Männchen nähern, kommen bald kahl, bald sammetartig behaart vor. Als größtes einheimisches Familienglied führen wir auf dem Gruppenbilde "Herrschaft der Fliegen" die reichlich bis acht Linien lange, dabei im kurzeiförmigen Hinterleibe fünf Linien breite T. (Echinomyia) grossa vor. Sie ist glänzend schwarz, sehr dicht stachelborstig behaart, an Kopf und Flügelwurzel rothgelb; das rostrothe mittlere Fühlerglied übertrifft das viereckige, schwarze Endglied um das Doppelte. Die Augen sind nackt, Wimpern dem Untergesicht vorenthalten. Die T. (Echin.) fera vergegenwärtigt an dieser Stelle die Körpertracht der in Rede stehenden Thiere. Sie ist braun, am Hinter- leibe durchscheinend rostroth mit Ausschluß einer schwarzen Mittelstrieme.
Die graue Fleischfliege (Sarcophaga carnaria) begegnet uns für gewöhnlich nicht in den Häusern, desto häufiger aber vom Mai ab das ganze Jahr hindurch draußen im Freien, an Baumstämmen, auf Blumen, an Wegen und besonders überall da, wo sich verwesende Thier- und Pflanzenstoffe vorfinden. Sie wechselt sehr in der Größe. Das immer kleinere Männchen übertrifft manchmal kaum eine recht feiste Stubenfliege, während das Weibchen in der Regel sieben Linien mißt. Das blaßgelb schillernde Gesicht, der lichtgraue ebenso schillernde mit schwarzen Striemen wechselnde Rücken, der braune, schwarz und gelb schillernde, würfelig gezeichnete Hinterleib und die sammetschwarze Stirnstrieme machen sie in Hinsicht auf Färbung kenntlich. Weiter hat die Fliege eine an der Wurzelhälfte dickere, hier dicht besiederte Fühlerborste, gekeulte Taster am kurz vortretenden Rüssel und wenig auffällige Vorsten (Macrocheten) am gestreckt eiförmigen, beim Männchen fast walzigen Hinterleibe. Jn den großen Flügeln mündet die erste, offne Hinterrandzelle weit von der Spitze, während die vierte Längsader winkelig abbiegt (Spitzen- querader) und sich als Falte hinter der Beugung noch fortsetzt. Diese und alle ihrem Geschlechte angehörige Fliegen legen keine Eier, sondern gebären Maden, welche aus jenen bereits im Leibe der Mutter ausschlüpften. Schon Reaumur bemerkte diese Thatsachen an der grauen Fleisch- fliege und untersuchte sie genauer. Der Eierstock erscheint als ein Gefäß, dessen Wandungen wie ein Band geformt und spiralförmig zusammengerollt sind. Wickelt man eins auf, so ergibt sich eine Länge von ungefähr 21/2 Zoll, während die Fliege selbst nicht viel mehr als einen halben Zoll mißt. Der Breite nach liegen zwanzig Maden und auf einer Länge von drei Linien hundert neben einander, mithin in einem Bandstücke von 3 Linien Länge 20 x 100, was für den ganzen Eierstock 20,000 Larven betragen würde, welche einzeln in einer dünnen Eihaut eingeschlossen und auf diese Weise in Ordnung erhalten werden, am Ende des Eierstockes auch weiter entwickelt sind als an dem von den Eileitern entfernteren Theile. Angenommen, daß nicht die Hälfte der ungeheuren Zahl zur Entwickelung gelangt, wozu eben kein Grund vorliegt, und etwa nur acht- tansend geboren würden, so ist die Fruchtbarkeit dieser Thiere immer noch eine Schrecken erregende. Die Neugebornen wachsen wie das ihnen verwandte Ungeziefer sehr schnell und haben nach acht Tagen ihre volle Größe erlangt. Sie sind kegelförmig, schmuzig weiß mit zwei schwarzen Horn- haken am vorderen, zugespitzten Theile und zwei Fleischspitzchen darüber versehen. Das abgestutzte Hinterende höhlt sich aus, wird von zusammenziehbaren Warzen umgeben und enthält im Jnnenraume anscheinend als zwei dunkle Punkte, in Wirklichkeit als dreilapp-herzförmige Flächen mit je drei Luft- löchern die Tracheenöffnungen; noch ein gezähntes Luftloch befindet sich jederseits vorn. Jn irgend einem Winkel oder flach unter der Erde wird die Made zu einem schwarzbraunen Tönnchen, dessen sehr unebenes Leibesende durch eine scharf gekantete Aushöhlung die entsprechende Stelle der Larve andeutet. Bouche's Erfahrungen stimmen nicht mit denen Reaumur's und Degeer's überein, und diese sollen nach seiner Meinung die Larven mit denen der Musca vomitoria zum Theil ver- wechselt haben. Nach Bouche dauert die Puppenruhe vier bis acht Wochen; die Entwickelung der Larve aber geht langsamer von Statten, auch fand er dieselbe nur in fanlenden Pflanzenstoffen, besonders im Mist, nie im Fleisch, wie der Name der Fliege erwarten läßt. Die Sarcophagen verbreiten sich in zahlreichen Arten über alle Welttheile.
Die Zweiflügler. Fliegen.
Männchen nähern, kommen bald kahl, bald ſammetartig behaart vor. Als größtes einheimiſches Familienglied führen wir auf dem Gruppenbilde „Herrſchaft der Fliegen“ die reichlich bis acht Linien lange, dabei im kurzeiförmigen Hinterleibe fünf Linien breite T. (Echinomyia) grossa vor. Sie iſt glänzend ſchwarz, ſehr dicht ſtachelborſtig behaart, an Kopf und Flügelwurzel rothgelb; das roſtrothe mittlere Fühlerglied übertrifft das viereckige, ſchwarze Endglied um das Doppelte. Die Augen ſind nackt, Wimpern dem Untergeſicht vorenthalten. Die T. (Echin.) fera vergegenwärtigt an dieſer Stelle die Körpertracht der in Rede ſtehenden Thiere. Sie iſt braun, am Hinter- leibe durchſcheinend roſtroth mit Ausſchluß einer ſchwarzen Mittelſtrieme.
Die graue Fleiſchfliege (Sarcophaga carnaria) begegnet uns für gewöhnlich nicht in den Häuſern, deſto häufiger aber vom Mai ab das ganze Jahr hindurch draußen im Freien, an Baumſtämmen, auf Blumen, an Wegen und beſonders überall da, wo ſich verweſende Thier- und Pflanzenſtoffe vorfinden. Sie wechſelt ſehr in der Größe. Das immer kleinere Männchen übertrifft manchmal kaum eine recht feiſte Stubenfliege, während das Weibchen in der Regel ſieben Linien mißt. Das blaßgelb ſchillernde Geſicht, der lichtgraue ebenſo ſchillernde mit ſchwarzen Striemen wechſelnde Rücken, der braune, ſchwarz und gelb ſchillernde, würfelig gezeichnete Hinterleib und die ſammetſchwarze Stirnſtrieme machen ſie in Hinſicht auf Färbung kenntlich. Weiter hat die Fliege eine an der Wurzelhälfte dickere, hier dicht beſiederte Fühlerborſte, gekeulte Taſter am kurz vortretenden Rüſſel und wenig auffällige Vorſten (Macrocheten) am geſtreckt eiförmigen, beim Männchen faſt walzigen Hinterleibe. Jn den großen Flügeln mündet die erſte, offne Hinterrandzelle weit von der Spitze, während die vierte Längsader winkelig abbiegt (Spitzen- querader) und ſich als Falte hinter der Beugung noch fortſetzt. Dieſe und alle ihrem Geſchlechte angehörige Fliegen legen keine Eier, ſondern gebären Maden, welche aus jenen bereits im Leibe der Mutter ausſchlüpften. Schon Réaumur bemerkte dieſe Thatſachen an der grauen Fleiſch- fliege und unterſuchte ſie genauer. Der Eierſtock erſcheint als ein Gefäß, deſſen Wandungen wie ein Band geformt und ſpiralförmig zuſammengerollt ſind. Wickelt man eins auf, ſo ergibt ſich eine Länge von ungefähr 2½ Zoll, während die Fliege ſelbſt nicht viel mehr als einen halben Zoll mißt. Der Breite nach liegen zwanzig Maden und auf einer Länge von drei Linien hundert neben einander, mithin in einem Bandſtücke von 3 Linien Länge 20 × 100, was für den ganzen Eierſtock 20,000 Larven betragen würde, welche einzeln in einer dünnen Eihaut eingeſchloſſen und auf dieſe Weiſe in Ordnung erhalten werden, am Ende des Eierſtockes auch weiter entwickelt ſind als an dem von den Eileitern entfernteren Theile. Angenommen, daß nicht die Hälfte der ungeheuren Zahl zur Entwickelung gelangt, wozu eben kein Grund vorliegt, und etwa nur acht- tanſend geboren würden, ſo iſt die Fruchtbarkeit dieſer Thiere immer noch eine Schrecken erregende. Die Neugebornen wachſen wie das ihnen verwandte Ungeziefer ſehr ſchnell und haben nach acht Tagen ihre volle Größe erlangt. Sie ſind kegelförmig, ſchmuzig weiß mit zwei ſchwarzen Horn- haken am vorderen, zugeſpitzten Theile und zwei Fleiſchſpitzchen darüber verſehen. Das abgeſtutzte Hinterende höhlt ſich aus, wird von zuſammenziehbaren Warzen umgeben und enthält im Jnnenraume anſcheinend als zwei dunkle Punkte, in Wirklichkeit als dreilapp-herzförmige Flächen mit je drei Luft- löchern die Tracheenöffnungen; noch ein gezähntes Luftloch befindet ſich jederſeits vorn. Jn irgend einem Winkel oder flach unter der Erde wird die Made zu einem ſchwarzbraunen Tönnchen, deſſen ſehr unebenes Leibesende durch eine ſcharf gekantete Aushöhlung die entſprechende Stelle der Larve andeutet. Bouché’s Erfahrungen ſtimmen nicht mit denen Réaumur’s und Degeer’s überein, und dieſe ſollen nach ſeiner Meinung die Larven mit denen der Musca vomitoria zum Theil ver- wechſelt haben. Nach Bouché dauert die Puppenruhe vier bis acht Wochen; die Entwickelung der Larve aber geht langſamer von Statten, auch fand er dieſelbe nur in fanlenden Pflanzenſtoffen, beſonders im Miſt, nie im Fleiſch, wie der Name der Fliege erwarten läßt. Die Sarcophagen verbreiten ſich in zahlreichen Arten über alle Welttheile.
<TEI><text><body><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0434"n="408"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Die Zweiflügler. Fliegen.</hi></fw><lb/>
Männchen nähern, kommen bald kahl, bald ſammetartig behaart vor. Als größtes einheimiſches<lb/>
Familienglied führen wir auf dem Gruppenbilde „Herrſchaft der Fliegen“ die reichlich bis acht<lb/>
Linien lange, dabei im kurzeiförmigen Hinterleibe fünf Linien breite <hirendition="#aq">T. (Echinomyia) grossa</hi> vor.<lb/>
Sie iſt glänzend ſchwarz, ſehr dicht ſtachelborſtig behaart, an Kopf und Flügelwurzel rothgelb;<lb/>
das roſtrothe mittlere Fühlerglied übertrifft das viereckige, ſchwarze Endglied um das Doppelte.<lb/>
Die Augen ſind nackt, Wimpern dem Untergeſicht vorenthalten. Die <hirendition="#aq">T. (Echin.) fera</hi> vergegenwärtigt<lb/>
an dieſer Stelle die Körpertracht der in Rede ſtehenden Thiere. Sie iſt braun, am Hinter-<lb/>
leibe durchſcheinend roſtroth mit Ausſchluß einer ſchwarzen Mittelſtrieme.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">graue Fleiſchfliege</hi> (<hirendition="#aq">Sarcophaga carnaria</hi>) begegnet uns für gewöhnlich nicht in den<lb/>
Häuſern, deſto häufiger aber vom Mai ab das ganze Jahr hindurch draußen im Freien, an<lb/>
Baumſtämmen, auf Blumen, an Wegen und beſonders überall da, wo ſich verweſende Thier-<lb/>
und Pflanzenſtoffe vorfinden. Sie wechſelt ſehr in der Größe. Das immer kleinere Männchen<lb/>
übertrifft manchmal kaum eine recht feiſte Stubenfliege, während das Weibchen in der Regel<lb/>ſieben Linien mißt. Das blaßgelb ſchillernde Geſicht, der lichtgraue ebenſo ſchillernde mit ſchwarzen<lb/>
Striemen wechſelnde Rücken, der braune, ſchwarz und gelb ſchillernde, <hirendition="#g">würfelig</hi> gezeichnete<lb/>
Hinterleib und die ſammetſchwarze Stirnſtrieme machen ſie in Hinſicht auf Färbung kenntlich.<lb/>
Weiter hat die Fliege eine an der Wurzelhälfte dickere, hier dicht beſiederte Fühlerborſte, gekeulte<lb/>
Taſter am kurz vortretenden Rüſſel und wenig auffällige Vorſten (Macrocheten) am geſtreckt<lb/>
eiförmigen, beim Männchen faſt walzigen Hinterleibe. Jn den großen Flügeln mündet die erſte,<lb/>
offne Hinterrandzelle weit von der Spitze, während die vierte Längsader winkelig abbiegt (Spitzen-<lb/>
querader) und ſich als Falte hinter der Beugung noch fortſetzt. Dieſe und alle ihrem Geſchlechte<lb/>
angehörige Fliegen legen keine Eier, ſondern gebären Maden, welche aus jenen bereits im Leibe<lb/>
der Mutter ausſchlüpften. Schon <hirendition="#g">R<hirendition="#aq">é</hi>aumur</hi> bemerkte dieſe Thatſachen an der grauen Fleiſch-<lb/>
fliege und unterſuchte ſie genauer. Der Eierſtock erſcheint als ein Gefäß, deſſen Wandungen wie<lb/>
ein Band geformt und ſpiralförmig zuſammengerollt ſind. Wickelt man eins auf, ſo ergibt ſich<lb/>
eine Länge von ungefähr 2½ Zoll, während die Fliege ſelbſt nicht viel mehr als einen halben<lb/>
Zoll mißt. Der Breite nach liegen zwanzig Maden und auf einer Länge von drei Linien hundert<lb/>
neben einander, mithin in einem Bandſtücke von 3 Linien Länge 20 × 100, was für den ganzen<lb/>
Eierſtock 20,000 Larven betragen würde, welche einzeln in einer dünnen Eihaut eingeſchloſſen und<lb/>
auf dieſe Weiſe in Ordnung erhalten werden, am Ende des Eierſtockes auch weiter entwickelt ſind<lb/>
als an dem von den Eileitern entfernteren Theile. Angenommen, daß nicht die Hälfte der<lb/>
ungeheuren Zahl zur Entwickelung gelangt, wozu eben kein Grund vorliegt, und etwa nur acht-<lb/>
tanſend geboren würden, ſo iſt die Fruchtbarkeit dieſer Thiere immer noch eine Schrecken erregende.<lb/>
Die Neugebornen wachſen wie das ihnen verwandte Ungeziefer ſehr ſchnell und haben nach acht<lb/>
Tagen ihre volle Größe erlangt. Sie ſind kegelförmig, ſchmuzig weiß mit zwei ſchwarzen Horn-<lb/>
haken am vorderen, zugeſpitzten Theile und zwei Fleiſchſpitzchen darüber verſehen. Das abgeſtutzte<lb/>
Hinterende höhlt ſich aus, wird von zuſammenziehbaren Warzen umgeben und enthält im Jnnenraume<lb/>
anſcheinend als zwei dunkle Punkte, in Wirklichkeit als dreilapp-herzförmige Flächen mit je drei Luft-<lb/>
löchern die Tracheenöffnungen; noch ein gezähntes Luftloch befindet ſich jederſeits vorn. Jn irgend<lb/>
einem Winkel oder flach unter der Erde wird die Made zu einem ſchwarzbraunen Tönnchen, deſſen<lb/>ſehr unebenes Leibesende durch eine ſcharf gekantete Aushöhlung die entſprechende Stelle der Larve<lb/>
andeutet. <hirendition="#g">Bouch<hirendition="#aq">é</hi>’s</hi> Erfahrungen ſtimmen nicht mit denen <hirendition="#g">R<hirendition="#aq">é</hi>aumur’s</hi> und <hirendition="#g">Degeer’s</hi> überein,<lb/>
und dieſe ſollen nach ſeiner Meinung die Larven mit denen der <hirendition="#aq">Musca vomitoria</hi> zum Theil ver-<lb/>
wechſelt haben. Nach <hirendition="#g">Bouch<hirendition="#aq">é</hi></hi> dauert die Puppenruhe vier bis acht Wochen; die Entwickelung der<lb/>
Larve aber geht langſamer von Statten, auch fand er dieſelbe nur in fanlenden Pflanzenſtoffen,<lb/>
beſonders im Miſt, nie im Fleiſch, wie der Name der Fliege erwarten läßt. Die <hirendition="#g">Sarcophagen</hi><lb/>
verbreiten ſich in zahlreichen Arten über alle Welttheile.</p><lb/></div></div></body></floatingText></body></text></TEI>
[408/0434]
Die Zweiflügler. Fliegen.
Männchen nähern, kommen bald kahl, bald ſammetartig behaart vor. Als größtes einheimiſches
Familienglied führen wir auf dem Gruppenbilde „Herrſchaft der Fliegen“ die reichlich bis acht
Linien lange, dabei im kurzeiförmigen Hinterleibe fünf Linien breite T. (Echinomyia) grossa vor.
Sie iſt glänzend ſchwarz, ſehr dicht ſtachelborſtig behaart, an Kopf und Flügelwurzel rothgelb;
das roſtrothe mittlere Fühlerglied übertrifft das viereckige, ſchwarze Endglied um das Doppelte.
Die Augen ſind nackt, Wimpern dem Untergeſicht vorenthalten. Die T. (Echin.) fera vergegenwärtigt
an dieſer Stelle die Körpertracht der in Rede ſtehenden Thiere. Sie iſt braun, am Hinter-
leibe durchſcheinend roſtroth mit Ausſchluß einer ſchwarzen Mittelſtrieme.
Die graue Fleiſchfliege (Sarcophaga carnaria) begegnet uns für gewöhnlich nicht in den
Häuſern, deſto häufiger aber vom Mai ab das ganze Jahr hindurch draußen im Freien, an
Baumſtämmen, auf Blumen, an Wegen und beſonders überall da, wo ſich verweſende Thier-
und Pflanzenſtoffe vorfinden. Sie wechſelt ſehr in der Größe. Das immer kleinere Männchen
übertrifft manchmal kaum eine recht feiſte Stubenfliege, während das Weibchen in der Regel
ſieben Linien mißt. Das blaßgelb ſchillernde Geſicht, der lichtgraue ebenſo ſchillernde mit ſchwarzen
Striemen wechſelnde Rücken, der braune, ſchwarz und gelb ſchillernde, würfelig gezeichnete
Hinterleib und die ſammetſchwarze Stirnſtrieme machen ſie in Hinſicht auf Färbung kenntlich.
Weiter hat die Fliege eine an der Wurzelhälfte dickere, hier dicht beſiederte Fühlerborſte, gekeulte
Taſter am kurz vortretenden Rüſſel und wenig auffällige Vorſten (Macrocheten) am geſtreckt
eiförmigen, beim Männchen faſt walzigen Hinterleibe. Jn den großen Flügeln mündet die erſte,
offne Hinterrandzelle weit von der Spitze, während die vierte Längsader winkelig abbiegt (Spitzen-
querader) und ſich als Falte hinter der Beugung noch fortſetzt. Dieſe und alle ihrem Geſchlechte
angehörige Fliegen legen keine Eier, ſondern gebären Maden, welche aus jenen bereits im Leibe
der Mutter ausſchlüpften. Schon Réaumur bemerkte dieſe Thatſachen an der grauen Fleiſch-
fliege und unterſuchte ſie genauer. Der Eierſtock erſcheint als ein Gefäß, deſſen Wandungen wie
ein Band geformt und ſpiralförmig zuſammengerollt ſind. Wickelt man eins auf, ſo ergibt ſich
eine Länge von ungefähr 2½ Zoll, während die Fliege ſelbſt nicht viel mehr als einen halben
Zoll mißt. Der Breite nach liegen zwanzig Maden und auf einer Länge von drei Linien hundert
neben einander, mithin in einem Bandſtücke von 3 Linien Länge 20 × 100, was für den ganzen
Eierſtock 20,000 Larven betragen würde, welche einzeln in einer dünnen Eihaut eingeſchloſſen und
auf dieſe Weiſe in Ordnung erhalten werden, am Ende des Eierſtockes auch weiter entwickelt ſind
als an dem von den Eileitern entfernteren Theile. Angenommen, daß nicht die Hälfte der
ungeheuren Zahl zur Entwickelung gelangt, wozu eben kein Grund vorliegt, und etwa nur acht-
tanſend geboren würden, ſo iſt die Fruchtbarkeit dieſer Thiere immer noch eine Schrecken erregende.
Die Neugebornen wachſen wie das ihnen verwandte Ungeziefer ſehr ſchnell und haben nach acht
Tagen ihre volle Größe erlangt. Sie ſind kegelförmig, ſchmuzig weiß mit zwei ſchwarzen Horn-
haken am vorderen, zugeſpitzten Theile und zwei Fleiſchſpitzchen darüber verſehen. Das abgeſtutzte
Hinterende höhlt ſich aus, wird von zuſammenziehbaren Warzen umgeben und enthält im Jnnenraume
anſcheinend als zwei dunkle Punkte, in Wirklichkeit als dreilapp-herzförmige Flächen mit je drei Luft-
löchern die Tracheenöffnungen; noch ein gezähntes Luftloch befindet ſich jederſeits vorn. Jn irgend
einem Winkel oder flach unter der Erde wird die Made zu einem ſchwarzbraunen Tönnchen, deſſen
ſehr unebenes Leibesende durch eine ſcharf gekantete Aushöhlung die entſprechende Stelle der Larve
andeutet. Bouché’s Erfahrungen ſtimmen nicht mit denen Réaumur’s und Degeer’s überein,
und dieſe ſollen nach ſeiner Meinung die Larven mit denen der Musca vomitoria zum Theil ver-
wechſelt haben. Nach Bouché dauert die Puppenruhe vier bis acht Wochen; die Entwickelung der
Larve aber geht langſamer von Statten, auch fand er dieſelbe nur in fanlenden Pflanzenſtoffen,
beſonders im Miſt, nie im Fleiſch, wie der Name der Fliege erwarten läßt. Die Sarcophagen
verbreiten ſich in zahlreichen Arten über alle Welttheile.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/434>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.