Pincette, um sich ihrer zu bemächtigen, so gewährt die so geängstete einen eigenthümlichen und überraschenden Anblick: der Schwanzbüschel bläht sich ungemein auf, und jederseits an seiner Wurzel treten drei äußerst zarte, durchsichtige Haarfächer hervor. Nach vielleicht achtmaliger Häutung erfolgt in der letzten Larvenhaut die Verpuppung. Die Zeiträume, welche zwischen je zweien von jenen liegen, haben sich merkwürdig ungleich erwiesen; denn man hat Unterschiede von vier bis sechzehn Wochen beobachtet, welche auf ein unregelmäßiges Wachsthum und längere, als ein- jährige Entwickelungsperiode schließen lassen. Der ausgeschlüpfte Käfer theilt die Gewohnheit mit seinen Verwandten, wochenlang in den schützenden Häuten sitzen zu bleiben. -- Megatoma, Hadro- toma, Tragoderma, Trinodes, Orphilus und andere gehören noch in diese Familie.
Die Fugen- oder Pillenkäfer (Byrrhii) bilden eine durch ihre Körpertracht sehr überein- stimmende, für uns die zwölfte Familie, welche sich nur über Europa und Nordamerika ausbreitet und im Gebirge zahlreicher vorkommt, als in der Ebene. Die eiförmigen oben hoch gewölbten Thiere, nur den kleineren Formen sich anreihend, verstellen sich, wie die vorigen, und wenn sie ihre Gliedmaßen eingezogen haben, so wird es sehr schwer, die Anwesenheit solcher überhaupt zu erkennen. Die platten Beine, von welchen die vorderen aus eingesenkten walzigen oder eiförmigen, und die hintersten aus queren und einander stark genäherten Hüften entspringen, schließen so dicht an den Körper an, die Schienen passen so gut mit ihrem Jnnenrande in eine Furche der Schenkel, die fünfgliederigen Tarsen so schön zwischen die Schienen und den Leib, daß man einige Nähte, aber keine Beine zu bemerken glaubt. Dazu kommt, daß der Kopf fast bei allen seiner ganzen Ausdehnung nach in das Halsschild eingelassen ist, so daß nur Stirn und Gesicht nach vorn die senkrechte Körper- begrenzung ausmachen und deshalb von oben her nichts von ihnen sichtbar wird. Die meist schwach keulenförmigen Fühler, welche sich unter den Seitenrand des Halsschildes verstecken können, bestehen aus elf, in wenigen Fällen aus nur zehn Gliedern. Die beiden Laden der Marillen bleiben unbewehrt. Am Bauche unterscheidet man fünf Ninge, deren drei erste indeß verwachsen. Die Pillenkäfer ernähren sich nur von Pflanzenstoffen, von Moos und dürrem Gekrümel; denn man findet sie oft in größeren Gesellschaften an sonnenverbrannten Berghängen, unter Steinen, aber auch in den Gebirgen hoch oben, wo die Temperatur eine stets niedere zu sein pflegt; in unsicherem Gange kriechen sie im Sommer manchmal langsam auf Triften umher, scheinen indeß lieber die Nacht abzuwarten, um zu fliegen. Weil sie sonst die Erdoberfläche nie verlassen, so fehlen gewisse Arten niemals unter den angeschwemmten Käfern, welche die ausgetretenen Gewässer im Frühjahre mit sich führen, so ganz besonders nicht
der gemeine Fugen- oder Pillenkäfer (Byrrhus pilula). Er ist eiförmig, stark gewölbt, 31/2 Linien lang und 21/4 breit, den schwarzen Grund deckt auf dem Rücken kurzes, unßbraunes Sammethaar, welches auf dem Halsschilde einen bronzenen Schiller, auf den Flügeldecken in Form von Pünktchen oder Querbinden eine weiße Färbung annimmt, häufig aber auch mehr oder weniger abgerieben ist. Die Stirn hat keine Quernaht und die Oberlippe ist frei, die Kinnbacken dagegen stecken verborgen im Halsschilde, die Taster stutzen ihr eiförmiges Endglied ab. Einigen Arten fehlen die Flügel. Wie der Käfer, so trägt auch die Larve ihren hornigen Kopf senkrecht; derselbe zeichnet sich aus durch eine kleine, querviereckige Oberlippe, je zwei Nebenaugen dicht hinter der Mandibelwurzel und in rundem Grübchen verborgene, zweigliederige Fühler über ihr. Die kräftigen, fast dreieckigen Kinnbacken treffen mit der inneren Schneide gegeneinander, in ihrer hinteren Aus- höhlung liegen die Kinnladen mit ungegliedertem Lappen und viergliederigen Tastern, an der zungen- losen Unterlippe bestehen diese nur aus zwei Gliedern. Die ziemlich kurzen, einklanigen Beine ruhen auf fast dreikantigen, schräg nach hinten und innen gerichteten, kräftigen Hüften. Die zwölf Körper-
Pincette, um ſich ihrer zu bemächtigen, ſo gewährt die ſo geängſtete einen eigenthümlichen und überraſchenden Anblick: der Schwanzbüſchel bläht ſich ungemein auf, und jederſeits an ſeiner Wurzel treten drei äußerſt zarte, durchſichtige Haarfächer hervor. Nach vielleicht achtmaliger Häutung erfolgt in der letzten Larvenhaut die Verpuppung. Die Zeiträume, welche zwiſchen je zweien von jenen liegen, haben ſich merkwürdig ungleich erwieſen; denn man hat Unterſchiede von vier bis ſechzehn Wochen beobachtet, welche auf ein unregelmäßiges Wachsthum und längere, als ein- jährige Entwickelungsperiode ſchließen laſſen. Der ausgeſchlüpfte Käfer theilt die Gewohnheit mit ſeinen Verwandten, wochenlang in den ſchützenden Häuten ſitzen zu bleiben. — Megatoma, Hadro- toma, Tragoderma, Trinodes, Orphilus und andere gehören noch in dieſe Familie.
Die Fugen- oder Pillenkäfer (Byrrhii) bilden eine durch ihre Körpertracht ſehr überein- ſtimmende, für uns die zwölfte Familie, welche ſich nur über Europa und Nordamerika ausbreitet und im Gebirge zahlreicher vorkommt, als in der Ebene. Die eiförmigen oben hoch gewölbten Thiere, nur den kleineren Formen ſich anreihend, verſtellen ſich, wie die vorigen, und wenn ſie ihre Gliedmaßen eingezogen haben, ſo wird es ſehr ſchwer, die Anweſenheit ſolcher überhaupt zu erkennen. Die platten Beine, von welchen die vorderen aus eingeſenkten walzigen oder eiförmigen, und die hinterſten aus queren und einander ſtark genäherten Hüften entſpringen, ſchließen ſo dicht an den Körper an, die Schienen paſſen ſo gut mit ihrem Jnnenrande in eine Furche der Schenkel, die fünfgliederigen Tarſen ſo ſchön zwiſchen die Schienen und den Leib, daß man einige Nähte, aber keine Beine zu bemerken glaubt. Dazu kommt, daß der Kopf faſt bei allen ſeiner ganzen Ausdehnung nach in das Halsſchild eingelaſſen iſt, ſo daß nur Stirn und Geſicht nach vorn die ſenkrechte Körper- begrenzung ausmachen und deshalb von oben her nichts von ihnen ſichtbar wird. Die meiſt ſchwach keulenförmigen Fühler, welche ſich unter den Seitenrand des Halsſchildes verſtecken können, beſtehen aus elf, in wenigen Fällen aus nur zehn Gliedern. Die beiden Laden der Marillen bleiben unbewehrt. Am Bauche unterſcheidet man fünf Ninge, deren drei erſte indeß verwachſen. Die Pillenkäfer ernähren ſich nur von Pflanzenſtoffen, von Moos und dürrem Gekrümel; denn man findet ſie oft in größeren Geſellſchaften an ſonnenverbrannten Berghängen, unter Steinen, aber auch in den Gebirgen hoch oben, wo die Temperatur eine ſtets niedere zu ſein pflegt; in unſicherem Gange kriechen ſie im Sommer manchmal langſam auf Triften umher, ſcheinen indeß lieber die Nacht abzuwarten, um zu fliegen. Weil ſie ſonſt die Erdoberfläche nie verlaſſen, ſo fehlen gewiſſe Arten niemals unter den angeſchwemmten Käfern, welche die ausgetretenen Gewäſſer im Frühjahre mit ſich führen, ſo ganz beſonders nicht
der gemeine Fugen- oder Pillenkäfer (Byrrhus pilula). Er iſt eiförmig, ſtark gewölbt, 3½ Linien lang und 2¼ breit, den ſchwarzen Grund deckt auf dem Rücken kurzes, unßbraunes Sammethaar, welches auf dem Halsſchilde einen bronzenen Schiller, auf den Flügeldecken in Form von Pünktchen oder Querbinden eine weiße Färbung annimmt, häufig aber auch mehr oder weniger abgerieben iſt. Die Stirn hat keine Quernaht und die Oberlippe iſt frei, die Kinnbacken dagegen ſtecken verborgen im Halsſchilde, die Taſter ſtutzen ihr eiförmiges Endglied ab. Einigen Arten fehlen die Flügel. Wie der Käfer, ſo trägt auch die Larve ihren hornigen Kopf ſenkrecht; derſelbe zeichnet ſich aus durch eine kleine, querviereckige Oberlippe, je zwei Nebenaugen dicht hinter der Mandibelwurzel und in rundem Grübchen verborgene, zweigliederige Fühler über ihr. Die kräftigen, faſt dreieckigen Kinnbacken treffen mit der inneren Schneide gegeneinander, in ihrer hinteren Aus- höhlung liegen die Kinnladen mit ungegliedertem Lappen und viergliederigen Taſtern, an der zungen- loſen Unterlippe beſtehen dieſe nur aus zwei Gliedern. Die ziemlich kurzen, einklanigen Beine ruhen auf faſt dreikantigen, ſchräg nach hinten und innen gerichteten, kräftigen Hüften. Die zwölf Körper-
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[65/0081]
Pelz- und Kabinetkäfer. Pillenkäfer.
Pincette, um ſich ihrer zu bemächtigen, ſo gewährt die ſo geängſtete einen eigenthümlichen und
überraſchenden Anblick: der Schwanzbüſchel bläht ſich ungemein auf, und jederſeits an ſeiner Wurzel
treten drei äußerſt zarte, durchſichtige Haarfächer hervor. Nach vielleicht achtmaliger Häutung
erfolgt in der letzten Larvenhaut die Verpuppung. Die Zeiträume, welche zwiſchen je zweien von
jenen liegen, haben ſich merkwürdig ungleich erwieſen; denn man hat Unterſchiede von vier bis
ſechzehn Wochen beobachtet, welche auf ein unregelmäßiges Wachsthum und längere, als ein-
jährige Entwickelungsperiode ſchließen laſſen. Der ausgeſchlüpfte Käfer theilt die Gewohnheit mit
ſeinen Verwandten, wochenlang in den ſchützenden Häuten ſitzen zu bleiben. — Megatoma, Hadro-
toma, Tragoderma, Trinodes, Orphilus und andere gehören noch in dieſe Familie.
Die Fugen- oder Pillenkäfer (Byrrhii) bilden eine durch ihre Körpertracht ſehr überein-
ſtimmende, für uns die zwölfte Familie, welche ſich nur über Europa und Nordamerika ausbreitet
und im Gebirge zahlreicher vorkommt, als in der Ebene. Die eiförmigen oben hoch gewölbten
Thiere, nur den kleineren Formen ſich anreihend, verſtellen ſich, wie die vorigen, und wenn ſie ihre
Gliedmaßen eingezogen haben, ſo wird es ſehr ſchwer, die Anweſenheit ſolcher überhaupt zu erkennen.
Die platten Beine, von welchen die vorderen aus eingeſenkten walzigen oder eiförmigen, und die
hinterſten aus queren und einander ſtark genäherten Hüften entſpringen, ſchließen ſo dicht an den
Körper an, die Schienen paſſen ſo gut mit ihrem Jnnenrande in eine Furche der Schenkel, die
fünfgliederigen Tarſen ſo ſchön zwiſchen die Schienen und den Leib, daß man einige Nähte, aber keine
Beine zu bemerken glaubt. Dazu kommt, daß der Kopf faſt bei allen ſeiner ganzen Ausdehnung nach
in das Halsſchild eingelaſſen iſt, ſo daß nur Stirn und Geſicht nach vorn die ſenkrechte Körper-
begrenzung ausmachen und deshalb von oben her nichts von ihnen ſichtbar wird. Die meiſt ſchwach
keulenförmigen Fühler, welche ſich unter den Seitenrand des Halsſchildes verſtecken können, beſtehen aus
elf, in wenigen Fällen aus nur zehn Gliedern. Die beiden Laden der Marillen bleiben unbewehrt.
Am Bauche unterſcheidet man fünf Ninge, deren drei erſte indeß verwachſen. Die Pillenkäfer ernähren
ſich nur von Pflanzenſtoffen, von Moos und dürrem Gekrümel; denn man findet ſie oft in
größeren Geſellſchaften an ſonnenverbrannten Berghängen, unter Steinen, aber auch in den Gebirgen
hoch oben, wo die Temperatur eine ſtets niedere zu ſein pflegt; in unſicherem Gange kriechen ſie
im Sommer manchmal langſam auf Triften umher, ſcheinen indeß lieber die Nacht abzuwarten, um
zu fliegen. Weil ſie ſonſt die Erdoberfläche nie verlaſſen, ſo fehlen gewiſſe Arten niemals unter
den angeſchwemmten Käfern, welche die ausgetretenen Gewäſſer im Frühjahre mit ſich führen, ſo
ganz beſonders nicht
der gemeine Fugen- oder Pillenkäfer (Byrrhus pilula). Er iſt eiförmig, ſtark gewölbt,
3½ Linien lang und 2¼ breit, den ſchwarzen Grund deckt auf dem Rücken kurzes, unßbraunes
Sammethaar, welches auf dem Halsſchilde einen bronzenen Schiller, auf den Flügeldecken in Form
von Pünktchen oder Querbinden eine weiße Färbung annimmt, häufig aber auch mehr oder weniger
abgerieben iſt. Die Stirn hat keine Quernaht und die Oberlippe iſt frei, die Kinnbacken dagegen
ſtecken verborgen im Halsſchilde, die Taſter ſtutzen ihr eiförmiges Endglied ab. Einigen Arten
fehlen die Flügel. Wie der Käfer, ſo trägt auch die Larve ihren hornigen Kopf ſenkrecht; derſelbe
zeichnet ſich aus durch eine kleine, querviereckige Oberlippe, je zwei Nebenaugen dicht hinter der
Mandibelwurzel und in rundem Grübchen verborgene, zweigliederige Fühler über ihr. Die kräftigen,
faſt dreieckigen Kinnbacken treffen mit der inneren Schneide gegeneinander, in ihrer hinteren Aus-
höhlung liegen die Kinnladen mit ungegliedertem Lappen und viergliederigen Taſtern, an der zungen-
loſen Unterlippe beſtehen dieſe nur aus zwei Gliedern. Die ziemlich kurzen, einklanigen Beine ruhen
auf faſt dreikantigen, ſchräg nach hinten und innen gerichteten, kräftigen Hüften. Die zwölf Körper-
Taſchenberg, wirbelloſe Thiere. (Brehm, Thierleben. VI.) 5
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/81>, abgerufen am 23.11.2024.
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