Bei den Schmetterlingen endlich (Fig. 10) verkümmern Oberlippe und Oberkiefer gänzlich, unmittelbar unter dem Kopfschilde ragt ein längerer oder kürzerer Streifen hervor, entsprechend dem Unterkiefer der beißenden Mundtheile, welcher im Ruhezustande wie eine Uhrfeder zusammen- gerollt wird und von unten her von der kleinen, zipfelartigen Unterlippe von den Seiten durch deren dreigliedrigen Taster (c) gehalten wird. Der Unterkiefer (e), also das eigentliche Werkzeug, mit welchem der Schmetterling Honig oder Thautropfen aufsaugt, theilt sich nämlich in drei Röhren und wird ebenfalls Saugrüssel oder Rollzunge genannt, beides Bezeichnungen, welche auf seinen eben erörterten Bau nicht recht passen wollen.
Auf den Kopf folgt der Mittelleib, Thorar (Brustkasten, Rumpf) als Träger der Bewe- gungswerkzeuge. Er besteht aus drei Ringen, dem Vorder-, Mittel- und Hinterbrustringe, oder bequemer und kürzer: dem Pro-, Meso- und Metathorax, von denen jeder ein Paar Beine trägt. Die Ringe sind entweder alle drei mit einander verwachsen, mit Hinterlassung sichtbarer Nähte, oder der vorderste ist frei, d. h. eine losere Verbindung zwischen ihm und den beiden folgenden gestattet ihm eine selbstständige Bewegung. Bei allen Jnsekten, die feste Vorder- flügel haben, findet sich ein freier Prothorax, den man dann gewöhnlich das Halsschild nennt (Käfer, Wanzen, Heuschrecken); wo jene gleichartig auftreten, ist die Verwachsung aller Ringe meist vollständig (Jmmen, Schmetterlinge, Fliegen). Die einzelnen Thorarringe pflegen aus mehreren Stücken zusammengesetzt zu sein, die sich hier leichter, dort schwieriger unterscheiden und deuten lassen. Den oberen Theil bezeichnet man als Rücken und spricht, wo es zur näheren Bezeich- nung nöthig, von Vorder-, Mittel- und Hinterrücken (Pro-, Meso-, Metanotum), den unteren als Brustbein (sternum) und die beiden seitlichen als Weichen (pleurae). Letztere sind sehr häufig durch eine Quernaht abermals getheilt in ein vorderes Stück, das Schulterblatt, Episternum (scapula) und ein hinteres, das Hüftblatt, Epimerum. Bei den Käfern werden die Pleuren des Metathorax von den Flügeldecken unsichtbar gemacht, manchmal bleibt aber eine Platte, die sich zwischen diesem Seitenstück und der Hinterbrust einschiebt, sichtbar und führt den Namen Nebenseitenstück (parapleura). Die Mitte am Hinterrande des Mittelrückens zeichnet sich bei vielen Jnsekten durch besonderen Glanz, als eigenthümlich, in der Regel dreieckig geformtes Plättchen, oder sonst wie vor seiner Umgebung aus und wird das Schildchen (scutellum) genannt. Beiderseits von ihm sind die Flügel in besondere Gruben eingeleukt, die vorderen, wenn ihrer vier vorhanden sind, am Rande des mittleren, die hintersten an der entsprechenden Stelle des hintersten Brustringes. Sie stellen Hautlappen dar, welche durch steife Adern, Nerven oder Rippen ausgespannt und gestützt werden, und stimmen entweder alle 4 in der Bildung überein, oder die vorderen sind durchaus, mitunter auch nur an ihrer Wurzelhälfte der zarten Flügelnatur untreu und fester, mehr hornartig geworden und heißen dann Flügeldecken, Deckschilde. Bei den Zweiflüglern und einer Menge von Käfern fehlen die Hinterflügel, außerdem kommen in allen Jnsektenordnungen vereinzelte Arten oder kleinere Gruppen vor, die ungeflügelt sind, und wenn es nur die Weibchen wären.
Mögen die Flügel, ja die Augen einem Jnsekte fehlen, die sechs Beine finden sich bei ihm ebenso constaut, wie die zwei Fühler. Jedes besteht aus Hüfte, Schenkel, Schiene und Fuß, alles längere oder kürzere, durch Gelenke verbundene Röhren. Mit ersterer ist das Bein an der Brustseite jedes der drei Thorarringe eingelenkt, entweder an dessen ebener, unveränderter Fläche, oder in einer eigens dafür bestimmten Grube, und zwar mittelst zweier Gelenkköpfe, um das Bein rück- und vorwärts richten zu können. Zwischen Hüfte und Schenkel, dem kräftigsten Theile des Beines, schieben sich zwei (auch nur ein) winkelig dagegen gestellte Gliederchen ein, der Schenkelhals, Schenkelring (Trochanter), dazu bestimmt, dem Schenkel eine andere Richtung zu geben, als die Hüfte hat. Bei den Springbeinen erreicht der Schenkel eine bedeutende Dicke, aber nicht jeder Dickschenkel befähigt darum zum Springen, hierzu ist z. B. immer eine gerade Schiene nöthig.
Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.
Bei den Schmetterlingen endlich (Fig. 10) verkümmern Oberlippe und Oberkiefer gänzlich, unmittelbar unter dem Kopfſchilde ragt ein längerer oder kürzerer Streifen hervor, entſprechend dem Unterkiefer der beißenden Mundtheile, welcher im Ruhezuſtande wie eine Uhrfeder zuſammen- gerollt wird und von unten her von der kleinen, zipfelartigen Unterlippe von den Seiten durch deren dreigliedrigen Taſter (c) gehalten wird. Der Unterkiefer (e), alſo das eigentliche Werkzeug, mit welchem der Schmetterling Honig oder Thautropfen aufſaugt, theilt ſich nämlich in drei Röhren und wird ebenfalls Saugrüſſel oder Rollzunge genannt, beides Bezeichnungen, welche auf ſeinen eben erörterten Bau nicht recht paſſen wollen.
Auf den Kopf folgt der Mittelleib, Thorar (Bruſtkaſten, Rumpf) als Träger der Bewe- gungswerkzeuge. Er beſteht aus drei Ringen, dem Vorder-, Mittel- und Hinterbruſtringe, oder bequemer und kürzer: dem Pro-, Meſo- und Metathorax, von denen jeder ein Paar Beine trägt. Die Ringe ſind entweder alle drei mit einander verwachſen, mit Hinterlaſſung ſichtbarer Nähte, oder der vorderſte iſt frei, d. h. eine loſere Verbindung zwiſchen ihm und den beiden folgenden geſtattet ihm eine ſelbſtſtändige Bewegung. Bei allen Jnſekten, die feſte Vorder- flügel haben, findet ſich ein freier Prothorax, den man dann gewöhnlich das Halsſchild nennt (Käfer, Wanzen, Heuſchrecken); wo jene gleichartig auftreten, iſt die Verwachſung aller Ringe meiſt vollſtändig (Jmmen, Schmetterlinge, Fliegen). Die einzelnen Thorarringe pflegen aus mehreren Stücken zuſammengeſetzt zu ſein, die ſich hier leichter, dort ſchwieriger unterſcheiden und deuten laſſen. Den oberen Theil bezeichnet man als Rücken und ſpricht, wo es zur näheren Bezeich- nung nöthig, von Vorder-, Mittel- und Hinterrücken (Pro-, Meſo-, Metanotum), den unteren als Bruſtbein (sternum) und die beiden ſeitlichen als Weichen (pleurae). Letztere ſind ſehr häufig durch eine Quernaht abermals getheilt in ein vorderes Stück, das Schulterblatt, Epiſternum (scapula) und ein hinteres, das Hüftblatt, Epimerum. Bei den Käfern werden die Pleuren des Metathorax von den Flügeldecken unſichtbar gemacht, manchmal bleibt aber eine Platte, die ſich zwiſchen dieſem Seitenſtück und der Hinterbruſt einſchiebt, ſichtbar und führt den Namen Nebenſeitenſtück (parapleura). Die Mitte am Hinterrande des Mittelrückens zeichnet ſich bei vielen Jnſekten durch beſonderen Glanz, als eigenthümlich, in der Regel dreieckig geformtes Plättchen, oder ſonſt wie vor ſeiner Umgebung aus und wird das Schildchen (scutellum) genannt. Beiderſeits von ihm ſind die Flügel in beſondere Gruben eingeleukt, die vorderen, wenn ihrer vier vorhanden ſind, am Rande des mittleren, die hinterſten an der entſprechenden Stelle des hinterſten Bruſtringes. Sie ſtellen Hautlappen dar, welche durch ſteife Adern, Nerven oder Rippen ausgeſpannt und geſtützt werden, und ſtimmen entweder alle 4 in der Bildung überein, oder die vorderen ſind durchaus, mitunter auch nur an ihrer Wurzelhälfte der zarten Flügelnatur untreu und feſter, mehr hornartig geworden und heißen dann Flügeldecken, Deckſchilde. Bei den Zweiflüglern und einer Menge von Käfern fehlen die Hinterflügel, außerdem kommen in allen Jnſektenordnungen vereinzelte Arten oder kleinere Gruppen vor, die ungeflügelt ſind, und wenn es nur die Weibchen wären.
Mögen die Flügel, ja die Augen einem Jnſekte fehlen, die ſechs Beine finden ſich bei ihm ebenſo conſtaut, wie die zwei Fühler. Jedes beſteht aus Hüfte, Schenkel, Schiene und Fuß, alles längere oder kürzere, durch Gelenke verbundene Röhren. Mit erſterer iſt das Bein an der Bruſtſeite jedes der drei Thorarringe eingelenkt, entweder an deſſen ebener, unveränderter Fläche, oder in einer eigens dafür beſtimmten Grube, und zwar mittelſt zweier Gelenkköpfe, um das Bein rück- und vorwärts richten zu können. Zwiſchen Hüfte und Schenkel, dem kräftigſten Theile des Beines, ſchieben ſich zwei (auch nur ein) winkelig dagegen geſtellte Gliederchen ein, der Schenkelhals, Schenkelring (Trochanter), dazu beſtimmt, dem Schenkel eine andere Richtung zu geben, als die Hüfte hat. Bei den Springbeinen erreicht der Schenkel eine bedeutende Dicke, aber nicht jeder Dickſchenkel befähigt darum zum Springen, hierzu iſt z. B. immer eine gerade Schiene nöthig.
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[8/0020]
Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.
Bei den Schmetterlingen endlich (Fig. 10) verkümmern Oberlippe und Oberkiefer gänzlich,
unmittelbar unter dem Kopfſchilde ragt ein längerer oder kürzerer Streifen hervor, entſprechend
dem Unterkiefer der beißenden Mundtheile, welcher im Ruhezuſtande wie eine Uhrfeder zuſammen-
gerollt wird und von unten her von der kleinen, zipfelartigen Unterlippe von den Seiten durch
deren dreigliedrigen Taſter (c) gehalten wird. Der Unterkiefer (e), alſo das eigentliche Werkzeug,
mit welchem der Schmetterling Honig oder Thautropfen aufſaugt, theilt ſich nämlich in drei
Röhren und wird ebenfalls Saugrüſſel oder Rollzunge genannt, beides Bezeichnungen,
welche auf ſeinen eben erörterten Bau nicht recht paſſen wollen.
Auf den Kopf folgt der Mittelleib, Thorar (Bruſtkaſten, Rumpf) als Träger der Bewe-
gungswerkzeuge. Er beſteht aus drei Ringen, dem Vorder-, Mittel- und Hinterbruſtringe,
oder bequemer und kürzer: dem Pro-, Meſo- und Metathorax, von denen jeder ein Paar
Beine trägt. Die Ringe ſind entweder alle drei mit einander verwachſen, mit Hinterlaſſung
ſichtbarer Nähte, oder der vorderſte iſt frei, d. h. eine loſere Verbindung zwiſchen ihm und den
beiden folgenden geſtattet ihm eine ſelbſtſtändige Bewegung. Bei allen Jnſekten, die feſte Vorder-
flügel haben, findet ſich ein freier Prothorax, den man dann gewöhnlich das Halsſchild nennt
(Käfer, Wanzen, Heuſchrecken); wo jene gleichartig auftreten, iſt die Verwachſung aller Ringe meiſt
vollſtändig (Jmmen, Schmetterlinge, Fliegen). Die einzelnen Thorarringe pflegen aus mehreren
Stücken zuſammengeſetzt zu ſein, die ſich hier leichter, dort ſchwieriger unterſcheiden und deuten
laſſen. Den oberen Theil bezeichnet man als Rücken und ſpricht, wo es zur näheren Bezeich-
nung nöthig, von Vorder-, Mittel- und Hinterrücken (Pro-, Meſo-, Metanotum), den unteren
als Bruſtbein (sternum) und die beiden ſeitlichen als Weichen (pleurae). Letztere ſind ſehr
häufig durch eine Quernaht abermals getheilt in ein vorderes Stück, das Schulterblatt,
Epiſternum (scapula) und ein hinteres, das Hüftblatt, Epimerum. Bei den Käfern werden
die Pleuren des Metathorax von den Flügeldecken unſichtbar gemacht, manchmal bleibt aber eine
Platte, die ſich zwiſchen dieſem Seitenſtück und der Hinterbruſt einſchiebt, ſichtbar und führt den
Namen Nebenſeitenſtück (parapleura). Die Mitte am Hinterrande des Mittelrückens zeichnet
ſich bei vielen Jnſekten durch beſonderen Glanz, als eigenthümlich, in der Regel dreieckig geformtes
Plättchen, oder ſonſt wie vor ſeiner Umgebung aus und wird das Schildchen (scutellum) genannt.
Beiderſeits von ihm ſind die Flügel in beſondere Gruben eingeleukt, die vorderen, wenn ihrer
vier vorhanden ſind, am Rande des mittleren, die hinterſten an der entſprechenden Stelle des
hinterſten Bruſtringes. Sie ſtellen Hautlappen dar, welche durch ſteife Adern, Nerven oder
Rippen ausgeſpannt und geſtützt werden, und ſtimmen entweder alle 4 in der Bildung überein,
oder die vorderen ſind durchaus, mitunter auch nur an ihrer Wurzelhälfte der zarten Flügelnatur
untreu und feſter, mehr hornartig geworden und heißen dann Flügeldecken, Deckſchilde.
Bei den Zweiflüglern und einer Menge von Käfern fehlen die Hinterflügel, außerdem kommen
in allen Jnſektenordnungen vereinzelte Arten oder kleinere Gruppen vor, die ungeflügelt ſind,
und wenn es nur die Weibchen wären.
Mögen die Flügel, ja die Augen einem Jnſekte fehlen, die ſechs Beine finden ſich bei ihm ebenſo
conſtaut, wie die zwei Fühler. Jedes beſteht aus Hüfte, Schenkel, Schiene und Fuß, alles längere
oder kürzere, durch Gelenke verbundene Röhren. Mit erſterer iſt das Bein an der Bruſtſeite jedes
der drei Thorarringe eingelenkt, entweder an deſſen ebener, unveränderter Fläche, oder in einer
eigens dafür beſtimmten Grube, und zwar mittelſt zweier Gelenkköpfe, um das Bein rück- und
vorwärts richten zu können. Zwiſchen Hüfte und Schenkel, dem kräftigſten Theile des Beines,
ſchieben ſich zwei (auch nur ein) winkelig dagegen geſtellte Gliederchen ein, der Schenkelhals,
Schenkelring (Trochanter), dazu beſtimmt, dem Schenkel eine andere Richtung zu geben, als
die Hüfte hat. Bei den Springbeinen erreicht der Schenkel eine bedeutende Dicke, aber nicht jeder
Dickſchenkel befähigt darum zum Springen, hierzu iſt z. B. immer eine gerade Schiene nöthig.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/20>, abgerufen am 27.11.2024.
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