lung durchgemacht hat, nagt sich, vielleicht zehn, elf Monate später, als die Mutter das Ei legte, das vollkommene Jnsekt daraus hervor und findet keine liebevolle Pflegerin, wie die Bienen und Hummeln, sie theilt das Loos der allermeisten Thiere, sich selbstständig mit dem ihnen angebornen Jnstinkt durch's kurze Leben durchzuhelfen. Die Männchen werden zuerst geboren, und wir treffen sie auf den Blumen an, wo sie ihr Dasein fristen und -- ein Weibchen suchen. Auch dieses verläßt seine Geburtsstätte, wünscht sich zu ernähren, und die Bekanntschaft ist leicht gemacht. Es wird oft von mehr als einem Anbeter umschwärmt und verfolgt. Die gegenseitige Zuneigung äußert sich bei den verschiedenen Arten verschieden, aber immer büßt das bevorzugte Männchen seine Eroberung mit baldigem Tode. Das befruchtete Weibchen bedarf noch längerer Zeit, um Fürsorge für die Nachkommen zu treffen. Jst die Honigernte reich, der Sommer anhaltend schön, so wird die Arbeit gefördert, und es kann den Grund zu einer reichen Nachkommenschaft legen, wird es dagegen durch anhaltende rauhe Witterung häufig im Baue zurückgehalten, so geht dieser nur langsam von Statten, die Zeit kann nicht ausgenutzt werden, und eine geringere Anzahl von Eiern ist gelegt, wenn der Tod die müde Pilgerin für immer zur Ruhe bringt.
Dieser und jener Schmarotzer benutzt die Abwesenheit der eifrigen Mutter und legt sein Kukuksei in die gefüllte Zelle, das eher auskriecht als der rechtmäßige Jnhaber, wenn die Schmarotzerlarve sich vom Honig nährt, später, wenn sie der Bienenmade selbst nachstellt. Mancher Aderflügler aus der Familie selbst gehört zu den Verräthern, ein und die andere Goldwespe, Schlupfwespe, Fliegen aus den Gattungen Bombylius und Anthrax und die Jmmenkäfer mit ihren Verwandten (Trichodes, Silais). Zu den Bürstenträgern zählen die Schnauzen- oder Pelzbienen (Anthophora, Megilla Fabricius). Sie breiten sich in vielen Arten über ganz Europa und das nördliche Afrika aus, fehlen aber auch in Südamerika und Asien nicht gänzlich. Am Vorderflügel findet man die gleiche Zellenmenge, wie bei den vorhergeheuden Gattungen; eine vorn gerundete mit kleinem Anhang versehene Radialzelle, die nicht viel weiter nach hinten reicht, als die letzte der geschlossenen drei, unter sich fast ganz gleich großen Unterrandzellen. Die Fuß- klauen sind zweitheilig, die Schienendornen an den hintersten in der Zweizahl vorhanden; die gebrochenen Fühler in beiden Geschlechtern gleich und nur mäßig lang, die Nebenaugen in ein Dreieck gestellt, die Lippentaster zweigestaltig und die der Kiefern sechsgliederig. Die Thiere erinnern nicht nur durch ihren gedrungenen Körperbau, sondern auch durch die dichte Behaarung und Färbung an die Hummeln, ein prüfender Blick auf die Hinterbeine läßt indeß wenigstens bei den Weibchen keinen Augenblick einen Zweifel darüber, ob man es mit der einen oder der andern Gattung zu thun habe. Der Geschlechtsunterschied besteht im Maugel der Bürste beim Männchen, welches dagegen manchmal an den Tarsen der Mittelbeine abweichend behaart ist und in der Regel in den unteren Kopfpartien weiß gefärbt, während dieser Theil beim Weibchen schwarz bleibt, wie die obere Hälfte. Das sehr kleine, zugespitzte Endsegment fassen beim Weibchen dicht gedrängte, kurze Borsten ein, so daß die Spitze mehr oder weniger ausgerandet erscheint. Leider sind für den ordnenden Entomologen die Unterschiede der beiden Geschlechter ein und derselben Art so bedeutend, daß, wie schon bei den Hummeln bemerkt wurde, nicht das Ansehen, sondern die Beobachtung in der freien Natur die zu einander gehörigen auch richtig zusammenzustellen lehrt.
Die Schnauzenbienen bauen in der Erde, in Mauerspalten, Baumlöchern, Lehmwänden Röhren, die sie durch Zwischenwände in Zellen theilen, erscheinen schon sehr früh im Jahre und fliegen ungemein schnell mit etwas pfeifendem Gesumme von Blume zu Blume. Man kann im April oder Mai zur wärmsten Zeit des Tages eine Anzahl Männchen hinter einander in gerader Linie auf und ab fliegen sehen an einer Mauer, einem sandigen Abhange, wo viele Nester sind, aus denen die Weibchen eben auskriechen. Fühlt eins derselben Verlangen nach dem Männchen, so stellt es sich in das Flugloch, ein Männchen stürzt auf dasselbe zu, packt es, und beide ver- schwinden mit einander in der Luft. Jn häufigen Fällen wird das befruchtete Weibchen seine Geburtsstätte als Brutplatz aufsuchen und sich daselbst häuslich einrichten; denn man findet in
Schnauzeubienen.
lung durchgemacht hat, nagt ſich, vielleicht zehn, elf Monate ſpäter, als die Mutter das Ei legte, das vollkommene Jnſekt daraus hervor und findet keine liebevolle Pflegerin, wie die Bienen und Hummeln, ſie theilt das Loos der allermeiſten Thiere, ſich ſelbſtſtändig mit dem ihnen angebornen Jnſtinkt durch’s kurze Leben durchzuhelfen. Die Männchen werden zuerſt geboren, und wir treffen ſie auf den Blumen an, wo ſie ihr Daſein friſten und — ein Weibchen ſuchen. Auch dieſes verläßt ſeine Geburtsſtätte, wünſcht ſich zu ernähren, und die Bekanntſchaft iſt leicht gemacht. Es wird oft von mehr als einem Anbeter umſchwärmt und verfolgt. Die gegenſeitige Zuneigung äußert ſich bei den verſchiedenen Arten verſchieden, aber immer büßt das bevorzugte Männchen ſeine Eroberung mit baldigem Tode. Das befruchtete Weibchen bedarf noch längerer Zeit, um Fürſorge für die Nachkommen zu treffen. Jſt die Honigernte reich, der Sommer anhaltend ſchön, ſo wird die Arbeit gefördert, und es kann den Grund zu einer reichen Nachkommenſchaft legen, wird es dagegen durch anhaltende rauhe Witterung häufig im Baue zurückgehalten, ſo geht dieſer nur langſam von Statten, die Zeit kann nicht ausgenutzt werden, und eine geringere Anzahl von Eiern iſt gelegt, wenn der Tod die müde Pilgerin für immer zur Ruhe bringt.
Dieſer und jener Schmarotzer benutzt die Abweſenheit der eifrigen Mutter und legt ſein Kukuksei in die gefüllte Zelle, das eher auskriecht als der rechtmäßige Jnhaber, wenn die Schmarotzerlarve ſich vom Honig nährt, ſpäter, wenn ſie der Bienenmade ſelbſt nachſtellt. Mancher Aderflügler aus der Familie ſelbſt gehört zu den Verräthern, ein und die andere Goldwespe, Schlupfwespe, Fliegen aus den Gattungen Bombylius und Anthrax und die Jmmenkäfer mit ihren Verwandten (Trichodes, Silais). Zu den Bürſtenträgern zählen die Schnauzen- oder Pelzbienen (Anthophora, Megilla Fabricius). Sie breiten ſich in vielen Arten über ganz Europa und das nördliche Afrika aus, fehlen aber auch in Südamerika und Aſien nicht gänzlich. Am Vorderflügel findet man die gleiche Zellenmenge, wie bei den vorhergeheuden Gattungen; eine vorn gerundete mit kleinem Anhang verſehene Radialzelle, die nicht viel weiter nach hinten reicht, als die letzte der geſchloſſenen drei, unter ſich faſt ganz gleich großen Unterrandzellen. Die Fuß- klauen ſind zweitheilig, die Schienendornen an den hinterſten in der Zweizahl vorhanden; die gebrochenen Fühler in beiden Geſchlechtern gleich und nur mäßig lang, die Nebenaugen in ein Dreieck geſtellt, die Lippentaſter zweigeſtaltig und die der Kiefern ſechsgliederig. Die Thiere erinnern nicht nur durch ihren gedrungenen Körperbau, ſondern auch durch die dichte Behaarung und Färbung an die Hummeln, ein prüfender Blick auf die Hinterbeine läßt indeß wenigſtens bei den Weibchen keinen Augenblick einen Zweifel darüber, ob man es mit der einen oder der andern Gattung zu thun habe. Der Geſchlechtsunterſchied beſteht im Maugel der Bürſte beim Männchen, welches dagegen manchmal an den Tarſen der Mittelbeine abweichend behaart iſt und in der Regel in den unteren Kopfpartien weiß gefärbt, während dieſer Theil beim Weibchen ſchwarz bleibt, wie die obere Hälfte. Das ſehr kleine, zugeſpitzte Endſegment faſſen beim Weibchen dicht gedrängte, kurze Borſten ein, ſo daß die Spitze mehr oder weniger ausgerandet erſcheint. Leider ſind für den ordnenden Entomologen die Unterſchiede der beiden Geſchlechter ein und derſelben Art ſo bedeutend, daß, wie ſchon bei den Hummeln bemerkt wurde, nicht das Anſehen, ſondern die Beobachtung in der freien Natur die zu einander gehörigen auch richtig zuſammenzuſtellen lehrt.
Die Schnauzenbienen bauen in der Erde, in Mauerſpalten, Baumlöchern, Lehmwänden Röhren, die ſie durch Zwiſchenwände in Zellen theilen, erſcheinen ſchon ſehr früh im Jahre und fliegen ungemein ſchnell mit etwas pfeifendem Geſumme von Blume zu Blume. Man kann im April oder Mai zur wärmſten Zeit des Tages eine Anzahl Männchen hinter einander in gerader Linie auf und ab fliegen ſehen an einer Mauer, einem ſandigen Abhange, wo viele Neſter ſind, aus denen die Weibchen eben auskriechen. Fühlt eins derſelben Verlangen nach dem Männchen, ſo ſtellt es ſich in das Flugloch, ein Männchen ſtürzt auf daſſelbe zu, packt es, und beide ver- ſchwinden mit einander in der Luft. Jn häufigen Fällen wird das befruchtete Weibchen ſeine Geburtsſtätte als Brutplatz aufſuchen und ſich daſelbſt häuslich einrichten; denn man findet in
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[185/0205]
Schnauzeubienen.
lung durchgemacht hat, nagt ſich, vielleicht zehn, elf Monate ſpäter, als die Mutter das Ei legte,
das vollkommene Jnſekt daraus hervor und findet keine liebevolle Pflegerin, wie die Bienen und
Hummeln, ſie theilt das Loos der allermeiſten Thiere, ſich ſelbſtſtändig mit dem ihnen angebornen
Jnſtinkt durch’s kurze Leben durchzuhelfen. Die Männchen werden zuerſt geboren, und wir treffen
ſie auf den Blumen an, wo ſie ihr Daſein friſten und — ein Weibchen ſuchen. Auch dieſes
verläßt ſeine Geburtsſtätte, wünſcht ſich zu ernähren, und die Bekanntſchaft iſt leicht gemacht. Es
wird oft von mehr als einem Anbeter umſchwärmt und verfolgt. Die gegenſeitige Zuneigung
äußert ſich bei den verſchiedenen Arten verſchieden, aber immer büßt das bevorzugte Männchen
ſeine Eroberung mit baldigem Tode. Das befruchtete Weibchen bedarf noch längerer Zeit, um
Fürſorge für die Nachkommen zu treffen. Jſt die Honigernte reich, der Sommer anhaltend ſchön,
ſo wird die Arbeit gefördert, und es kann den Grund zu einer reichen Nachkommenſchaft legen,
wird es dagegen durch anhaltende rauhe Witterung häufig im Baue zurückgehalten, ſo geht dieſer
nur langſam von Statten, die Zeit kann nicht ausgenutzt werden, und eine geringere Anzahl von
Eiern iſt gelegt, wenn der Tod die müde Pilgerin für immer zur Ruhe bringt.
Dieſer und jener Schmarotzer benutzt die Abweſenheit der eifrigen Mutter und legt ſein
Kukuksei in die gefüllte Zelle, das eher auskriecht als der rechtmäßige Jnhaber, wenn die
Schmarotzerlarve ſich vom Honig nährt, ſpäter, wenn ſie der Bienenmade ſelbſt nachſtellt. Mancher
Aderflügler aus der Familie ſelbſt gehört zu den Verräthern, ein und die andere Goldwespe,
Schlupfwespe, Fliegen aus den Gattungen Bombylius und Anthrax und die Jmmenkäfer mit
ihren Verwandten (Trichodes, Silais). Zu den Bürſtenträgern zählen die Schnauzen- oder
Pelzbienen (Anthophora, Megilla Fabricius). Sie breiten ſich in vielen Arten über ganz
Europa und das nördliche Afrika aus, fehlen aber auch in Südamerika und Aſien nicht gänzlich.
Am Vorderflügel findet man die gleiche Zellenmenge, wie bei den vorhergeheuden Gattungen; eine
vorn gerundete mit kleinem Anhang verſehene Radialzelle, die nicht viel weiter nach hinten reicht,
als die letzte der geſchloſſenen drei, unter ſich faſt ganz gleich großen Unterrandzellen. Die Fuß-
klauen ſind zweitheilig, die Schienendornen an den hinterſten in der Zweizahl vorhanden; die
gebrochenen Fühler in beiden Geſchlechtern gleich und nur mäßig lang, die Nebenaugen in ein
Dreieck geſtellt, die Lippentaſter zweigeſtaltig und die der Kiefern ſechsgliederig. Die Thiere erinnern
nicht nur durch ihren gedrungenen Körperbau, ſondern auch durch die dichte Behaarung und
Färbung an die Hummeln, ein prüfender Blick auf die Hinterbeine läßt indeß wenigſtens bei den
Weibchen keinen Augenblick einen Zweifel darüber, ob man es mit der einen oder der andern Gattung
zu thun habe. Der Geſchlechtsunterſchied beſteht im Maugel der Bürſte beim Männchen, welches
dagegen manchmal an den Tarſen der Mittelbeine abweichend behaart iſt und in der Regel in
den unteren Kopfpartien weiß gefärbt, während dieſer Theil beim Weibchen ſchwarz bleibt, wie die
obere Hälfte. Das ſehr kleine, zugeſpitzte Endſegment faſſen beim Weibchen dicht gedrängte, kurze
Borſten ein, ſo daß die Spitze mehr oder weniger ausgerandet erſcheint. Leider ſind für den
ordnenden Entomologen die Unterſchiede der beiden Geſchlechter ein und derſelben Art ſo bedeutend,
daß, wie ſchon bei den Hummeln bemerkt wurde, nicht das Anſehen, ſondern die Beobachtung in
der freien Natur die zu einander gehörigen auch richtig zuſammenzuſtellen lehrt.
Die Schnauzenbienen bauen in der Erde, in Mauerſpalten, Baumlöchern, Lehmwänden
Röhren, die ſie durch Zwiſchenwände in Zellen theilen, erſcheinen ſchon ſehr früh im Jahre und
fliegen ungemein ſchnell mit etwas pfeifendem Geſumme von Blume zu Blume. Man kann im
April oder Mai zur wärmſten Zeit des Tages eine Anzahl Männchen hinter einander in gerader
Linie auf und ab fliegen ſehen an einer Mauer, einem ſandigen Abhange, wo viele Neſter ſind,
aus denen die Weibchen eben auskriechen. Fühlt eins derſelben Verlangen nach dem Männchen,
ſo ſtellt es ſich in das Flugloch, ein Männchen ſtürzt auf daſſelbe zu, packt es, und beide ver-
ſchwinden mit einander in der Luft. Jn häufigen Fällen wird das befruchtete Weibchen ſeine
Geburtsſtätte als Brutplatz aufſuchen und ſich daſelbſt häuslich einrichten; denn man findet in
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/205>, abgerufen am 24.11.2024.
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