Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869.Allgemeiner Bau der Skorpione. Eine der gemeinsten südeuropäischen, in Frankreich, Spanien, der Berberei, überhaupt in [Abbildung]
Der gekielte Skorpion (Bathus in der Mittellinie des Körpers zusammen, während die nochoccitanns). a Von oben. b Sein vorderer Hinterleibs- theil mit den Kämmen und Luftlöchern, von unten gesehen. übrigen zwei Paare aus einander gerückt sind und ein bei den verschiedenen Arten sehr verschieden gestaltetes Brustbein zwischen sich aufnehmen. Sie alle acht laufen in je zwei Klauen aus. Wenn die Scheeren auf den ersten Blick lebhaft an die der Krebse erinnern, so unterscheiden sie sich doch von diesen wesent- lich dadurch, daß der äußere Finger gegen den mit der Hand verwachsenen inneren durch ein Gelenk beweglich ist, nicht wie dort umgekehrt der innere Finger gegen den festgewachsenen äußern. Die beiden Spitzchen, welche die Begrenzung vor dem Vorderrande des Kopfbruststücks bilden, sind die drei- gliedrigen, an der Spitze gleichfalls scheerenförmig endenden Kieserfühler. Der Rumpf des Skorpions zerfällt in einen vier- eckigen, nach hinten etwas breiter werdenden, ungetheilten Kephalothorax und in einen dreizehngliedrigen, davon nicht ab- gesetzten Hinterleib, dessen sechs letzten Ringe einen knotigen, in den gebogenen Giststachel auslaufenden Schwanz bilden. Die doppelte Oeffnung des die Giftdrüsen bergenden Stachels ist mikroskopisch sein. An der Bauchseite des ersten Hinterleibs- gliedes liegen, von zwei Platten bedeckt, die Geschlechtsöffnungen, am Ende des nächsten Gliedes die sogenannten Kämme (oberster Theil von Figur b). Es sind dies an mehrgliedrige, schmale Platten einem Kamme ähnlich gereihete Zähne, deren Anzahl nach den Arten und dem Alter ein und derselben Art mehrfach schwankt. Dieselben enden am äußern Rande saugnapfartig und sind an oder zwischen ihren Wurzeln aus- und inwendig durch dreieckige, kegelförmige oder kugelige Knöpschen gestützt. Jhre eigentliche Bedeutung kennt man noch nicht; von den aufgestellten Ver- muthungen haben die beiden, sie möchten bei der Paarung verwendet werden, oder zum Drehen des Körpers und Festhalten an steilen glatten Wänden und somit zur Unterstützung der Füße dienen, noch den größten Schein der Wahrheit für sich. Hinter den beiden Kämmen, welche keinem Skorpione sehlen, bemerkt man an den vier folgenden Bauchringen je ein Paar schräge Spaltössnungen, die nach den vier Paaren der faltigen Lungensäcke als die Stigmen oder Luftlöcher führen. Stets oben auf dem Kopfbruststücke stehen die Augen, zwei größere, die Scheitelaugen in der Nähe der Mittellinie, meist an den Außenseiten zweier Längskanten, zwei bis fünf kleinere, in der Anzahl selbst bei ein und derselben Art, ja auf der rechten und linken Seite nicht beständige an jeder Seite des Randes, welche man, wenn sie in einer Reihe stehen, als Haupt- Seitenaugen von anderen entfernteren oder anders gerichteten als Neben-Seitenaugen unterscheiden kann. Uebrigens bedarf es bei der körnigen Oberfläche des Kopfbruststücks großer Aufmerksamkeit, um die Seitenaugen nicht zu verkennen, oder eine und die andere mehr glänzende Warze dafür zu halten. Die Leibesbedeckung besteht aus harten hornigen Schildern; auf jedem Gliede befindet sich ein oberes und ein unteres, die mit ihrer Nachbarschaft durch weiche Häute verbunden sind, nur die des härtern Schwanzes machen hiervon eine Ausnahme. Die Oberfläche Allgemeiner Bau der Skorpione. Eine der gemeinſten ſüdeuropäiſchen, in Frankreich, Spanien, der Berberei, überhaupt in [Abbildung]
Der gekielte Skorpion (Bathus in der Mittellinie des Körpers zuſammen, während die nochoccitanns). a Von oben. b Sein vorderer Hinterleibs- theil mit den Kämmen und Luftlöchern, von unten geſehen. übrigen zwei Paare aus einander gerückt ſind und ein bei den verſchiedenen Arten ſehr verſchieden geſtaltetes Bruſtbein zwiſchen ſich aufnehmen. Sie alle acht laufen in je zwei Klauen aus. Wenn die Scheeren auf den erſten Blick lebhaft an die der Krebſe erinnern, ſo unterſcheiden ſie ſich doch von dieſen weſent- lich dadurch, daß der äußere Finger gegen den mit der Hand verwachſenen inneren durch ein Gelenk beweglich iſt, nicht wie dort umgekehrt der innere Finger gegen den feſtgewachſenen äußern. Die beiden Spitzchen, welche die Begrenzung vor dem Vorderrande des Kopfbruſtſtücks bilden, ſind die drei- gliedrigen, an der Spitze gleichfalls ſcheerenförmig endenden Kieſerfühler. Der Rumpf des Skorpions zerfällt in einen vier- eckigen, nach hinten etwas breiter werdenden, ungetheilten Kephalothorax und in einen dreizehngliedrigen, davon nicht ab- geſetzten Hinterleib, deſſen ſechs letzten Ringe einen knotigen, in den gebogenen Giſtſtachel auslaufenden Schwanz bilden. Die doppelte Oeffnung des die Giftdrüſen bergenden Stachels iſt mikroſkopiſch ſein. An der Bauchſeite des erſten Hinterleibs- gliedes liegen, von zwei Platten bedeckt, die Geſchlechtsöffnungen, am Ende des nächſten Gliedes die ſogenannten Kämme (oberſter Theil von Figur b). Es ſind dies an mehrgliedrige, ſchmale Platten einem Kamme ähnlich gereihete Zähne, deren Anzahl nach den Arten und dem Alter ein und derſelben Art mehrfach ſchwankt. Dieſelben enden am äußern Rande ſaugnapfartig und ſind an oder zwiſchen ihren Wurzeln aus- und inwendig durch dreieckige, kegelförmige oder kugelige Knöpſchen geſtützt. Jhre eigentliche Bedeutung kennt man noch nicht; von den aufgeſtellten Ver- muthungen haben die beiden, ſie möchten bei der Paarung verwendet werden, oder zum Drehen des Körpers und Feſthalten an ſteilen glatten Wänden und ſomit zur Unterſtützung der Füße dienen, noch den größten Schein der Wahrheit für ſich. Hinter den beiden Kämmen, welche keinem Skorpione ſehlen, bemerkt man an den vier folgenden Bauchringen je ein Paar ſchräge Spaltöſſnungen, die nach den vier Paaren der faltigen Lungenſäcke als die Stigmen oder Luftlöcher führen. Stets oben auf dem Kopfbruſtſtücke ſtehen die Augen, zwei größere, die Scheitelaugen in der Nähe der Mittellinie, meiſt an den Außenſeiten zweier Längskanten, zwei bis fünf kleinere, in der Anzahl ſelbſt bei ein und derſelben Art, ja auf der rechten und linken Seite nicht beſtändige an jeder Seite des Randes, welche man, wenn ſie in einer Reihe ſtehen, als Haupt- Seitenaugen von anderen entfernteren oder anders gerichteten als Neben-Seitenaugen unterſcheiden kann. Uebrigens bedarf es bei der körnigen Oberfläche des Kopfbruſtſtücks großer Aufmerkſamkeit, um die Seitenaugen nicht zu verkennen, oder eine und die andere mehr glänzende Warze dafür zu halten. Die Leibesbedeckung beſteht aus harten hornigen Schildern; auf jedem Gliede befindet ſich ein oberes und ein unteres, die mit ihrer Nachbarſchaft durch weiche Häute verbunden ſind, nur die des härtern Schwanzes machen hiervon eine Ausnahme. 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Allgemeiner Bau der Skorpione.
Eine der gemeinſten ſüdeuropäiſchen, in Frankreich, Spanien, der Berberei, überhaupt in
allen Mittelmeerländern lebenden Arten, der gekielte Skorpion (Buthus occitanus) möge
ſtatt aller den nicht zu verkennenden Körperbau dieſer Familie vergegenwärtigen. Die beiden
großen Krebsſcheeren ſtellen die Taſter des Unterkiefers, ihr kurzes, dickes Grundglied, welches
von oben her unſichtbar bleibt, dieſen ſelbſt vor. Das zweite Kieferpaar erſcheint als vorderſte
Beine, deren plattenartige Hüfte nebſt der des folgenden, echten Beinpaares einen Fortſatz nach
vorn als Unterlippe entſenden. Dieſe beiden erſten Paare ſtoßen
[Abbildung Der gekielte Skorpion (Bathus
occitanns).
a Von oben. b Sein vorderer Hinterleibs-
theil mit den Kämmen und Luftlöchern, von
unten geſehen.]
in der Mittellinie des Körpers zuſammen, während die noch
übrigen zwei Paare aus einander gerückt ſind und ein bei den
verſchiedenen Arten ſehr verſchieden geſtaltetes Bruſtbein zwiſchen
ſich aufnehmen. Sie alle acht laufen in je zwei Klauen aus.
Wenn die Scheeren auf den erſten Blick lebhaft an die der
Krebſe erinnern, ſo unterſcheiden ſie ſich doch von dieſen weſent-
lich dadurch, daß der äußere Finger gegen den mit der Hand
verwachſenen inneren durch ein Gelenk beweglich iſt, nicht wie
dort umgekehrt der innere Finger gegen den feſtgewachſenen
äußern. Die beiden Spitzchen, welche die Begrenzung vor
dem Vorderrande des Kopfbruſtſtücks bilden, ſind die drei-
gliedrigen, an der Spitze gleichfalls ſcheerenförmig endenden
Kieſerfühler. Der Rumpf des Skorpions zerfällt in einen vier-
eckigen, nach hinten etwas breiter werdenden, ungetheilten
Kephalothorax und in einen dreizehngliedrigen, davon nicht ab-
geſetzten Hinterleib, deſſen ſechs letzten Ringe einen knotigen, in
den gebogenen Giſtſtachel auslaufenden Schwanz bilden. Die
doppelte Oeffnung des die Giftdrüſen bergenden Stachels iſt
mikroſkopiſch ſein. An der Bauchſeite des erſten Hinterleibs-
gliedes liegen, von zwei Platten bedeckt, die Geſchlechtsöffnungen,
am Ende des nächſten Gliedes die ſogenannten Kämme (oberſter
Theil von Figur b). Es ſind dies an mehrgliedrige, ſchmale
Platten einem Kamme ähnlich gereihete Zähne, deren Anzahl nach den Arten und dem Alter ein
und derſelben Art mehrfach ſchwankt. Dieſelben enden am äußern Rande ſaugnapfartig und ſind
an oder zwiſchen ihren Wurzeln aus- und inwendig durch dreieckige, kegelförmige oder kugelige
Knöpſchen geſtützt. Jhre eigentliche Bedeutung kennt man noch nicht; von den aufgeſtellten Ver-
muthungen haben die beiden, ſie möchten bei der Paarung verwendet werden, oder zum Drehen
des Körpers und Feſthalten an ſteilen glatten Wänden und ſomit zur Unterſtützung der Füße
dienen, noch den größten Schein der Wahrheit für ſich. Hinter den beiden Kämmen, welche
keinem Skorpione ſehlen, bemerkt man an den vier folgenden Bauchringen je ein Paar ſchräge
Spaltöſſnungen, die nach den vier Paaren der faltigen Lungenſäcke als die Stigmen oder Luftlöcher
führen. Stets oben auf dem Kopfbruſtſtücke ſtehen die Augen, zwei größere, die Scheitelaugen
in der Nähe der Mittellinie, meiſt an den Außenſeiten zweier Längskanten, zwei bis fünf kleinere,
in der Anzahl ſelbſt bei ein und derſelben Art, ja auf der rechten und linken Seite nicht
beſtändige an jeder Seite des Randes, welche man, wenn ſie in einer Reihe ſtehen, als Haupt-
Seitenaugen von anderen entfernteren oder anders gerichteten als Neben-Seitenaugen
unterſcheiden kann. Uebrigens bedarf es bei der körnigen Oberfläche des Kopfbruſtſtücks großer
Aufmerkſamkeit, um die Seitenaugen nicht zu verkennen, oder eine und die andere mehr glänzende
Warze dafür zu halten. Die Leibesbedeckung beſteht aus harten hornigen Schildern; auf jedem
Gliede befindet ſich ein oberes und ein unteres, die mit ihrer Nachbarſchaft durch weiche Häute
verbunden ſind, nur die des härtern Schwanzes machen hiervon eine Ausnahme. Die Oberfläche
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