Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.Hautflügler. Faltenwespen. Gesellige Wespen. ebenfalls ein Flugloch bekommt. Unsere Figur zeigt eine bereits vollendete dritte Wabe, und dieSenkstriche unter deren Deckel deuten die Anlage zur vierten an. Je nach dem Bedürfnisse lassen sich die Etagen vermehren, und das ganze Nest bildet zuletzt eine immer länger werdende Walze. Bei einer andern Art kann es die Kegelform annehmen, bei einer dritten in der Mitte mehr anschwellen. -- Jn etwas veränderter Weise (b) baut die Polybia rejecta. Sie legt die erste Wabe fest um einen Zweig und läßt in der Mitte des Deckels das Flugloch. Bei Vergrößerung des Nestes durch eine zweite Wabe bleibt für diese an der entsprechenden Stelle das Flugloch offen, das erste bekommt einen schnürösenartigen Ansatz und wird jetzt Fahrloch genannt. Jn dieser Weise setzt sich der Bau fort, so weit und weiter, als unsere schematische Abbildung lehrt. Eben- so baut der Chatergus chartarius, eine mittelgroße Wespe von schwarzer Farbe, deren anhängender Hinterleib gelb bandirt ist. Die in Cayenne sehr häufige, schwarze Tatua morio, deren breiter Hinterleib sich wie bei Eumenes vorn etwas stielartig verdünnt, und deren Flügel stark gebräunt erscheinen, hängt ihre manchmal mehrere Fuß langen Nester an Zweige, welche ganz ebenso umfaßt werden, wie bei der Polybia rejecta. Dieselben unterscheiden sich in ihrer Bauart nur dadurch von denen der eben genannten, daß das Flugloch und dem entsprechend die Fahrlöcher [Abbildung]
Schematische Darstellung von verkleinerten Wespennestern. a Der Polybia sedula. b Der Polybla rejecta. c Der Chstergus nicht in der Mitte des Deckels, sondern an seiner Seite nahe der Hüllenwand angebracht sind.apicalis. d Der Polybia ampullaria. Diese Nester sehen braun aus, sind sehr hart und dick; denn sie müssen reichliche Nässe aushalten. Sie werden nämlich mit Beginn der Regenzeit angelegt und wachsen während derselben immer größer, überziehen sich in Folge der Feuchtigkeit mit Moos und anderen cryptogamischen Pflänzchen, werden zu "bemoosten Häuptern", welche lange noch an den Bäumen hängen bleiben, nachdem sie mit Beginn des Winters, der trocknen Jahreszeit, ausgestorben sind. Das Pariser Museum bewahrt nach Saussure ein zusammengedrückt walzenförmiges Nest der Polybia liliacea Brasiliens auf, welches durch seine Größe Zeugniß von der ungeheueren Menge gibt, in welcher diese Wespen beisammen wohnen können. Dasselbe ist unten abgebrochen, mithin unvollständig und mißt dennoch bei einer Breite von 1 bis 2 Fuß deren vier bis fünf in die Länge, indem es aus 26 Waben oder Stockwerken aufgebaut ist. Es erweitert sich allmälig nach unten, hat eine runzelige, dünne Hülle, braunrothe Farbe, ziemlich grob holzartiges Ausehen und die Fahr- löcher in der Mitte der Deckel. Die Polybia cayennensis baut gleichfalls deckelwabige Nester aus einem eisen-, quarz- und glimmerhaltigen Thone von gelbgrauer Grundfarbe und hängt sie an dünnen Zweigen auf, welche schief abwärts wachsen. Die bedeutende Schwere des Baumaterials setzt hier der Größe bald Grenzen. Nester von 14 Zoll Länge und 4 Zoll Breite gehören zu den Hautflügler. Faltenwespen. Geſellige Wespen. ebenfalls ein Flugloch bekommt. Unſere Figur zeigt eine bereits vollendete dritte Wabe, und dieSenkſtriche unter deren Deckel deuten die Anlage zur vierten an. Je nach dem Bedürfniſſe laſſen ſich die Etagen vermehren, und das ganze Neſt bildet zuletzt eine immer länger werdende Walze. Bei einer andern Art kann es die Kegelform annehmen, bei einer dritten in der Mitte mehr anſchwellen. — Jn etwas veränderter Weiſe (b) baut die Polybia rejecta. Sie legt die erſte Wabe feſt um einen Zweig und läßt in der Mitte des Deckels das Flugloch. Bei Vergrößerung des Neſtes durch eine zweite Wabe bleibt für dieſe an der entſprechenden Stelle das Flugloch offen, das erſte bekommt einen ſchnüröſenartigen Anſatz und wird jetzt Fahrloch genannt. Jn dieſer Weiſe ſetzt ſich der Bau fort, ſo weit und weiter, als unſere ſchematiſche Abbildung lehrt. Eben- ſo baut der Chatergus chartarius, eine mittelgroße Wespe von ſchwarzer Farbe, deren anhängender Hinterleib gelb bandirt iſt. Die in Cayenne ſehr häufige, ſchwarze Tatua morio, deren breiter Hinterleib ſich wie bei Eumenes vorn etwas ſtielartig verdünnt, und deren Flügel ſtark gebräunt erſcheinen, hängt ihre manchmal mehrere Fuß langen Neſter an Zweige, welche ganz ebenſo umfaßt werden, wie bei der Polybia rejecta. Dieſelben unterſcheiden ſich in ihrer Bauart nur dadurch von denen der eben genannten, daß das Flugloch und dem entſprechend die Fahrlöcher [Abbildung]
Schematiſche Darſtellung von verkleinerten Wespenneſtern. a Der Polybia sedula. b Der Polybla rejecta. c Der Chstergus nicht in der Mitte des Deckels, ſondern an ſeiner Seite nahe der Hüllenwand angebracht ſind.apicalis. d Der Polybia ampullaria. Dieſe Neſter ſehen braun aus, ſind ſehr hart und dick; denn ſie müſſen reichliche Näſſe aushalten. Sie werden nämlich mit Beginn der Regenzeit angelegt und wachſen während derſelben immer größer, überziehen ſich in Folge der Feuchtigkeit mit Moos und anderen cryptogamiſchen Pflänzchen, werden zu „bemooſten Häuptern“, welche lange noch an den Bäumen hängen bleiben, nachdem ſie mit Beginn des Winters, der trocknen Jahreszeit, ausgeſtorben ſind. Das Pariſer Muſeum bewahrt nach Sauſſure ein zuſammengedrückt walzenförmiges Neſt der Polybia liliacea Braſiliens auf, welches durch ſeine Größe Zeugniß von der ungeheueren Menge gibt, in welcher dieſe Wespen beiſammen wohnen können. Daſſelbe iſt unten abgebrochen, mithin unvollſtändig und mißt dennoch bei einer Breite von 1 bis 2 Fuß deren vier bis fünf in die Länge, indem es aus 26 Waben oder Stockwerken aufgebaut iſt. Es erweitert ſich allmälig nach unten, hat eine runzelige, dünne Hülle, braunrothe Farbe, ziemlich grob holzartiges Auſehen und die Fahr- löcher in der Mitte der Deckel. Die Polybia cayennensis baut gleichfalls deckelwabige Neſter aus einem eiſen-, quarz- und glimmerhaltigen Thone von gelbgrauer Grundfarbe und hängt ſie an dünnen Zweigen auf, welche ſchief abwärts wachſen. Die bedeutende Schwere des Baumaterials ſetzt hier der Größe bald Grenzen. Neſter von 14 Zoll Länge und 4 Zoll Breite gehören zu den <TEI> <text> <body> <floatingText> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0222" n="202"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Hautflügler. Faltenwespen. Geſellige Wespen.</hi></fw><lb/> ebenfalls ein Flugloch bekommt. 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ebenfalls ein Flugloch bekommt. Unſere Figur zeigt eine bereits vollendete dritte Wabe, und die
Senkſtriche unter deren Deckel deuten die Anlage zur vierten an. Je nach dem Bedürfniſſe laſſen
ſich die Etagen vermehren, und das ganze Neſt bildet zuletzt eine immer länger werdende Walze.
Bei einer andern Art kann es die Kegelform annehmen, bei einer dritten in der Mitte mehr
anſchwellen. — Jn etwas veränderter Weiſe (b) baut die Polybia rejecta. Sie legt die erſte Wabe
feſt um einen Zweig und läßt in der Mitte des Deckels das Flugloch. Bei Vergrößerung des
Neſtes durch eine zweite Wabe bleibt für dieſe an der entſprechenden Stelle das Flugloch offen,
das erſte bekommt einen ſchnüröſenartigen Anſatz und wird jetzt Fahrloch genannt. Jn dieſer
Weiſe ſetzt ſich der Bau fort, ſo weit und weiter, als unſere ſchematiſche Abbildung lehrt. Eben-
ſo baut der Chatergus chartarius, eine mittelgroße Wespe von ſchwarzer Farbe, deren anhängender
Hinterleib gelb bandirt iſt. Die in Cayenne ſehr häufige, ſchwarze Tatua morio, deren breiter
Hinterleib ſich wie bei Eumenes vorn etwas ſtielartig verdünnt, und deren Flügel ſtark gebräunt
erſcheinen, hängt ihre manchmal mehrere Fuß langen Neſter an Zweige, welche ganz ebenſo
umfaßt werden, wie bei der Polybia rejecta. Dieſelben unterſcheiden ſich in ihrer Bauart nur
dadurch von denen der eben genannten, daß das Flugloch und dem entſprechend die Fahrlöcher
[Abbildung Schematiſche Darſtellung von verkleinerten Wespenneſtern. a Der Polybia sedula. b Der Polybla rejecta. c Der Chstergus
apicalis. d Der Polybia ampullaria.]
nicht in der Mitte des Deckels, ſondern an ſeiner Seite nahe der Hüllenwand angebracht ſind.
Dieſe Neſter ſehen braun aus, ſind ſehr hart und dick; denn ſie müſſen reichliche Näſſe aushalten.
Sie werden nämlich mit Beginn der Regenzeit angelegt und wachſen während derſelben immer
größer, überziehen ſich in Folge der Feuchtigkeit mit Moos und anderen cryptogamiſchen Pflänzchen,
werden zu „bemooſten Häuptern“, welche lange noch an den Bäumen hängen bleiben, nachdem
ſie mit Beginn des Winters, der trocknen Jahreszeit, ausgeſtorben ſind. Das Pariſer Muſeum
bewahrt nach Sauſſure ein zuſammengedrückt walzenförmiges Neſt der Polybia liliacea
Braſiliens auf, welches durch ſeine Größe Zeugniß von der ungeheueren Menge gibt, in welcher
dieſe Wespen beiſammen wohnen können. Daſſelbe iſt unten abgebrochen, mithin unvollſtändig
und mißt dennoch bei einer Breite von 1 bis 2 Fuß deren vier bis fünf in die Länge, indem
es aus 26 Waben oder Stockwerken aufgebaut iſt. Es erweitert ſich allmälig nach unten, hat
eine runzelige, dünne Hülle, braunrothe Farbe, ziemlich grob holzartiges Auſehen und die Fahr-
löcher in der Mitte der Deckel. Die Polybia cayennensis baut gleichfalls deckelwabige Neſter
aus einem eiſen-, quarz- und glimmerhaltigen Thone von gelbgrauer Grundfarbe und hängt ſie
an dünnen Zweigen auf, welche ſchief abwärts wachſen. Die bedeutende Schwere des Baumaterials
ſetzt hier der Größe bald Grenzen. Neſter von 14 Zoll Länge und 4 Zoll Breite gehören zu den
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