wie O. bicolor und ferruginea. Ein hübsches, hierher gehöriges Thierchen ist die rothe oder gehörnte Mauerbiene (O. rufa oder bicornis), welche wegen ihrer Größe und Bekleidung auf den ersten Blick an die gelbe Sandbiene erinnert. Jhr Hinterleib ist goldig fuchsroth, auf dem Rücken schwächer behaart, so daß die ehern glänzende Körperhaut durchscheint. Thorax und Kopf sammt den Beinen sind schwarz behaart, und beim Weibchen ragen über dem Munde an den Kopfseiten zwei unregelmäßige, dicke Hörner gerade aus. Sie scheint auch mit der vorher erwähnten Schnauzenbiene dasselbe Mauerloch als Nistplatz zu theilen.
Sehr nahe verwandt mit der eben besprochenen Gattung sind die Blattschneider oder Tapezierbienen (Megachile), der Hinterleib des Weibchens flacht sich aber bedeutend ab auf dem Rücken und sticht mit dem Stachel meist nach oben; der zweite rücklaufende Nerv mündet näher dem Ende in die zweite Cubitalzelle, und der Kiefertaster setzt sich aus nur zwei Gliedern zusammen. Beim Männchen sind die Endglieder der Fühler breitgedrückt und die beiden letzten Hinterleibssegmente nach unten eingekrümmt; ihnen wird eine ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt, wenn es sich darum handelt, die sehr ähnlichen Arten zu unterscheiden. Bei einer Abtheilung haben die Männchen erweiterte Vordertarsen und weichen von einander durch charakteristische Zeichnungen an der Jnnenseite der zugehörigen Schenkel ab, bei der andern bieten die Zähne am Ausschnitt des letzten Segments, die Endglieder der Fühler und die Vertheilung der Behaarung gute Anhaltepunkte.
Die Thiere bauen ihre Nester in Baumlöcher, Mauerspalten, Erdhöhlen und fertigen hier fingerhutförmige, an einander gereihete Zellen, welche sie in ganz bestimmter Weise aus Blättern gewisser Pflanzen kunstvoll zusammensetzen. Man hat Blattstücke der Zitterpappel, Weißbuche, der wilden Mohnblüthe und besonders des Rosenstocks als Baumaterial im Neste gefunden.
Der gemeine Blattschneider (Megachile centuncularis) trägt sich im Mittelleibe braun- gelb und schwärzlich untermischt. Das Alter läßt auch hier die Haare ergrauen, besonders beim Männchen, welches sich die wenigsten Sorgen zu machen braucht. Den fast kahlen Hinterleib zieren nur vorn grauliche Zottenhaare, und weiße, häufig unterbrochene Binden die Hinterränder vom zweiten bis fünften Segmente. Rothbraune Sammelhaare decken dicht den Bauch, und keine Ausschnitte, sondern nur undeutliche Zähnchen zeichnen das Spitzenglied des Männchens aus. Nach Smith fliegt die Art nicht nur in Europa, sondern auch in Canada und den Hudsonsbay- Ländern.
Ende Mai, Anfangs Juni erscheinen die Bienen. Wie immer im Leben finden sich die beiden Geschlechter sehr bald zusammen, und nach der Paarung beginnen für das Weibchen die Sorgen. Ob diese Art ausschließlich in altem Holze, oder auch in der Erde ihre Zellen baut, will ich dahin gestellt sein lassen, jedenfalls sind derartige Zellen dort und hier gefunden worden und können möglichenfalls zwei verschiedenen Arten angehört haben. Die Höhle oder besser gesagt, Röhre, war hier der Gang einer Weidenbohrerraupe, welcher weiter zurechtgenagt wird, dort ein etwas verfallenes Mauseloch, die eigne Geburtsstätte; kurz überall mag die Anlage vor- gefunden und zu dem bestimmten Zwecke noch vervollkommnet werden. Der Haupttheil der Arbeit besteht im Zellenbau. Jn einer gewissen Hast kommt die Biene herbeigeflogen, setzt sich in der Weise, wie sie unsere Abbildung zeigt, auf ein Rosenblatt und zirkelt ein Stück von der nöthigen Größe heraus. Beim letzten Bisse hat sie es tütenartig gebogen zwischen den Beinen und ist damit auch schon in der Ferne verschwunden. War ihr die Bezugsquelle genehm, so ist sie sehr bald wieder da, um weitere Einkäufe zu besorgen. Die heimgetragenen Stückchen, zusammen- gebogen, wie sie waren, werden jetzt losgelassen und schmiegen sich vermöge ihrer Elasticität an die Wand an. Da sind ihrer drei bis vier größere, auf sie folgt eine zweite Schicht aus gleich großen, welche an einem Ende schmäler, als am andern sind. Die vom gezähnten Blattrande gebildete Seite wird nach außen, die Schnittseite nach innen gelegt. Jn dieses Futteral bringt die Biene
Die Hautflügler. Blumenwespen. Bauchſammler.
wie O. bicolor und ferruginea. Ein hübſches, hierher gehöriges Thierchen iſt die rothe oder gehörnte Mauerbiene (O. rufa oder bicornis), welche wegen ihrer Größe und Bekleidung auf den erſten Blick an die gelbe Sandbiene erinnert. Jhr Hinterleib iſt goldig fuchsroth, auf dem Rücken ſchwächer behaart, ſo daß die ehern glänzende Körperhaut durchſcheint. Thorax und Kopf ſammt den Beinen ſind ſchwarz behaart, und beim Weibchen ragen über dem Munde an den Kopfſeiten zwei unregelmäßige, dicke Hörner gerade aus. Sie ſcheint auch mit der vorher erwähnten Schnauzenbiene daſſelbe Mauerloch als Niſtplatz zu theilen.
Sehr nahe verwandt mit der eben beſprochenen Gattung ſind die Blattſchneider oder Tapezierbienen (Megachile), der Hinterleib des Weibchens flacht ſich aber bedeutend ab auf dem Rücken und ſticht mit dem Stachel meiſt nach oben; der zweite rücklaufende Nerv mündet näher dem Ende in die zweite Cubitalzelle, und der Kiefertaſter ſetzt ſich aus nur zwei Gliedern zuſammen. Beim Männchen ſind die Endglieder der Fühler breitgedrückt und die beiden letzten Hinterleibsſegmente nach unten eingekrümmt; ihnen wird eine ganz beſondere Aufmerkſamkeit geſchenkt, wenn es ſich darum handelt, die ſehr ähnlichen Arten zu unterſcheiden. Bei einer Abtheilung haben die Männchen erweiterte Vordertarſen und weichen von einander durch charakteriſtiſche Zeichnungen an der Jnnenſeite der zugehörigen Schenkel ab, bei der andern bieten die Zähne am Ausſchnitt des letzten Segments, die Endglieder der Fühler und die Vertheilung der Behaarung gute Anhaltepunkte.
Die Thiere bauen ihre Neſter in Baumlöcher, Mauerſpalten, Erdhöhlen und fertigen hier fingerhutförmige, an einander gereihete Zellen, welche ſie in ganz beſtimmter Weiſe aus Blättern gewiſſer Pflanzen kunſtvoll zuſammenſetzen. Man hat Blattſtücke der Zitterpappel, Weißbuche, der wilden Mohnblüthe und beſonders des Roſenſtocks als Baumaterial im Neſte gefunden.
Der gemeine Blattſchneider (Megachile centuncularis) trägt ſich im Mittelleibe braun- gelb und ſchwärzlich untermiſcht. Das Alter läßt auch hier die Haare ergrauen, beſonders beim Männchen, welches ſich die wenigſten Sorgen zu machen braucht. Den faſt kahlen Hinterleib zieren nur vorn grauliche Zottenhaare, und weiße, häufig unterbrochene Binden die Hinterränder vom zweiten bis fünften Segmente. Rothbraune Sammelhaare decken dicht den Bauch, und keine Ausſchnitte, ſondern nur undeutliche Zähnchen zeichnen das Spitzenglied des Männchens aus. Nach Smith fliegt die Art nicht nur in Europa, ſondern auch in Canada und den Hudſonsbay- Ländern.
Ende Mai, Anfangs Juni erſcheinen die Bienen. Wie immer im Leben finden ſich die beiden Geſchlechter ſehr bald zuſammen, und nach der Paarung beginnen für das Weibchen die Sorgen. Ob dieſe Art ausſchließlich in altem Holze, oder auch in der Erde ihre Zellen baut, will ich dahin geſtellt ſein laſſen, jedenfalls ſind derartige Zellen dort und hier gefunden worden und können möglichenfalls zwei verſchiedenen Arten angehört haben. Die Höhle oder beſſer geſagt, Röhre, war hier der Gang einer Weidenbohrerraupe, welcher weiter zurechtgenagt wird, dort ein etwas verfallenes Mauſeloch, die eigne Geburtsſtätte; kurz überall mag die Anlage vor- gefunden und zu dem beſtimmten Zwecke noch vervollkommnet werden. Der Haupttheil der Arbeit beſteht im Zellenbau. Jn einer gewiſſen Haſt kommt die Biene herbeigeflogen, ſetzt ſich in der Weiſe, wie ſie unſere Abbildung zeigt, auf ein Roſenblatt und zirkelt ein Stück von der nöthigen Größe heraus. Beim letzten Biſſe hat ſie es tütenartig gebogen zwiſchen den Beinen und iſt damit auch ſchon in der Ferne verſchwunden. War ihr die Bezugsquelle genehm, ſo iſt ſie ſehr bald wieder da, um weitere Einkäufe zu beſorgen. Die heimgetragenen Stückchen, zuſammen- gebogen, wie ſie waren, werden jetzt losgelaſſen und ſchmiegen ſich vermöge ihrer Elaſticität an die Wand an. Da ſind ihrer drei bis vier größere, auf ſie folgt eine zweite Schicht aus gleich großen, welche an einem Ende ſchmäler, als am andern ſind. Die vom gezähnten Blattrande gebildete Seite wird nach außen, die Schnittſeite nach innen gelegt. Jn dieſes Futteral bringt die Biene
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[194/0214]
Die Hautflügler. Blumenwespen. Bauchſammler.
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gehörnte Mauerbiene (O. rufa oder bicornis), welche wegen ihrer Größe und Bekleidung auf
den erſten Blick an die gelbe Sandbiene erinnert. Jhr Hinterleib iſt goldig fuchsroth, auf dem
Rücken ſchwächer behaart, ſo daß die ehern glänzende Körperhaut durchſcheint. Thorax und Kopf
ſammt den Beinen ſind ſchwarz behaart, und beim Weibchen ragen über dem Munde an den
Kopfſeiten zwei unregelmäßige, dicke Hörner gerade aus. Sie ſcheint auch mit der vorher
erwähnten Schnauzenbiene daſſelbe Mauerloch als Niſtplatz zu theilen.
Sehr nahe verwandt mit der eben beſprochenen Gattung ſind die Blattſchneider oder
Tapezierbienen (Megachile), der Hinterleib des Weibchens flacht ſich aber bedeutend ab auf
dem Rücken und ſticht mit dem Stachel meiſt nach oben; der zweite rücklaufende Nerv mündet
näher dem Ende in die zweite Cubitalzelle, und der Kiefertaſter ſetzt ſich aus nur zwei Gliedern
zuſammen. Beim Männchen ſind die Endglieder der Fühler breitgedrückt und die beiden letzten
Hinterleibsſegmente nach unten eingekrümmt; ihnen wird eine ganz beſondere Aufmerkſamkeit
geſchenkt, wenn es ſich darum handelt, die ſehr ähnlichen Arten zu unterſcheiden. Bei einer
Abtheilung haben die Männchen erweiterte Vordertarſen und weichen von einander durch
charakteriſtiſche Zeichnungen an der Jnnenſeite der zugehörigen Schenkel ab, bei der andern bieten
die Zähne am Ausſchnitt des letzten Segments, die Endglieder der Fühler und die Vertheilung
der Behaarung gute Anhaltepunkte.
Die Thiere bauen ihre Neſter in Baumlöcher, Mauerſpalten, Erdhöhlen und fertigen hier
fingerhutförmige, an einander gereihete Zellen, welche ſie in ganz beſtimmter Weiſe aus Blättern
gewiſſer Pflanzen kunſtvoll zuſammenſetzen. Man hat Blattſtücke der Zitterpappel, Weißbuche,
der wilden Mohnblüthe und beſonders des Roſenſtocks als Baumaterial im Neſte gefunden.
Der gemeine Blattſchneider (Megachile centuncularis) trägt ſich im Mittelleibe braun-
gelb und ſchwärzlich untermiſcht. Das Alter läßt auch hier die Haare ergrauen, beſonders beim
Männchen, welches ſich die wenigſten Sorgen zu machen braucht. Den faſt kahlen Hinterleib
zieren nur vorn grauliche Zottenhaare, und weiße, häufig unterbrochene Binden die Hinterränder
vom zweiten bis fünften Segmente. Rothbraune Sammelhaare decken dicht den Bauch, und keine
Ausſchnitte, ſondern nur undeutliche Zähnchen zeichnen das Spitzenglied des Männchens aus.
Nach Smith fliegt die Art nicht nur in Europa, ſondern auch in Canada und den Hudſonsbay-
Ländern.
Ende Mai, Anfangs Juni erſcheinen die Bienen. Wie immer im Leben finden ſich die
beiden Geſchlechter ſehr bald zuſammen, und nach der Paarung beginnen für das Weibchen die
Sorgen. Ob dieſe Art ausſchließlich in altem Holze, oder auch in der Erde ihre Zellen baut,
will ich dahin geſtellt ſein laſſen, jedenfalls ſind derartige Zellen dort und hier gefunden worden
und können möglichenfalls zwei verſchiedenen Arten angehört haben. Die Höhle oder beſſer
geſagt, Röhre, war hier der Gang einer Weidenbohrerraupe, welcher weiter zurechtgenagt wird,
dort ein etwas verfallenes Mauſeloch, die eigne Geburtsſtätte; kurz überall mag die Anlage vor-
gefunden und zu dem beſtimmten Zwecke noch vervollkommnet werden. Der Haupttheil der Arbeit
beſteht im Zellenbau. Jn einer gewiſſen Haſt kommt die Biene herbeigeflogen, ſetzt ſich in der
Weiſe, wie ſie unſere Abbildung zeigt, auf ein Roſenblatt und zirkelt ein Stück von der nöthigen
Größe heraus. Beim letzten Biſſe hat ſie es tütenartig gebogen zwiſchen den Beinen und iſt
damit auch ſchon in der Ferne verſchwunden. War ihr die Bezugsquelle genehm, ſo iſt ſie ſehr
bald wieder da, um weitere Einkäufe zu beſorgen. Die heimgetragenen Stückchen, zuſammen-
gebogen, wie ſie waren, werden jetzt losgelaſſen und ſchmiegen ſich vermöge ihrer Elaſticität an die
Wand an. Da ſind ihrer drei bis vier größere, auf ſie folgt eine zweite Schicht aus gleich großen,
welche an einem Ende ſchmäler, als am andern ſind. Die vom gezähnten Blattrande gebildete
Seite wird nach außen, die Schnittſeite nach innen gelegt. Jn dieſes Futteral bringt die Biene
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/214>, abgerufen am 24.11.2024.
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