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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.

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Myrmosa. Thynnus. Dolchwespen.
alle Bienenameisen bei den genannten Verwandten schmarotzen, geht schon aus ihrer Häufigkeit
in Südamerika hervor, wo die Hummeln nur spärlich vertreten sind. Jn dem genannten Lande
gibt es zahlreiche Arten, welche zu den buntesten aller Aderflügler gehören; denn außer
den Haarflecken oder Binden am Hinterleibe, in Gold oder Silber herrlich erglänzend, schmücken
diesen häufig noch lichte, gleichsam polirte Stellen der Körperhaut. Die vielen Arten, deren fast
kugeliger Hinterleib, buckeliger Thorax, tiefstehender Kopf von den rauhen, mäßig langen Beinen
getragen werden, erinnern an gewisse Spinnen und rechtfertigen den Namen der ganzen Sippe
besser, als die wenigen, mehr dem Süden angehörenden europäischen Arten. -- Noch einige andere,
kleiner an Körper und durch den verschmälerten Mittelrücken einer Ameise sehr nahe gebracht,
schließen sich hier an, wie Myrmosa und Methoca. Die wesentlich anders aussehenden Männchen
der letzten Gattung verkannte man dermaßen, daß man sie unter einem besondern Namen (Tengyra)
in die Wissenschaft einführte. -- Jn gleicher Schroffheit wie hier treten die Geschlechtsunterschiede
auch bei der nur in Südamerika und Neuholland vertreteuen Gattung Thynnus auf. Klug
beschrieb 1840 sechzig Arten, Smith führt in seinem Kataloge des britischen Museums von 1859
deren 180 an, immerhin noch eine geringe Zahl im Vergleich zu den Mutillen.

Wir sehen neben der europäischen Spinnenameise die beiden Geschlechter der stattlichen Scolia
haemorrhoidalis,
zu welcher Scolia erythroeephala als Weibchen gehört, und wollen sie als Reprä-
sentanten der kräftigen Dolchwespen (Scolia) betrachten. Sie lebt in Ungarn, der Türkei, in
Griechenland und dem südlichen Rußland, und ihr Gattungsname bürgt dafür, daß das Weibchen eine
sehr gute Klinge führt. Die schwarze Körperfarbe wird durch je zwei gelbe Seitenflecken des zweiten
und dritten Segments unterbrochen, beim Weibchen überdies noch an der Oberseite des Kopfes und
fleckenartig auf dem Schildchen; bei ihm tragen Vorderrücken und Oberseite des fünften Segments
rostrothe Haare, beim Männchen der ganze Rücken bis zum Schildchen und die Oberseite des
Hinterleibes vom vierten Gliede an, wenn hier auch weniger dichtstehend; außerdem können hier
die Flecken der Haut zu Binden vereinigt sein. Die übrigen Körpertheile decken schwarze Zotten-
haare. Als Gattungscharaktere gelten: die tiefe Furche zwischen den beiden ersten Bauchringen, die
kurzen, gleichzeitig haarigen und stacheligen Beine, deren vier hintere mit ihren Hüften weit von
einander entfernt stehen, und die langen, kräftigen männlichen, kurzen und gebrochenen weiblichen
Fühler. Die Flügel, hier beiden Geschlechtern zuertheilt, zeigen nicht minder, wie bei den männ-
lichen Spinnenameisen das Streben nach Unbeständigkeit im Adernverlaufe. Drei Unterrand-
und zwei Mittelzellen kommen bei der abgebildeten Art und vielen anderen vor; es findet sich
aber auch das umgekehrte Verhältniß. Gleiche Schwankungen bieten die Geschlechtsunterschiede; es
gibt Männchen, welche in der Färbung ihren Weibchen ungemein gleichen, neben anderen, sehr
abweichenden. Jn Ansehung der Körpermasse können einige Dolchwespen alle übrigen Hymen-
opteren an Größe übertreffen. Das Weibchen der javanischen Scolia capitata, welches Fabricius
Sc. procer nannte, mißt 21/4 Zoll bei 7 Linien Hinterleibsbreite. Das Wenige, was man
von der Lebensgeschichte dieser Thiere weiß, deutet auf Schmarotzerthum. Nach Coquebert leben
zwei Arten von den Larven großer Nashornkäfer, welche auf Madagaskar zu Hunderten in den
Cocospalmen bohren und bedeutende Verwüstungen aurichten. Von der Garten-Dolchwespe
(Sc. hortorum) ist gleichfalls eine parasitische Lebensart bekannt, und Burmeister sah eine brasi-
lianische Art, welche er Sc. campestris nannte, zahlreich aus den Nestern der Visitenameise
kommen. -- Während bei Scolia und einigen nahestehenden Gattungen (Meria und Myzine) die
Zunge verlängert und ausgestreckter ist, verschwindet sie fast gänzlich bei Tiphia, und das erste
Hinterleibssegment setzt sich auch auf dem Rücken durch Einschnürung deutlich ab. Die unan-
sehnlichen Arten, von denen drei in Deutschland vorkommen, glänzen schwarz und weichen in der
Körperform der beiden Geschlechter wenig von einander ab; daß sie in der Erde umherkriechen,

Taschenberg, wirbellose Thiere. (Brehm, Thierleben VI.) 15

Myrmoſa. Thynnus. Dolchwespen.
alle Bienenameiſen bei den genannten Verwandten ſchmarotzen, geht ſchon aus ihrer Häufigkeit
in Südamerika hervor, wo die Hummeln nur ſpärlich vertreten ſind. Jn dem genannten Lande
gibt es zahlreiche Arten, welche zu den bunteſten aller Aderflügler gehören; denn außer
den Haarflecken oder Binden am Hinterleibe, in Gold oder Silber herrlich erglänzend, ſchmücken
dieſen häufig noch lichte, gleichſam polirte Stellen der Körperhaut. Die vielen Arten, deren faſt
kugeliger Hinterleib, buckeliger Thorax, tiefſtehender Kopf von den rauhen, mäßig langen Beinen
getragen werden, erinnern an gewiſſe Spinnen und rechtfertigen den Namen der ganzen Sippe
beſſer, als die wenigen, mehr dem Süden angehörenden europäiſchen Arten. — Noch einige andere,
kleiner an Körper und durch den verſchmälerten Mittelrücken einer Ameiſe ſehr nahe gebracht,
ſchließen ſich hier an, wie Myrmosa und Methoca. Die weſentlich anders ausſehenden Männchen
der letzten Gattung verkannte man dermaßen, daß man ſie unter einem beſondern Namen (Tengyra)
in die Wiſſenſchaft einführte. — Jn gleicher Schroffheit wie hier treten die Geſchlechtsunterſchiede
auch bei der nur in Südamerika und Neuholland vertreteuen Gattung Thynnus auf. Klug
beſchrieb 1840 ſechzig Arten, Smith führt in ſeinem Kataloge des britiſchen Muſeums von 1859
deren 180 an, immerhin noch eine geringe Zahl im Vergleich zu den Mutillen.

Wir ſehen neben der europäiſchen Spinnenameiſe die beiden Geſchlechter der ſtattlichen Scolia
haemorrhoidalis,
zu welcher Scolia erythroeephala als Weibchen gehört, und wollen ſie als Reprä-
ſentanten der kräftigen Dolchwespen (Scolia) betrachten. Sie lebt in Ungarn, der Türkei, in
Griechenland und dem ſüdlichen Rußland, und ihr Gattungsname bürgt dafür, daß das Weibchen eine
ſehr gute Klinge führt. Die ſchwarze Körperfarbe wird durch je zwei gelbe Seitenflecken des zweiten
und dritten Segments unterbrochen, beim Weibchen überdies noch an der Oberſeite des Kopfes und
fleckenartig auf dem Schildchen; bei ihm tragen Vorderrücken und Oberſeite des fünften Segments
roſtrothe Haare, beim Männchen der ganze Rücken bis zum Schildchen und die Oberſeite des
Hinterleibes vom vierten Gliede an, wenn hier auch weniger dichtſtehend; außerdem können hier
die Flecken der Haut zu Binden vereinigt ſein. Die übrigen Körpertheile decken ſchwarze Zotten-
haare. Als Gattungscharaktere gelten: die tiefe Furche zwiſchen den beiden erſten Bauchringen, die
kurzen, gleichzeitig haarigen und ſtacheligen Beine, deren vier hintere mit ihren Hüften weit von
einander entfernt ſtehen, und die langen, kräftigen männlichen, kurzen und gebrochenen weiblichen
Fühler. Die Flügel, hier beiden Geſchlechtern zuertheilt, zeigen nicht minder, wie bei den männ-
lichen Spinnenameiſen das Streben nach Unbeſtändigkeit im Adernverlaufe. Drei Unterrand-
und zwei Mittelzellen kommen bei der abgebildeten Art und vielen anderen vor; es findet ſich
aber auch das umgekehrte Verhältniß. Gleiche Schwankungen bieten die Geſchlechtsunterſchiede; es
gibt Männchen, welche in der Färbung ihren Weibchen ungemein gleichen, neben anderen, ſehr
abweichenden. Jn Anſehung der Körpermaſſe können einige Dolchwespen alle übrigen Hymen-
opteren an Größe übertreffen. Das Weibchen der javaniſchen Scolia capitata, welches Fabricius
Sc. procer nannte, mißt 2¼ Zoll bei 7 Linien Hinterleibsbreite. Das Wenige, was man
von der Lebensgeſchichte dieſer Thiere weiß, deutet auf Schmarotzerthum. Nach Coquebert leben
zwei Arten von den Larven großer Nashornkäfer, welche auf Madagaskar zu Hunderten in den
Cocospalmen bohren und bedeutende Verwüſtungen aurichten. Von der Garten-Dolchwespe
(Sc. hortorum) iſt gleichfalls eine paraſitiſche Lebensart bekannt, und Burmeiſter ſah eine braſi-
lianiſche Art, welche er Sc. campestris nannte, zahlreich aus den Neſtern der Viſitenameiſe
kommen. — Während bei Scolia und einigen naheſtehenden Gattungen (Meria und Myzine) die
Zunge verlängert und ausgeſtreckter iſt, verſchwindet ſie faſt gänzlich bei Tiphia, und das erſte
Hinterleibsſegment ſetzt ſich auch auf dem Rücken durch Einſchnürung deutlich ab. Die unan-
ſehnlichen Arten, von denen drei in Deutſchland vorkommen, glänzen ſchwarz und weichen in der
Körperform der beiden Geſchlechter wenig von einander ab; daß ſie in der Erde umherkriechen,

Taſchenberg, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben VI.) 15
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[225/0247] Myrmoſa. Thynnus. Dolchwespen. alle Bienenameiſen bei den genannten Verwandten ſchmarotzen, geht ſchon aus ihrer Häufigkeit in Südamerika hervor, wo die Hummeln nur ſpärlich vertreten ſind. Jn dem genannten Lande gibt es zahlreiche Arten, welche zu den bunteſten aller Aderflügler gehören; denn außer den Haarflecken oder Binden am Hinterleibe, in Gold oder Silber herrlich erglänzend, ſchmücken dieſen häufig noch lichte, gleichſam polirte Stellen der Körperhaut. Die vielen Arten, deren faſt kugeliger Hinterleib, buckeliger Thorax, tiefſtehender Kopf von den rauhen, mäßig langen Beinen getragen werden, erinnern an gewiſſe Spinnen und rechtfertigen den Namen der ganzen Sippe beſſer, als die wenigen, mehr dem Süden angehörenden europäiſchen Arten. — Noch einige andere, kleiner an Körper und durch den verſchmälerten Mittelrücken einer Ameiſe ſehr nahe gebracht, ſchließen ſich hier an, wie Myrmosa und Methoca. Die weſentlich anders ausſehenden Männchen der letzten Gattung verkannte man dermaßen, daß man ſie unter einem beſondern Namen (Tengyra) in die Wiſſenſchaft einführte. — Jn gleicher Schroffheit wie hier treten die Geſchlechtsunterſchiede auch bei der nur in Südamerika und Neuholland vertreteuen Gattung Thynnus auf. Klug beſchrieb 1840 ſechzig Arten, Smith führt in ſeinem Kataloge des britiſchen Muſeums von 1859 deren 180 an, immerhin noch eine geringe Zahl im Vergleich zu den Mutillen. Wir ſehen neben der europäiſchen Spinnenameiſe die beiden Geſchlechter der ſtattlichen Scolia haemorrhoidalis, zu welcher Scolia erythroeephala als Weibchen gehört, und wollen ſie als Reprä- ſentanten der kräftigen Dolchwespen (Scolia) betrachten. Sie lebt in Ungarn, der Türkei, in Griechenland und dem ſüdlichen Rußland, und ihr Gattungsname bürgt dafür, daß das Weibchen eine ſehr gute Klinge führt. Die ſchwarze Körperfarbe wird durch je zwei gelbe Seitenflecken des zweiten und dritten Segments unterbrochen, beim Weibchen überdies noch an der Oberſeite des Kopfes und fleckenartig auf dem Schildchen; bei ihm tragen Vorderrücken und Oberſeite des fünften Segments roſtrothe Haare, beim Männchen der ganze Rücken bis zum Schildchen und die Oberſeite des Hinterleibes vom vierten Gliede an, wenn hier auch weniger dichtſtehend; außerdem können hier die Flecken der Haut zu Binden vereinigt ſein. Die übrigen Körpertheile decken ſchwarze Zotten- haare. Als Gattungscharaktere gelten: die tiefe Furche zwiſchen den beiden erſten Bauchringen, die kurzen, gleichzeitig haarigen und ſtacheligen Beine, deren vier hintere mit ihren Hüften weit von einander entfernt ſtehen, und die langen, kräftigen männlichen, kurzen und gebrochenen weiblichen Fühler. Die Flügel, hier beiden Geſchlechtern zuertheilt, zeigen nicht minder, wie bei den männ- lichen Spinnenameiſen das Streben nach Unbeſtändigkeit im Adernverlaufe. Drei Unterrand- und zwei Mittelzellen kommen bei der abgebildeten Art und vielen anderen vor; es findet ſich aber auch das umgekehrte Verhältniß. Gleiche Schwankungen bieten die Geſchlechtsunterſchiede; es gibt Männchen, welche in der Färbung ihren Weibchen ungemein gleichen, neben anderen, ſehr abweichenden. Jn Anſehung der Körpermaſſe können einige Dolchwespen alle übrigen Hymen- opteren an Größe übertreffen. Das Weibchen der javaniſchen Scolia capitata, welches Fabricius Sc. procer nannte, mißt 2¼ Zoll bei 7 Linien Hinterleibsbreite. Das Wenige, was man von der Lebensgeſchichte dieſer Thiere weiß, deutet auf Schmarotzerthum. Nach Coquebert leben zwei Arten von den Larven großer Nashornkäfer, welche auf Madagaskar zu Hunderten in den Cocospalmen bohren und bedeutende Verwüſtungen aurichten. Von der Garten-Dolchwespe (Sc. hortorum) iſt gleichfalls eine paraſitiſche Lebensart bekannt, und Burmeiſter ſah eine braſi- lianiſche Art, welche er Sc. campestris nannte, zahlreich aus den Neſtern der Viſitenameiſe kommen. — Während bei Scolia und einigen naheſtehenden Gattungen (Meria und Myzine) die Zunge verlängert und ausgeſtreckter iſt, verſchwindet ſie faſt gänzlich bei Tiphia, und das erſte Hinterleibsſegment ſetzt ſich auch auf dem Rücken durch Einſchnürung deutlich ab. Die unan- ſehnlichen Arten, von denen drei in Deutſchland vorkommen, glänzen ſchwarz und weichen in der Körperform der beiden Geſchlechter wenig von einander ab; daß ſie in der Erde umherkriechen, Taſchenberg, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben VI.) 15

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/247>, abgerufen am 24.11.2024.