Wespen und anderen, so nennt man den Hinterleib anhangend, durch eine Querlinie: sitzend und im letzteren Falle gestielt. Auf diese Weise kommen Jnsekten mit zum Zerbrechen dünner und zierlicher Taille zum Vorschein und wieder andere, denen sie ganz fehlt, dazwischen alle deuk- baren Uebergänge, die man durch beigefügte einschränkende Wörter, wie fast sitzend, kaum gestielt etc. in etwas unbestimmter Ausdrucksweise zu bezeichnen pflegt. Die Vermuthung liegt nahe, daß bei so bedeutenden Verschiedenheiten, wie sie im äußeren Bau der Jnsekten vorkommen, auch die innere Organisation eine sehr vielgestaltige sein werde, und daß die Werkzeuge der Verdauung, des Blutumlaufes und der sonstigen Systeme zwar einem Grundgesetze folgen, bei den einzelnen aber manchen Abänderungen unterworfen sein werden. Weil nun aber die Erforschung dieser Theile zu den schwierigsten Aufgaben der Mikroskopie gehört und bis jetzt verhältnißmäßig erst wenig Thiere auf dieselben untersucht worden sind, so darf man zur Zeit kaum noch von allge- meinen Gesetzen sprechen. Jch werde daher auch bei Besprechung der inneren Organisation kurz sein und die Momente hervorheben, die für die allgemein giltigen gehalten werden.
Das Fleisch, die Muskeln der Jnsekten haben eine lichte, in Röthlich oder Gelb ziehende Farbe und besteht aus Bündeln quergestreifter Fasern, die entweder neben einander hinlaufen, oder wie Strahlen von einem Punkte her sich ausbreiten. Jm Kopfe und Thorax, nicht auch im Hinterleibe bieten ihnen einzelne Fortsätze der Chitinmasse an der Jnnenseite die nöthigen Anhaftungspunkte.
Die Verdanungswerkzeuge sind einfacher Natur und bestehen in einem Darme, der von der Mundöffnung aus in verschiedenen Windungen nach dem After verläuft. Durch diese Krümmungen kann er zwei- bis dreimal so lang als das ganze Thier werden, bisweilen noch länger. Man unterscheidet an ihm vier Partien. Die vorderste als Speiseröhre, welche bis zur Mitte der Brust, ja bis zum Hinterleibe reichen kann und sehr eng ist bei denen, welche nur Flüssigkeiten einnehmen, weiter bei denen, die ihre Nahrung kauen; bei diesen kommt gegen das Ende auch eine sackartige Erweiterung, ein Kropf vor. Jm nächsten Theile verwandelt sich der eingenommene Stoff in den zur Ernährung nöthigen Saft, den sogenannten Chylus, weshalb unter Umständen seine Jnnen- wände zum Theil mit Zähnchen besetzt sind, oder Drüsen haben, welche beide die Verdauung befördern. Wenn auch auf diese Weise der genannte Theil des Darmes die Verrichtungen des Mageus der höheren Thiere übernimmt, so kann er doch nicht damit verglichen werden, vielmehr spricht man mit Recht den Jnsekten einen solchen ab. Am Ende des in Rede stehenden Darm- abschnittes finden sich bei allen Jnsekten meist einfache, bisweilen verästelte und geschlängelte Röhrchen, welche ihren Jnhalt in den Darm entleeren, die sogenannten Gallengefäße, welche bei der Verdauung die Functionen der Galle, Leber und Nieren höherer Thiere übernehmen, ohne eines dieser Organe selbst zu sein. Der ziemlich kurze dritte, mit einem Blinddarm versehene Theil leitet den zur Verwerthung geeigneten Speisebrei (Chymus) fort und wird gewöhnlich als Düundarm bezeichnet, während der Dickdarm mit dem Mastdarm als das Ende des ganzen Apparates die unverdaulichen Excremente aus dem Körper entfernt.
Jm Gegensatze zu dieser Einfachheit durchzieht ein System unendlich feiner Luftröhren, Tracheen, aus spiralförmig gewundenen Fädchen gebildet, den ganzen Körper des Jnsekts als Athmungswerkzeuge. Die Verbindung mit der atmosphärischen Luft wird hergestellt durch Luft- löcher oder Stigmen, die sich paarweise auf bestimmte Stellen am Körper vertheilen. Sie sind mit einem hornigen Ringe umgeben, haben in ihrem Eingange eine Hautfalte, wodurch sie willkürlich geschlossen werden können und sitzen an den Seiten des Körpers, in der Nähe der Ver- bindungsstelle zweier Ringe, ihrer drei jederseits am Thorax, die übrigen je an einem Hinterleibs- segmente mit Ausschluß des letzten. Von ihnen nehmen die Tracheen ihren Ursprung, verbinden sich unter einander zu seitlichen Hauptstämmen und verästeln sich von da, um bis zu den äußersten Körpertheilen, den Spitzen der Flügel, Fühler, Füße etc. vorzudringen. Bei den eigentlichen Luft- bewohnern schwellen die Tracheen an gewissen Stellen blasig zu den sogenannten Luftsäcken an,
Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.
Wespen und anderen, ſo nennt man den Hinterleib anhangend, durch eine Querlinie: ſitzend und im letzteren Falle geſtielt. Auf dieſe Weiſe kommen Jnſekten mit zum Zerbrechen dünner und zierlicher Taille zum Vorſchein und wieder andere, denen ſie ganz fehlt, dazwiſchen alle deuk- baren Uebergänge, die man durch beigefügte einſchränkende Wörter, wie faſt ſitzend, kaum geſtielt ꝛc. in etwas unbeſtimmter Ausdrucksweiſe zu bezeichnen pflegt. Die Vermuthung liegt nahe, daß bei ſo bedeutenden Verſchiedenheiten, wie ſie im äußeren Bau der Jnſekten vorkommen, auch die innere Organiſation eine ſehr vielgeſtaltige ſein werde, und daß die Werkzeuge der Verdauung, des Blutumlaufes und der ſonſtigen Syſteme zwar einem Grundgeſetze folgen, bei den einzelnen aber manchen Abänderungen unterworfen ſein werden. Weil nun aber die Erforſchung dieſer Theile zu den ſchwierigſten Aufgaben der Mikroskopie gehört und bis jetzt verhältnißmäßig erſt wenig Thiere auf dieſelben unterſucht worden ſind, ſo darf man zur Zeit kaum noch von allge- meinen Geſetzen ſprechen. Jch werde daher auch bei Beſprechung der inneren Organiſation kurz ſein und die Momente hervorheben, die für die allgemein giltigen gehalten werden.
Das Fleiſch, die Muskeln der Jnſekten haben eine lichte, in Röthlich oder Gelb ziehende Farbe und beſteht aus Bündeln quergeſtreifter Faſern, die entweder neben einander hinlaufen, oder wie Strahlen von einem Punkte her ſich ausbreiten. Jm Kopfe und Thorax, nicht auch im Hinterleibe bieten ihnen einzelne Fortſätze der Chitinmaſſe an der Jnnenſeite die nöthigen Anhaftungspunkte.
Die Verdanungswerkzeuge ſind einfacher Natur und beſtehen in einem Darme, der von der Mundöffnung aus in verſchiedenen Windungen nach dem After verläuft. Durch dieſe Krümmungen kann er zwei- bis dreimal ſo lang als das ganze Thier werden, bisweilen noch länger. Man unterſcheidet an ihm vier Partien. Die vorderſte als Speiſeröhre, welche bis zur Mitte der Bruſt, ja bis zum Hinterleibe reichen kann und ſehr eng iſt bei denen, welche nur Flüſſigkeiten einnehmen, weiter bei denen, die ihre Nahrung kauen; bei dieſen kommt gegen das Ende auch eine ſackartige Erweiterung, ein Kropf vor. Jm nächſten Theile verwandelt ſich der eingenommene Stoff in den zur Ernährung nöthigen Saft, den ſogenannten Chylus, weshalb unter Umſtänden ſeine Jnnen- wände zum Theil mit Zähnchen beſetzt ſind, oder Drüſen haben, welche beide die Verdauung befördern. Wenn auch auf dieſe Weiſe der genannte Theil des Darmes die Verrichtungen des Mageus der höheren Thiere übernimmt, ſo kann er doch nicht damit verglichen werden, vielmehr ſpricht man mit Recht den Jnſekten einen ſolchen ab. Am Ende des in Rede ſtehenden Darm- abſchnittes finden ſich bei allen Jnſekten meiſt einfache, bisweilen veräſtelte und geſchlängelte Röhrchen, welche ihren Jnhalt in den Darm entleeren, die ſogenannten Gallengefäße, welche bei der Verdauung die Functionen der Galle, Leber und Nieren höherer Thiere übernehmen, ohne eines dieſer Organe ſelbſt zu ſein. Der ziemlich kurze dritte, mit einem Blinddarm verſehene Theil leitet den zur Verwerthung geeigneten Speiſebrei (Chymus) fort und wird gewöhnlich als Düundarm bezeichnet, während der Dickdarm mit dem Maſtdarm als das Ende des ganzen Apparates die unverdaulichen Excremente aus dem Körper entfernt.
Jm Gegenſatze zu dieſer Einfachheit durchzieht ein Syſtem unendlich feiner Luftröhren, Tracheen, aus ſpiralförmig gewundenen Fädchen gebildet, den ganzen Körper des Jnſekts als Athmungswerkzeuge. Die Verbindung mit der atmosphäriſchen Luft wird hergeſtellt durch Luft- löcher oder Stigmen, die ſich paarweiſe auf beſtimmte Stellen am Körper vertheilen. Sie ſind mit einem hornigen Ringe umgeben, haben in ihrem Eingange eine Hautfalte, wodurch ſie willkürlich geſchloſſen werden können und ſitzen an den Seiten des Körpers, in der Nähe der Ver- bindungsſtelle zweier Ringe, ihrer drei jederſeits am Thorax, die übrigen je an einem Hinterleibs- ſegmente mit Ausſchluß des letzten. Von ihnen nehmen die Tracheen ihren Urſprung, verbinden ſich unter einander zu ſeitlichen Hauptſtämmen und veräſteln ſich von da, um bis zu den äußerſten Körpertheilen, den Spitzen der Flügel, Fühler, Füße ꝛc. vorzudringen. Bei den eigentlichen Luft- bewohnern ſchwellen die Tracheen an gewiſſen Stellen blaſig zu den ſogenannten Luftſäcken an,
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Ein Blick auf das Leben der Geſammtheit.
Wespen und anderen, ſo nennt man den Hinterleib anhangend, durch eine Querlinie: ſitzend
und im letzteren Falle geſtielt. Auf dieſe Weiſe kommen Jnſekten mit zum Zerbrechen dünner
und zierlicher Taille zum Vorſchein und wieder andere, denen ſie ganz fehlt, dazwiſchen alle deuk-
baren Uebergänge, die man durch beigefügte einſchränkende Wörter, wie faſt ſitzend, kaum geſtielt ꝛc.
in etwas unbeſtimmter Ausdrucksweiſe zu bezeichnen pflegt. Die Vermuthung liegt nahe, daß
bei ſo bedeutenden Verſchiedenheiten, wie ſie im äußeren Bau der Jnſekten vorkommen, auch
die innere Organiſation eine ſehr vielgeſtaltige ſein werde, und daß die Werkzeuge der Verdauung,
des Blutumlaufes und der ſonſtigen Syſteme zwar einem Grundgeſetze folgen, bei den einzelnen
aber manchen Abänderungen unterworfen ſein werden. Weil nun aber die Erforſchung dieſer
Theile zu den ſchwierigſten Aufgaben der Mikroskopie gehört und bis jetzt verhältnißmäßig erſt
wenig Thiere auf dieſelben unterſucht worden ſind, ſo darf man zur Zeit kaum noch von allge-
meinen Geſetzen ſprechen. Jch werde daher auch bei Beſprechung der inneren Organiſation kurz
ſein und die Momente hervorheben, die für die allgemein giltigen gehalten werden.
Das Fleiſch, die Muskeln der Jnſekten haben eine lichte, in Röthlich oder Gelb ziehende Farbe
und beſteht aus Bündeln quergeſtreifter Faſern, die entweder neben einander hinlaufen, oder wie
Strahlen von einem Punkte her ſich ausbreiten. Jm Kopfe und Thorax, nicht auch im Hinterleibe
bieten ihnen einzelne Fortſätze der Chitinmaſſe an der Jnnenſeite die nöthigen Anhaftungspunkte.
Die Verdanungswerkzeuge ſind einfacher Natur und beſtehen in einem Darme, der von der
Mundöffnung aus in verſchiedenen Windungen nach dem After verläuft. Durch dieſe Krümmungen
kann er zwei- bis dreimal ſo lang als das ganze Thier werden, bisweilen noch länger. Man
unterſcheidet an ihm vier Partien. Die vorderſte als Speiſeröhre, welche bis zur Mitte der Bruſt,
ja bis zum Hinterleibe reichen kann und ſehr eng iſt bei denen, welche nur Flüſſigkeiten einnehmen,
weiter bei denen, die ihre Nahrung kauen; bei dieſen kommt gegen das Ende auch eine ſackartige
Erweiterung, ein Kropf vor. Jm nächſten Theile verwandelt ſich der eingenommene Stoff in den
zur Ernährung nöthigen Saft, den ſogenannten Chylus, weshalb unter Umſtänden ſeine Jnnen-
wände zum Theil mit Zähnchen beſetzt ſind, oder Drüſen haben, welche beide die Verdauung
befördern. Wenn auch auf dieſe Weiſe der genannte Theil des Darmes die Verrichtungen des
Mageus der höheren Thiere übernimmt, ſo kann er doch nicht damit verglichen werden, vielmehr
ſpricht man mit Recht den Jnſekten einen ſolchen ab. Am Ende des in Rede ſtehenden Darm-
abſchnittes finden ſich bei allen Jnſekten meiſt einfache, bisweilen veräſtelte und geſchlängelte
Röhrchen, welche ihren Jnhalt in den Darm entleeren, die ſogenannten Gallengefäße, welche bei
der Verdauung die Functionen der Galle, Leber und Nieren höherer Thiere übernehmen, ohne
eines dieſer Organe ſelbſt zu ſein. Der ziemlich kurze dritte, mit einem Blinddarm verſehene
Theil leitet den zur Verwerthung geeigneten Speiſebrei (Chymus) fort und wird gewöhnlich als
Düundarm bezeichnet, während der Dickdarm mit dem Maſtdarm als das Ende des ganzen
Apparates die unverdaulichen Excremente aus dem Körper entfernt.
Jm Gegenſatze zu dieſer Einfachheit durchzieht ein Syſtem unendlich feiner Luftröhren,
Tracheen, aus ſpiralförmig gewundenen Fädchen gebildet, den ganzen Körper des Jnſekts als
Athmungswerkzeuge. Die Verbindung mit der atmosphäriſchen Luft wird hergeſtellt durch Luft-
löcher oder Stigmen, die ſich paarweiſe auf beſtimmte Stellen am Körper vertheilen. Sie
ſind mit einem hornigen Ringe umgeben, haben in ihrem Eingange eine Hautfalte, wodurch ſie
willkürlich geſchloſſen werden können und ſitzen an den Seiten des Körpers, in der Nähe der Ver-
bindungsſtelle zweier Ringe, ihrer drei jederſeits am Thorax, die übrigen je an einem Hinterleibs-
ſegmente mit Ausſchluß des letzten. Von ihnen nehmen die Tracheen ihren Urſprung, verbinden
ſich unter einander zu ſeitlichen Hauptſtämmen und veräſteln ſich von da, um bis zu den äußerſten
Körpertheilen, den Spitzen der Flügel, Fühler, Füße ꝛc. vorzudringen. Bei den eigentlichen Luft-
bewohnern ſchwellen die Tracheen an gewiſſen Stellen blaſig zu den ſogenannten Luftſäcken an,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/22>, abgerufen am 27.11.2024.
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