Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.Riesen-Holzwespe. Gemeine Halmwespe. nehmungen zu schließen berechtigt sind. Die erwachsene Larve nagt als Puppenlager das Endeihres Ganges etwas weiter aus und arbeitet nachher, wie Ratzeburg meint, von da aus einen Kanal bis unter die Oberfläche des Stammes, um der Wespe den Ausgang zu erleichtern. Daß bohrende Schmetterlingsraupen diese Vorsicht gebrauchen, ist hinreichend bekannt; der Schmetterling wäre ja auch unfähig, sich zu befreien. Nicht in dieser unbeholfenen Lage befindet sich die Holzwespe, daß sie nagen kann und es sehr gut versteht, haben zahlreiche Fälle bewiesen. Jch lasse also auch dahingestellt, ob es ihr die Larve instinktmäßig so leicht mache. Der Umstand, daß die im Nutzholze lebende Larve oft mit in unsere Behausungen verschleppt wurde, die der Fichtenholzwespe mehr, als die andere, führte die Bekanntschaft mit dem voll- kommenen Jnsekt bei Leuten herbei, welche es draußen im Freien in ihrem ganzen Leben nicht zu sehen bekommen und sich darob sehr verwunderten, urplötzlich in ihrer Nähe ein so großes Thier zu finden von dessen Existenz sie gar keine Ahnung hatten. Wie Bechstein erzählt, erschien im Juli 1798 in der Buchdruckerei zu Schnepfenthal zehn Tage hinter einander jeden Morgen eine große Menge der gelben Art aus dem neugelegten Fußboden und schwärmte an den Fenstern umher. Jm Hause eines Kaufmanns zu Schleusingen erschienen in demselben Monat (1843) dieselben Wespen massenhaft, aber aus den das Jahr vorher eingebrachten Unter- lagen der Dielen; sie hatten sich also auch durch diese hindurch arbeiten müssen. Jn Bautzen endlich, um noch einen solchen Fall anzuführen, welcher zugleich mehr Aufschluß über die Ent- wickelungs dauer der Holzwespen gibt, kamen im August (1856) aus derselben Stelle, wie in Schleusingen, 60 bis 80 Stück der gemeinen Holzwespe zum Vorschein; das Haus war seit 21/2 Jahren fertig, und die Balken hatten vorher eine Zeit lang frei gelegen. Während dieser mögen die Eier abgesetzt worden und von da an etwa 3 Jahre verstrichen sein, bis die Wespen die Dielen durchbohrten. Auch in Bergwerke sind die Larven schon verschleppt worden und haben dann die ausgeschlüpften Fliegen als Berggeister die Grubenlichter verlöscht. Man weiß sogar, daß sie felbst Bleiplatten außer dem Holze durchbohrten, um ihrem Drang nach Freiheit gerecht zu werden. Kollar berichtet nämlich, daß zu Wien im neuen Münzgebäude wiederum die gelbe Art nicht nur sehr dicke hölzerne Pfosten, sondern auch die 1 2/3 Zoll starken Bleiplatten eines Kastens durchbohrt hätte, welcher zur Anfbewahrung von Metalllösungen bestimmt gewesen sei. Mehrfache Durchbohrungen der Bleikammern in Schwefelsänrefabriken waren früher schon in Nußdorf beobachtet worden und jüngst in Freiberg, wo es die stahlblaue Holzwespe gethan hatte. Man sieht aus den angeführten Beispielen, wie unangenehm unter Umständen diese Thiere werden können, welche durch ihren Fraß dem Baume als solchem durchaus keinen Schaden weiter zu- fügen. -- Außer einigen anderen, aber selteneren Arten, welche in Europa leben, ernährt das nördliche Amerika noch weitere, theilweise sehr ähnliche. -- Eine zweite Holzwespengattung Xiphydria kommt in nur wenigen und seltenen Arten vor. Der kugelige, außerordentlich beweg- liche Kopf sitzt an einer halsartigen Verlängerung der Vorderbrust, trägt bedeutend kürzere Fühler und am Munde drei- oder viergliederige Lippentaster, wie bei den vorigen, aber auch Kiefertaster und zwar fünfgliederige. Die gemeinste Art, die glänzend schwarze X. annulata, zeichnet sich an den Beinen und am Hinterleibe durch elfenbeinweiße Zeichnungen vortheilhaft aus. Näheres über die Lebensweise kennt man nicht. Die gemeine Halmwespe (Cephus pygmaeus) verbirgt sich keineswegs vor den Blicken Rieſen-Holzwespe. Gemeine Halmwespe. nehmungen zu ſchließen berechtigt ſind. Die erwachſene Larve nagt als Puppenlager das Endeihres Ganges etwas weiter aus und arbeitet nachher, wie Ratzeburg meint, von da aus einen Kanal bis unter die Oberfläche des Stammes, um der Wespe den Ausgang zu erleichtern. Daß bohrende Schmetterlingsraupen dieſe Vorſicht gebrauchen, iſt hinreichend bekannt; der Schmetterling wäre ja auch unfähig, ſich zu befreien. Nicht in dieſer unbeholfenen Lage befindet ſich die Holzwespe, daß ſie nagen kann und es ſehr gut verſteht, haben zahlreiche Fälle bewieſen. Jch laſſe alſo auch dahingeſtellt, ob es ihr die Larve inſtinktmäßig ſo leicht mache. Der Umſtand, daß die im Nutzholze lebende Larve oft mit in unſere Behauſungen verſchleppt wurde, die der Fichtenholzwespe mehr, als die andere, führte die Bekanntſchaft mit dem voll- kommenen Jnſekt bei Leuten herbei, welche es draußen im Freien in ihrem ganzen Leben nicht zu ſehen bekommen und ſich darob ſehr verwunderten, urplötzlich in ihrer Nähe ein ſo großes Thier zu finden von deſſen Exiſtenz ſie gar keine Ahnung hatten. Wie Bechſtein erzählt, erſchien im Juli 1798 in der Buchdruckerei zu Schnepfenthal zehn Tage hinter einander jeden Morgen eine große Menge der gelben Art aus dem neugelegten Fußboden und ſchwärmte an den Fenſtern umher. Jm Hauſe eines Kaufmanns zu Schleuſingen erſchienen in demſelben Monat (1843) dieſelben Wespen maſſenhaft, aber aus den das Jahr vorher eingebrachten Unter- lagen der Dielen; ſie hatten ſich alſo auch durch dieſe hindurch arbeiten müſſen. Jn Bautzen endlich, um noch einen ſolchen Fall anzuführen, welcher zugleich mehr Aufſchluß über die Ent- wickelungs dauer der Holzwespen gibt, kamen im Auguſt (1856) aus derſelben Stelle, wie in Schleuſingen, 60 bis 80 Stück der gemeinen Holzwespe zum Vorſchein; das Haus war ſeit 2½ Jahren fertig, und die Balken hatten vorher eine Zeit lang frei gelegen. Während dieſer mögen die Eier abgeſetzt worden und von da an etwa 3 Jahre verſtrichen ſein, bis die Wespen die Dielen durchbohrten. Auch in Bergwerke ſind die Larven ſchon verſchleppt worden und haben dann die ausgeſchlüpften Fliegen als Berggeiſter die Grubenlichter verlöſcht. Man weiß ſogar, daß ſie felbſt Bleiplatten außer dem Holze durchbohrten, um ihrem Drang nach Freiheit gerecht zu werden. Kollar berichtet nämlich, daß zu Wien im neuen Münzgebäude wiederum die gelbe Art nicht nur ſehr dicke hölzerne Pfoſten, ſondern auch die 1⅔ Zoll ſtarken Bleiplatten eines Kaſtens durchbohrt hätte, welcher zur Anfbewahrung von Metalllöſungen beſtimmt geweſen ſei. Mehrfache Durchbohrungen der Bleikammern in Schwefelſänrefabriken waren früher ſchon in Nußdorf beobachtet worden und jüngſt in Freiberg, wo es die ſtahlblaue Holzwespe gethan hatte. Man ſieht aus den angeführten Beiſpielen, wie unangenehm unter Umſtänden dieſe Thiere werden können, welche durch ihren Fraß dem Baume als ſolchem durchaus keinen Schaden weiter zu- fügen. — Außer einigen anderen, aber ſelteneren Arten, welche in Europa leben, ernährt das nördliche Amerika noch weitere, theilweiſe ſehr ähnliche. — Eine zweite Holzwespengattung Xiphydria kommt in nur wenigen und ſeltenen Arten vor. Der kugelige, außerordentlich beweg- liche Kopf ſitzt an einer halsartigen Verlängerung der Vorderbruſt, trägt bedeutend kürzere Fühler und am Munde drei- oder viergliederige Lippentaſter, wie bei den vorigen, aber auch Kiefertaſter und zwar fünfgliederige. Die gemeinſte Art, die glänzend ſchwarze X. annulata, zeichnet ſich an den Beinen und am Hinterleibe durch elfenbeinweiße Zeichnungen vortheilhaft aus. Näheres über die Lebensweiſe kennt man nicht. Die gemeine Halmwespe (Cephus pygmaeus) verbirgt ſich keineswegs vor den Blicken <TEI> <text> <body> <floatingText> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0301" n="279"/><fw place="top" type="header">Rieſen-Holzwespe. Gemeine Halmwespe.</fw><lb/> nehmungen zu ſchließen berechtigt ſind. 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Rieſen-Holzwespe. Gemeine Halmwespe.
nehmungen zu ſchließen berechtigt ſind. Die erwachſene Larve nagt als Puppenlager das Ende
ihres Ganges etwas weiter aus und arbeitet nachher, wie Ratzeburg meint, von da aus
einen Kanal bis unter die Oberfläche des Stammes, um der Wespe den Ausgang zu erleichtern.
Daß bohrende Schmetterlingsraupen dieſe Vorſicht gebrauchen, iſt hinreichend bekannt; der
Schmetterling wäre ja auch unfähig, ſich zu befreien. Nicht in dieſer unbeholfenen Lage befindet
ſich die Holzwespe, daß ſie nagen kann und es ſehr gut verſteht, haben zahlreiche Fälle bewieſen.
Jch laſſe alſo auch dahingeſtellt, ob es ihr die Larve inſtinktmäßig ſo leicht mache. Der
Umſtand, daß die im Nutzholze lebende Larve oft mit in unſere Behauſungen verſchleppt
wurde, die der Fichtenholzwespe mehr, als die andere, führte die Bekanntſchaft mit dem voll-
kommenen Jnſekt bei Leuten herbei, welche es draußen im Freien in ihrem ganzen Leben nicht
zu ſehen bekommen und ſich darob ſehr verwunderten, urplötzlich in ihrer Nähe ein ſo großes
Thier zu finden von deſſen Exiſtenz ſie gar keine Ahnung hatten. Wie Bechſtein erzählt,
erſchien im Juli 1798 in der Buchdruckerei zu Schnepfenthal zehn Tage hinter einander jeden
Morgen eine große Menge der gelben Art aus dem neugelegten Fußboden und ſchwärmte
an den Fenſtern umher. Jm Hauſe eines Kaufmanns zu Schleuſingen erſchienen in demſelben
Monat (1843) dieſelben Wespen maſſenhaft, aber aus den das Jahr vorher eingebrachten Unter-
lagen der Dielen; ſie hatten ſich alſo auch durch dieſe hindurch arbeiten müſſen. Jn Bautzen
endlich, um noch einen ſolchen Fall anzuführen, welcher zugleich mehr Aufſchluß über die Ent-
wickelungs dauer der Holzwespen gibt, kamen im Auguſt (1856) aus derſelben Stelle, wie in
Schleuſingen, 60 bis 80 Stück der gemeinen Holzwespe zum Vorſchein; das Haus war ſeit
2½ Jahren fertig, und die Balken hatten vorher eine Zeit lang frei gelegen. Während dieſer mögen
die Eier abgeſetzt worden und von da an etwa 3 Jahre verſtrichen ſein, bis die Wespen die Dielen
durchbohrten. Auch in Bergwerke ſind die Larven ſchon verſchleppt worden und haben dann
die ausgeſchlüpften Fliegen als Berggeiſter die Grubenlichter verlöſcht. Man weiß ſogar, daß
ſie felbſt Bleiplatten außer dem Holze durchbohrten, um ihrem Drang nach Freiheit gerecht
zu werden. Kollar berichtet nämlich, daß zu Wien im neuen Münzgebäude wiederum die
gelbe Art nicht nur ſehr dicke hölzerne Pfoſten, ſondern auch die 1⅔ Zoll ſtarken Bleiplatten
eines Kaſtens durchbohrt hätte, welcher zur Anfbewahrung von Metalllöſungen beſtimmt geweſen
ſei. Mehrfache Durchbohrungen der Bleikammern in Schwefelſänrefabriken waren früher ſchon
in Nußdorf beobachtet worden und jüngſt in Freiberg, wo es die ſtahlblaue Holzwespe gethan hatte.
Man ſieht aus den angeführten Beiſpielen, wie unangenehm unter Umſtänden dieſe Thiere werden
können, welche durch ihren Fraß dem Baume als ſolchem durchaus keinen Schaden weiter zu-
fügen. — Außer einigen anderen, aber ſelteneren Arten, welche in Europa leben, ernährt das
nördliche Amerika noch weitere, theilweiſe ſehr ähnliche. — Eine zweite Holzwespengattung
Xiphydria kommt in nur wenigen und ſeltenen Arten vor. Der kugelige, außerordentlich beweg-
liche Kopf ſitzt an einer halsartigen Verlängerung der Vorderbruſt, trägt bedeutend kürzere Fühler
und am Munde drei- oder viergliederige Lippentaſter, wie bei den vorigen, aber auch Kiefertaſter und
zwar fünfgliederige. Die gemeinſte Art, die glänzend ſchwarze X. annulata, zeichnet ſich an den
Beinen und am Hinterleibe durch elfenbeinweiße Zeichnungen vortheilhaft aus. Näheres über die
Lebensweiſe kennt man nicht.
Die gemeine Halmwespe (Cephus pygmaeus) verbirgt ſich keineswegs vor den Blicken
Derer, welche überhaupt dergleichen Geziefer ſehen wollen. Denn ſie beſucht vom Mai ab die
gelben Ranunkeln, die Schafgarbe und andere Blumen, welche den Feldrainen und begraſten
Gräben längs der Felder ihr buntes Ausſehen verleihen. Jm warmen Sonnenſcheine ſieht man
ſie lebhaft von Blume zu Blume fliegen und Honig naſchen, auch Bekanntſchaften unter ſich an-
knüpfen, bei bedecktem Himmel ſitzt ſie ſtill und träge. Jch habe ſchon fünf oder ſechs Stück zu
einem Knäul aufeinander hockend gefunden und daraus ihren heſtigen Drang nach Paarung erſehen.
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