gerunzelten Halse und der daran hängenden Blase (Fig. b). Bei einigen Arten hat es aber sein Bewenden nicht mit der Bildung nur eines Bandwurmkopfes an der Blase; es können zahlreiche Kopf-Knospen entstehen, oder auch nur Blasen sich bilden, deren jede Köpfe hervorbringt. Wir werden diese Erzeugungen bei den betreffenden Arten näher ins Auge fassen. Jn dem Blasenwurmzustand verharrt der Wurm so lange, als er an der Bildungsstätte der Blase bleiben muß. Die Finne des Schweines geht in den Muskeln, wo sie sich aufhält, durchaus keine weiteren Veränderungen ein. Die Finne des Kaninchens in der Leber oder im Gekröse erfüllt ihre eigne Lebensaufgabe nicht, wenn das Kaninchen eines natürlichen Todes stirbt. Wird aber das inficirte und von der Marktpolizei nicht beanstandete Schweinefleisch roh oder sehr unvollkommen zubereitet vom Menschen genossen, wandert das Kaninchen in den Magen eines Hundes, die ebenfalls mit einem eignen Blasenwurm gesegnete Maus in den Magen einer Katze, so findet nun der Uebergang des Blasenwurmes in den eigentlichen Bandwurm statt. Die erste Veränderung ist das völlige Hervortreten des Kopfes, welcher sehr bald die zweite, das Abfallen der Schwanzblase, folgt, welche einfach verdaut wird. Der Kopf mit seinem Halse ist nun ein eignes, selbständiges Wesen, die Zwischengeneration oder Amme, welche aus dem Magen des Wohnthieres bis zu einer gewissen Stelle des Darmkanals hinabgleitet, wo sie sich firirt und die Schlußgeneration, die Geschlechts- thiere unter der Form von Knospen und Gliedern hervorbringt. Es folgen sich also, um das Bisherige nochmals kurz zusammenzufassen, im Leben des Bandwurmes folgende mit wiederholtem Wohnungswechsel verbundene Zustände: der sechshakige Embryo, der Blasenwurm, der Bandwurmkopf ohne Glieder, der eigentliche Kettenwurm und das isolirte Glied oder Geschlechtsthier; da jedoch die sechshakige Larve direkt in die Blase übergeht, der Bandwurm- kopf an dieser als Knospe entsteht und dieser der Boden ist, aus welchem die Glieder hervorwachsen, so sind im Grunde drei Generationen zu unterscheiden, von denen aber nur die letzte geschlecht- lich entwickelt ist, während die beiden vorhergehenden die vorbereitenden Stufen sind.
Nach diesen unumgänglichen Erörterungen werden wir nun die Verhältnisse, unter welchen eine Reihe Arten der Gattung Bandwurm (Taenia) vorkommt, leicht auffassen. Wir betrachten zuerst mehrere, deren Blasenwurmform, früher mit dem Namen Cysticercus,Finne, bezeichnet, aus einer Blase mit einem einzigen Kopfe besteht. Die wichtigsten darunter für uns sind natürlich diejenigen, welche am häufigsten im Menschen sich ansiedeln. Am längsten und genauesten ist die Taenia solium bekannt. Er erreicht eine Länge von sechs bis neun Fuß. Der Kopf gleicht etwa dem Knopf einer mittelgroßen Stecknadel. Auf dem Stirnvorsprunge steht ein Kranz von zweierlei Haken, welche sich durch ihre gedrungene Form von denen anderer Tänien, die man mit dem menschlichen Bandwurm hat in eine Art zusammenreihen wollen, gut unterscheiden. Der Hals ist ungefähr einen Zoll lang und die Zahl der die Kette bildenden unreifen und reifen Glieder beläuft sich auf 700 bis 800 und mehr. Die Gestalt der Glieder ist in den verschiedenen Strecken sehr verschieden. Erst in der letzten Strecke nehmen sie eine entschieden längliche Form an, indem zugleich auch mit zunehmender Dicke der Eischalen der verzweigte Eihalter durchscheint. Man braucht nur ein solches reifes Glied zu sehen, um mit Gewißheit sagen zu können, ob das mit dem Bandwurm behaftete Jndividuum die Taenia solium oder eine andere Art beherbergt. Der Eihalter der Taenia solium hat nämlich jederseits nur 7 bis 10 Aeste, welche sich weiter verzweigen.
Daß der Mensch in die Erziehung dieses einen seiner Bandwürmer sich mit dem Schwein theilt, ist eine jetzt wohl allgemein bekannte Thatsache. Sie ist nicht nur durch die Vergleichung der Haken und anderen Kopfbestandtheile des Bandwurmes mit denen der Schweinefinne, sondern auch durch zahlreiche, immer mit demselben Erfolg sich wiederholende Versuche ganz außer Zweifel gestellt. Nicht wenige Ferkel und Schweine wurden seit den funfziger Jahren geopfert, um, nachdem
Bandwürmer.
gerunzelten Halſe und der daran hängenden Blaſe (Fig. b). Bei einigen Arten hat es aber ſein Bewenden nicht mit der Bildung nur eines Bandwurmkopfes an der Blaſe; es können zahlreiche Kopf-Knospen entſtehen, oder auch nur Blaſen ſich bilden, deren jede Köpfe hervorbringt. Wir werden dieſe Erzeugungen bei den betreffenden Arten näher ins Auge faſſen. Jn dem Blaſenwurmzuſtand verharrt der Wurm ſo lange, als er an der Bildungsſtätte der Blaſe bleiben muß. Die Finne des Schweines geht in den Muskeln, wo ſie ſich aufhält, durchaus keine weiteren Veränderungen ein. Die Finne des Kaninchens in der Leber oder im Gekröſe erfüllt ihre eigne Lebensaufgabe nicht, wenn das Kaninchen eines natürlichen Todes ſtirbt. Wird aber das inficirte und von der Marktpolizei nicht beanſtandete Schweinefleiſch roh oder ſehr unvollkommen zubereitet vom Menſchen genoſſen, wandert das Kaninchen in den Magen eines Hundes, die ebenfalls mit einem eignen Blaſenwurm geſegnete Maus in den Magen einer Katze, ſo findet nun der Uebergang des Blaſenwurmes in den eigentlichen Bandwurm ſtatt. Die erſte Veränderung iſt das völlige Hervortreten des Kopfes, welcher ſehr bald die zweite, das Abfallen der Schwanzblaſe, folgt, welche einfach verdaut wird. Der Kopf mit ſeinem Halſe iſt nun ein eignes, ſelbſtändiges Weſen, die Zwiſchengeneration oder Amme, welche aus dem Magen des Wohnthieres bis zu einer gewiſſen Stelle des Darmkanals hinabgleitet, wo ſie ſich firirt und die Schlußgeneration, die Geſchlechts- thiere unter der Form von Knospen und Gliedern hervorbringt. Es folgen ſich alſo, um das Bisherige nochmals kurz zuſammenzufaſſen, im Leben des Bandwurmes folgende mit wiederholtem Wohnungswechſel verbundene Zuſtände: der ſechshakige Embryo, der Blaſenwurm, der Bandwurmkopf ohne Glieder, der eigentliche Kettenwurm und das iſolirte Glied oder Geſchlechtsthier; da jedoch die ſechshakige Larve direkt in die Blaſe übergeht, der Bandwurm- kopf an dieſer als Knospe entſteht und dieſer der Boden iſt, aus welchem die Glieder hervorwachſen, ſo ſind im Grunde drei Generationen zu unterſcheiden, von denen aber nur die letzte geſchlecht- lich entwickelt iſt, während die beiden vorhergehenden die vorbereitenden Stufen ſind.
Nach dieſen unumgänglichen Erörterungen werden wir nun die Verhältniſſe, unter welchen eine Reihe Arten der Gattung Bandwurm (Taenia) vorkommt, leicht auffaſſen. Wir betrachten zuerſt mehrere, deren Blaſenwurmform, früher mit dem Namen Cysticercus,Finne, bezeichnet, aus einer Blaſe mit einem einzigen Kopfe beſteht. Die wichtigſten darunter für uns ſind natürlich diejenigen, welche am häufigſten im Menſchen ſich anſiedeln. Am längſten und genaueſten iſt die Taenia solium bekannt. Er erreicht eine Länge von ſechs bis neun Fuß. Der Kopf gleicht etwa dem Knopf einer mittelgroßen Stecknadel. Auf dem Stirnvorſprunge ſteht ein Kranz von zweierlei Haken, welche ſich durch ihre gedrungene Form von denen anderer Tänien, die man mit dem menſchlichen Bandwurm hat in eine Art zuſammenreihen wollen, gut unterſcheiden. Der Hals iſt ungefähr einen Zoll lang und die Zahl der die Kette bildenden unreifen und reifen Glieder beläuft ſich auf 700 bis 800 und mehr. Die Geſtalt der Glieder iſt in den verſchiedenen Strecken ſehr verſchieden. Erſt in der letzten Strecke nehmen ſie eine entſchieden längliche Form an, indem zugleich auch mit zunehmender Dicke der Eiſchalen der verzweigte Eihalter durchſcheint. Man braucht nur ein ſolches reifes Glied zu ſehen, um mit Gewißheit ſagen zu können, ob das mit dem Bandwurm behaftete Jndividuum die Taenia solium oder eine andere Art beherbergt. Der Eihalter der Taenia solium hat nämlich jederſeits nur 7 bis 10 Aeſte, welche ſich weiter verzweigen.
Daß der Menſch in die Erziehung dieſes einen ſeiner Bandwürmer ſich mit dem Schwein theilt, iſt eine jetzt wohl allgemein bekannte Thatſache. Sie iſt nicht nur durch die Vergleichung der Haken und anderen Kopfbeſtandtheile des Bandwurmes mit denen der Schweinefinne, ſondern auch durch zahlreiche, immer mit demſelben Erfolg ſich wiederholende Verſuche ganz außer Zweifel geſtellt. Nicht wenige Ferkel und Schweine wurden ſeit den funfziger Jahren geopfert, um, nachdem
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[750/0794]
Bandwürmer.
gerunzelten Halſe und der daran hängenden Blaſe (Fig. b). Bei einigen Arten hat es aber ſein
Bewenden nicht mit der Bildung nur eines Bandwurmkopfes an der Blaſe; es können zahlreiche
Kopf-Knospen entſtehen, oder auch nur Blaſen ſich bilden, deren jede Köpfe hervorbringt. Wir werden
dieſe Erzeugungen bei den betreffenden Arten näher ins Auge faſſen. Jn dem Blaſenwurmzuſtand
verharrt der Wurm ſo lange, als er an der Bildungsſtätte der Blaſe bleiben muß. Die Finne
des Schweines geht in den Muskeln, wo ſie ſich aufhält, durchaus keine weiteren Veränderungen
ein. Die Finne des Kaninchens in der Leber oder im Gekröſe erfüllt ihre eigne Lebensaufgabe
nicht, wenn das Kaninchen eines natürlichen Todes ſtirbt. Wird aber das inficirte und von der
Marktpolizei nicht beanſtandete Schweinefleiſch roh oder ſehr unvollkommen zubereitet vom Menſchen
genoſſen, wandert das Kaninchen in den Magen eines Hundes, die ebenfalls mit einem eignen
Blaſenwurm geſegnete Maus in den Magen einer Katze, ſo findet nun der Uebergang des
Blaſenwurmes in den eigentlichen Bandwurm ſtatt. Die erſte Veränderung iſt das
völlige Hervortreten des Kopfes, welcher ſehr bald die zweite, das Abfallen der Schwanzblaſe, folgt,
welche einfach verdaut wird. Der Kopf mit ſeinem Halſe iſt nun ein eignes, ſelbſtändiges Weſen,
die Zwiſchengeneration oder Amme, welche aus dem Magen des Wohnthieres bis zu einer gewiſſen
Stelle des Darmkanals hinabgleitet, wo ſie ſich firirt und die Schlußgeneration, die Geſchlechts-
thiere unter der Form von Knospen und Gliedern hervorbringt. Es folgen ſich alſo, um das
Bisherige nochmals kurz zuſammenzufaſſen, im Leben des Bandwurmes folgende mit wiederholtem
Wohnungswechſel verbundene Zuſtände: der ſechshakige Embryo, der Blaſenwurm, der
Bandwurmkopf ohne Glieder, der eigentliche Kettenwurm und das iſolirte Glied oder
Geſchlechtsthier; da jedoch die ſechshakige Larve direkt in die Blaſe übergeht, der Bandwurm-
kopf an dieſer als Knospe entſteht und dieſer der Boden iſt, aus welchem die Glieder hervorwachſen,
ſo ſind im Grunde drei Generationen zu unterſcheiden, von denen aber nur die letzte geſchlecht-
lich entwickelt iſt, während die beiden vorhergehenden die vorbereitenden Stufen ſind.
Nach dieſen unumgänglichen Erörterungen werden wir nun die Verhältniſſe, unter welchen eine
Reihe Arten der Gattung Bandwurm (Taenia) vorkommt, leicht auffaſſen. Wir betrachten
zuerſt mehrere, deren Blaſenwurmform, früher mit dem Namen Cysticercus, Finne, bezeichnet,
aus einer Blaſe mit einem einzigen Kopfe beſteht. Die wichtigſten darunter für uns ſind natürlich
diejenigen, welche am häufigſten im Menſchen ſich anſiedeln. Am längſten und genaueſten iſt
die Taenia solium bekannt. Er erreicht eine Länge von ſechs bis neun Fuß. Der Kopf gleicht
etwa dem Knopf einer mittelgroßen Stecknadel. Auf dem Stirnvorſprunge ſteht ein Kranz von
zweierlei Haken, welche ſich durch ihre gedrungene Form von denen anderer Tänien, die man
mit dem menſchlichen Bandwurm hat in eine Art zuſammenreihen wollen, gut unterſcheiden.
Der Hals iſt ungefähr einen Zoll lang und die Zahl der die Kette bildenden unreifen und reifen
Glieder beläuft ſich auf 700 bis 800 und mehr. Die Geſtalt der Glieder iſt in den verſchiedenen
Strecken ſehr verſchieden. Erſt in der letzten Strecke nehmen ſie eine entſchieden längliche Form
an, indem zugleich auch mit zunehmender Dicke der Eiſchalen der verzweigte Eihalter durchſcheint.
Man braucht nur ein ſolches reifes Glied zu ſehen, um mit Gewißheit ſagen zu können, ob das
mit dem Bandwurm behaftete Jndividuum die Taenia solium oder eine andere Art beherbergt.
Der Eihalter der Taenia solium hat nämlich jederſeits nur 7 bis 10 Aeſte, welche ſich weiter
verzweigen.
Daß der Menſch in die Erziehung dieſes einen ſeiner Bandwürmer ſich mit dem Schwein
theilt, iſt eine jetzt wohl allgemein bekannte Thatſache. Sie iſt nicht nur durch die Vergleichung
der Haken und anderen Kopfbeſtandtheile des Bandwurmes mit denen der Schweinefinne, ſondern
auch durch zahlreiche, immer mit demſelben Erfolg ſich wiederholende Verſuche ganz außer Zweifel
geſtellt. Nicht wenige Ferkel und Schweine wurden ſeit den funfziger Jahren geopfert, um, nachdem
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/794>, abgerufen am 26.06.2024.
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