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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Die Hautflügler. Ameisen. Knotenameisen.
Leckerbissen; man beißt sie ab und ißt Salz dazwischen. Gibt es eine reiche Ernte, so werden sie
mit Salz geröstet und sollen in dieser Form auch den Europäern munden.

Die Sitten dieser Ameisen stimmen in vieler Beziehung mit den oben geschilderten der
europäischen überein. Sie bauen, wenn nicht sehr hohe, doch sehr umfangreiche Hügel in den
Pflanzungen und Gehölzen, Bates gibt vierzig Schritte im Umfange und zwei Fuß Höhe an,
andere Reisende sprechen von sechs und acht Fuß. Diese Dome bilden nur die äußere Bedeckung
eines tief und weit im Boden verbreiteten Gangnetzes mit vielen Oeffnungen nach außen, welche
für gewöhnlich geschlossen sind. Bei den mancherlei Versuchen, die Sauba aus den botanischen
Gärten von Para zu vertreiben, wurden über einigen Haupteingängen zu ihrer Kolonie Feuer
angezündet und durch Blasebälge Schwefeldämpfe eingeführt. Bates sah aus einer Menge von
Oeffnungen die Dämpfe ausströmen, unter denen eine siebenzig Schritte von der Einführungsstelle
entfernt war. Die Hügel bestehen aus lockerer Erde, welche aus der Tiefe herausgeschafft wird

[Abbildung] Visitenameise (Atta cephalotes) Männchen, kleine Arbeiter, Weibchen, große Arbeiter.
und darum wohl etwas anders gefärbt erscheint, als die Umgebung. Ferner schwärmen die
Kolonien genau in derselben Weise, wie die unsrigen gegen Abend, und zwar zu Beginn der
Regenzeit im Januar und Februar. Die Sorge für die Brut bleibt den Arbeitern überlassen,
welche in der Größe zwischen zwei und sieben Linien schwanken und von dreierlei Formen sein
sollen: die eigentlichen Arbeiter sind die kleinsten, mit kleinen Köpfen, und die großköpfigen zerfallen
wieder in solche mit glänzenden kahlen Köpfen und in die unterirdischen Arbeiter, bei denen
dieselben vorn behaart sind und auf dem Scheitel Nebenaugen tragen, welche jenen fehlen. Bates
äußert sich über ihren Körperbau nicht völlig klar und sagt von ihnen dann weiter: "Wenn man
die Spitze eines kleinen, frisch aufgeworfenen Ameisenhaufens, in welchem eben der Prozeß des
Deckens vor sich geht, abnimmt, so kommt ein breiter, cylindrischer Schacht zum Vorschein, bis
zur Tiefe von zwei Fuß von der Oberfläche. Untersucht man diesen mit einem Stocke, was bis
zur Tiefe von etwa drei bis vier Fuß geschehen kann, ohne daß man auf den Grund stößt, so beginnt
eine kleine Anzahl dieser derben Burschen langsam an den glatten Seiten der Mine empor zu
klettern. -- -- Sie waren nicht sehr kampflustig, wie ich fürchtete, und ich sah sie nie unter anderen
Umständen, als den eben erzählten, kann daher auch nicht errathen, worin ihre specielle Beschäf-
tigung bestehen mag."

Die Hautflügler. Ameiſen. Knotenameiſen.
Leckerbiſſen; man beißt ſie ab und ißt Salz dazwiſchen. Gibt es eine reiche Ernte, ſo werden ſie
mit Salz geröſtet und ſollen in dieſer Form auch den Europäern munden.

Die Sitten dieſer Ameiſen ſtimmen in vieler Beziehung mit den oben geſchilderten der
europäiſchen überein. Sie bauen, wenn nicht ſehr hohe, doch ſehr umfangreiche Hügel in den
Pflanzungen und Gehölzen, Bates gibt vierzig Schritte im Umfange und zwei Fuß Höhe an,
andere Reiſende ſprechen von ſechs und acht Fuß. Dieſe Dome bilden nur die äußere Bedeckung
eines tief und weit im Boden verbreiteten Gangnetzes mit vielen Oeffnungen nach außen, welche
für gewöhnlich geſchloſſen ſind. Bei den mancherlei Verſuchen, die Sauba aus den botaniſchen
Gärten von Para zu vertreiben, wurden über einigen Haupteingängen zu ihrer Kolonie Feuer
angezündet und durch Blaſebälge Schwefeldämpfe eingeführt. Bates ſah aus einer Menge von
Oeffnungen die Dämpfe ausſtrömen, unter denen eine ſiebenzig Schritte von der Einführungsſtelle
entfernt war. Die Hügel beſtehen aus lockerer Erde, welche aus der Tiefe herausgeſchafft wird

[Abbildung] Viſitenameiſe (Atta cephalotes) Männchen, kleine Arbeiter, Weibchen, große Arbeiter.
und darum wohl etwas anders gefärbt erſcheint, als die Umgebung. Ferner ſchwärmen die
Kolonien genau in derſelben Weiſe, wie die unſrigen gegen Abend, und zwar zu Beginn der
Regenzeit im Januar und Februar. Die Sorge für die Brut bleibt den Arbeitern überlaſſen,
welche in der Größe zwiſchen zwei und ſieben Linien ſchwanken und von dreierlei Formen ſein
ſollen: die eigentlichen Arbeiter ſind die kleinſten, mit kleinen Köpfen, und die großköpfigen zerfallen
wieder in ſolche mit glänzenden kahlen Köpfen und in die unterirdiſchen Arbeiter, bei denen
dieſelben vorn behaart ſind und auf dem Scheitel Nebenaugen tragen, welche jenen fehlen. Bates
äußert ſich über ihren Körperbau nicht völlig klar und ſagt von ihnen dann weiter: „Wenn man
die Spitze eines kleinen, friſch aufgeworfenen Ameiſenhaufens, in welchem eben der Prozeß des
Deckens vor ſich geht, abnimmt, ſo kommt ein breiter, cylindriſcher Schacht zum Vorſchein, bis
zur Tiefe von zwei Fuß von der Oberfläche. Unterſucht man dieſen mit einem Stocke, was bis
zur Tiefe von etwa drei bis vier Fuß geſchehen kann, ohne daß man auf den Grund ſtößt, ſo beginnt
eine kleine Anzahl dieſer derben Burſchen langſam an den glatten Seiten der Mine empor zu
klettern. — — Sie waren nicht ſehr kampfluſtig, wie ich fürchtete, und ich ſah ſie nie unter anderen
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tigung beſtehen mag.“

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[220/0242] Die Hautflügler. Ameiſen. Knotenameiſen. Leckerbiſſen; man beißt ſie ab und ißt Salz dazwiſchen. Gibt es eine reiche Ernte, ſo werden ſie mit Salz geröſtet und ſollen in dieſer Form auch den Europäern munden. Die Sitten dieſer Ameiſen ſtimmen in vieler Beziehung mit den oben geſchilderten der europäiſchen überein. Sie bauen, wenn nicht ſehr hohe, doch ſehr umfangreiche Hügel in den Pflanzungen und Gehölzen, Bates gibt vierzig Schritte im Umfange und zwei Fuß Höhe an, andere Reiſende ſprechen von ſechs und acht Fuß. Dieſe Dome bilden nur die äußere Bedeckung eines tief und weit im Boden verbreiteten Gangnetzes mit vielen Oeffnungen nach außen, welche für gewöhnlich geſchloſſen ſind. Bei den mancherlei Verſuchen, die Sauba aus den botaniſchen Gärten von Para zu vertreiben, wurden über einigen Haupteingängen zu ihrer Kolonie Feuer angezündet und durch Blaſebälge Schwefeldämpfe eingeführt. Bates ſah aus einer Menge von Oeffnungen die Dämpfe ausſtrömen, unter denen eine ſiebenzig Schritte von der Einführungsſtelle entfernt war. Die Hügel beſtehen aus lockerer Erde, welche aus der Tiefe herausgeſchafft wird [Abbildung Viſitenameiſe (Atta cephalotes) Männchen, kleine Arbeiter, Weibchen, große Arbeiter.] und darum wohl etwas anders gefärbt erſcheint, als die Umgebung. Ferner ſchwärmen die Kolonien genau in derſelben Weiſe, wie die unſrigen gegen Abend, und zwar zu Beginn der Regenzeit im Januar und Februar. Die Sorge für die Brut bleibt den Arbeitern überlaſſen, welche in der Größe zwiſchen zwei und ſieben Linien ſchwanken und von dreierlei Formen ſein ſollen: die eigentlichen Arbeiter ſind die kleinſten, mit kleinen Köpfen, und die großköpfigen zerfallen wieder in ſolche mit glänzenden kahlen Köpfen und in die unterirdiſchen Arbeiter, bei denen dieſelben vorn behaart ſind und auf dem Scheitel Nebenaugen tragen, welche jenen fehlen. Bates äußert ſich über ihren Körperbau nicht völlig klar und ſagt von ihnen dann weiter: „Wenn man die Spitze eines kleinen, friſch aufgeworfenen Ameiſenhaufens, in welchem eben der Prozeß des Deckens vor ſich geht, abnimmt, ſo kommt ein breiter, cylindriſcher Schacht zum Vorſchein, bis zur Tiefe von zwei Fuß von der Oberfläche. Unterſucht man dieſen mit einem Stocke, was bis zur Tiefe von etwa drei bis vier Fuß geſchehen kann, ohne daß man auf den Grund ſtößt, ſo beginnt eine kleine Anzahl dieſer derben Burſchen langſam an den glatten Seiten der Mine empor zu klettern. — — Sie waren nicht ſehr kampfluſtig, wie ich fürchtete, und ich ſah ſie nie unter anderen Umſtänden, als den eben erzählten, kann daher auch nicht errathen, worin ihre ſpecielle Beſchäf- tigung beſtehen mag.“

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/242>, abgerufen am 24.11.2024.