Die Erdhummel (Bombus terrestris), um einige der gewöhnlichsten Arten näher zu kenn- zeichnen, sehen wir nebst ihrem theilweise aufgedeckten Neste vor uns abgebildet, ihre schwarze Körperbehaarung wird auf den drei letzten Hinterleibsgliedern durch weiße, auf dem zweiten und am Prothorax bindenartig durch gelbe vertreten. Die drei Jndividualitäten stimmen genau in der Färbung überein, nur finden sich beim Männchen bisweilen unter den Kopfhaaren einige weiße und die gelbe Hinterleibsbinde nicht scharf auf das zweite Segment beschränkt; in Größe weichen sie aber sehr ab, das breite Weibchen ist einen Zoll lang und darüber, das Männchen 6 bis 10, die Arbeiter 4 bis 6 Linien. Jm Alter wird das Gelb sehr blaß. Die Art ist über ganz Europa und das nördliche Afrika verbreitet. Bei der etwa eben so großen Gartenhummel (B. hortorum), die auch eine weiße Hinterleibsspitze hat, sind Prothorax, meist auch das Schildchen und das erste Hinterleibssegment gelb, die äußerste Spitze dieses aber schwarz. Die Steinhummel (B. lapidarius), von derselben Größe, ist schön schwarz und an den drei letzten Segmenten fuchsroth. Beim Männchen Kopf, Vorderrücken und Brust, öfter auch noch das Schildchen gelb und die Haare der Hinterschienen röthlich.
Die Mooshummel (B. muscorum) ist durchaus gelb, am Thorax und der Basis des Hinter- leibes röthlich, hier auch mit einzelnen braunen oder schwarzen Haaren untermischt, am übrigen Hinterleibe durch graue Beimischung heller gelb; im Alter bleichen die Farben, und das ganze Thier kann ein schimmelartiges Aussehen bekommen. Die Länge schwankt zwischen 4 und 10 Linien. Jhren Namen hat diese Hummel davon, weil sie ihr Nest mit Moos und Genist ziemlich locker bedeckt. Bei einiger Vorsicht kann man es aufnehmen und möchte dann den ganzen Bau mit einem umgekehrten Vogelneste vergleichen, in welchem die Cocons ungefähr in Gestalt von Eiern ohne Ordnung, aber zusammengeklebt neben einander liegen. Während man noch beim Neste steht, holen die Thiere das zerstreute Moos wieder zusammen, und dabei arbeitet jede ohne Rücksicht des Geschlechts. Sie tragen es nicht, sondern schieben es zusammen. Dabei stellen sich drei oder vier hinter einander, die entfernteste faßt ein Klümpchen mit den Kiefern, zieht es mit den Vorderbeinen auseinander, schiebt es unter den Leib, wo es das zweite Fußpaar erfaßt und es dem dritten übergibt, mit diesem wird es so weit wie möglich dem Neste zugestoßen. Diesen kleinen Haufen behandelt eine zweite Hummel ebenso, dann eine dritte, bis er beim Neste ange- langt ist. Hier warten schon andere darauf, um mit ihren Zähnen und Vorderbeinen das Material zu vertheilen und anzudrücken. Auf diese Weise entsteht nach und nach ein Gewölbe von ein bis zwei Zoll Dicke. Bei dieser Bauweise können sie das Nest natürlich nur da anlegen, wo sich das Material in unmittelbarer Nähe findet. Den inneren Theil überziehen sie in Papierstärke mit einer harzigen Masse. Der Zugang zum Neste, oft in einen gewundenen Gang verlängert, wird in der Regel mit einer Wache besetzt, welche Ameisen und anderes Geziefer abwehren soll. Außer einer noch sehr großen Anzahl von Arten, welche Europa bewohnen, leben in beiden Hälften des amerikanischen Continents, in Afien und Afrika andere Arten, die der Körperform und den Farben nach unwesentlich von unseren abweichen, mindestens immer ohne Schwierigkeiten als Gattungsgenossen erkannt werden.
Unter den Hummeln gibt es gewisse Arten, in Deutschland allein leben ihrer sechs, von welchen die Felsen-, Feld-, Sommer- und Waldhummel (Apathus rupestris, campestris, aestivalis und saltuum) die verbreitetsten sein dürften, welche sich in ihrer Lebensweise von den anderen unterscheiden, wenn sie auch der äußern Erscheinung nach zu ihnen gehören. Sie sammeln nämlich nicht selbst, sondern legen ihre Eier in die Nester anderer Hummeln, damit sich die Larven der von diesen eingetragenen Vorräthe bedienen. Mit Recht gab man ihnen den Namen der Schmarotzerhummeln, und Lepeletier de St. Fargeau trennte sie unter dem Gattungs- namen Psithyrus von den vorigen ab, nachdem ihnen schon früher (1834) Newman den Namen Apathus beigelegt hatte, welcher nach dem von den Entomologen angenommenen Gesetze "der Priorität" den Vorzug verdient. Weil diese Thiere aber nicht selbst sammeln, bedürfen sie auch
Die Erdhummel (Bombus terrestris), um einige der gewöhnlichſten Arten näher zu kenn- zeichnen, ſehen wir nebſt ihrem theilweiſe aufgedeckten Neſte vor uns abgebildet, ihre ſchwarze Körperbehaarung wird auf den drei letzten Hinterleibsgliedern durch weiße, auf dem zweiten und am Prothorax bindenartig durch gelbe vertreten. Die drei Jndividualitäten ſtimmen genau in der Färbung überein, nur finden ſich beim Männchen bisweilen unter den Kopfhaaren einige weiße und die gelbe Hinterleibsbinde nicht ſcharf auf das zweite Segment beſchränkt; in Größe weichen ſie aber ſehr ab, das breite Weibchen iſt einen Zoll lang und darüber, das Männchen 6 bis 10, die Arbeiter 4 bis 6 Linien. Jm Alter wird das Gelb ſehr blaß. Die Art iſt über ganz Europa und das nördliche Afrika verbreitet. Bei der etwa eben ſo großen Gartenhummel (B. hortorum), die auch eine weiße Hinterleibsſpitze hat, ſind Prothorax, meiſt auch das Schildchen und das erſte Hinterleibsſegment gelb, die äußerſte Spitze dieſes aber ſchwarz. Die Steinhummel (B. lapidarius), von derſelben Größe, iſt ſchön ſchwarz und an den drei letzten Segmenten fuchsroth. Beim Männchen Kopf, Vorderrücken und Bruſt, öfter auch noch das Schildchen gelb und die Haare der Hinterſchienen röthlich.
Die Mooshummel (B. muscorum) iſt durchaus gelb, am Thorax und der Baſis des Hinter- leibes röthlich, hier auch mit einzelnen braunen oder ſchwarzen Haaren untermiſcht, am übrigen Hinterleibe durch graue Beimiſchung heller gelb; im Alter bleichen die Farben, und das ganze Thier kann ein ſchimmelartiges Ausſehen bekommen. Die Länge ſchwankt zwiſchen 4 und 10 Linien. Jhren Namen hat dieſe Hummel davon, weil ſie ihr Neſt mit Moos und Geniſt ziemlich locker bedeckt. Bei einiger Vorſicht kann man es aufnehmen und möchte dann den ganzen Bau mit einem umgekehrten Vogelneſte vergleichen, in welchem die Cocons ungefähr in Geſtalt von Eiern ohne Ordnung, aber zuſammengeklebt neben einander liegen. Während man noch beim Neſte ſteht, holen die Thiere das zerſtreute Moos wieder zuſammen, und dabei arbeitet jede ohne Rückſicht des Geſchlechts. Sie tragen es nicht, ſondern ſchieben es zuſammen. Dabei ſtellen ſich drei oder vier hinter einander, die entfernteſte faßt ein Klümpchen mit den Kiefern, zieht es mit den Vorderbeinen auseinander, ſchiebt es unter den Leib, wo es das zweite Fußpaar erfaßt und es dem dritten übergibt, mit dieſem wird es ſo weit wie möglich dem Neſte zugeſtoßen. Dieſen kleinen Haufen behandelt eine zweite Hummel ebenſo, dann eine dritte, bis er beim Neſte ange- langt iſt. Hier warten ſchon andere darauf, um mit ihren Zähnen und Vorderbeinen das Material zu vertheilen und anzudrücken. Auf dieſe Weiſe entſteht nach und nach ein Gewölbe von ein bis zwei Zoll Dicke. Bei dieſer Bauweiſe können ſie das Neſt natürlich nur da anlegen, wo ſich das Material in unmittelbarer Nähe findet. Den inneren Theil überziehen ſie in Papierſtärke mit einer harzigen Maſſe. Der Zugang zum Neſte, oft in einen gewundenen Gang verlängert, wird in der Regel mit einer Wache beſetzt, welche Ameiſen und anderes Geziefer abwehren ſoll. Außer einer noch ſehr großen Anzahl von Arten, welche Europa bewohnen, leben in beiden Hälften des amerikaniſchen Continents, in Afien und Afrika andere Arten, die der Körperform und den Farben nach unweſentlich von unſeren abweichen, mindeſtens immer ohne Schwierigkeiten als Gattungsgenoſſen erkannt werden.
Unter den Hummeln gibt es gewiſſe Arten, in Deutſchland allein leben ihrer ſechs, von welchen die Felſen-, Feld-, Sommer- und Waldhummel (Apathus rupestris, campestris, aestivalis und saltuum) die verbreitetſten ſein dürften, welche ſich in ihrer Lebensweiſe von den anderen unterſcheiden, wenn ſie auch der äußern Erſcheinung nach zu ihnen gehören. Sie ſammeln nämlich nicht ſelbſt, ſondern legen ihre Eier in die Neſter anderer Hummeln, damit ſich die Larven der von dieſen eingetragenen Vorräthe bedienen. Mit Recht gab man ihnen den Namen der Schmarotzerhummeln, und Lepeletier de St. Fargeau trennte ſie unter dem Gattungs- namen Psithyrus von den vorigen ab, nachdem ihnen ſchon früher (1834) Newman den Namen Apathus beigelegt hatte, welcher nach dem von den Entomologen angenommenen Geſetze „der Priorität“ den Vorzug verdient. Weil dieſe Thiere aber nicht ſelbſt ſammeln, bedürfen ſie auch
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[183/0203]
Erdhummel. Gartenhummel. Mooshummel. Schmarotzerhummeln.
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zeichnen, ſehen wir nebſt ihrem theilweiſe aufgedeckten Neſte vor uns abgebildet, ihre ſchwarze
Körperbehaarung wird auf den drei letzten Hinterleibsgliedern durch weiße, auf dem zweiten und
am Prothorax bindenartig durch gelbe vertreten. Die drei Jndividualitäten ſtimmen genau in
der Färbung überein, nur finden ſich beim Männchen bisweilen unter den Kopfhaaren einige weiße
und die gelbe Hinterleibsbinde nicht ſcharf auf das zweite Segment beſchränkt; in Größe weichen
ſie aber ſehr ab, das breite Weibchen iſt einen Zoll lang und darüber, das Männchen 6 bis 10,
die Arbeiter 4 bis 6 Linien. Jm Alter wird das Gelb ſehr blaß. Die Art iſt über ganz
Europa und das nördliche Afrika verbreitet. Bei der etwa eben ſo großen Gartenhummel
(B. hortorum), die auch eine weiße Hinterleibsſpitze hat, ſind Prothorax, meiſt auch das Schildchen
und das erſte Hinterleibsſegment gelb, die äußerſte Spitze dieſes aber ſchwarz. Die Steinhummel
(B. lapidarius), von derſelben Größe, iſt ſchön ſchwarz und an den drei letzten Segmenten fuchsroth.
Beim Männchen Kopf, Vorderrücken und Bruſt, öfter auch noch das Schildchen gelb und die
Haare der Hinterſchienen röthlich.
Die Mooshummel (B. muscorum) iſt durchaus gelb, am Thorax und der Baſis des Hinter-
leibes röthlich, hier auch mit einzelnen braunen oder ſchwarzen Haaren untermiſcht, am übrigen
Hinterleibe durch graue Beimiſchung heller gelb; im Alter bleichen die Farben, und das ganze
Thier kann ein ſchimmelartiges Ausſehen bekommen. Die Länge ſchwankt zwiſchen 4 und 10
Linien. Jhren Namen hat dieſe Hummel davon, weil ſie ihr Neſt mit Moos und Geniſt ziemlich
locker bedeckt. Bei einiger Vorſicht kann man es aufnehmen und möchte dann den ganzen Bau
mit einem umgekehrten Vogelneſte vergleichen, in welchem die Cocons ungefähr in Geſtalt von
Eiern ohne Ordnung, aber zuſammengeklebt neben einander liegen. Während man noch beim
Neſte ſteht, holen die Thiere das zerſtreute Moos wieder zuſammen, und dabei arbeitet jede ohne
Rückſicht des Geſchlechts. Sie tragen es nicht, ſondern ſchieben es zuſammen. Dabei ſtellen ſich
drei oder vier hinter einander, die entfernteſte faßt ein Klümpchen mit den Kiefern, zieht es mit
den Vorderbeinen auseinander, ſchiebt es unter den Leib, wo es das zweite Fußpaar erfaßt und
es dem dritten übergibt, mit dieſem wird es ſo weit wie möglich dem Neſte zugeſtoßen. Dieſen
kleinen Haufen behandelt eine zweite Hummel ebenſo, dann eine dritte, bis er beim Neſte ange-
langt iſt. Hier warten ſchon andere darauf, um mit ihren Zähnen und Vorderbeinen das Material
zu vertheilen und anzudrücken. Auf dieſe Weiſe entſteht nach und nach ein Gewölbe von ein
bis zwei Zoll Dicke. Bei dieſer Bauweiſe können ſie das Neſt natürlich nur da anlegen, wo ſich
das Material in unmittelbarer Nähe findet. Den inneren Theil überziehen ſie in Papierſtärke
mit einer harzigen Maſſe. Der Zugang zum Neſte, oft in einen gewundenen Gang verlängert,
wird in der Regel mit einer Wache beſetzt, welche Ameiſen und anderes Geziefer abwehren ſoll.
Außer einer noch ſehr großen Anzahl von Arten, welche Europa bewohnen, leben in beiden Hälften
des amerikaniſchen Continents, in Afien und Afrika andere Arten, die der Körperform und den
Farben nach unweſentlich von unſeren abweichen, mindeſtens immer ohne Schwierigkeiten als
Gattungsgenoſſen erkannt werden.
Unter den Hummeln gibt es gewiſſe Arten, in Deutſchland allein leben ihrer ſechs, von
welchen die Felſen-, Feld-, Sommer- und Waldhummel (Apathus rupestris, campestris,
aestivalis und saltuum) die verbreitetſten ſein dürften, welche ſich in ihrer Lebensweiſe von den
anderen unterſcheiden, wenn ſie auch der äußern Erſcheinung nach zu ihnen gehören. Sie ſammeln
nämlich nicht ſelbſt, ſondern legen ihre Eier in die Neſter anderer Hummeln, damit ſich die
Larven der von dieſen eingetragenen Vorräthe bedienen. Mit Recht gab man ihnen den Namen
der Schmarotzerhummeln, und Lepeletier de St. Fargeau trennte ſie unter dem Gattungs-
namen Psithyrus von den vorigen ab, nachdem ihnen ſchon früher (1834) Newman den Namen
Apathus beigelegt hatte, welcher nach dem von den Entomologen angenommenen Geſetze „der
Priorität“ den Vorzug verdient. Weil dieſe Thiere aber nicht ſelbſt ſammeln, bedürfen ſie auch
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/203>, abgerufen am 23.11.2024.
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