Er ist glänzend schwarz, an Schienen, Schenkeln und Fühlern rostroth, am Brustrücken braun gestriemt, an den Seiten messinggelb. Den beim Weibchen mehr niedergedrückten, beim Männchen walzigen Hinterleib zeichnen silberweiße Seitenflecken aus, die Flügel eine lebhaft gelbgraue Trübung.
Die laphriaartigen Raubfliegen haben zunächst eine geschlossene Marginalzelle, weil die zweite Längsader nicht in den Flügelrand, sondern in die erste mündet, und am spindelförmigen Endgliede der Fühler weder einen Griffel, noch eine Borste, mit Ausnahme einer Art (Laphystia sabulicola) von der kleinasiatischen Küste. Die Mordfliegen (Laphria) lieben es, ihren überall gleichbreiten, etwas niedergedrückten und oft bunt behaarten Hinterleib fest an einen Baumstamm anzudrücken, die haarigen Beine weit von sich zu strecken und, von der Sonne beschienen, das glücklich erhaschte Schlachtopfer zu verzehren. Nehmen wir zu diesem Bilde noch einen dichten, bis zu den Fühlern hinaufreichenden Knebelbart, so haben wir alle Merkmale vereinigt, welche die Gattung kennzeichnen. Bei den Einen bleibt die erste Hinterrandzelle offen, bei den Anderen schließt sie sich. Zu jener gehört beispielsweise die im nördlichen und mittleren Europa gemeine, sechs bis acht Linien messende gelbleibige Mordfliege (L. gilva). Sie ist durchaus schwarz und schwarz behaart, an Kopf und Thorax wie an der Wurzel des Hinterleibes mischen sich weiße (keine gelben) Härchen unter, nur von der Mitte des zweiten Ringes an beginnt ein lebhaft rost- rother Haarfilz, welcher den Seitenrand nicht erreicht und am Hinterrande des fünften Ringes entweder plötzlich abbricht oder sich noch über die Mitte des sechsten als rostrother Schimmer fort- setzt, oder endlich den sechsten in gleicher Weise, wie den fünften bedeckt. Von den Fühlergliedern ist das erste fast doppelt so lang, wie das zweite, das dritte sehr keulenförmig, länger als die beiden ersten zusammengenommen. Die Flügel erscheinen um die Adern getrübt. Jn der oben angegebenen Stellung, meist den Kopf nach unten gerichtet, faugt dieser kühne Räuber seine Beute in aller Ruhe aus, fliegt aber auch unter starkem Gesumm davon, wenn man ihm zu nahe kommt. Auf unserem Gruppenbilde "Herrschaft der Fliegen" sehen wir eine gelbleibige am Eichstamme.
Die asilusartigen Raubfliegen endlich unterscheiden sich von den vorigen durch die End- borste des dritten Fühlergliedes. Die Fliegenkenner, wie ein Wiedemann, Macquart und Löw, haben die vielen Hunderte von Arten, welche sich auf der Erde vertheilen, nach der Gestalt des Hinterleibes und dem Flügelgeäder, ob drei Unterrandzellen, nur zwei vorhanden, oder ob die zweite mit Aderanhang versehen, oder ohne solchen ist und nach ähnlichen, noch feineren Merkmalen in zahlreiche Gattungen geschieden. Die Raubfliegen im engern Sinne (Asilus) haben mit der laphriaartigen die geschlossene Marginalzelle gemein, zeichnen sich aber aus durch zwei Unterrandzellen (Zelle 8 im Tipulidenflügel S. 376), indem sich die dritte Längsader gabelt, während die zweite keinen Aderanhang hat; ferner durch die nackte Fühlerborste oder, wie man sagen könnte, den "borstenartigen Griffel", dessen erstes Glied viel kürzer als das zweite ist, und durch den Mangel der Enddornen an den Mittelschienen, während sonst die Beine an Stacheln und Haaren eher Ueberfluß haben. Es sind einige hundert Arten aus allen Welttheilen bekannt, von denen auf Europa allein an hundert kommen, fast alle von schlichtem, braungrauem Gewand. Am kenntlichsten macht sich durch ihre graugelbe Färbung die in ganz Europa bis tief nach Asien hinein verbreitete hornissenartige Raubfliege (A. crabroniformis); an Kopf, Schulterbeulen, einigen Rückenstriemen, den Beinen abwärts von den Schenkeln und den letzten Hinterleibsringen geht die Grundfarbe in reineres Gelb über, und an der Wurzel des Hinterleibes weicht sie einem brannen Sammetschwarz; auch die rostgelblichen Flügel haben an der Spitze und am Hinterrande einige dunklere Fleckchen. Die Art erscheint gegen andere arm an Haaren, die beiden ersten, lichten Fühlerglieder sind kurz behaart, wie der Thorax, dessen Beborstung nicht bis zur Mitte reicht, während sie dem Hinterleibe fast ganz fehlt. Man trifft die in ihrer Länge zwischen sieben und elf Linien schwankende Art nicht selten an, wenn man an einem Stoppelfelde vorübergeht. Wenige Schritte vor unseren Füßen summt sie mit starkem Geräusch unerwartet in jähem Fluge auf, flach über dem Boden hin und sucht Schutz
Die Zweiflügler. Fliegen.
Er iſt glänzend ſchwarz, an Schienen, Schenkeln und Fühlern roſtroth, am Bruſtrücken braun geſtriemt, an den Seiten meſſinggelb. Den beim Weibchen mehr niedergedrückten, beim Männchen walzigen Hinterleib zeichnen ſilberweiße Seitenflecken aus, die Flügel eine lebhaft gelbgraue Trübung.
Die laphriaartigen Raubfliegen haben zunächſt eine geſchloſſene Marginalzelle, weil die zweite Längsader nicht in den Flügelrand, ſondern in die erſte mündet, und am ſpindelförmigen Endgliede der Fühler weder einen Griffel, noch eine Borſte, mit Ausnahme einer Art (Laphystia sabulicola) von der kleinaſiatiſchen Küſte. Die Mordfliegen (Laphria) lieben es, ihren überall gleichbreiten, etwas niedergedrückten und oft bunt behaarten Hinterleib feſt an einen Baumſtamm anzudrücken, die haarigen Beine weit von ſich zu ſtrecken und, von der Sonne beſchienen, das glücklich erhaſchte Schlachtopfer zu verzehren. Nehmen wir zu dieſem Bilde noch einen dichten, bis zu den Fühlern hinaufreichenden Knebelbart, ſo haben wir alle Merkmale vereinigt, welche die Gattung kennzeichnen. Bei den Einen bleibt die erſte Hinterrandzelle offen, bei den Anderen ſchließt ſie ſich. Zu jener gehört beiſpielsweiſe die im nördlichen und mittleren Europa gemeine, ſechs bis acht Linien meſſende gelbleibige Mordfliege (L. gilva). Sie iſt durchaus ſchwarz und ſchwarz behaart, an Kopf und Thorax wie an der Wurzel des Hinterleibes miſchen ſich weiße (keine gelben) Härchen unter, nur von der Mitte des zweiten Ringes an beginnt ein lebhaft roſt- rother Haarfilz, welcher den Seitenrand nicht erreicht und am Hinterrande des fünften Ringes entweder plötzlich abbricht oder ſich noch über die Mitte des ſechſten als roſtrother Schimmer fort- ſetzt, oder endlich den ſechſten in gleicher Weiſe, wie den fünften bedeckt. Von den Fühlergliedern iſt das erſte faſt doppelt ſo lang, wie das zweite, das dritte ſehr keulenförmig, länger als die beiden erſten zuſammengenommen. Die Flügel erſcheinen um die Adern getrübt. Jn der oben angegebenen Stellung, meiſt den Kopf nach unten gerichtet, faugt dieſer kühne Räuber ſeine Beute in aller Ruhe aus, fliegt aber auch unter ſtarkem Geſumm davon, wenn man ihm zu nahe kommt. Auf unſerem Gruppenbilde „Herrſchaft der Fliegen“ ſehen wir eine gelbleibige am Eichſtamme.
Die aſilusartigen Raubfliegen endlich unterſcheiden ſich von den vorigen durch die End- borſte des dritten Fühlergliedes. Die Fliegenkenner, wie ein Wiedemann, Macquart und Löw, haben die vielen Hunderte von Arten, welche ſich auf der Erde vertheilen, nach der Geſtalt des Hinterleibes und dem Flügelgeäder, ob drei Unterrandzellen, nur zwei vorhanden, oder ob die zweite mit Aderanhang verſehen, oder ohne ſolchen iſt und nach ähnlichen, noch feineren Merkmalen in zahlreiche Gattungen geſchieden. Die Raubfliegen im engern Sinne (Asilus) haben mit der laphriaartigen die geſchloſſene Marginalzelle gemein, zeichnen ſich aber aus durch zwei Unterrandzellen (Zelle 8 im Tipulidenflügel S. 376), indem ſich die dritte Längsader gabelt, während die zweite keinen Aderanhang hat; ferner durch die nackte Fühlerborſte oder, wie man ſagen könnte, den „borſtenartigen Griffel“, deſſen erſtes Glied viel kürzer als das zweite iſt, und durch den Mangel der Enddornen an den Mittelſchienen, während ſonſt die Beine an Stacheln und Haaren eher Ueberfluß haben. Es ſind einige hundert Arten aus allen Welttheilen bekannt, von denen auf Europa allein an hundert kommen, faſt alle von ſchlichtem, braungrauem Gewand. Am kenntlichſten macht ſich durch ihre graugelbe Färbung die in ganz Europa bis tief nach Aſien hinein verbreitete horniſſenartige Raubfliege (A. crabroniformis); an Kopf, Schulterbeulen, einigen Rückenſtriemen, den Beinen abwärts von den Schenkeln und den letzten Hinterleibsringen geht die Grundfarbe in reineres Gelb über, und an der Wurzel des Hinterleibes weicht ſie einem brannen Sammetſchwarz; auch die roſtgelblichen Flügel haben an der Spitze und am Hinterrande einige dunklere Fleckchen. Die Art erſcheint gegen andere arm an Haaren, die beiden erſten, lichten Fühlerglieder ſind kurz behaart, wie der Thorax, deſſen Beborſtung nicht bis zur Mitte reicht, während ſie dem Hinterleibe faſt ganz fehlt. Man trifft die in ihrer Länge zwiſchen ſieben und elf Linien ſchwankende Art nicht ſelten an, wenn man an einem Stoppelfelde vorübergeht. Wenige Schritte vor unſeren Füßen ſummt ſie mit ſtarkem Geräuſch unerwartet in jähem Fluge auf, flach über dem Boden hin und ſucht Schutz
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Die Zweiflügler. Fliegen.
Er iſt glänzend ſchwarz, an Schienen, Schenkeln und Fühlern roſtroth, am Bruſtrücken braun
geſtriemt, an den Seiten meſſinggelb. Den beim Weibchen mehr niedergedrückten, beim Männchen
walzigen Hinterleib zeichnen ſilberweiße Seitenflecken aus, die Flügel eine lebhaft gelbgraue Trübung.
Die laphriaartigen Raubfliegen haben zunächſt eine geſchloſſene Marginalzelle, weil die
zweite Längsader nicht in den Flügelrand, ſondern in die erſte mündet, und am ſpindelförmigen
Endgliede der Fühler weder einen Griffel, noch eine Borſte, mit Ausnahme einer Art (Laphystia
sabulicola) von der kleinaſiatiſchen Küſte. Die Mordfliegen (Laphria) lieben es, ihren überall
gleichbreiten, etwas niedergedrückten und oft bunt behaarten Hinterleib feſt an einen Baumſtamm
anzudrücken, die haarigen Beine weit von ſich zu ſtrecken und, von der Sonne beſchienen, das
glücklich erhaſchte Schlachtopfer zu verzehren. Nehmen wir zu dieſem Bilde noch einen dichten, bis
zu den Fühlern hinaufreichenden Knebelbart, ſo haben wir alle Merkmale vereinigt, welche die
Gattung kennzeichnen. Bei den Einen bleibt die erſte Hinterrandzelle offen, bei den Anderen
ſchließt ſie ſich. Zu jener gehört beiſpielsweiſe die im nördlichen und mittleren Europa gemeine,
ſechs bis acht Linien meſſende gelbleibige Mordfliege (L. gilva). Sie iſt durchaus ſchwarz
und ſchwarz behaart, an Kopf und Thorax wie an der Wurzel des Hinterleibes miſchen ſich weiße
(keine gelben) Härchen unter, nur von der Mitte des zweiten Ringes an beginnt ein lebhaft roſt-
rother Haarfilz, welcher den Seitenrand nicht erreicht und am Hinterrande des fünften Ringes
entweder plötzlich abbricht oder ſich noch über die Mitte des ſechſten als roſtrother Schimmer fort-
ſetzt, oder endlich den ſechſten in gleicher Weiſe, wie den fünften bedeckt. Von den Fühlergliedern
iſt das erſte faſt doppelt ſo lang, wie das zweite, das dritte ſehr keulenförmig, länger als die
beiden erſten zuſammengenommen. Die Flügel erſcheinen um die Adern getrübt. Jn der oben
angegebenen Stellung, meiſt den Kopf nach unten gerichtet, faugt dieſer kühne Räuber ſeine Beute
in aller Ruhe aus, fliegt aber auch unter ſtarkem Geſumm davon, wenn man ihm zu nahe kommt.
Auf unſerem Gruppenbilde „Herrſchaft der Fliegen“ ſehen wir eine gelbleibige am Eichſtamme.
Die aſilusartigen Raubfliegen endlich unterſcheiden ſich von den vorigen durch die End-
borſte des dritten Fühlergliedes. Die Fliegenkenner, wie ein Wiedemann, Macquart und
Löw, haben die vielen Hunderte von Arten, welche ſich auf der Erde vertheilen, nach der
Geſtalt des Hinterleibes und dem Flügelgeäder, ob drei Unterrandzellen, nur zwei vorhanden,
oder ob die zweite mit Aderanhang verſehen, oder ohne ſolchen iſt und nach ähnlichen, noch
feineren Merkmalen in zahlreiche Gattungen geſchieden. Die Raubfliegen im engern Sinne
(Asilus) haben mit der laphriaartigen die geſchloſſene Marginalzelle gemein, zeichnen ſich
aber aus durch zwei Unterrandzellen (Zelle 8 im Tipulidenflügel S. 376), indem ſich die
dritte Längsader gabelt, während die zweite keinen Aderanhang hat; ferner durch die nackte
Fühlerborſte oder, wie man ſagen könnte, den „borſtenartigen Griffel“, deſſen erſtes Glied
viel kürzer als das zweite iſt, und durch den Mangel der Enddornen an den Mittelſchienen,
während ſonſt die Beine an Stacheln und Haaren eher Ueberfluß haben. Es ſind einige hundert
Arten aus allen Welttheilen bekannt, von denen auf Europa allein an hundert kommen, faſt alle
von ſchlichtem, braungrauem Gewand. Am kenntlichſten macht ſich durch ihre graugelbe Färbung
die in ganz Europa bis tief nach Aſien hinein verbreitete horniſſenartige Raubfliege
(A. crabroniformis); an Kopf, Schulterbeulen, einigen Rückenſtriemen, den Beinen abwärts von
den Schenkeln und den letzten Hinterleibsringen geht die Grundfarbe in reineres Gelb über, und
an der Wurzel des Hinterleibes weicht ſie einem brannen Sammetſchwarz; auch die roſtgelblichen
Flügel haben an der Spitze und am Hinterrande einige dunklere Fleckchen. Die Art erſcheint
gegen andere arm an Haaren, die beiden erſten, lichten Fühlerglieder ſind kurz behaart, wie der
Thorax, deſſen Beborſtung nicht bis zur Mitte reicht, während ſie dem Hinterleibe faſt ganz fehlt.
Man trifft die in ihrer Länge zwiſchen ſieben und elf Linien ſchwankende Art nicht ſelten an,
wenn man an einem Stoppelfelde vorübergeht. Wenige Schritte vor unſeren Füßen ſummt ſie
mit ſtarkem Geräuſch unerwartet in jähem Fluge auf, flach über dem Boden hin und ſucht Schutz
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/418>, abgerufen am 23.11.2024.
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