der Käfer sie alle an Härte übertrifft und diese nur nach vollständiger Verdunstung aller Feuchtig- keit, welche er aus den früheren Ständen mit in den vollkommenen hinüber nahm, möglich wird.
Weil Larve und Jmago mit beißenden Mundtheilen ausgerüstet sind und beide ihre Nahrung nicht wesentlich verändern, also die fleischfressende Larve nicht zum pflanzenfressenden Käfer wird und umgekehrt, so darf es nicht Wunder nehmen, wenn die letzteren sich manchmal dem Menschen gegenüber sehr unliebsam zeigen und seinen Kulturgewächsen nicht unerheblichen Schaden zufügen.
Fossile Käfer kennt man zur Zeit gegen tausend Arten, sie beginnen schon im Steinkohlen- gebirge, mehren sich aber im Tertiärgebirge und im Bernstein.
Was die Eintheilung der Käfer betrifft, so haben sich seit Linne eine nicht unbedeutende Anzahl der tüchtigsten Entomologen bemüht, eine möglichst natürliche Anordnung herzustellen; denn es läßt sich nicht leugnen, daß keine einzige Jnsektenordnung von so zahlreichen Männern der Wissenschaft bearbeitet worden ist, wie die Käfer. Ein Fabricius, Latreille, Westwood, Burmeister, Erichson, Le Conte u. a. haben sich Verdienste um die Classification erworben. Da es jedoch hier nicht am Platze ist, weder die Gründe zu erörtern für die Zweckmäßigkeit der einen oder der anderen Methode, noch eine annähernde Vollständigkeit eines Systems zu geben, so führen wir die paar näher zu besprechenden Arten unter den Familien und in der Reihenfolge auf, welche Lacordaire annimmt. Derselbe hat seit 1854 ein unsterbliches Werk begonnen (Genera des Coleopteres), welches dem Titel gemäß nur die Gattungen ausführlicher bespricht und bis jetzt in seinem siebenten Bande noch nicht zum Abschluß gekommen ist, sondern einer ungefähren Berechnung nach mindestens noch um zwei vermehrt werden muß.
Die erste Familie der Sandkäfer (Cicindeletae) bildet mit den beiden folgenden zusammen die große, natürliche Abtheilung der Fleischfresser (Adephagi), welche vor Allem durch die tasterförmige äußere Lade der Unterkiefer charakterisirt wird (S. 4, Fig. 6). Man pflegt daher allen diesen Käfern sechs Taster zuzuschreiben, von denen vier den Marillen eingelenkt sind. Die Uebereinstimmung der Familien beschränkt sich indeß nicht auf dieses einzige Kennzeichen, die innere Lade des Unterkiefers hat einen dichten Borstenbesatz und endigt oben in einen Haken, das Kinn ist tief ausgeschnitten und am Hinterleibe verwachsen die drei vordersten Segmente unbeweglich mit einander. Mit diesen Eigenthümlichkeiten vereinigen sich noch stark erweiterte Hinterhüften, zarte, borsten- oder fadenförmige Fühler, zwei Eigenschaften, welche mehr als Vervollständigung der Charakteristik, als zur Unterscheidung der Familien von Bedeutung sind, da sie auch bei anderen als den Fleischfressern vorkommen. Bei der in Rede stehenden Familie nun sind die überzähligen Taster, also die äußeren Unterkieferlappen, zweigliedrig, der Haken des inneren Lappens allermeist beweglich, die Zunge sehr kurz, vom Kinne bedeckt, der Stamm der Lippentaster frei, die faden- förmigen Fühler der Stirn über der Wurzel der Kinnbacken eingefügt, die Beine lang und schlank, mit fünfgliedrigen Tarsen und nach innen, über den Schenkelring hinaus fortgesetzten Hinter- hüften, der Hinterleib des Männchens am Bauche meist sieben-, des Weibchens sechsgliedrig und, wie bereits erwähnt, die drei ersten Segmente verwachsen. Die Lebensweise der Familienglieder entspricht genau den entwickelten, besonders kräftigen Kinnbacken, welche aus dem großen, durch vorquellende Augen breiten Kopfe weit vorragen, und den langen, dünnen Beinen, sie sind ebenso raubgierig wie flink im Laufe. Sie fliegen auf, fliegen sehr schnell, aber nur eine kurze Strecke, verkriechen sich weniger als die Laufkäfer unter Steinen, oder halten sich wenigstens nur an trüben, unfreundlichen Tagen versteckt. Die einen lieben offene, sandige oder sterile Lokalitäten, andere halten sich an den Ufern süßer oder salziger Gewässer auf, wieder andere wählen in den Wäldern begraste Stellen, Baumstämme oder die Blätter der Gebüsche. Die wenigen Larven,
Die Käfer. Sandkäfer.
der Käfer ſie alle an Härte übertrifft und dieſe nur nach vollſtändiger Verdunſtung aller Feuchtig- keit, welche er aus den früheren Ständen mit in den vollkommenen hinüber nahm, möglich wird.
Weil Larve und Jmago mit beißenden Mundtheilen ausgerüſtet ſind und beide ihre Nahrung nicht weſentlich verändern, alſo die fleiſchfreſſende Larve nicht zum pflanzenfreſſenden Käfer wird und umgekehrt, ſo darf es nicht Wunder nehmen, wenn die letzteren ſich manchmal dem Menſchen gegenüber ſehr unliebſam zeigen und ſeinen Kulturgewächſen nicht unerheblichen Schaden zufügen.
Foſſile Käfer kennt man zur Zeit gegen tauſend Arten, ſie beginnen ſchon im Steinkohlen- gebirge, mehren ſich aber im Tertiärgebirge und im Bernſtein.
Was die Eintheilung der Käfer betrifft, ſo haben ſich ſeit Linné eine nicht unbedeutende Anzahl der tüchtigſten Entomologen bemüht, eine möglichſt natürliche Anordnung herzuſtellen; denn es läßt ſich nicht leugnen, daß keine einzige Jnſektenordnung von ſo zahlreichen Männern der Wiſſenſchaft bearbeitet worden iſt, wie die Käfer. Ein Fabricius, Latreille, Weſtwood, Burmeiſter, Erichſon, Le Conte u. a. haben ſich Verdienſte um die Claſſification erworben. Da es jedoch hier nicht am Platze iſt, weder die Gründe zu erörtern für die Zweckmäßigkeit der einen oder der anderen Methode, noch eine annähernde Vollſtändigkeit eines Syſtems zu geben, ſo führen wir die paar näher zu beſprechenden Arten unter den Familien und in der Reihenfolge auf, welche Lacordaire annimmt. Derſelbe hat ſeit 1854 ein unſterbliches Werk begonnen (Genera des Coleopteres), welches dem Titel gemäß nur die Gattungen ausführlicher beſpricht und bis jetzt in ſeinem ſiebenten Bande noch nicht zum Abſchluß gekommen iſt, ſondern einer ungefähren Berechnung nach mindeſtens noch um zwei vermehrt werden muß.
Die erſte Familie der Sandkäfer (Cicindeletae) bildet mit den beiden folgenden zuſammen die große, natürliche Abtheilung der Fleiſchfreſſer (Adephagi), welche vor Allem durch die taſterförmige äußere Lade der Unterkiefer charakteriſirt wird (S. 4, Fig. 6). Man pflegt daher allen dieſen Käfern ſechs Taſter zuzuſchreiben, von denen vier den Marillen eingelenkt ſind. Die Uebereinſtimmung der Familien beſchränkt ſich indeß nicht auf dieſes einzige Kennzeichen, die innere Lade des Unterkiefers hat einen dichten Borſtenbeſatz und endigt oben in einen Haken, das Kinn iſt tief ausgeſchnitten und am Hinterleibe verwachſen die drei vorderſten Segmente unbeweglich mit einander. Mit dieſen Eigenthümlichkeiten vereinigen ſich noch ſtark erweiterte Hinterhüften, zarte, borſten- oder fadenförmige Fühler, zwei Eigenſchaften, welche mehr als Vervollſtändigung der Charakteriſtik, als zur Unterſcheidung der Familien von Bedeutung ſind, da ſie auch bei anderen als den Fleiſchfreſſern vorkommen. Bei der in Rede ſtehenden Familie nun ſind die überzähligen Taſter, alſo die äußeren Unterkieferlappen, zweigliedrig, der Haken des inneren Lappens allermeiſt beweglich, die Zunge ſehr kurz, vom Kinne bedeckt, der Stamm der Lippentaſter frei, die faden- förmigen Fühler der Stirn über der Wurzel der Kinnbacken eingefügt, die Beine lang und ſchlank, mit fünfgliedrigen Tarſen und nach innen, über den Schenkelring hinaus fortgeſetzten Hinter- hüften, der Hinterleib des Männchens am Bauche meiſt ſieben-, des Weibchens ſechsgliedrig und, wie bereits erwähnt, die drei erſten Segmente verwachſen. Die Lebensweiſe der Familienglieder entſpricht genau den entwickelten, beſonders kräftigen Kinnbacken, welche aus dem großen, durch vorquellende Augen breiten Kopfe weit vorragen, und den langen, dünnen Beinen, ſie ſind ebenſo raubgierig wie flink im Laufe. Sie fliegen auf, fliegen ſehr ſchnell, aber nur eine kurze Strecke, verkriechen ſich weniger als die Laufkäfer unter Steinen, oder halten ſich wenigſtens nur an trüben, unfreundlichen Tagen verſteckt. Die einen lieben offene, ſandige oder ſterile Lokalitäten, andere halten ſich an den Ufern ſüßer oder ſalziger Gewäſſer auf, wieder andere wählen in den Wäldern begraſte Stellen, Baumſtämme oder die Blätter der Gebüſche. Die wenigen Larven,
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Die Käfer. Sandkäfer.
der Käfer ſie alle an Härte übertrifft und dieſe nur nach vollſtändiger Verdunſtung aller Feuchtig-
keit, welche er aus den früheren Ständen mit in den vollkommenen hinüber nahm, möglich wird.
Weil Larve und Jmago mit beißenden Mundtheilen ausgerüſtet ſind und beide ihre Nahrung
nicht weſentlich verändern, alſo die fleiſchfreſſende Larve nicht zum pflanzenfreſſenden Käfer wird
und umgekehrt, ſo darf es nicht Wunder nehmen, wenn die letzteren ſich manchmal dem Menſchen
gegenüber ſehr unliebſam zeigen und ſeinen Kulturgewächſen nicht unerheblichen Schaden zufügen.
Foſſile Käfer kennt man zur Zeit gegen tauſend Arten, ſie beginnen ſchon im Steinkohlen-
gebirge, mehren ſich aber im Tertiärgebirge und im Bernſtein.
Was die Eintheilung der Käfer betrifft, ſo haben ſich ſeit Linné eine nicht unbedeutende
Anzahl der tüchtigſten Entomologen bemüht, eine möglichſt natürliche Anordnung herzuſtellen;
denn es läßt ſich nicht leugnen, daß keine einzige Jnſektenordnung von ſo zahlreichen Männern
der Wiſſenſchaft bearbeitet worden iſt, wie die Käfer. Ein Fabricius, Latreille, Weſtwood,
Burmeiſter, Erichſon, Le Conte u. a. haben ſich Verdienſte um die Claſſification erworben.
Da es jedoch hier nicht am Platze iſt, weder die Gründe zu erörtern für die Zweckmäßigkeit der
einen oder der anderen Methode, noch eine annähernde Vollſtändigkeit eines Syſtems zu geben, ſo
führen wir die paar näher zu beſprechenden Arten unter den Familien und in der Reihenfolge
auf, welche Lacordaire annimmt. Derſelbe hat ſeit 1854 ein unſterbliches Werk begonnen
(Genera des Coleopteres), welches dem Titel gemäß nur die Gattungen ausführlicher beſpricht
und bis jetzt in ſeinem ſiebenten Bande noch nicht zum Abſchluß gekommen iſt, ſondern einer
ungefähren Berechnung nach mindeſtens noch um zwei vermehrt werden muß.
Die erſte Familie der Sandkäfer (Cicindeletae) bildet mit den beiden folgenden zuſammen
die große, natürliche Abtheilung der Fleiſchfreſſer (Adephagi), welche vor Allem durch die
taſterförmige äußere Lade der Unterkiefer charakteriſirt wird (S. 4, Fig. 6). Man pflegt daher
allen dieſen Käfern ſechs Taſter zuzuſchreiben, von denen vier den Marillen eingelenkt ſind. Die
Uebereinſtimmung der Familien beſchränkt ſich indeß nicht auf dieſes einzige Kennzeichen, die innere
Lade des Unterkiefers hat einen dichten Borſtenbeſatz und endigt oben in einen Haken, das Kinn
iſt tief ausgeſchnitten und am Hinterleibe verwachſen die drei vorderſten Segmente unbeweglich
mit einander. Mit dieſen Eigenthümlichkeiten vereinigen ſich noch ſtark erweiterte Hinterhüften,
zarte, borſten- oder fadenförmige Fühler, zwei Eigenſchaften, welche mehr als Vervollſtändigung
der Charakteriſtik, als zur Unterſcheidung der Familien von Bedeutung ſind, da ſie auch bei anderen
als den Fleiſchfreſſern vorkommen. Bei der in Rede ſtehenden Familie nun ſind die überzähligen
Taſter, alſo die äußeren Unterkieferlappen, zweigliedrig, der Haken des inneren Lappens allermeiſt
beweglich, die Zunge ſehr kurz, vom Kinne bedeckt, der Stamm der Lippentaſter frei, die faden-
förmigen Fühler der Stirn über der Wurzel der Kinnbacken eingefügt, die Beine lang und ſchlank,
mit fünfgliedrigen Tarſen und nach innen, über den Schenkelring hinaus fortgeſetzten Hinter-
hüften, der Hinterleib des Männchens am Bauche meiſt ſieben-, des Weibchens ſechsgliedrig und,
wie bereits erwähnt, die drei erſten Segmente verwachſen. Die Lebensweiſe der Familienglieder
entſpricht genau den entwickelten, beſonders kräftigen Kinnbacken, welche aus dem großen, durch
vorquellende Augen breiten Kopfe weit vorragen, und den langen, dünnen Beinen, ſie ſind ebenſo
raubgierig wie flink im Laufe. Sie fliegen auf, fliegen ſehr ſchnell, aber nur eine kurze Strecke,
verkriechen ſich weniger als die Laufkäfer unter Steinen, oder halten ſich wenigſtens nur an
trüben, unfreundlichen Tagen verſteckt. Die einen lieben offene, ſandige oder ſterile Lokalitäten,
andere halten ſich an den Ufern ſüßer oder ſalziger Gewäſſer auf, wieder andere wählen in den
Wäldern begraſte Stellen, Baumſtämme oder die Blätter der Gebüſche. Die wenigen Larven,
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/40>, abgerufen am 23.11.2024.
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