hatte, auch die Adamsie davon in Kenntniß gesetzt wurde; daß in den zwei darauf folgenden Stunden letztere ihre Anhaftung an das alte Gehäus lockerte, und daß sie an die Brust ihres Beschützers sich anlegend, von ihm zum neuen Hause getragen wurde, wo sie unmittelbar darauf sich einen Halt zu sichern begann, gleich dem, den sie eben verlassen hatte?"
"Elf Tage nach diesen Beobachtungen bekam ich einen andern interessanten Aufschluß über diese merkwürdige Genossenschaft. Die Adamsie hatte seit dem Wohnungswechsel kein gutes Aussehen. Sie haftete zwar zum Theil sehr gut, den einen Tag in größerer, den anderen in geringerer Ausdehnung an dem Gehäus; aber meist hieng ein beträchtlicher Theil des Zoophyten an dem Gehäus herab. Der Krebs dagegen fühlte sich offenbar sehr behaglich und zeigte durchaus keine Neigung, in sein altes Logis zurückzuziehen. Am 2. Mai fand ich die Adamsie losgelöst und hülflos auf dem Boden des Gefäßes unter dem Krebs liegend, der, wenn man ihn störte, davon lief und seine Gemahlin im Stich ließ. Jch glaubte nun, es sei aus mit meinem schönen Schützling. Gleichwohl, wie groß war mein Erstaunen, als ich nach wenigen Stunden die Adamsie wieder prächtig auf ihrer alten Stelle sah, breit angeheftet auf dem Gehäus und von frischerem Aussehen, als viele Tage vorher. Aber sonderbar, sie haftete fast in der umgekehrten Lage, als sonst, an dem Gehäus. Hier lag eine Probe irgend welchen Verstandes vor, die zu entdecken ich mir vornahm."
"Jndem ich das Gehäus mit der Aquarium-Zange sorgfältig bis zum Wasserspiegel hob, löste ich die Adamsie los und ließ sie auf den Boden fallen. Dann legte ich das Gehäus mit seinem Jnfassen nahe zur Anemone. Kaum berührte der Krebs die Adamsie, als er sie mit seinen Scheeren anfaßte, erst mit der einen, dann mit beiden, und ich sah augenblicklich, was er beginnen wollte. Höchst geschickt und erfahren machte er sich daran, die Adamsie auf das Gehäus zu bringen. Er fand sie, wie sie mit der Fußscheibe nach oben lag; sein erstes Geschäft war, sie ganz umzudrehen. Abwechselnd mit den beiden Kneipzangen zugreifend und dabei die Adamsie ziemlich roh ins Fleisch kneipend, wie es schien, hob er sie in die Höhe, daß er ihren Fuß gegen den bestimmten Theil des Gehäuses, die Jnnenlippe, drücken konnte. Dann hielt er, sie fest andrückend, ungefähr zehn Minuten ganz still. Dann zog er behutsam die eine, dann die andere weg. Jndem er sich in Bewegung setzte, hatte ich das Vergnügen, zu sehen, wie die Adamsie viel schöner haftete und nun am richtigen Platze. Zwei Tage darauf war die Adamsie wieder los. Jch entdeckte sie in einer Spalte und legte sie auf den Boden. Hier fand sie der Krebs wieder und sogleich nahm er die eben beschriebenen Handthierungen mit ihr vor und heftete sie wieder an. Aber ich sah, daß sie krank war, denn sie konnte sich kaum auf ihrem Platze halten. Doch ist die Aeußerung der instinktiven Thätigkeiten der beiden Geschöpfe hinreichend klar. Sicher ist der Krebs der aktivere Theil der Genossenschaft; hinreichend deutlich ist es, daß er die Gesellschaft seiner schönen, aber sehr verschiedengearteten Freundin würdigt. Unsere letzten Beobachtungen nöthigen zum Schlusse, daß immer die Scheeren des Krebses angewendet werden, um die Mantelactinie von Gehäus zu Gehäus zu versetzen."
Jch habe mir erlaubt, das ganze Stück aus dem englischen Werke mitzutheilen, da ich diese höchst interessanten Beobachtungen noch nirgends erwähnt oder übersetzt gefunden habe.
Noch zwei Gattungen sind zu erwähnen, welche von den Syste- matikern bald an die Einsiedlerkrebse, bald an die folgende Abtheilung
angereiht werden, Porcellana und Galathea. Beide haben große Scheerenfüße und das hinterste Fußpaar sehr schwach entwickelt. An die Mittelkrebse und Krabben erinnern sie, indem ihr sonst ganz wohl entwickelter Nachleib unter das Kopfbruststück geklappt getragen wird. Der Porzellankrebs hat ein kurz ovales, flaches Kopfbruststück und seine Scheeren sind bedeutend
Eremitenkrebs und Mantel-Actinie. Porzellankrebs.
hatte, auch die Adamſie davon in Kenntniß geſetzt wurde; daß in den zwei darauf folgenden Stunden letztere ihre Anhaftung an das alte Gehäus lockerte, und daß ſie an die Bruſt ihres Beſchützers ſich anlegend, von ihm zum neuen Hauſe getragen wurde, wo ſie unmittelbar darauf ſich einen Halt zu ſichern begann, gleich dem, den ſie eben verlaſſen hatte?“
„Elf Tage nach dieſen Beobachtungen bekam ich einen andern intereſſanten Aufſchluß über dieſe merkwürdige Genoſſenſchaft. Die Adamſie hatte ſeit dem Wohnungswechſel kein gutes Ausſehen. Sie haftete zwar zum Theil ſehr gut, den einen Tag in größerer, den anderen in geringerer Ausdehnung an dem Gehäus; aber meiſt hieng ein beträchtlicher Theil des Zoophyten an dem Gehäus herab. Der Krebs dagegen fühlte ſich offenbar ſehr behaglich und zeigte durchaus keine Neigung, in ſein altes Logis zurückzuziehen. Am 2. Mai fand ich die Adamſie losgelöſt und hülflos auf dem Boden des Gefäßes unter dem Krebs liegend, der, wenn man ihn ſtörte, davon lief und ſeine Gemahlin im Stich ließ. Jch glaubte nun, es ſei aus mit meinem ſchönen Schützling. Gleichwohl, wie groß war mein Erſtaunen, als ich nach wenigen Stunden die Adamſie wieder prächtig auf ihrer alten Stelle ſah, breit angeheftet auf dem Gehäus und von friſcherem Ausſehen, als viele Tage vorher. Aber ſonderbar, ſie haftete faſt in der umgekehrten Lage, als ſonſt, an dem Gehäus. Hier lag eine Probe irgend welchen Verſtandes vor, die zu entdecken ich mir vornahm.“
„Jndem ich das Gehäus mit der Aquarium-Zange ſorgfältig bis zum Waſſerſpiegel hob, löſte ich die Adamſie los und ließ ſie auf den Boden fallen. Dann legte ich das Gehäus mit ſeinem Jnfaſſen nahe zur Anemone. Kaum berührte der Krebs die Adamſie, als er ſie mit ſeinen Scheeren anfaßte, erſt mit der einen, dann mit beiden, und ich ſah augenblicklich, was er beginnen wollte. Höchſt geſchickt und erfahren machte er ſich daran, die Adamſie auf das Gehäus zu bringen. Er fand ſie, wie ſie mit der Fußſcheibe nach oben lag; ſein erſtes Geſchäft war, ſie ganz umzudrehen. Abwechſelnd mit den beiden Kneipzangen zugreifend und dabei die Adamſie ziemlich roh ins Fleiſch kneipend, wie es ſchien, hob er ſie in die Höhe, daß er ihren Fuß gegen den beſtimmten Theil des Gehäuſes, die Jnnenlippe, drücken konnte. Dann hielt er, ſie feſt andrückend, ungefähr zehn Minuten ganz ſtill. Dann zog er behutſam die eine, dann die andere weg. Jndem er ſich in Bewegung ſetzte, hatte ich das Vergnügen, zu ſehen, wie die Adamſie viel ſchöner haftete und nun am richtigen Platze. Zwei Tage darauf war die Adamſie wieder los. Jch entdeckte ſie in einer Spalte und legte ſie auf den Boden. Hier fand ſie der Krebs wieder und ſogleich nahm er die eben beſchriebenen Handthierungen mit ihr vor und heftete ſie wieder an. Aber ich ſah, daß ſie krank war, denn ſie konnte ſich kaum auf ihrem Platze halten. Doch iſt die Aeußerung der inſtinktiven Thätigkeiten der beiden Geſchöpfe hinreichend klar. Sicher iſt der Krebs der aktivere Theil der Genoſſenſchaft; hinreichend deutlich iſt es, daß er die Geſellſchaft ſeiner ſchönen, aber ſehr verſchiedengearteten Freundin würdigt. Unſere letzten Beobachtungen nöthigen zum Schluſſe, daß immer die Scheeren des Krebſes angewendet werden, um die Mantelactinie von Gehäus zu Gehäus zu verſetzen.“
Jch habe mir erlaubt, das ganze Stück aus dem engliſchen Werke mitzutheilen, da ich dieſe höchſt intereſſanten Beobachtungen noch nirgends erwähnt oder überſetzt gefunden habe.
Noch zwei Gattungen ſind zu erwähnen, welche von den Syſte- matikern bald an die Einſiedlerkrebſe, bald an die folgende Abtheilung
angereiht werden, Porcellana und Galathea. Beide haben große Scheerenfüße und das hinterſte Fußpaar ſehr ſchwach entwickelt. An die Mittelkrebſe und Krabben erinnern ſie, indem ihr ſonſt ganz wohl entwickelter Nachleib unter das Kopfbruſtſtück geklappt getragen wird. Der Porzellankrebs hat ein kurz ovales, flaches Kopfbruſtſtück und ſeine Scheeren ſind bedeutend
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Eremitenkrebs und Mantel-Actinie. Porzellankrebs.
hatte, auch die Adamſie davon in Kenntniß geſetzt wurde; daß in den zwei darauf folgenden
Stunden letztere ihre Anhaftung an das alte Gehäus lockerte, und daß ſie an die Bruſt ihres
Beſchützers ſich anlegend, von ihm zum neuen Hauſe getragen wurde, wo ſie unmittelbar darauf
ſich einen Halt zu ſichern begann, gleich dem, den ſie eben verlaſſen hatte?“
„Elf Tage nach dieſen Beobachtungen bekam ich einen andern intereſſanten Aufſchluß über
dieſe merkwürdige Genoſſenſchaft. Die Adamſie hatte ſeit dem Wohnungswechſel kein gutes
Ausſehen. Sie haftete zwar zum Theil ſehr gut, den einen Tag in größerer, den anderen in
geringerer Ausdehnung an dem Gehäus; aber meiſt hieng ein beträchtlicher Theil des Zoophyten
an dem Gehäus herab. Der Krebs dagegen fühlte ſich offenbar ſehr behaglich und zeigte durchaus
keine Neigung, in ſein altes Logis zurückzuziehen. Am 2. Mai fand ich die Adamſie losgelöſt
und hülflos auf dem Boden des Gefäßes unter dem Krebs liegend, der, wenn man ihn ſtörte,
davon lief und ſeine Gemahlin im Stich ließ. Jch glaubte nun, es ſei aus mit meinem ſchönen
Schützling. Gleichwohl, wie groß war mein Erſtaunen, als ich nach wenigen Stunden die Adamſie
wieder prächtig auf ihrer alten Stelle ſah, breit angeheftet auf dem Gehäus und von friſcherem
Ausſehen, als viele Tage vorher. Aber ſonderbar, ſie haftete faſt in der umgekehrten Lage, als
ſonſt, an dem Gehäus. Hier lag eine Probe irgend welchen Verſtandes vor, die zu entdecken ich
mir vornahm.“
„Jndem ich das Gehäus mit der Aquarium-Zange ſorgfältig bis zum Waſſerſpiegel hob,
löſte ich die Adamſie los und ließ ſie auf den Boden fallen. Dann legte ich das Gehäus mit
ſeinem Jnfaſſen nahe zur Anemone. Kaum berührte der Krebs die Adamſie, als er ſie mit ſeinen
Scheeren anfaßte, erſt mit der einen, dann mit beiden, und ich ſah augenblicklich, was er beginnen
wollte. Höchſt geſchickt und erfahren machte er ſich daran, die Adamſie auf das Gehäus zu
bringen. Er fand ſie, wie ſie mit der Fußſcheibe nach oben lag; ſein erſtes Geſchäft war, ſie
ganz umzudrehen. Abwechſelnd mit den beiden Kneipzangen zugreifend und dabei die Adamſie
ziemlich roh ins Fleiſch kneipend, wie es ſchien, hob er ſie in die Höhe, daß er ihren Fuß gegen
den beſtimmten Theil des Gehäuſes, die Jnnenlippe, drücken konnte. Dann hielt er, ſie feſt
andrückend, ungefähr zehn Minuten ganz ſtill. Dann zog er behutſam die eine, dann die andere
weg. Jndem er ſich in Bewegung ſetzte, hatte ich das Vergnügen, zu ſehen, wie die Adamſie viel
ſchöner haftete und nun am richtigen Platze. Zwei Tage darauf war die Adamſie wieder los.
Jch entdeckte ſie in einer Spalte und legte ſie auf den Boden. Hier fand ſie der Krebs wieder
und ſogleich nahm er die eben beſchriebenen Handthierungen mit ihr vor und heftete ſie wieder
an. Aber ich ſah, daß ſie krank war, denn ſie konnte ſich kaum auf ihrem Platze halten. Doch
iſt die Aeußerung der inſtinktiven Thätigkeiten der beiden Geſchöpfe hinreichend klar. Sicher iſt
der Krebs der aktivere Theil der Genoſſenſchaft; hinreichend deutlich iſt es, daß er die Geſellſchaft
ſeiner ſchönen, aber ſehr verſchiedengearteten Freundin würdigt.
Unſere letzten Beobachtungen nöthigen zum Schluſſe, daß immer
die Scheeren des Krebſes angewendet werden, um die Mantelactinie
von Gehäus zu Gehäus zu verſetzen.“
Jch habe mir erlaubt, das ganze Stück aus dem engliſchen
Werke mitzutheilen, da ich dieſe höchſt intereſſanten Beobachtungen
noch nirgends erwähnt oder überſetzt gefunden habe.
Noch zwei Gattungen ſind zu erwähnen, welche von den Syſte-
matikern bald an die Einſiedlerkrebſe, bald an die folgende Abtheilung
[Abbildung Porzellankrebs
(Porcellana platycheles).]
angereiht werden, Porcellana und Galathea. Beide haben große Scheerenfüße und das hinterſte
Fußpaar ſehr ſchwach entwickelt. An die Mittelkrebſe und Krabben erinnern ſie, indem ihr
ſonſt ganz wohl entwickelter Nachleib unter das Kopfbruſtſtück geklappt getragen wird. Der
Porzellankrebs hat ein kurz ovales, flaches Kopfbruſtſtück und ſeine Scheeren ſind bedeutend
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/681>, abgerufen am 24.11.2024.
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