ausdehnt. Derselbe bildet, wie aus der nachstehenden Abbildung zu ersehen ist, einen eiförmigen Kopf, wie man diesen Theil geradezu nennen könnte, dessen größere Vorderhälfte aus den lothrecht gestellten, ungemein kräftigen Scheeren und der blasig aufgetriebenen Wurzel der Kieferfühler besteht. Oben trägt dieser Kopftheil und zwar mitten am Vorderrande die beiden Augen, an der Unterseite die krallenlosen, im Uebrigen wie die Beine gebildeten beiden andern Kieferpaare, oder richtiger, deren Taster. Jedes der echten, in je zwei lauge Krallen auslaufenden Beinpaare heftet sich einem besonderen, an der Bauchseite deutlicher als auf dem dicht behaarten Rücken abgeschiedenen Gliede an. Der untere Scheerensinger der Kieferfühler, gleich dem obern am Jnnenrande mit kräftigen Zähnen ausgestattet, arbeitet in senkrechter Richtung gegen diesen; überdies können beide Scheeren gegen einander bewegt werden. Den Körper deckt dichter Filz, während die Gliedmaßen von laugen, spröden Haaren besetzt sind, unter denen einzelne besondere
[Abbildung]
Die gemeine Skorpionspinne (Solpuga oder Galcodes arancoides).
Länge erreichen, außerdem bemerkt man an den Hüftgliedern der Hinterbeine unterwärts zarte Hautgebilde, welche in Form dreieckiger Platten an einem dünnen Stiele sitzen; das Athmen erfolgt durch Luftröhren.
Die abgebildete Art erkläre ich für die gemeine, südrussische, obschon das Exemplar von einem Freunde aus Cairo mitgebracht wurde, wo sie nach Pallas ebenfalls vorkommt. Sie ist durch- aus rostgelb, nur vorn an den Scheeren braun, am Hinterleibe rostbraun und an den auf der Unterseite mit starken Stacheln bewehrten Kiefertastern olivenbraun gefärbt. Koch hat eine Menge von Arten, die sich meist sehr ähnlich sehen, abgebildet; da das aber nur nach trocknen, oder in Weingeist aufbewahrten Exemplaren der verschiedenen Sammlungen geschehen, so fragt es sich, ob das Artenrecht einer jeden auch begründet, ob beispielsweise ein G. arabs von araneoides von der Natur geschieden ist.
Krummbeiniger Gonyleptes. Gemeine Skorpionſpinne.
ausdehnt. Derſelbe bildet, wie aus der nachſtehenden Abbildung zu erſehen iſt, einen eiförmigen Kopf, wie man dieſen Theil geradezu nennen könnte, deſſen größere Vorderhälfte aus den lothrecht geſtellten, ungemein kräftigen Scheeren und der blaſig aufgetriebenen Wurzel der Kieferfühler beſteht. Oben trägt dieſer Kopftheil und zwar mitten am Vorderrande die beiden Augen, an der Unterſeite die krallenloſen, im Uebrigen wie die Beine gebildeten beiden andern Kieferpaare, oder richtiger, deren Taſter. Jedes der echten, in je zwei lauge Krallen auslaufenden Beinpaare heftet ſich einem beſonderen, an der Bauchſeite deutlicher als auf dem dicht behaarten Rücken abgeſchiedenen Gliede an. Der untere Scheerenſinger der Kieferfühler, gleich dem obern am Jnnenrande mit kräftigen Zähnen ausgeſtattet, arbeitet in ſenkrechter Richtung gegen dieſen; überdies können beide Scheeren gegen einander bewegt werden. Den Körper deckt dichter Filz, während die Gliedmaßen von laugen, ſpröden Haaren beſetzt ſind, unter denen einzelne beſondere
[Abbildung]
Die gemeine Skorpionſpinne (Solpuga oder Galcodes arancoides).
Länge erreichen, außerdem bemerkt man an den Hüftgliedern der Hinterbeine unterwärts zarte Hautgebilde, welche in Form dreieckiger Platten an einem dünnen Stiele ſitzen; das Athmen erfolgt durch Luftröhren.
Die abgebildete Art erkläre ich für die gemeine, ſüdruſſiſche, obſchon das Exemplar von einem Freunde aus Cairo mitgebracht wurde, wo ſie nach Pallas ebenfalls vorkommt. Sie iſt durch- aus roſtgelb, nur vorn an den Scheeren braun, am Hinterleibe roſtbraun und an den auf der Unterſeite mit ſtarken Stacheln bewehrten Kiefertaſtern olivenbraun gefärbt. Koch hat eine Menge von Arten, die ſich meiſt ſehr ähnlich ſehen, abgebildet; da das aber nur nach trocknen, oder in Weingeiſt aufbewahrten Exemplaren der verſchiedenen Sammlungen geſchehen, ſo fragt es ſich, ob das Artenrecht einer jeden auch begründet, ob beiſpielsweiſe ein G. arabs von araneoides von der Natur geſchieden iſt.
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[565/0601]
Krummbeiniger Gonyleptes. Gemeine Skorpionſpinne.
ausdehnt. Derſelbe bildet, wie aus der nachſtehenden Abbildung zu erſehen iſt, einen
eiförmigen Kopf, wie man dieſen Theil geradezu nennen könnte, deſſen größere Vorderhälfte aus
den lothrecht geſtellten, ungemein kräftigen Scheeren und der blaſig aufgetriebenen Wurzel der
Kieferfühler beſteht. Oben trägt dieſer Kopftheil und zwar mitten am Vorderrande die beiden
Augen, an der Unterſeite die krallenloſen, im Uebrigen wie die Beine gebildeten beiden andern
Kieferpaare, oder richtiger, deren Taſter. Jedes der echten, in je zwei lauge Krallen auslaufenden
Beinpaare heftet ſich einem beſonderen, an der Bauchſeite deutlicher als auf dem dicht behaarten
Rücken abgeſchiedenen Gliede an. Der untere Scheerenſinger der Kieferfühler, gleich dem obern
am Jnnenrande mit kräftigen Zähnen ausgeſtattet, arbeitet in ſenkrechter Richtung gegen dieſen;
überdies können beide Scheeren gegen einander bewegt werden. Den Körper deckt dichter Filz,
während die Gliedmaßen von laugen, ſpröden Haaren beſetzt ſind, unter denen einzelne beſondere
[Abbildung Die gemeine Skorpionſpinne (Solpuga oder Galcodes arancoides).]
Länge erreichen, außerdem bemerkt man an den Hüftgliedern der Hinterbeine unterwärts zarte
Hautgebilde, welche in Form dreieckiger Platten an einem dünnen Stiele ſitzen; das Athmen
erfolgt durch Luftröhren.
Die abgebildete Art erkläre ich für die gemeine, ſüdruſſiſche, obſchon das Exemplar von einem
Freunde aus Cairo mitgebracht wurde, wo ſie nach Pallas ebenfalls vorkommt. Sie iſt durch-
aus roſtgelb, nur vorn an den Scheeren braun, am Hinterleibe roſtbraun und an den auf der
Unterſeite mit ſtarken Stacheln bewehrten Kiefertaſtern olivenbraun gefärbt. Koch hat eine Menge
von Arten, die ſich meiſt ſehr ähnlich ſehen, abgebildet; da das aber nur nach trocknen, oder in
Weingeiſt aufbewahrten Exemplaren der verſchiedenen Sammlungen geſchehen, ſo fragt es ſich,
ob das Artenrecht einer jeden auch begründet, ob beiſpielsweiſe ein G. arabs von araneoides von
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/601>, abgerufen am 23.11.2024.
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