Die sämmtlichen Rüsselkäfer leben von Pflanzen, und weil oft bestimmte Arten von jenen auf bestimmte Arten von diesen angewiesen sind, so hängt die Verbreitung jener auf das Genaueste mit der Pflanzenwelt zusammen. Es gibt keinen Theil eines Gewächses von der äußersten Wurzelspitze bis zum Samen in der reifen Frucht, als dem entgegengesetzten Pole, welcher vor den Angriffen ihrer Larven gesichert wäre. Diese gleichen am meisten denen der Ptiniden unter den Holzbohrern, haben einen runden, hornigen Kopf, welcher sich nach unten richtet, einen schwach eingekrümmten, faltigen, fußlosen, mehr oder weniger behaarten Körper, der sich nach hinten etwas verengt; an jenem sind vorhanden: ein viereckiges, deutliches Schild, kurze, aber kräftige Kinnbacken, ein Paar Kinnladen, welche fast mit der Zunge verbunden sind und außer der Angel aus einem gewimperten, innern Lappen und einem Tasterstamme mit kurzem zwei- oder dreigliederigen Taster bestehen. Die Fühler sind nur warzenförmig, die Augen gar nicht oder in geringer Zahl vorhanden.
Die Familie der Rüsselkäfer ist nach Lacordaire's Ansicht die größte, welche es gibt, nicht nur in der Abtheilung der Jnsekten, sondern im ganzen Thierreiche; Jekel schätzt die in den Samm- lungen aufgespeicherten Arten auf 20 bis 25 Tausend, unter welchen die Mitglieder der früher dazu gerechneten Bruchiden, Anthribiden und Brenthiden inbegriffen sind; Schönherr beschrieb in seinem Werke, welches dieselben Grenzen annimmt, 7141 Arten. Was die Vertheilung auf der Erdoberfläche anlangt, so läßt sich zur Zeit nur feststellen, daß sich ihr Uebergewicht gegen die übrigen Käferfamilien mehrt, je näher man dem Aequator kommt, und daß Amerika in dieser Hinsicht der alten Welt voransteht. Südamerika vorzüglich ist auch für diese Thiere eine unerschöpfliche Fundgrube. Jndem 3/4 aller Käfer Neuseelands in Tetrameren besteht, so kommt neben den Böcken auch ein gut Theil auf diese Familie. Wie lückenhaft unsere weiteren Aus- führungen auch hier ausfallen müssen, geht aus den eben gegebenen Andeutungen zur Genüge hervor.
Wenn wir in einer nach Lacordaire wohl geordneten Sammlung an einer Reihe unschein- barer Käfer mit kurzem Rüssel aus den verschiedensten Weltgegenden vorübergegangen sind, wie an den kurzen und dicken, in Europa gemeinen Cneorhinen, den auch in Asien einzeln ver- tretenen Strophosomen, den schon stattlicheren, lang gestreckten, durch sehr dünne und lange Fühler ausgezeichneten Naupactus, welche in zahlreichen Arten die Bäume und Büsche Südamerikas, aber nur dieses Erdtheiles bewohnen, an den kleinen walzigen, überall in Europa auf Wegen umher- laufenden Sitones oder Sitona, von denen einige Arten sich an den jung aufgekeimten Erbsen besonders dadurch verewigen, daß sie die Blätter fast regelmäßig buchtig ausrauden, ohne ihnen wesentlich nachtheilig zu werden, von denen Arten auch in den angrenzenden astatischen Ländern, im nörd- lichen Afrika und Amerika vorkommen, an den nicht größeren, nach hinten aber etwas erweiterten Polydrosus, welche nur auf Buschwerk leben, der alten Welt in der nördlichen Halbkugel eigen sind, ohne beiden Hälften Amerikas gänzlich zu fehlen, an den hübschen, rings um die Flügel- decken schwefelgelb bereiften Chlorophanen, deren eine Art (Chlorophanus viridis) auf unserm Bilde gepaart vor dem heranfluthenden Wasser zurückweicht, wenn wir an diesen und manchen anderen vorbeipassirt sind, die wohl für den Sammler großes Jnteresse haben, geringeres für den Nicht- kenner: so verweilen wir zunächst und verweilen mit Staunen und Bewunderung ob der herrlichen Farben, der außerordentlich sanberen Zeichnungen, bei einer Gruppe mittelgroßer bis größerer südamerikanischer Käfer, welche entschieden zu den schönsten der ganzen Familie ein nicht unbedeu- tendes Contingent stellen.
Die Gattung Cyphus beginnt ihre Reihe und charakterisirt sich durch folgende Merkmale: Der Rüssel ist von der Breite des Kopfes und kaum länger als derselbe, parallelseitig oder nach vorn ein wenig verdünnt, längs der Mitte oben gefurcht, und zwar reicht diese Furche bis zum Scheitel, eine andere, tiefe geht in senkrechter Biegung nach unten von seiner Spitze bis zu den halbkugeligen, glotzenden Augen für die in seinem vordern Theile eingelenkten Fühler. Dieselben
Cyphus.
Die ſämmtlichen Rüſſelkäfer leben von Pflanzen, und weil oft beſtimmte Arten von jenen auf beſtimmte Arten von dieſen angewieſen ſind, ſo hängt die Verbreitung jener auf das Genaueſte mit der Pflanzenwelt zuſammen. Es gibt keinen Theil eines Gewächſes von der äußerſten Wurzelſpitze bis zum Samen in der reifen Frucht, als dem entgegengeſetzten Pole, welcher vor den Angriffen ihrer Larven geſichert wäre. Dieſe gleichen am meiſten denen der Ptiniden unter den Holzbohrern, haben einen runden, hornigen Kopf, welcher ſich nach unten richtet, einen ſchwach eingekrümmten, faltigen, fußloſen, mehr oder weniger behaarten Körper, der ſich nach hinten etwas verengt; an jenem ſind vorhanden: ein viereckiges, deutliches Schild, kurze, aber kräftige Kinnbacken, ein Paar Kinnladen, welche faſt mit der Zunge verbunden ſind und außer der Angel aus einem gewimperten, innern Lappen und einem Taſterſtamme mit kurzem zwei- oder dreigliederigen Taſter beſtehen. Die Fühler ſind nur warzenförmig, die Augen gar nicht oder in geringer Zahl vorhanden.
Die Familie der Rüſſelkäfer iſt nach Lacordaire’s Anſicht die größte, welche es gibt, nicht nur in der Abtheilung der Jnſekten, ſondern im ganzen Thierreiche; Jekel ſchätzt die in den Samm- lungen aufgeſpeicherten Arten auf 20 bis 25 Tauſend, unter welchen die Mitglieder der früher dazu gerechneten Bruchiden, Anthribiden und Brenthiden inbegriffen ſind; Schönherr beſchrieb in ſeinem Werke, welches dieſelben Grenzen annimmt, 7141 Arten. Was die Vertheilung auf der Erdoberfläche anlangt, ſo läßt ſich zur Zeit nur feſtſtellen, daß ſich ihr Uebergewicht gegen die übrigen Käferfamilien mehrt, je näher man dem Aequator kommt, und daß Amerika in dieſer Hinſicht der alten Welt voranſteht. Südamerika vorzüglich iſt auch für dieſe Thiere eine unerſchöpfliche Fundgrube. Jndem ¾ aller Käfer Neuſeelands in Tetrameren beſteht, ſo kommt neben den Böcken auch ein gut Theil auf dieſe Familie. Wie lückenhaft unſere weiteren Aus- führungen auch hier ausfallen müſſen, geht aus den eben gegebenen Andeutungen zur Genüge hervor.
Wenn wir in einer nach Lacordaire wohl geordneten Sammlung an einer Reihe unſchein- barer Käfer mit kurzem Rüſſel aus den verſchiedenſten Weltgegenden vorübergegangen ſind, wie an den kurzen und dicken, in Europa gemeinen Cneorhinen, den auch in Aſien einzeln ver- tretenen Strophoſomen, den ſchon ſtattlicheren, lang geſtreckten, durch ſehr dünne und lange Fühler ausgezeichneten Naupactus, welche in zahlreichen Arten die Bäume und Büſche Südamerikas, aber nur dieſes Erdtheiles bewohnen, an den kleinen walzigen, überall in Europa auf Wegen umher- laufenden Sitones oder Sitona, von denen einige Arten ſich an den jung aufgekeimten Erbſen beſonders dadurch verewigen, daß ſie die Blätter faſt regelmäßig buchtig ausrauden, ohne ihnen weſentlich nachtheilig zu werden, von denen Arten auch in den angrenzenden aſtatiſchen Ländern, im nörd- lichen Afrika und Amerika vorkommen, an den nicht größeren, nach hinten aber etwas erweiterten Polydrosus, welche nur auf Buſchwerk leben, der alten Welt in der nördlichen Halbkugel eigen ſind, ohne beiden Hälften Amerikas gänzlich zu fehlen, an den hübſchen, rings um die Flügel- decken ſchwefelgelb bereiften Chlorophanen, deren eine Art (Chlorophanus viridis) auf unſerm Bilde gepaart vor dem heranfluthenden Waſſer zurückweicht, wenn wir an dieſen und manchen anderen vorbeipaſſirt ſind, die wohl für den Sammler großes Jntereſſe haben, geringeres für den Nicht- kenner: ſo verweilen wir zunächſt und verweilen mit Staunen und Bewunderung ob der herrlichen Farben, der außerordentlich ſanberen Zeichnungen, bei einer Gruppe mittelgroßer bis größerer ſüdamerikaniſcher Käfer, welche entſchieden zu den ſchönſten der ganzen Familie ein nicht unbedeu- tendes Contingent ſtellen.
Die Gattung Cyphus beginnt ihre Reihe und charakteriſirt ſich durch folgende Merkmale: Der Rüſſel iſt von der Breite des Kopfes und kaum länger als derſelbe, parallelſeitig oder nach vorn ein wenig verdünnt, längs der Mitte oben gefurcht, und zwar reicht dieſe Furche bis zum Scheitel, eine andere, tiefe geht in ſenkrechter Biegung nach unten von ſeiner Spitze bis zu den halbkugeligen, glotzenden Augen für die in ſeinem vordern Theile eingelenkten Fühler. Dieſelben
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Cyphus.
Die ſämmtlichen Rüſſelkäfer leben von Pflanzen, und weil oft beſtimmte Arten von jenen auf
beſtimmte Arten von dieſen angewieſen ſind, ſo hängt die Verbreitung jener auf das Genaueſte
mit der Pflanzenwelt zuſammen. Es gibt keinen Theil eines Gewächſes von der äußerſten
Wurzelſpitze bis zum Samen in der reifen Frucht, als dem entgegengeſetzten Pole, welcher vor
den Angriffen ihrer Larven geſichert wäre. Dieſe gleichen am meiſten denen der Ptiniden
unter den Holzbohrern, haben einen runden, hornigen Kopf, welcher ſich nach unten richtet, einen
ſchwach eingekrümmten, faltigen, fußloſen, mehr oder weniger behaarten Körper, der ſich nach
hinten etwas verengt; an jenem ſind vorhanden: ein viereckiges, deutliches Schild, kurze, aber
kräftige Kinnbacken, ein Paar Kinnladen, welche faſt mit der Zunge verbunden ſind und außer der
Angel aus einem gewimperten, innern Lappen und einem Taſterſtamme mit kurzem zwei- oder
dreigliederigen Taſter beſtehen. Die Fühler ſind nur warzenförmig, die Augen gar nicht oder
in geringer Zahl vorhanden.
Die Familie der Rüſſelkäfer iſt nach Lacordaire’s Anſicht die größte, welche es gibt, nicht
nur in der Abtheilung der Jnſekten, ſondern im ganzen Thierreiche; Jekel ſchätzt die in den Samm-
lungen aufgeſpeicherten Arten auf 20 bis 25 Tauſend, unter welchen die Mitglieder der früher
dazu gerechneten Bruchiden, Anthribiden und Brenthiden inbegriffen ſind; Schönherr
beſchrieb in ſeinem Werke, welches dieſelben Grenzen annimmt, 7141 Arten. Was die Vertheilung
auf der Erdoberfläche anlangt, ſo läßt ſich zur Zeit nur feſtſtellen, daß ſich ihr Uebergewicht gegen
die übrigen Käferfamilien mehrt, je näher man dem Aequator kommt, und daß Amerika in dieſer
Hinſicht der alten Welt voranſteht. Südamerika vorzüglich iſt auch für dieſe Thiere eine
unerſchöpfliche Fundgrube. Jndem ¾ aller Käfer Neuſeelands in Tetrameren beſteht, ſo kommt
neben den Böcken auch ein gut Theil auf dieſe Familie. Wie lückenhaft unſere weiteren Aus-
führungen auch hier ausfallen müſſen, geht aus den eben gegebenen Andeutungen zur Genüge
hervor.
Wenn wir in einer nach Lacordaire wohl geordneten Sammlung an einer Reihe unſchein-
barer Käfer mit kurzem Rüſſel aus den verſchiedenſten Weltgegenden vorübergegangen ſind, wie
an den kurzen und dicken, in Europa gemeinen Cneorhinen, den auch in Aſien einzeln ver-
tretenen Strophoſomen, den ſchon ſtattlicheren, lang geſtreckten, durch ſehr dünne und lange
Fühler ausgezeichneten Naupactus, welche in zahlreichen Arten die Bäume und Büſche Südamerikas,
aber nur dieſes Erdtheiles bewohnen, an den kleinen walzigen, überall in Europa auf Wegen umher-
laufenden Sitones oder Sitona, von denen einige Arten ſich an den jung aufgekeimten Erbſen beſonders
dadurch verewigen, daß ſie die Blätter faſt regelmäßig buchtig ausrauden, ohne ihnen weſentlich
nachtheilig zu werden, von denen Arten auch in den angrenzenden aſtatiſchen Ländern, im nörd-
lichen Afrika und Amerika vorkommen, an den nicht größeren, nach hinten aber etwas erweiterten
Polydrosus, welche nur auf Buſchwerk leben, der alten Welt in der nördlichen Halbkugel eigen
ſind, ohne beiden Hälften Amerikas gänzlich zu fehlen, an den hübſchen, rings um die Flügel-
decken ſchwefelgelb bereiften Chlorophanen, deren eine Art (Chlorophanus viridis) auf unſerm
Bilde gepaart vor dem heranfluthenden Waſſer zurückweicht, wenn wir an dieſen und manchen anderen
vorbeipaſſirt ſind, die wohl für den Sammler großes Jntereſſe haben, geringeres für den Nicht-
kenner: ſo verweilen wir zunächſt und verweilen mit Staunen und Bewunderung ob der herrlichen
Farben, der außerordentlich ſanberen Zeichnungen, bei einer Gruppe mittelgroßer bis größerer
ſüdamerikaniſcher Käfer, welche entſchieden zu den ſchönſten der ganzen Familie ein nicht unbedeu-
tendes Contingent ſtellen.
Die Gattung Cyphus beginnt ihre Reihe und charakteriſirt ſich durch folgende Merkmale:
Der Rüſſel iſt von der Breite des Kopfes und kaum länger als derſelbe, parallelſeitig oder nach
vorn ein wenig verdünnt, längs der Mitte oben gefurcht, und zwar reicht dieſe Furche bis zum
Scheitel, eine andere, tiefe geht in ſenkrechter Biegung nach unten von ſeiner Spitze bis zu den
halbkugeligen, glotzenden Augen für die in ſeinem vordern Theile eingelenkten Fühler. Dieſelben
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/129>, abgerufen am 23.11.2024.
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