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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Raps- und Kohl-Erdfloh. Schildkäfer.
gezackt dar, indem jedes Glied zwei Zacken liefert. Das letzte unterscheidet sich in seiner Bildung
von den übrigen insofern, als ihm vermöge seiner Kleinheit nur eine Warzenreihe zukommt und
sich sein Fuß etwas lappig zu zwei Nachschiebern erweitert, wie sie die Schmetterlingsraupen haben.
Erwachsen ist sie 21/2 Linie lang. Am 21. Juli sammelte ich deren mehrere in diesem Zustande
ein und erhielt am zehnten August die ersten Käfer; die Verwandlung erfolgt in der Erde in
einem weichen Cocon. Der Kohlerdfloh ist länglich eiförmig, nahe zwei Linien lang, durchaus
dunkel olivengrün, mehr oder weniger blau schillernd, nur die Fußglieder und Fühler sind schwärzlich.
Die Oberseite ist sehr fein und dicht punktirt, das Halsschild vor seinem Hinterrande seicht quer
eingedrückt und daselbst am breitesten, aber noch nicht so breit wie die deutlicher und unregelmäßig
punktirten Flügeldecken, welche sich, wie vorher, hinten gemeinsam abrunden. Eine ungemein
ähnliche Art, aber weniger glänzend und blau, deren Hinterrand des Halsschildes sich schwächer
furcht, heißt H. lythri und lebt nur auf dem Blutkraut (Lythrum salicaria), eine zweite blau-
grüne furcht das Halsschild wie der Kohlerdfloh, erhebt aber die Seitenränder leistenartig, lebt
auf jungen Eichentrieben und heißt H. erucae; beide dürfen nicht mit dem ersteren verwechselt
werden. Mehrere andere Arten haben gelbe Längsstreifen verschiedener Form über die Flügel-
decken, wieder andere sind durchaus licht gefärbt, sie alle muß man aber sehr genau ins Auge
fassen, um richtig zu unterscheiden. Wie bei den heimischen Gattungen die Bildung der Beine
die Merkmale abgiebt, so theilweise auch bei den erotischen. Beispielsweise erkennt man die
artenreiche südamerikanische Gattung Oedionychis an dem vorn stark angeschwollenen Klauengliede
der Hintertarsen. Der höchst interessante und seltene, ebenfalls dort nur vorkommende Loxo-
prosopus ceramboides
sicht wie ein Bockkäfer aus, und die männlichen Fühler übertressen den
Körper um ein Bedeutendes an Länge. Unter Uebergehung der interessanten Jgelkäfer (Hispa),
welche sich in zahlreichen Arten über die alte Welt ausbreiten, und sehr hübscher amerikanischer
Formen (Odontota, Cephaladonta, Callispa, Alurnus u. a.), welche dieselben in der neuen Welt
vertreten, beschließen wir die tetrameren Chrysomeliden mit den, wenigstens in den heimischen
Arten, einer Blattwanze nicht unähnlichen

Schildkäfern (Cassida). Die ovalen Thiere lassen sich leicht an dem vorn gerundeten
Halsschilde erkennen, unter dem der Kopf vollkommen verborgen wird, jenes, eng den Flügeldecken
sich anschließend, bildet mit ihnen zusammen eine Art Schild, welches den Körper ringsum über-
ragt und ihn von oben her vollständig deckt. Grasgrün gelblich oder röthlichgrau pflegt seine Farbe
zu sein, und bisweilen ziehen gold oder silberglänzende Streifen darüber hin, so lange das Thier
lebt, welche aber nach seinem Tode durch Trockenwerden den vollkommenen Glanz der edlen Metalle
verlieren. Die fünf letzten Fühlerglieder verdicken sich zu einer Keule. Die zahlreichen Arten
kommen in Europa, einige wenige in Afrika vor, und ihre breitgedrückten, seitlich dornig bewehrten,
hinten mit einer Schwanzgabel versehenen Larven leben frei auf Blättern und verpuppen sich auch
an denselben. Sie alle überwintern im vollkommenen Zustande und sorgen mit Beginn des Früh-
jahres für ihre Brut, die sich ziemlich schnell entwickelt und daher in mindestens zwei Generationen
im Jahre erscheint. Der nebelige Schildkäfer (C. nebulosa) gehört zu den gemeinsten und
läßt sich an folgenden Merkmalen erkennen: Körper eiförmig, oben mäßig gewölbt, unten platt,
die Hinterecken des Halsschildes breit abgerundet, Flügeldecken regelmäßig punktstreifig, dazwischen
kielartig erhöht und stark hervortretend an den Schultern. Die Oberseite vollkommen aus-
gefärbter Exemplare ist rostbraun, röthlich kupserglänzend und unregelmäßig schwarzfleckig auf
den Flügeldecken. Stücke von bleichgrüner Färbung und zwei weißglänzenden, mehr oder weniger
zusammenfließenden Flecken am Grunde des Halsschildes beweisen ihr jugendliches Alter, da
Sonnenschein und, wenn dieser mangelt, eine Zeit von drei bis vier Wochen zu ihrer vollständigen
Ausfärbung nöthig ist. Kopf und Beine, welche letztere von der Rückenseite aus ebenfalls fast
unsichtbar bleiben, sind rostgelb, die Schenkel in der Regel und die keulenförmigen Fühler mit
Ausschluß ihrer rostgelben Wurzel schwarz, ebenso sind Brust und Bauch schwarz, an letzterem

Raps- und Kohl-Erdfloh. Schildkäfer.
gezackt dar, indem jedes Glied zwei Zacken liefert. Das letzte unterſcheidet ſich in ſeiner Bildung
von den übrigen inſofern, als ihm vermöge ſeiner Kleinheit nur eine Warzenreihe zukommt und
ſich ſein Fuß etwas lappig zu zwei Nachſchiebern erweitert, wie ſie die Schmetterlingsraupen haben.
Erwachſen iſt ſie 2½ Linie lang. Am 21. Juli ſammelte ich deren mehrere in dieſem Zuſtande
ein und erhielt am zehnten Auguſt die erſten Käfer; die Verwandlung erfolgt in der Erde in
einem weichen Cocon. Der Kohlerdfloh iſt länglich eiförmig, nahe zwei Linien lang, durchaus
dunkel olivengrün, mehr oder weniger blau ſchillernd, nur die Fußglieder und Fühler ſind ſchwärzlich.
Die Oberſeite iſt ſehr fein und dicht punktirt, das Halsſchild vor ſeinem Hinterrande ſeicht quer
eingedrückt und daſelbſt am breiteſten, aber noch nicht ſo breit wie die deutlicher und unregelmäßig
punktirten Flügeldecken, welche ſich, wie vorher, hinten gemeinſam abrunden. Eine ungemein
ähnliche Art, aber weniger glänzend und blau, deren Hinterrand des Halsſchildes ſich ſchwächer
furcht, heißt H. lythri und lebt nur auf dem Blutkraut (Lythrum salicaria), eine zweite blau-
grüne furcht das Halsſchild wie der Kohlerdfloh, erhebt aber die Seitenränder leiſtenartig, lebt
auf jungen Eichentrieben und heißt H. erucae; beide dürfen nicht mit dem erſteren verwechſelt
werden. Mehrere andere Arten haben gelbe Längsſtreifen verſchiedener Form über die Flügel-
decken, wieder andere ſind durchaus licht gefärbt, ſie alle muß man aber ſehr genau ins Auge
faſſen, um richtig zu unterſcheiden. Wie bei den heimiſchen Gattungen die Bildung der Beine
die Merkmale abgiebt, ſo theilweiſe auch bei den erotiſchen. Beiſpielsweiſe erkennt man die
artenreiche ſüdamerikaniſche Gattung Oedionychis an dem vorn ſtark angeſchwollenen Klauengliede
der Hintertarſen. Der höchſt intereſſante und ſeltene, ebenfalls dort nur vorkommende Loxo-
prosopus ceramboides
ſicht wie ein Bockkäfer aus, und die männlichen Fühler übertreſſen den
Körper um ein Bedeutendes an Länge. Unter Uebergehung der intereſſanten Jgelkäfer (Hispa),
welche ſich in zahlreichen Arten über die alte Welt ausbreiten, und ſehr hübſcher amerikaniſcher
Formen (Odontota, Cephaladonta, Callispa, Alurnus u. a.), welche dieſelben in der neuen Welt
vertreten, beſchließen wir die tetrameren Chryſomeliden mit den, wenigſtens in den heimiſchen
Arten, einer Blattwanze nicht unähnlichen

Schildkäfern (Cassida). Die ovalen Thiere laſſen ſich leicht an dem vorn gerundeten
Halsſchilde erkennen, unter dem der Kopf vollkommen verborgen wird, jenes, eng den Flügeldecken
ſich anſchließend, bildet mit ihnen zuſammen eine Art Schild, welches den Körper ringsum über-
ragt und ihn von oben her vollſtändig deckt. Grasgrün gelblich oder röthlichgrau pflegt ſeine Farbe
zu ſein, und bisweilen ziehen gold oder ſilberglänzende Streifen darüber hin, ſo lange das Thier
lebt, welche aber nach ſeinem Tode durch Trockenwerden den vollkommenen Glanz der edlen Metalle
verlieren. Die fünf letzten Fühlerglieder verdicken ſich zu einer Keule. Die zahlreichen Arten
kommen in Europa, einige wenige in Afrika vor, und ihre breitgedrückten, ſeitlich dornig bewehrten,
hinten mit einer Schwanzgabel verſehenen Larven leben frei auf Blättern und verpuppen ſich auch
an denſelben. Sie alle überwintern im vollkommenen Zuſtande und ſorgen mit Beginn des Früh-
jahres für ihre Brut, die ſich ziemlich ſchnell entwickelt und daher in mindeſtens zwei Generationen
im Jahre erſcheint. Der nebelige Schildkäfer (C. nebulosa) gehört zu den gemeinſten und
läßt ſich an folgenden Merkmalen erkennen: Körper eiförmig, oben mäßig gewölbt, unten platt,
die Hinterecken des Halsſchildes breit abgerundet, Flügeldecken regelmäßig punktſtreifig, dazwiſchen
kielartig erhöht und ſtark hervortretend an den Schultern. Die Oberſeite vollkommen aus-
gefärbter Exemplare iſt roſtbraun, röthlich kupſerglänzend und unregelmäßig ſchwarzfleckig auf
den Flügeldecken. Stücke von bleichgrüner Färbung und zwei weißglänzenden, mehr oder weniger
zuſammenfließenden Flecken am Grunde des Halsſchildes beweiſen ihr jugendliches Alter, da
Sonnenſchein und, wenn dieſer mangelt, eine Zeit von drei bis vier Wochen zu ihrer vollſtändigen
Ausfärbung nöthig iſt. Kopf und Beine, welche letztere von der Rückenſeite aus ebenfalls faſt
unſichtbar bleiben, ſind roſtgelb, die Schenkel in der Regel und die keulenförmigen Fühler mit
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[153/0171] Raps- und Kohl-Erdfloh. Schildkäfer. gezackt dar, indem jedes Glied zwei Zacken liefert. Das letzte unterſcheidet ſich in ſeiner Bildung von den übrigen inſofern, als ihm vermöge ſeiner Kleinheit nur eine Warzenreihe zukommt und ſich ſein Fuß etwas lappig zu zwei Nachſchiebern erweitert, wie ſie die Schmetterlingsraupen haben. Erwachſen iſt ſie 2½ Linie lang. Am 21. Juli ſammelte ich deren mehrere in dieſem Zuſtande ein und erhielt am zehnten Auguſt die erſten Käfer; die Verwandlung erfolgt in der Erde in einem weichen Cocon. Der Kohlerdfloh iſt länglich eiförmig, nahe zwei Linien lang, durchaus dunkel olivengrün, mehr oder weniger blau ſchillernd, nur die Fußglieder und Fühler ſind ſchwärzlich. Die Oberſeite iſt ſehr fein und dicht punktirt, das Halsſchild vor ſeinem Hinterrande ſeicht quer eingedrückt und daſelbſt am breiteſten, aber noch nicht ſo breit wie die deutlicher und unregelmäßig punktirten Flügeldecken, welche ſich, wie vorher, hinten gemeinſam abrunden. Eine ungemein ähnliche Art, aber weniger glänzend und blau, deren Hinterrand des Halsſchildes ſich ſchwächer furcht, heißt H. lythri und lebt nur auf dem Blutkraut (Lythrum salicaria), eine zweite blau- grüne furcht das Halsſchild wie der Kohlerdfloh, erhebt aber die Seitenränder leiſtenartig, lebt auf jungen Eichentrieben und heißt H. erucae; beide dürfen nicht mit dem erſteren verwechſelt werden. Mehrere andere Arten haben gelbe Längsſtreifen verſchiedener Form über die Flügel- decken, wieder andere ſind durchaus licht gefärbt, ſie alle muß man aber ſehr genau ins Auge faſſen, um richtig zu unterſcheiden. Wie bei den heimiſchen Gattungen die Bildung der Beine die Merkmale abgiebt, ſo theilweiſe auch bei den erotiſchen. Beiſpielsweiſe erkennt man die artenreiche ſüdamerikaniſche Gattung Oedionychis an dem vorn ſtark angeſchwollenen Klauengliede der Hintertarſen. Der höchſt intereſſante und ſeltene, ebenfalls dort nur vorkommende Loxo- prosopus ceramboides ſicht wie ein Bockkäfer aus, und die männlichen Fühler übertreſſen den Körper um ein Bedeutendes an Länge. Unter Uebergehung der intereſſanten Jgelkäfer (Hispa), welche ſich in zahlreichen Arten über die alte Welt ausbreiten, und ſehr hübſcher amerikaniſcher Formen (Odontota, Cephaladonta, Callispa, Alurnus u. a.), welche dieſelben in der neuen Welt vertreten, beſchließen wir die tetrameren Chryſomeliden mit den, wenigſtens in den heimiſchen Arten, einer Blattwanze nicht unähnlichen Schildkäfern (Cassida). Die ovalen Thiere laſſen ſich leicht an dem vorn gerundeten Halsſchilde erkennen, unter dem der Kopf vollkommen verborgen wird, jenes, eng den Flügeldecken ſich anſchließend, bildet mit ihnen zuſammen eine Art Schild, welches den Körper ringsum über- ragt und ihn von oben her vollſtändig deckt. Grasgrün gelblich oder röthlichgrau pflegt ſeine Farbe zu ſein, und bisweilen ziehen gold oder ſilberglänzende Streifen darüber hin, ſo lange das Thier lebt, welche aber nach ſeinem Tode durch Trockenwerden den vollkommenen Glanz der edlen Metalle verlieren. Die fünf letzten Fühlerglieder verdicken ſich zu einer Keule. Die zahlreichen Arten kommen in Europa, einige wenige in Afrika vor, und ihre breitgedrückten, ſeitlich dornig bewehrten, hinten mit einer Schwanzgabel verſehenen Larven leben frei auf Blättern und verpuppen ſich auch an denſelben. Sie alle überwintern im vollkommenen Zuſtande und ſorgen mit Beginn des Früh- jahres für ihre Brut, die ſich ziemlich ſchnell entwickelt und daher in mindeſtens zwei Generationen im Jahre erſcheint. Der nebelige Schildkäfer (C. nebulosa) gehört zu den gemeinſten und läßt ſich an folgenden Merkmalen erkennen: Körper eiförmig, oben mäßig gewölbt, unten platt, die Hinterecken des Halsſchildes breit abgerundet, Flügeldecken regelmäßig punktſtreifig, dazwiſchen kielartig erhöht und ſtark hervortretend an den Schultern. Die Oberſeite vollkommen aus- gefärbter Exemplare iſt roſtbraun, röthlich kupſerglänzend und unregelmäßig ſchwarzfleckig auf den Flügeldecken. Stücke von bleichgrüner Färbung und zwei weißglänzenden, mehr oder weniger zuſammenfließenden Flecken am Grunde des Halsſchildes beweiſen ihr jugendliches Alter, da Sonnenſchein und, wenn dieſer mangelt, eine Zeit von drei bis vier Wochen zu ihrer vollſtändigen Ausfärbung nöthig iſt. Kopf und Beine, welche letztere von der Rückenſeite aus ebenfalls faſt unſichtbar bleiben, ſind roſtgelb, die Schenkel in der Regel und die keulenförmigen Fühler mit Ausſchluß ihrer roſtgelben Wurzel ſchwarz, ebenſo ſind Bruſt und Bauch ſchwarz, an letzterem

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/171>, abgerufen am 23.11.2024.