Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.Federbusch-Zuckmücke. Kohlschnake. adrigen Flügeln, auf deren Verschiedenheiten zahlreiche Gattungen begründet worden sind, an demkolbigen mit Haftzangen ausgerüsteten Leibesende des Männchens und dem zweiklappig spitz auslaufenden des Weibchens. Bei der gemeinen Kohlschnake (T. oleracea) bestehen, wie bei allen Gattungsgenossen, die kurzen Fühler aus dreizehn Gliedern, endigen die viergliedrigen Taster lang fadenförmig und fehlen die Nebenaugen; das erste Fühlerglied ist verlängert, das zweite verkürzt, alle folgenden tragen Behaarung an der Wurzel. Die in der Ruhelage halb klassenden großen Flügel werden in folgender Weise gestützt: Erste Längsader doppelt, zweite in der Nähe der Spitze gegabelt, dritte einfach, vierte im vordern Theile vielfach verzweigt; sie bildet eine vollständige Mittelzelle, aus welcher sich drei Aeste bis zum Flügelrande fortsetzen, dessen oberster gestielt und gegabelt ist. Die fünste Längsader biegt sich nur vor der Mündung ein wenig, während die folgende gerade ist, wie die kleine Querader; die große steht schief und bildet mit dem kurzen Wurzelstock vom untersten Zweige der vierten Längsader einen Winkel. Zum Unterschiede von den anderen Arten hat die genannte ein graues, braungestriemtes Rückenschild, einen rothbraunen Hinterleib und einen ziegelrothen Vorderrand der blaßbräunlichen Flügel. Die Hinterbeine über- treffen den neunringeligen Hinterleib beinahe um das Dreifache; die Länge des ganzen Körpers beträgt zehn bis zwölf Linien. Die Kohlschnake gehört nicht zu denen, welche frühzeitig im Jahre erscheinen und tanzt nicht, wie manche andere Arten, im Mai an Baumstämmen auf und ab, sie entwickelt sich vielmehr erst im Juli und August aus einer walzigen, hellbraunen Puppe, deren maskenartiger Gesichtstheil an der Stirn mit zwei fast keulenförmigen Hörnern ausgestattet ist. Geht man im September über eine Wiese, so fallen diese Schnaken vorzugsweise in die Augen; überall arbeiten sie mit ihren langen Spinnenbeinen im Grase, und auf Schritt und Tritt wird eine aufgescheucht, welche mit etwas schnarrendem Geräusche ihrer langen Flügel, welches zum Theil durch das Flattern im Grase hervorgebracht wird, eine kleine Strecke nahe dem Boden hinfliegt, um gleich wieder in ihr niedriges Buschwerk einzufallen. Man weiß so eigentlich nicht recht, was dieses Treiben bedeuten soll. Jsts Spiel? Dazu scheinen die unbeholfenen, phlegmatischen Thiere nie aufgelegt, oder gehen sie der Nahrung nach? Das kann auch nicht sein; denn längst sind die Thautröpfchen, welche am Morgen schwer auf den schmaten Blättchen lasteten, als unsichtbare Nebel in die klare Herbstluft zurückgekehrt. Eher sollte man meinen, sie suchten lebensmüde ein ruhiges Plätzchen, um zu -- sterben. Das ist allerdings der Fall, vorher aber drückt jede mit der Hinterleibsspitze den Körper, fast aufrecht stehend, in die lockere Erde, um ihr die etwas gekrümmten Eier einzeln anzuvertrauen. Sie ruht kurze Zeit in dieser Lage und entledigt sich eines bis zweier, dann rückt sie vorwärts und wiederholt ihre Arbeit, bis sie die Keime ihrer Nachkommenschaft dem Schoße der Erde anvertraut hat. Nachdem ihr Werk vollendet ist, geht sie heim. Jn acht Tagen aber schon, bei nicht zu kühler Witterung, werden die kleinen Körnchen lebendig. Wenn die Larven erst etwas größer geworden sind, lassen sie sich im Wiesenboden, klarem Gartenlande, an humosen, etwas feuchten Stellen der Wälder in den oberen Erdschichten ohne Mühe auffinden. Sie sind aschgran von Farbe, sehr durchscheinend, querfaltig, mit kurzen Borsten einzeln besetzt und haben einen schwarzen, in das erste Leibesglied zurückziehbaren Kopf, an dem zwei Kiefern und kurze Fühler unterschieden werden. Der Leib endet hinten stumpf gestutzt, schwach ausgehöhlt und am Rande von sechs Fleischzäpfchen eingefaßt. Zwischen den beiden mittleren dieser und der Fläche stehen die beiden Träger der schwarzen, großen Luftlöcher. So lange es die Witterung noch erlaubt, ernähren sich die Larven von der, abgestorbene Pflanzenstoffe enthaltenden Erde, erstarren dann und setzen im nächsten Frühjahre diese Lebensweise fort, bis sie sich wenige Wochen vor dem Erscheinen der Mücke in die bereits näher bezeichnete Puppe verwandeln. -- Die Larven der übrigen Arten, so weit man sie kennt, leben in derselben Weise, und einzelne sollen der Vegetation durch das Benagen der feinen Wurzelfasern schädlich werden können. Zu den auffälligsten und schönsten Mücken gehören die Kammmücken (Ctenophora) wegen der Federbuſch-Zuckmücke. Kohlſchnake. adrigen Flügeln, auf deren Verſchiedenheiten zahlreiche Gattungen begründet worden ſind, an demkolbigen mit Haftzangen ausgerüſteten Leibesende des Männchens und dem zweiklappig ſpitz auslaufenden des Weibchens. Bei der gemeinen Kohlſchnake (T. oleracea) beſtehen, wie bei allen Gattungsgenoſſen, die kurzen Fühler aus dreizehn Gliedern, endigen die viergliedrigen Taſter lang fadenförmig und fehlen die Nebenaugen; das erſte Fühlerglied iſt verlängert, das zweite verkürzt, alle folgenden tragen Behaarung an der Wurzel. Die in der Ruhelage halb klaſſenden großen Flügel werden in folgender Weiſe geſtützt: Erſte Längsader doppelt, zweite in der Nähe der Spitze gegabelt, dritte einfach, vierte im vordern Theile vielfach verzweigt; ſie bildet eine vollſtändige Mittelzelle, aus welcher ſich drei Aeſte bis zum Flügelrande fortſetzen, deſſen oberſter geſtielt und gegabelt iſt. Die fünſte Längsader biegt ſich nur vor der Mündung ein wenig, während die folgende gerade iſt, wie die kleine Querader; die große ſteht ſchief und bildet mit dem kurzen Wurzelſtock vom unterſten Zweige der vierten Längsader einen Winkel. Zum Unterſchiede von den anderen Arten hat die genannte ein graues, braungeſtriemtes Rückenſchild, einen rothbraunen Hinterleib und einen ziegelrothen Vorderrand der blaßbräunlichen Flügel. Die Hinterbeine über- treffen den neunringeligen Hinterleib beinahe um das Dreifache; die Länge des ganzen Körpers beträgt zehn bis zwölf Linien. Die Kohlſchnake gehört nicht zu denen, welche frühzeitig im Jahre erſcheinen und tanzt nicht, wie manche andere Arten, im Mai an Baumſtämmen auf und ab, ſie entwickelt ſich vielmehr erſt im Juli und Auguſt aus einer walzigen, hellbraunen Puppe, deren maskenartiger Geſichtstheil an der Stirn mit zwei faſt keulenförmigen Hörnern ausgeſtattet iſt. Geht man im September über eine Wieſe, ſo fallen dieſe Schnaken vorzugsweiſe in die Augen; überall arbeiten ſie mit ihren langen Spinnenbeinen im Graſe, und auf Schritt und Tritt wird eine aufgeſcheucht, welche mit etwas ſchnarrendem Geräuſche ihrer langen Flügel, welches zum Theil durch das Flattern im Graſe hervorgebracht wird, eine kleine Strecke nahe dem Boden hinfliegt, um gleich wieder in ihr niedriges Buſchwerk einzufallen. Man weiß ſo eigentlich nicht recht, was dieſes Treiben bedeuten ſoll. Jſts Spiel? Dazu ſcheinen die unbeholfenen, phlegmatiſchen Thiere nie aufgelegt, oder gehen ſie der Nahrung nach? Das kann auch nicht ſein; denn längſt ſind die Thautröpfchen, welche am Morgen ſchwer auf den ſchmaten Blättchen laſteten, als unſichtbare Nebel in die klare Herbſtluft zurückgekehrt. Eher ſollte man meinen, ſie ſuchten lebensmüde ein ruhiges Plätzchen, um zu — ſterben. Das iſt allerdings der Fall, vorher aber drückt jede mit der Hinterleibsſpitze den Körper, faſt aufrecht ſtehend, in die lockere Erde, um ihr die etwas gekrümmten Eier einzeln anzuvertrauen. Sie ruht kurze Zeit in dieſer Lage und entledigt ſich eines bis zweier, dann rückt ſie vorwärts und wiederholt ihre Arbeit, bis ſie die Keime ihrer Nachkommenſchaft dem Schoße der Erde anvertraut hat. Nachdem ihr Werk vollendet iſt, geht ſie heim. Jn acht Tagen aber ſchon, bei nicht zu kühler Witterung, werden die kleinen Körnchen lebendig. Wenn die Larven erſt etwas größer geworden ſind, laſſen ſie ſich im Wieſenboden, klarem Gartenlande, an humoſen, etwas feuchten Stellen der Wälder in den oberen Erdſchichten ohne Mühe auffinden. Sie ſind aſchgran von Farbe, ſehr durchſcheinend, querfaltig, mit kurzen Borſten einzeln beſetzt und haben einen ſchwarzen, in das erſte Leibesglied zurückziehbaren Kopf, an dem zwei Kiefern und kurze Fühler unterſchieden werden. Der Leib endet hinten ſtumpf geſtutzt, ſchwach ausgehöhlt und am Rande von ſechs Fleiſchzäpfchen eingefaßt. Zwiſchen den beiden mittleren dieſer und der Fläche ſtehen die beiden Träger der ſchwarzen, großen Luftlöcher. So lange es die Witterung noch erlaubt, ernähren ſich die Larven von der, abgeſtorbene Pflanzenſtoffe enthaltenden Erde, erſtarren dann und ſetzen im nächſten Frühjahre dieſe Lebensweiſe fort, bis ſie ſich wenige Wochen vor dem Erſcheinen der Mücke in die bereits näher bezeichnete Puppe verwandeln. — Die Larven der übrigen Arten, ſo weit man ſie kennt, leben in derſelben Weiſe, und einzelne ſollen der Vegetation durch das Benagen der feinen Wurzelfaſern ſchädlich werden können. Zu den auffälligſten und ſchönſten Mücken gehören die Kammmücken (Ctenophora) wegen der <TEI> <text> <body> <floatingText> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0407" n="383"/><fw place="top" type="header">Federbuſch-Zuckmücke. 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Federbuſch-Zuckmücke. Kohlſchnake.
adrigen Flügeln, auf deren Verſchiedenheiten zahlreiche Gattungen begründet worden ſind, an dem
kolbigen mit Haftzangen ausgerüſteten Leibesende des Männchens und dem zweiklappig ſpitz
auslaufenden des Weibchens. Bei der gemeinen Kohlſchnake (T. oleracea) beſtehen, wie bei allen
Gattungsgenoſſen, die kurzen Fühler aus dreizehn Gliedern, endigen die viergliedrigen Taſter lang
fadenförmig und fehlen die Nebenaugen; das erſte Fühlerglied iſt verlängert, das zweite verkürzt,
alle folgenden tragen Behaarung an der Wurzel. Die in der Ruhelage halb klaſſenden großen Flügel
werden in folgender Weiſe geſtützt: Erſte Längsader doppelt, zweite in der Nähe der Spitze
gegabelt, dritte einfach, vierte im vordern Theile vielfach verzweigt; ſie bildet eine vollſtändige
Mittelzelle, aus welcher ſich drei Aeſte bis zum Flügelrande fortſetzen, deſſen oberſter geſtielt und
gegabelt iſt. Die fünſte Längsader biegt ſich nur vor der Mündung ein wenig, während die
folgende gerade iſt, wie die kleine Querader; die große ſteht ſchief und bildet mit dem kurzen
Wurzelſtock vom unterſten Zweige der vierten Längsader einen Winkel. Zum Unterſchiede von
den anderen Arten hat die genannte ein graues, braungeſtriemtes Rückenſchild, einen rothbraunen
Hinterleib und einen ziegelrothen Vorderrand der blaßbräunlichen Flügel. Die Hinterbeine über-
treffen den neunringeligen Hinterleib beinahe um das Dreifache; die Länge des ganzen Körpers
beträgt zehn bis zwölf Linien. Die Kohlſchnake gehört nicht zu denen, welche frühzeitig im Jahre
erſcheinen und tanzt nicht, wie manche andere Arten, im Mai an Baumſtämmen auf und ab, ſie
entwickelt ſich vielmehr erſt im Juli und Auguſt aus einer walzigen, hellbraunen Puppe, deren
maskenartiger Geſichtstheil an der Stirn mit zwei faſt keulenförmigen Hörnern ausgeſtattet iſt. Geht
man im September über eine Wieſe, ſo fallen dieſe Schnaken vorzugsweiſe in die Augen; überall
arbeiten ſie mit ihren langen Spinnenbeinen im Graſe, und auf Schritt und Tritt wird eine
aufgeſcheucht, welche mit etwas ſchnarrendem Geräuſche ihrer langen Flügel, welches zum Theil
durch das Flattern im Graſe hervorgebracht wird, eine kleine Strecke nahe dem Boden hinfliegt,
um gleich wieder in ihr niedriges Buſchwerk einzufallen. Man weiß ſo eigentlich nicht recht, was
dieſes Treiben bedeuten ſoll. Jſts Spiel? Dazu ſcheinen die unbeholfenen, phlegmatiſchen Thiere
nie aufgelegt, oder gehen ſie der Nahrung nach? Das kann auch nicht ſein; denn längſt ſind die
Thautröpfchen, welche am Morgen ſchwer auf den ſchmaten Blättchen laſteten, als unſichtbare
Nebel in die klare Herbſtluft zurückgekehrt. Eher ſollte man meinen, ſie ſuchten lebensmüde ein
ruhiges Plätzchen, um zu — ſterben. Das iſt allerdings der Fall, vorher aber drückt jede mit
der Hinterleibsſpitze den Körper, faſt aufrecht ſtehend, in die lockere Erde, um ihr die etwas
gekrümmten Eier einzeln anzuvertrauen. Sie ruht kurze Zeit in dieſer Lage und entledigt ſich
eines bis zweier, dann rückt ſie vorwärts und wiederholt ihre Arbeit, bis ſie die Keime ihrer
Nachkommenſchaft dem Schoße der Erde anvertraut hat. Nachdem ihr Werk vollendet iſt, geht
ſie heim. Jn acht Tagen aber ſchon, bei nicht zu kühler Witterung, werden die kleinen Körnchen
lebendig. Wenn die Larven erſt etwas größer geworden ſind, laſſen ſie ſich im Wieſenboden, klarem
Gartenlande, an humoſen, etwas feuchten Stellen der Wälder in den oberen Erdſchichten ohne Mühe
auffinden. Sie ſind aſchgran von Farbe, ſehr durchſcheinend, querfaltig, mit kurzen Borſten einzeln
beſetzt und haben einen ſchwarzen, in das erſte Leibesglied zurückziehbaren Kopf, an dem zwei
Kiefern und kurze Fühler unterſchieden werden. Der Leib endet hinten ſtumpf geſtutzt, ſchwach
ausgehöhlt und am Rande von ſechs Fleiſchzäpfchen eingefaßt. Zwiſchen den beiden mittleren dieſer
und der Fläche ſtehen die beiden Träger der ſchwarzen, großen Luftlöcher. So lange es die Witterung
noch erlaubt, ernähren ſich die Larven von der, abgeſtorbene Pflanzenſtoffe enthaltenden Erde,
erſtarren dann und ſetzen im nächſten Frühjahre dieſe Lebensweiſe fort, bis ſie ſich wenige Wochen
vor dem Erſcheinen der Mücke in die bereits näher bezeichnete Puppe verwandeln. — Die Larven
der übrigen Arten, ſo weit man ſie kennt, leben in derſelben Weiſe, und einzelne ſollen der
Vegetation durch das Benagen der feinen Wurzelfaſern ſchädlich werden können.
Zu den auffälligſten und ſchönſten Mücken gehören die Kammmücken (Ctenophora) wegen der
ſtark gekämmten männlichen Fühler, der pfriemförmig vortretenden Legröhre der Weibchen und
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