Für den Beobachter und Sammler hat das Bauen und Bilden der Gänge und Röhren großes Jnteresse. Einzelne Züge dieser Verrichtungen haben wir oben schon angeführt. Die Gänge im Sand und Schlamm werden mit dem Rüssel gebohrt. Durch Zusammenziehung des Leibes preßt er die darin enthaltene blutartige Flüssigkeit nach vorn und stößt damit den Rüssel gewaltsam hervor. Derselbe dringt so lang, wie er ist, in den Boden, und da er in der Regel beim Hervorstrecken dicker wird als das Thier, rückt dieses beim Zurückziehen leicht vor. Dieses Manöver kann sehr schnell wiederholt werden, und so gräbt sich ein mehrere Zoll langer Wurm binnen Sekunden und Minuten ein. Bei der Mehrzahl der auf solche Weise minirenden Arten wird gar nicht für den Bestand der Röhren gesorgt, einige Nereiden u. a. kleiden dieselben aber mit einem dünnen, vom Körper abgesonderten Ueberzuge aus, der im Wesentlichen sich wie die Röhren der Sabellen und Chätopteren verhält. So verschiedenartig alle diese wahren Röhren, von den schleimigen und gallertigen einzelner Sabellen, bis zu den äußerst harten der Serpulen sind, in allen Fällen entstehen sie durch Ausschwitzungen der Thiere. Nie aber besteht eine solche innige Verbindung zwischen dem Thier und der Röhre, wie etwa zwischen dem Schneckengehäus und der Schnecke oder der Muschelschale und der Muschel, welche letztere mit den von ihnen abgesonderten festen Wohnungen verwachsen sind.
Die auf vielen direkten Beobachtungen beruhende Eintheilung der bisher betrachteten Ringel- würmer in Fleischfresser (Rapaces) und Schlammfresser (Limivora) scheint, sobald man damit zugleich die Abtheilungen der Rückenkiemer und der Kopfkiemer bezeichnen will, doch nicht allgemein zu passen. Es gibt vielmehr auch pflanzenfressende Rückenkiemer und fleisch- fressende Kopfkiemer, wenn auch letztere sich mit kleinerer, in das Bereich ihrer Mundwerkzeuge kommender Beute begnügen. Jhr Nutzen für den Menschen beschränkt sich auf die Verwendung als Köder. Den einen und den anderen zu verspeisen, dazu haben es selbst die sonst nicht heikligen Chinesen nicht gebracht; nur die Fidji- und Samoa-Jnsulaner sollen einen an ihren Küsten häufigen Ringelwurm auf ihrem Küchenzettel haben.
Was man von ihrer Lebensweise aus der Beobachtung unserer Thiere im freien Zustande erfahren, läßt sich aus ihrem Benehmen in der Gefangenschaft in größeren und kleineren Aquarien ergänzen. Man kann die verschiedenartigsten Species in engen Gefäßen beisammen halten, ohne daß sie einander anfallen und sich gegenseitig aufzehren. Die meisten empfinden offenbar das helle Tageslicht, besonders die direkte Sonne sehr unangenehm. Die frei lebenden suchen emsig nach einem Versteck, die Röhrenwürmer halten sich so lange als möglich in ihrer Behausung zurück- gezogen. Nur erst, wenn in den kleineren Gefäßen, in denen man sie für das Studium auf- bewahrt, eine dem Geruchsorgane sehr bemerkliche Zersetzung beginnt, suchen sie, wie oben bemerkt, um jeden Preis in behaglichere Umgebung zu flüchten, und dann verlassen selbst solche Röhren- würmer, wie Serpula, ihr Haus, welche an ihrem natürlichen Aufenthaltsorte nie daran denken. Jhr unruhiges, scheues Benehmen im direkten Licht würde zwar allein nicht ausreichen, die Mehrzahl der See-Ringelwürmer für nächtliche Thiere zu halten, allein die ganze Wahl ihres Aufenthaltes macht dieß wahrscheinlich.
Die Natur- und Lebensgeschichte der meisten niederen Thiere, so auch die der borstentragenden Seewürmer bleibt ohne Kenntniß ihrer Entwicklung eine sehr unvollkommene. Bei den See- Borstenwürmern sind die Geschlechter getrennt und in den meisten beobachteten Fällen wird das gesammte Ei mit der Eihaut allseitig zum Jungen umgewandelt. Entweder die ganze Oberfläche oder eine Zone des Eies bedeckt sich mit Flimmerhärchen, und nun beginnt das kleine Wesen als Larve ein selbständiges Dasein; ehe noch irgend eine Scheidung der inneren Organe wahrzunehmen
Borſtenwürmer. Jhre Lebensweiſe.
Für den Beobachter und Sammler hat das Bauen und Bilden der Gänge und Röhren großes Jntereſſe. Einzelne Züge dieſer Verrichtungen haben wir oben ſchon angeführt. Die Gänge im Sand und Schlamm werden mit dem Rüſſel gebohrt. Durch Zuſammenziehung des Leibes preßt er die darin enthaltene blutartige Flüſſigkeit nach vorn und ſtößt damit den Rüſſel gewaltſam hervor. Derſelbe dringt ſo lang, wie er iſt, in den Boden, und da er in der Regel beim Hervorſtrecken dicker wird als das Thier, rückt dieſes beim Zurückziehen leicht vor. Dieſes Manöver kann ſehr ſchnell wiederholt werden, und ſo gräbt ſich ein mehrere Zoll langer Wurm binnen Sekunden und Minuten ein. Bei der Mehrzahl der auf ſolche Weiſe minirenden Arten wird gar nicht für den Beſtand der Röhren geſorgt, einige Nereiden u. a. kleiden dieſelben aber mit einem dünnen, vom Körper abgeſonderten Ueberzuge aus, der im Weſentlichen ſich wie die Röhren der Sabellen und Chätopteren verhält. So verſchiedenartig alle dieſe wahren Röhren, von den ſchleimigen und gallertigen einzelner Sabellen, bis zu den äußerſt harten der Serpulen ſind, in allen Fällen entſtehen ſie durch Ausſchwitzungen der Thiere. Nie aber beſteht eine ſolche innige Verbindung zwiſchen dem Thier und der Röhre, wie etwa zwiſchen dem Schneckengehäus und der Schnecke oder der Muſchelſchale und der Muſchel, welche letztere mit den von ihnen abgeſonderten feſten Wohnungen verwachſen ſind.
Die auf vielen direkten Beobachtungen beruhende Eintheilung der bisher betrachteten Ringel- würmer in Fleiſchfreſſer (Rapaces) und Schlammfreſſer (Limivora) ſcheint, ſobald man damit zugleich die Abtheilungen der Rückenkiemer und der Kopfkiemer bezeichnen will, doch nicht allgemein zu paſſen. Es gibt vielmehr auch pflanzenfreſſende Rückenkiemer und fleiſch- freſſende Kopfkiemer, wenn auch letztere ſich mit kleinerer, in das Bereich ihrer Mundwerkzeuge kommender Beute begnügen. Jhr Nutzen für den Menſchen beſchränkt ſich auf die Verwendung als Köder. Den einen und den anderen zu verſpeiſen, dazu haben es ſelbſt die ſonſt nicht heikligen Chineſen nicht gebracht; nur die Fidji- und Samoa-Jnſulaner ſollen einen an ihren Küſten häufigen Ringelwurm auf ihrem Küchenzettel haben.
Was man von ihrer Lebensweiſe aus der Beobachtung unſerer Thiere im freien Zuſtande erfahren, läßt ſich aus ihrem Benehmen in der Gefangenſchaft in größeren und kleineren Aquarien ergänzen. Man kann die verſchiedenartigſten Species in engen Gefäßen beiſammen halten, ohne daß ſie einander anfallen und ſich gegenſeitig aufzehren. Die meiſten empfinden offenbar das helle Tageslicht, beſonders die direkte Sonne ſehr unangenehm. Die frei lebenden ſuchen emſig nach einem Verſteck, die Röhrenwürmer halten ſich ſo lange als möglich in ihrer Behauſung zurück- gezogen. Nur erſt, wenn in den kleineren Gefäßen, in denen man ſie für das Studium auf- bewahrt, eine dem Geruchsorgane ſehr bemerkliche Zerſetzung beginnt, ſuchen ſie, wie oben bemerkt, um jeden Preis in behaglichere Umgebung zu flüchten, und dann verlaſſen ſelbſt ſolche Röhren- würmer, wie Serpula, ihr Haus, welche an ihrem natürlichen Aufenthaltsorte nie daran denken. Jhr unruhiges, ſcheues Benehmen im direkten Licht würde zwar allein nicht ausreichen, die Mehrzahl der See-Ringelwürmer für nächtliche Thiere zu halten, allein die ganze Wahl ihres Aufenthaltes macht dieß wahrſcheinlich.
Die Natur- und Lebensgeſchichte der meiſten niederen Thiere, ſo auch die der borſtentragenden Seewürmer bleibt ohne Kenntniß ihrer Entwicklung eine ſehr unvollkommene. Bei den See- Borſtenwürmern ſind die Geſchlechter getrennt und in den meiſten beobachteten Fällen wird das geſammte Ei mit der Eihaut allſeitig zum Jungen umgewandelt. Entweder die ganze Oberfläche oder eine Zone des Eies bedeckt ſich mit Flimmerhärchen, und nun beginnt das kleine Weſen als Larve ein ſelbſtändiges Daſein; ehe noch irgend eine Scheidung der inneren Organe wahrzunehmen
<TEI><text><body><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0736"n="692"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Borſtenwürmer. Jhre Lebensweiſe.</hi></fw><lb/><p>Für den Beobachter und Sammler hat das Bauen und Bilden der Gänge und Röhren<lb/>
großes Jntereſſe. Einzelne Züge dieſer Verrichtungen haben wir oben ſchon angeführt. Die<lb/>
Gänge im Sand und Schlamm werden mit dem Rüſſel gebohrt. Durch Zuſammenziehung des<lb/>
Leibes preßt er die darin enthaltene blutartige Flüſſigkeit nach vorn und ſtößt damit den Rüſſel<lb/>
gewaltſam hervor. Derſelbe dringt ſo lang, wie er iſt, in den Boden, und da er in der Regel<lb/>
beim Hervorſtrecken dicker wird als das Thier, rückt dieſes beim Zurückziehen leicht vor. Dieſes<lb/>
Manöver kann ſehr ſchnell wiederholt werden, und ſo gräbt ſich ein mehrere Zoll langer Wurm<lb/>
binnen Sekunden und Minuten ein. Bei der Mehrzahl der auf ſolche Weiſe minirenden Arten<lb/>
wird gar nicht für den Beſtand der Röhren geſorgt, einige Nereiden u. a. kleiden dieſelben aber<lb/>
mit einem dünnen, vom Körper abgeſonderten Ueberzuge aus, der im Weſentlichen ſich wie die<lb/>
Röhren der Sabellen und Chätopteren verhält. So verſchiedenartig alle dieſe wahren Röhren,<lb/>
von den ſchleimigen und gallertigen einzelner Sabellen, bis zu den äußerſt harten der Serpulen<lb/>ſind, in allen Fällen entſtehen ſie durch Ausſchwitzungen der Thiere. Nie aber beſteht eine ſolche<lb/>
innige Verbindung zwiſchen dem Thier und der Röhre, wie etwa zwiſchen dem Schneckengehäus<lb/>
und der Schnecke oder der Muſchelſchale und der Muſchel, welche letztere mit den von ihnen<lb/>
abgeſonderten feſten Wohnungen verwachſen ſind.</p><lb/><p>Die auf vielen direkten Beobachtungen beruhende Eintheilung der bisher betrachteten Ringel-<lb/>
würmer in <hirendition="#g">Fleiſchfreſſer</hi> (<hirendition="#aq">Rapaces</hi>) und <hirendition="#g">Schlammfreſſer</hi> (<hirendition="#aq">Limivora</hi>) ſcheint, ſobald man<lb/>
damit zugleich die Abtheilungen der Rückenkiemer und der Kopfkiemer bezeichnen will, doch<lb/>
nicht allgemein zu paſſen. Es gibt vielmehr auch pflanzenfreſſende Rückenkiemer und fleiſch-<lb/>
freſſende Kopfkiemer, wenn auch letztere ſich mit kleinerer, in das Bereich ihrer Mundwerkzeuge<lb/>
kommender Beute begnügen. Jhr Nutzen für den Menſchen beſchränkt ſich auf die Verwendung<lb/>
als Köder. Den einen und den anderen zu verſpeiſen, dazu haben es ſelbſt die ſonſt nicht heikligen<lb/>
Chineſen nicht gebracht; nur die Fidji- und Samoa-Jnſulaner ſollen einen an ihren Küſten<lb/>
häufigen Ringelwurm auf ihrem Küchenzettel haben.</p><lb/><p>Was man von ihrer Lebensweiſe aus der Beobachtung unſerer Thiere im freien Zuſtande<lb/>
erfahren, läßt ſich aus ihrem Benehmen in der Gefangenſchaft in größeren und kleineren Aquarien<lb/>
ergänzen. Man kann die verſchiedenartigſten Species in engen Gefäßen beiſammen halten, ohne<lb/>
daß ſie einander anfallen und ſich gegenſeitig aufzehren. Die meiſten empfinden offenbar das<lb/>
helle Tageslicht, beſonders die direkte Sonne ſehr unangenehm. Die frei lebenden ſuchen emſig<lb/>
nach einem Verſteck, die Röhrenwürmer halten ſich ſo lange als möglich in ihrer Behauſung zurück-<lb/>
gezogen. Nur erſt, wenn in den kleineren Gefäßen, in denen man ſie für das Studium auf-<lb/>
bewahrt, eine dem Geruchsorgane ſehr bemerkliche Zerſetzung beginnt, ſuchen ſie, wie oben bemerkt,<lb/>
um jeden Preis in behaglichere Umgebung zu flüchten, und dann verlaſſen ſelbſt ſolche Röhren-<lb/>
würmer, wie <hirendition="#aq">Serpula,</hi> ihr Haus, welche an ihrem natürlichen Aufenthaltsorte nie daran denken.<lb/>
Jhr unruhiges, ſcheues Benehmen im direkten Licht würde zwar allein nicht ausreichen, die<lb/>
Mehrzahl der See-Ringelwürmer für nächtliche Thiere zu halten, allein die ganze Wahl ihres<lb/>
Aufenthaltes macht dieß wahrſcheinlich.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Die Natur- und Lebensgeſchichte der meiſten niederen Thiere, ſo auch die der borſtentragenden<lb/>
Seewürmer bleibt ohne Kenntniß ihrer Entwicklung eine ſehr unvollkommene. Bei den See-<lb/>
Borſtenwürmern ſind die Geſchlechter getrennt und in den meiſten beobachteten Fällen wird das<lb/>
geſammte Ei mit der Eihaut allſeitig zum Jungen umgewandelt. Entweder die ganze Oberfläche<lb/>
oder eine Zone des Eies bedeckt ſich mit Flimmerhärchen, und nun beginnt das kleine Weſen als<lb/>
Larve ein ſelbſtändiges Daſein; ehe noch irgend eine Scheidung der inneren Organe wahrzunehmen<lb/></p></div></div></div></body></floatingText></body></text></TEI>
[692/0736]
Borſtenwürmer. Jhre Lebensweiſe.
Für den Beobachter und Sammler hat das Bauen und Bilden der Gänge und Röhren
großes Jntereſſe. Einzelne Züge dieſer Verrichtungen haben wir oben ſchon angeführt. Die
Gänge im Sand und Schlamm werden mit dem Rüſſel gebohrt. Durch Zuſammenziehung des
Leibes preßt er die darin enthaltene blutartige Flüſſigkeit nach vorn und ſtößt damit den Rüſſel
gewaltſam hervor. Derſelbe dringt ſo lang, wie er iſt, in den Boden, und da er in der Regel
beim Hervorſtrecken dicker wird als das Thier, rückt dieſes beim Zurückziehen leicht vor. Dieſes
Manöver kann ſehr ſchnell wiederholt werden, und ſo gräbt ſich ein mehrere Zoll langer Wurm
binnen Sekunden und Minuten ein. Bei der Mehrzahl der auf ſolche Weiſe minirenden Arten
wird gar nicht für den Beſtand der Röhren geſorgt, einige Nereiden u. a. kleiden dieſelben aber
mit einem dünnen, vom Körper abgeſonderten Ueberzuge aus, der im Weſentlichen ſich wie die
Röhren der Sabellen und Chätopteren verhält. So verſchiedenartig alle dieſe wahren Röhren,
von den ſchleimigen und gallertigen einzelner Sabellen, bis zu den äußerſt harten der Serpulen
ſind, in allen Fällen entſtehen ſie durch Ausſchwitzungen der Thiere. Nie aber beſteht eine ſolche
innige Verbindung zwiſchen dem Thier und der Röhre, wie etwa zwiſchen dem Schneckengehäus
und der Schnecke oder der Muſchelſchale und der Muſchel, welche letztere mit den von ihnen
abgeſonderten feſten Wohnungen verwachſen ſind.
Die auf vielen direkten Beobachtungen beruhende Eintheilung der bisher betrachteten Ringel-
würmer in Fleiſchfreſſer (Rapaces) und Schlammfreſſer (Limivora) ſcheint, ſobald man
damit zugleich die Abtheilungen der Rückenkiemer und der Kopfkiemer bezeichnen will, doch
nicht allgemein zu paſſen. Es gibt vielmehr auch pflanzenfreſſende Rückenkiemer und fleiſch-
freſſende Kopfkiemer, wenn auch letztere ſich mit kleinerer, in das Bereich ihrer Mundwerkzeuge
kommender Beute begnügen. Jhr Nutzen für den Menſchen beſchränkt ſich auf die Verwendung
als Köder. Den einen und den anderen zu verſpeiſen, dazu haben es ſelbſt die ſonſt nicht heikligen
Chineſen nicht gebracht; nur die Fidji- und Samoa-Jnſulaner ſollen einen an ihren Küſten
häufigen Ringelwurm auf ihrem Küchenzettel haben.
Was man von ihrer Lebensweiſe aus der Beobachtung unſerer Thiere im freien Zuſtande
erfahren, läßt ſich aus ihrem Benehmen in der Gefangenſchaft in größeren und kleineren Aquarien
ergänzen. Man kann die verſchiedenartigſten Species in engen Gefäßen beiſammen halten, ohne
daß ſie einander anfallen und ſich gegenſeitig aufzehren. Die meiſten empfinden offenbar das
helle Tageslicht, beſonders die direkte Sonne ſehr unangenehm. Die frei lebenden ſuchen emſig
nach einem Verſteck, die Röhrenwürmer halten ſich ſo lange als möglich in ihrer Behauſung zurück-
gezogen. Nur erſt, wenn in den kleineren Gefäßen, in denen man ſie für das Studium auf-
bewahrt, eine dem Geruchsorgane ſehr bemerkliche Zerſetzung beginnt, ſuchen ſie, wie oben bemerkt,
um jeden Preis in behaglichere Umgebung zu flüchten, und dann verlaſſen ſelbſt ſolche Röhren-
würmer, wie Serpula, ihr Haus, welche an ihrem natürlichen Aufenthaltsorte nie daran denken.
Jhr unruhiges, ſcheues Benehmen im direkten Licht würde zwar allein nicht ausreichen, die
Mehrzahl der See-Ringelwürmer für nächtliche Thiere zu halten, allein die ganze Wahl ihres
Aufenthaltes macht dieß wahrſcheinlich.
Die Natur- und Lebensgeſchichte der meiſten niederen Thiere, ſo auch die der borſtentragenden
Seewürmer bleibt ohne Kenntniß ihrer Entwicklung eine ſehr unvollkommene. Bei den See-
Borſtenwürmern ſind die Geſchlechter getrennt und in den meiſten beobachteten Fällen wird das
geſammte Ei mit der Eihaut allſeitig zum Jungen umgewandelt. Entweder die ganze Oberfläche
oder eine Zone des Eies bedeckt ſich mit Flimmerhärchen, und nun beginnt das kleine Weſen als
Larve ein ſelbſtändiges Daſein; ehe noch irgend eine Scheidung der inneren Organe wahrzunehmen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 692. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/736>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.