf einen Zug gefangen, erbeutet man gegenwärtig im Laufe eines Winters
ſelten mehr als ebenſoviel.

Die Art und Weiſe der Ueberführung von dem einen See nach dem anderen übergeht Ruß.
Jch wandte mich daher an den Beſitzer des Dolgenſees und erhielt von ihm folgende Mittheilung:
„Die in dem zwölfhundert Morgen großen und fünfzehn bis zweiundzwanzig Klafter tiefen
Dolgenſee vorhandenen, jetzt ſehr zahlreichen Maränen, welche ſich durch Größe und Fettgehalt vor
allen übrigen auszeichnen, ſind allerdings vor ungefähr vierzig Jahren von meinem verſtorbenen
Vater aus dem eine Viertelſtunde von hier gelegenen Wilmſee in den Dolgenſee verſetzt worden und
zwar in Zubern, welche mit Seewaſſer gefüllt waren. Die Fiſche befanden ſich in einem Alter von
zwei bis drei Jahren. Hier gilt es als eine bekannte Thatſache, daß ſich Maränen in dieſem Alter bei
Anwendung einiger Vorſicht ſehr leicht in benachbarte Seen übertragen laſſen, und es iſt Dies auch
zu verſchiedenen Malen mit günſtigem Erfolge ausgeführt worden. Auffallend muß es erſcheinen,
daß die verpflanzten Maränen in keinem anderen See ſo an Größe, Fettgehalt und Wohlgeſchmack
gedeihen als in dem meinigen, welche Thatſache vielleicht darin ihren Grund findet, daß mein See
überall klar iſt und tiefes Waſſer, viele Pflanzen und im Untergrunde Kalk enthält. Auch alle übrigen
Fiſcharten ſind anerkannt in meinem See von vorzüglichſter Beſchaffenheit. Während der Laichzeit der
Maränen, von Mitte November an bis Mitte Dezember, laſſe ich den See nie befiſchen.

Als Beweis der Güte meiner Fiſche mag Jhnen die Angabe gelten, daß der Preis der Maränen
im Wilmſee und anderen benachbarten Süßgewäſſern ſechs bis zehn Silbergroſchen für das Schock
beträgt, während für die im Dolgenſee gefiſchten zwei bis vier Thaler gezahlt werden.“

Jn unſeren Tagen wäre die Verpflanzung der köſtlichen Fiſche in andere ihnen entſprechende
Gewäſſer mit weit geringeren Schwierigkeiten verbunden; denn die künſtliche Fiſchzucht läßt ſich
unzweifelhaft auch für dieſe Art der Familie in Anwendung bringen.

Zu den im Meere lebenden und von hier aus während der Laichzeit regelmäßig in den Flüſſen
aufſteigenden Renken gehört der Schnäpel oder die Rheinanke (Coregonus oxyrhynchus), eine
an der weit über dem Unterkiefer vorragenden, nach vorn in eine weiche, kegelförmig verlängerte
Schnauze übergehenden Kinnlade leicht kenntliche Art der Sippe, welche in Größe und Färbung
dem Blaufelchen gleicht, an Länge ihn vielleicht noch etwas übertrifft. Die Rückenfloſſe enthält 4
bis 10, die Bruſtfloſſe 1 und 15 bis 16, die Bauchfloſſe 2 und 10 bis 11, die Afterfloſſe 4 und
10 bis 13, die Schwanzfloſſe 19 Strahlen.

Nord- und Oſtſee müſſen als die Heimat des Schnäpels betrachtet werden. Von ihnen aus tritt
er gegen die Laichzeit hin, welche in den Anfang des Novembers fällt, in mehr oder minder
zahlreicher Menge in die mit dem Meere zuſammenhängenden Haffe, Ströme und Flüſſe ein, zu
Berge ziehend, in der Abſicht, ſeinen Laich abzuſetzen. Dieſe Wanderungen ſollen mit einer gewiſſen
Regelmäßigkeit geſchehen und die Wandernden ſich, wie die Kraniche, in ein Dreieck ordnen. Die
Reiſe ſelbſt ſoll jedoch äußerſt langſam vor ſich gehen und die Züge binnen vierundzwanzig Stunden
kaum mehr als eine halbe Meile zurücklegen. Bei ungünſtiger Witterung verſenken ſich die Schnäpel
in die Tiefe und raſten; ſpäter ſammeln ſie ſich wieder, um ihre Reiſe fortzuſetzen. Dieſe unter-
ſcheidet ſich von der der Lachſe dadurch, daß die Schnäpel ſelten weit in den Flüſſen aufſteigen, in
der Elbe beiſpielsweiſe höchſtens die Magdeburger und Torgauer Gegend, in der Weſer den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0728" n="690"/><fw place="top" type="header">Die Edelfi&#x017F;che. Lach&#x017F;e. Renken. Ae&#x017F;chen.</fw><lb/>
Größe erreichten. Nach und nach ergab die Fi&#x017F;cherei &#x017F;ehr gün&#x017F;tige Erfolge. Anfänglich waren die<lb/>
Prei&#x017F;e niedrig; als aber ein Beamter eine Anzahl der &#x017F;chön&#x017F;ten Kleinmaränen nach Berlin an die<lb/>
Hofküche &#x017F;andte und hierdurch die Aufmerk&#x017F;amkeit aller Fein&#x017F;chmecker auf die&#x017F;en Schatz der &#x017F;on&#x017F;t ver-<lb/>
achteten und verge&#x017F;&#x017F;enen Gegenden lenkte, gingen die Prei&#x017F;e reißend &#x017F;chnell in die Höhe, von einem<lb/>
Thaler fünfzehn Gro&#x017F;chen für das Schock auf vier bis fünf Thaler nämlich. Jn den letzten Jahren<lb/>
&#x017F;oll die Ausbeute des genannten Sees auffallend abgenommen haben, ohne daß man durch Wegfangen<lb/>
während der Laichzeit den Verlu&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;chuldet hätte. Während man im Anfang der fünfziger<lb/>
Jahre oft dreißig Schock auf einen Zug gefangen, erbeutet man gegenwärtig im Laufe eines Winters<lb/>
&#x017F;elten mehr als eben&#x017F;oviel.</p><lb/>
            <p>Die Art und Wei&#x017F;e der Ueberführung von dem einen See nach dem anderen übergeht <hi rendition="#g">Ruß</hi>.<lb/>
Jch wandte mich daher an den Be&#x017F;itzer des Dolgen&#x017F;ees und erhielt von ihm folgende Mittheilung:<lb/>
&#x201E;Die in dem zwölfhundert Morgen großen und fünfzehn bis zweiundzwanzig Klafter tiefen<lb/>
Dolgen&#x017F;ee vorhandenen, jetzt &#x017F;ehr zahlreichen Maränen, welche &#x017F;ich durch Größe und Fettgehalt vor<lb/>
allen übrigen auszeichnen, &#x017F;ind allerdings vor ungefähr vierzig Jahren von meinem ver&#x017F;torbenen<lb/>
Vater aus dem eine Viertel&#x017F;tunde von hier gelegenen Wilm&#x017F;ee in den Dolgen&#x017F;ee ver&#x017F;etzt worden und<lb/>
zwar in Zubern, welche mit Seewa&#x017F;&#x017F;er gefüllt waren. Die Fi&#x017F;che befanden &#x017F;ich in einem Alter von<lb/>
zwei bis drei Jahren. Hier gilt es als eine bekannte That&#x017F;ache, daß &#x017F;ich Maränen in die&#x017F;em Alter bei<lb/>
Anwendung einiger Vor&#x017F;icht &#x017F;ehr leicht in benachbarte Seen übertragen la&#x017F;&#x017F;en, und es i&#x017F;t Dies auch<lb/>
zu ver&#x017F;chiedenen Malen mit gün&#x017F;tigem Erfolge ausgeführt worden. Auffallend muß es er&#x017F;cheinen,<lb/>
daß die verpflanzten Maränen in keinem anderen See &#x017F;o an Größe, Fettgehalt und Wohlge&#x017F;chmack<lb/>
gedeihen als in dem meinigen, welche That&#x017F;ache vielleicht darin ihren Grund findet, daß mein See<lb/>
überall klar i&#x017F;t und tiefes Wa&#x017F;&#x017F;er, viele Pflanzen und im Untergrunde Kalk enthält. Auch alle übrigen<lb/>
Fi&#x017F;charten &#x017F;ind anerkannt in meinem See von vorzüglich&#x017F;ter Be&#x017F;chaffenheit. Während der Laichzeit der<lb/>
Maränen, von Mitte November an bis Mitte Dezember, la&#x017F;&#x017F;e ich den See nie befi&#x017F;chen.</p><lb/>
            <p>Als Beweis der Güte meiner Fi&#x017F;che mag Jhnen die Angabe gelten, daß der Preis der Maränen<lb/>
im Wilm&#x017F;ee und anderen benachbarten Süßgewä&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;echs bis zehn Silbergro&#x017F;chen für das Schock<lb/>
beträgt, während für die im Dolgen&#x017F;ee gefi&#x017F;chten zwei bis vier Thaler gezahlt werden.&#x201C;</p><lb/>
            <p>Jn un&#x017F;eren Tagen wäre die Verpflanzung der kö&#x017F;tlichen Fi&#x017F;che in andere ihnen ent&#x017F;prechende<lb/>
Gewä&#x017F;&#x017F;er mit weit geringeren Schwierigkeiten verbunden; denn die kün&#x017F;tliche Fi&#x017F;chzucht läßt &#x017F;ich<lb/>
unzweifelhaft auch für die&#x017F;e Art der Familie in Anwendung bringen.</p><lb/>
            <p>Zu den im Meere lebenden und von hier aus während der Laichzeit regelmäßig in den Flü&#x017F;&#x017F;en<lb/>
auf&#x017F;teigenden Renken gehört der <hi rendition="#g">Schnäpel</hi> oder die <hi rendition="#g">Rheinanke</hi> (<hi rendition="#aq">Coregonus oxyrhynchus</hi>), eine<lb/>
an der weit über dem Unterkiefer vorragenden, nach vorn in eine weiche, kegelförmig verlängerte<lb/>
Schnauze übergehenden Kinnlade leicht kenntliche Art der Sippe, welche in Größe und Färbung<lb/>
dem Blaufelchen gleicht, an Länge ihn vielleicht noch etwas übertrifft. Die Rückenflo&#x017F;&#x017F;e enthält 4<lb/>
bis 10, die Bru&#x017F;tflo&#x017F;&#x017F;e 1 und 15 bis 16, die Bauchflo&#x017F;&#x017F;e 2 und 10 bis 11, die Afterflo&#x017F;&#x017F;e 4 und<lb/>
10 bis 13, die Schwanzflo&#x017F;&#x017F;e 19 Strahlen.</p><lb/>
            <p>Nord- und O&#x017F;t&#x017F;ee mü&#x017F;&#x017F;en als die Heimat des Schnäpels betrachtet werden. Von ihnen aus tritt<lb/>
er gegen die Laichzeit hin, welche in den Anfang des Novembers fällt, in mehr oder minder<lb/>
zahlreicher Menge in die mit dem Meere zu&#x017F;ammenhängenden Haffe, Ströme und Flü&#x017F;&#x017F;e ein, zu<lb/>
Berge ziehend, in der Ab&#x017F;icht, &#x017F;einen Laich abzu&#x017F;etzen. Die&#x017F;e Wanderungen &#x017F;ollen mit einer gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Regelmäßigkeit ge&#x017F;chehen und die Wandernden &#x017F;ich, wie die Kraniche, in ein Dreieck ordnen. Die<lb/>
Rei&#x017F;e &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;oll jedoch äußer&#x017F;t lang&#x017F;am vor &#x017F;ich gehen und die Züge binnen vierundzwanzig Stunden<lb/>
kaum mehr als eine halbe Meile zurücklegen. Bei ungün&#x017F;tiger Witterung ver&#x017F;enken &#x017F;ich die Schnäpel<lb/>
in die Tiefe und ra&#x017F;ten; &#x017F;päter &#x017F;ammeln &#x017F;ie &#x017F;ich wieder, um ihre Rei&#x017F;e fortzu&#x017F;etzen. Die&#x017F;e unter-<lb/>
&#x017F;cheidet &#x017F;ich von der der Lach&#x017F;e dadurch, daß die Schnäpel &#x017F;elten weit in den Flü&#x017F;&#x017F;en auf&#x017F;teigen, in<lb/>
der Elbe bei&#x017F;pielswei&#x017F;e höch&#x017F;tens die Magdeburger und Torgauer Gegend, in der We&#x017F;er den<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[690/0728] Die Edelfiſche. Lachſe. Renken. Aeſchen. Größe erreichten. Nach und nach ergab die Fiſcherei ſehr günſtige Erfolge. Anfänglich waren die Preiſe niedrig; als aber ein Beamter eine Anzahl der ſchönſten Kleinmaränen nach Berlin an die Hofküche ſandte und hierdurch die Aufmerkſamkeit aller Feinſchmecker auf dieſen Schatz der ſonſt ver- achteten und vergeſſenen Gegenden lenkte, gingen die Preiſe reißend ſchnell in die Höhe, von einem Thaler fünfzehn Groſchen für das Schock auf vier bis fünf Thaler nämlich. Jn den letzten Jahren ſoll die Ausbeute des genannten Sees auffallend abgenommen haben, ohne daß man durch Wegfangen während der Laichzeit den Verluſt ſelbſt verſchuldet hätte. Während man im Anfang der fünfziger Jahre oft dreißig Schock auf einen Zug gefangen, erbeutet man gegenwärtig im Laufe eines Winters ſelten mehr als ebenſoviel. Die Art und Weiſe der Ueberführung von dem einen See nach dem anderen übergeht Ruß. Jch wandte mich daher an den Beſitzer des Dolgenſees und erhielt von ihm folgende Mittheilung: „Die in dem zwölfhundert Morgen großen und fünfzehn bis zweiundzwanzig Klafter tiefen Dolgenſee vorhandenen, jetzt ſehr zahlreichen Maränen, welche ſich durch Größe und Fettgehalt vor allen übrigen auszeichnen, ſind allerdings vor ungefähr vierzig Jahren von meinem verſtorbenen Vater aus dem eine Viertelſtunde von hier gelegenen Wilmſee in den Dolgenſee verſetzt worden und zwar in Zubern, welche mit Seewaſſer gefüllt waren. Die Fiſche befanden ſich in einem Alter von zwei bis drei Jahren. Hier gilt es als eine bekannte Thatſache, daß ſich Maränen in dieſem Alter bei Anwendung einiger Vorſicht ſehr leicht in benachbarte Seen übertragen laſſen, und es iſt Dies auch zu verſchiedenen Malen mit günſtigem Erfolge ausgeführt worden. Auffallend muß es erſcheinen, daß die verpflanzten Maränen in keinem anderen See ſo an Größe, Fettgehalt und Wohlgeſchmack gedeihen als in dem meinigen, welche Thatſache vielleicht darin ihren Grund findet, daß mein See überall klar iſt und tiefes Waſſer, viele Pflanzen und im Untergrunde Kalk enthält. Auch alle übrigen Fiſcharten ſind anerkannt in meinem See von vorzüglichſter Beſchaffenheit. Während der Laichzeit der Maränen, von Mitte November an bis Mitte Dezember, laſſe ich den See nie befiſchen. Als Beweis der Güte meiner Fiſche mag Jhnen die Angabe gelten, daß der Preis der Maränen im Wilmſee und anderen benachbarten Süßgewäſſern ſechs bis zehn Silbergroſchen für das Schock beträgt, während für die im Dolgenſee gefiſchten zwei bis vier Thaler gezahlt werden.“ Jn unſeren Tagen wäre die Verpflanzung der köſtlichen Fiſche in andere ihnen entſprechende Gewäſſer mit weit geringeren Schwierigkeiten verbunden; denn die künſtliche Fiſchzucht läßt ſich unzweifelhaft auch für dieſe Art der Familie in Anwendung bringen. Zu den im Meere lebenden und von hier aus während der Laichzeit regelmäßig in den Flüſſen aufſteigenden Renken gehört der Schnäpel oder die Rheinanke (Coregonus oxyrhynchus), eine an der weit über dem Unterkiefer vorragenden, nach vorn in eine weiche, kegelförmig verlängerte Schnauze übergehenden Kinnlade leicht kenntliche Art der Sippe, welche in Größe und Färbung dem Blaufelchen gleicht, an Länge ihn vielleicht noch etwas übertrifft. Die Rückenfloſſe enthält 4 bis 10, die Bruſtfloſſe 1 und 15 bis 16, die Bauchfloſſe 2 und 10 bis 11, die Afterfloſſe 4 und 10 bis 13, die Schwanzfloſſe 19 Strahlen. Nord- und Oſtſee müſſen als die Heimat des Schnäpels betrachtet werden. Von ihnen aus tritt er gegen die Laichzeit hin, welche in den Anfang des Novembers fällt, in mehr oder minder zahlreicher Menge in die mit dem Meere zuſammenhängenden Haffe, Ströme und Flüſſe ein, zu Berge ziehend, in der Abſicht, ſeinen Laich abzuſetzen. Dieſe Wanderungen ſollen mit einer gewiſſen Regelmäßigkeit geſchehen und die Wandernden ſich, wie die Kraniche, in ein Dreieck ordnen. Die Reiſe ſelbſt ſoll jedoch äußerſt langſam vor ſich gehen und die Züge binnen vierundzwanzig Stunden kaum mehr als eine halbe Meile zurücklegen. Bei ungünſtiger Witterung verſenken ſich die Schnäpel in die Tiefe und raſten; ſpäter ſammeln ſie ſich wieder, um ihre Reiſe fortzuſetzen. Dieſe unter- ſcheidet ſich von der der Lachſe dadurch, daß die Schnäpel ſelten weit in den Flüſſen aufſteigen, in der Elbe beiſpielsweiſe höchſtens die Magdeburger und Torgauer Gegend, in der Weſer den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/728
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 5. Hildburghausen, 1869, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben05_1869/728>, abgerufen am 03.06.2024.