näher stehen als dem Ende desselben; auch kommen hier meist viel schlankere Fühlerglieder vor und vielfach Verdickung vor der Spitze. Die Angehörigen dieser Sippschaft gehen schon viel zu weit aus einander, um mit wenigen Worten vollständig charakterisirt werden zu können; die einzigen, im weiblichen Geschlecht wenigstens, flügellosen Jchneumoniden finden wir hier in der Gattung Pezomachus von Gravenhorst vereinigt.
Eine dritte Sippe, die Pimplarier (Pimplariae), kennzeichnet sich im Allgemeinen durch einen sitzenden, deprimirten Hinterleib, an dessen ersten nicht gebogenem Segment die Luft- löcher in oder vor der Mitte stehen und der weibliche Bohrer oft sehr lang über die Spitze des letzten hinausragt. Jn der Regel ist die Spiegelzelle dreieckig, fehlt aber auch ganz. Die Felderung des Hinterrückens tritt sehr zurück, seine Luftlöcher sind häufiger kreisrund und sehr klein, als länglich, die Fühlerglieder vorherrschend vollkommen walzig und undeutlich von einander geschieden. Einige Arten (Xorides) stehen rücksichtlich der allgemeinen Körperform den vorigen näher, passen in anderer Hinsicht aber besser hierher.
Die Sichelwespen (Ophionidae) stimmen in dem meist geradstieligen, von den Seiten zusammengedrückten Hinterleibe überein, aus welchem der Bohrer kaum hervorragt. Die Fühler- glieder sind cylindrisch, bei Hellwigia elegans, einem zierlichen, gelb und braungefärbten Wespchen, werden sie um so dicker, je näher sie der Spitze kommen. Die Spiegelzelle ist dreieckig oder fehlt.
Von den Tryphoniden (Tryphonides) endlich läßt sich eigentlich nur sagen, daß sie die- jenigen seien, welche nach Ausscheidung der vorigen von der ganzen Familie noch übrig bleiben. Bei vielen allerdings wird der theils sitzende, theils gestielte Hinterleib dadurch charakteristisch, daß er drehrund und von vorn nach hinten etwas dicker, also kolbig verläuft und den Bohrer kaum sehen läßt; wo dies nicht der Fall, erinnert die Körpertracht an eine der übrigen Sippen, aber die Bildung der Fühler, oder der Flügel, oder eines anderen Theiles läßt die Verbindung damit nicht zu. Sie halten sich gern an Schilf und schilfartigen Gräsern auf.
Ein gemeiner Tryphonide ist der fünf Linien lange Exenterus marginatorius, kenntlich an den gelben Hinterrändern der Segmente, veränderlich gelber Zeichnung an Kopf und Thorax auf schwarzem, durch Runzelung rauhem Untergrunde und am Mangel jeglichen Enddorns der gelben, schwarz bespitzten Hinterschienen. Durch einen Bogeneindruck scheidet sich das Kopfschild vom Gesicht ab. Eine dreieckige Spiegelzelle kommt dem Vorderflügel zu, und der Hinterleib sitzt mit seinem, nach vorn kaum verschmälerten, oben zweimal gekielten Grundgliede an dem etwas gefelderten, steil abfallenden Hinterrücken. Die Wespe fliegt vorzugsweise in Kiefernwäldern, weil sie hier für ihre Larve in der gemeinen Kiefernblattwespe (Lophyrus pini) das Wohnthier antrifft. Mit der allen Schlupfwespen eigenen Spürgabe und durch die fortwährende Beweglichkeit ist die grüne, fast erwachsene Larve der Kiefernwespe vom Schlupfwespenweibchen bald aufgefunden. Es wird ihr äußerlich ein Ei angeheftet, durch ein Häkchen angehängt, was sie trotz ihres abwehrenden Umherschnellens mit dem Körper leiden muß. Sie spinnt sich nun ein Cocon, um darin, wie sie in gesunden Tagen gewohnt ist, zu überwintern. Das Schmarotzerei kriecht aus, die Larve bleibt äußerlich sitzen und saugt ihren Wirth gründlich aus, von welchem sich schließlich nur noch die zusammengeschrumpfte Haut in der einen Ecke des von ihm angefertigten Cocons vorfindet, während der Eindringling sein eigenes spinnt, welches den Junenraum von jenem nur halb aus- füllt. Statt der Blattwespe arbeitet sich im nächsten Jahre durch die doppelte Umhüllung unser Tryphonide hindurch. -- Das Stammgeschlecht Tryphon steht dem vorigen sehr nahe, die Felderung des Hinterrückens, das gekielte erste Hinterleibssegment und die Gegenwart der Spiegelzelle, welche hier meist gestielt ist, bedingen die Verwandtschaft, die kurzen, dicken Schenkel und vor allem zwei Enddornen an den Hinterschienen den Unterschied. Die zahlreichen Arten schmarotzen vorherrschend gleichfalls bei Blattwespenlarven.
Die Hautflügler. Jchneumoniden.
näher ſtehen als dem Ende deſſelben; auch kommen hier meiſt viel ſchlankere Fühlerglieder vor und vielfach Verdickung vor der Spitze. Die Angehörigen dieſer Sippſchaft gehen ſchon viel zu weit aus einander, um mit wenigen Worten vollſtändig charakteriſirt werden zu können; die einzigen, im weiblichen Geſchlecht wenigſtens, flügelloſen Jchneumoniden finden wir hier in der Gattung Pezomachus von Gravenhorſt vereinigt.
Eine dritte Sippe, die Pimplarier (Pimplariae), kennzeichnet ſich im Allgemeinen durch einen ſitzenden, deprimirten Hinterleib, an deſſen erſten nicht gebogenem Segment die Luft- löcher in oder vor der Mitte ſtehen und der weibliche Bohrer oft ſehr lang über die Spitze des letzten hinausragt. Jn der Regel iſt die Spiegelzelle dreieckig, fehlt aber auch ganz. Die Felderung des Hinterrückens tritt ſehr zurück, ſeine Luftlöcher ſind häufiger kreisrund und ſehr klein, als länglich, die Fühlerglieder vorherrſchend vollkommen walzig und undeutlich von einander geſchieden. Einige Arten (Xorides) ſtehen rückſichtlich der allgemeinen Körperform den vorigen näher, paſſen in anderer Hinſicht aber beſſer hierher.
Die Sichelwespen (Ophionidae) ſtimmen in dem meiſt geradſtieligen, von den Seiten zuſammengedrückten Hinterleibe überein, aus welchem der Bohrer kaum hervorragt. Die Fühler- glieder ſind cylindriſch, bei Hellwigia elegans, einem zierlichen, gelb und braungefärbten Wespchen, werden ſie um ſo dicker, je näher ſie der Spitze kommen. Die Spiegelzelle iſt dreieckig oder fehlt.
Von den Tryphoniden (Tryphonides) endlich läßt ſich eigentlich nur ſagen, daß ſie die- jenigen ſeien, welche nach Ausſcheidung der vorigen von der ganzen Familie noch übrig bleiben. Bei vielen allerdings wird der theils ſitzende, theils geſtielte Hinterleib dadurch charakteriſtiſch, daß er drehrund und von vorn nach hinten etwas dicker, alſo kolbig verläuft und den Bohrer kaum ſehen läßt; wo dies nicht der Fall, erinnert die Körpertracht an eine der übrigen Sippen, aber die Bildung der Fühler, oder der Flügel, oder eines anderen Theiles läßt die Verbindung damit nicht zu. Sie halten ſich gern an Schilf und ſchilfartigen Gräſern auf.
Ein gemeiner Tryphonide iſt der fünf Linien lange Exenterus marginatorius, kenntlich an den gelben Hinterrändern der Segmente, veränderlich gelber Zeichnung an Kopf und Thorax auf ſchwarzem, durch Runzelung rauhem Untergrunde und am Mangel jeglichen Enddorns der gelben, ſchwarz beſpitzten Hinterſchienen. Durch einen Bogeneindruck ſcheidet ſich das Kopfſchild vom Geſicht ab. Eine dreieckige Spiegelzelle kommt dem Vorderflügel zu, und der Hinterleib ſitzt mit ſeinem, nach vorn kaum verſchmälerten, oben zweimal gekielten Grundgliede an dem etwas gefelderten, ſteil abfallenden Hinterrücken. Die Wespe fliegt vorzugsweiſe in Kiefernwäldern, weil ſie hier für ihre Larve in der gemeinen Kiefernblattwespe (Lophyrus pini) das Wohnthier antrifft. Mit der allen Schlupfwespen eigenen Spürgabe und durch die fortwährende Beweglichkeit iſt die grüne, faſt erwachſene Larve der Kiefernwespe vom Schlupfwespenweibchen bald aufgefunden. Es wird ihr äußerlich ein Ei angeheftet, durch ein Häkchen angehängt, was ſie trotz ihres abwehrenden Umherſchnellens mit dem Körper leiden muß. Sie ſpinnt ſich nun ein Cocon, um darin, wie ſie in geſunden Tagen gewohnt iſt, zu überwintern. Das Schmarotzerei kriecht aus, die Larve bleibt äußerlich ſitzen und ſaugt ihren Wirth gründlich aus, von welchem ſich ſchließlich nur noch die zuſammengeſchrumpfte Haut in der einen Ecke des von ihm angefertigten Cocons vorfindet, während der Eindringling ſein eigenes ſpinnt, welches den Junenraum von jenem nur halb aus- füllt. Statt der Blattwespe arbeitet ſich im nächſten Jahre durch die doppelte Umhüllung unſer Tryphonide hindurch. — Das Stammgeſchlecht Tryphon ſteht dem vorigen ſehr nahe, die Felderung des Hinterrückens, das gekielte erſte Hinterleibsſegment und die Gegenwart der Spiegelzelle, welche hier meiſt geſtielt iſt, bedingen die Verwandtſchaft, die kurzen, dicken Schenkel und vor allem zwei Enddornen an den Hinterſchienen den Unterſchied. Die zahlreichen Arten ſchmarotzen vorherrſchend gleichfalls bei Blattwespenlarven.
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[262/0284]
Die Hautflügler. Jchneumoniden.
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vielfach Verdickung vor der Spitze. Die Angehörigen dieſer Sippſchaft gehen ſchon viel zu weit
aus einander, um mit wenigen Worten vollſtändig charakteriſirt werden zu können; die einzigen,
im weiblichen Geſchlecht wenigſtens, flügelloſen Jchneumoniden finden wir hier in der Gattung
Pezomachus von Gravenhorſt vereinigt.
Eine dritte Sippe, die Pimplarier (Pimplariae), kennzeichnet ſich im Allgemeinen durch
einen ſitzenden, deprimirten Hinterleib, an deſſen erſten nicht gebogenem Segment die Luft-
löcher in oder vor der Mitte ſtehen und der weibliche Bohrer oft ſehr lang über die Spitze des
letzten hinausragt. Jn der Regel iſt die Spiegelzelle dreieckig, fehlt aber auch ganz. Die Felderung
des Hinterrückens tritt ſehr zurück, ſeine Luftlöcher ſind häufiger kreisrund und ſehr klein, als
länglich, die Fühlerglieder vorherrſchend vollkommen walzig und undeutlich von einander geſchieden.
Einige Arten (Xorides) ſtehen rückſichtlich der allgemeinen Körperform den vorigen näher, paſſen in
anderer Hinſicht aber beſſer hierher.
Die Sichelwespen (Ophionidae) ſtimmen in dem meiſt geradſtieligen, von den Seiten
zuſammengedrückten Hinterleibe überein, aus welchem der Bohrer kaum hervorragt. Die Fühler-
glieder ſind cylindriſch, bei Hellwigia elegans, einem zierlichen, gelb und braungefärbten Wespchen,
werden ſie um ſo dicker, je näher ſie der Spitze kommen. Die Spiegelzelle iſt dreieckig oder fehlt.
Von den Tryphoniden (Tryphonides) endlich läßt ſich eigentlich nur ſagen, daß ſie die-
jenigen ſeien, welche nach Ausſcheidung der vorigen von der ganzen Familie noch übrig bleiben.
Bei vielen allerdings wird der theils ſitzende, theils geſtielte Hinterleib dadurch charakteriſtiſch,
daß er drehrund und von vorn nach hinten etwas dicker, alſo kolbig verläuft und den Bohrer
kaum ſehen läßt; wo dies nicht der Fall, erinnert die Körpertracht an eine der übrigen Sippen,
aber die Bildung der Fühler, oder der Flügel, oder eines anderen Theiles läßt die Verbindung
damit nicht zu. Sie halten ſich gern an Schilf und ſchilfartigen Gräſern auf.
Ein gemeiner Tryphonide iſt der fünf Linien lange Exenterus marginatorius, kenntlich an
den gelben Hinterrändern der Segmente, veränderlich gelber Zeichnung an Kopf und Thorax auf
ſchwarzem, durch Runzelung rauhem Untergrunde und am Mangel jeglichen Enddorns der
gelben, ſchwarz beſpitzten Hinterſchienen. Durch einen Bogeneindruck ſcheidet ſich das Kopfſchild
vom Geſicht ab. Eine dreieckige Spiegelzelle kommt dem Vorderflügel zu, und der Hinterleib ſitzt
mit ſeinem, nach vorn kaum verſchmälerten, oben zweimal gekielten Grundgliede an dem etwas
gefelderten, ſteil abfallenden Hinterrücken. Die Wespe fliegt vorzugsweiſe in Kiefernwäldern, weil
ſie hier für ihre Larve in der gemeinen Kiefernblattwespe (Lophyrus pini) das Wohnthier antrifft.
Mit der allen Schlupfwespen eigenen Spürgabe und durch die fortwährende Beweglichkeit iſt die
grüne, faſt erwachſene Larve der Kiefernwespe vom Schlupfwespenweibchen bald aufgefunden. Es
wird ihr äußerlich ein Ei angeheftet, durch ein Häkchen angehängt, was ſie trotz ihres abwehrenden
Umherſchnellens mit dem Körper leiden muß. Sie ſpinnt ſich nun ein Cocon, um darin, wie ſie
in geſunden Tagen gewohnt iſt, zu überwintern. Das Schmarotzerei kriecht aus, die Larve bleibt
äußerlich ſitzen und ſaugt ihren Wirth gründlich aus, von welchem ſich ſchließlich nur noch die
zuſammengeſchrumpfte Haut in der einen Ecke des von ihm angefertigten Cocons vorfindet,
während der Eindringling ſein eigenes ſpinnt, welches den Junenraum von jenem nur halb aus-
füllt. Statt der Blattwespe arbeitet ſich im nächſten Jahre durch die doppelte Umhüllung unſer
Tryphonide hindurch. — Das Stammgeſchlecht Tryphon ſteht dem vorigen ſehr nahe, die Felderung
des Hinterrückens, das gekielte erſte Hinterleibsſegment und die Gegenwart der Spiegelzelle,
welche hier meiſt geſtielt iſt, bedingen die Verwandtſchaft, die kurzen, dicken Schenkel und vor
allem zwei Enddornen an den Hinterſchienen den Unterſchied. Die zahlreichen Arten ſchmarotzen
vorherrſchend gleichfalls bei Blattwespenlarven.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/284>, abgerufen am 23.11.2024.
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