dersten Rande parallele Streifen, als Zeichen des beständigen Fortrückens. Jn dieser Weise ent- fernt sich der Nautilus mit der Absonderung der Luft ständig von der letzten Scheidewand und wächst dabei bedeutend, wie die meisten Schnecken, indem sich die Schale nach vorn entsprechend dem Thiere beträchtlich erweitert. Wie aber fast alle Conchylien Zeiten des Wachsthums mit denen der Ruhe wechseln lassen, wie z. B. bei den Schnecken sofort die in bestimmten Abständen wiederkehrenden Mündungswülste zeigen, und wie wir wissen, daß unsere Landschnecken fast nur im Frühling fortwachsen, so ist es auch mit dem Nautilus. Und wenn er im Wachsthum stille steht, keine Luft mehr absondert und in der Schale nicht mehr vorrückt, so entsteht auf dem sonst Luft ausscheidenden Hinterende des Thieres hinter dem Ringe eine Perlmutterschicht, die Querscheidewand, wie sie im vor dem Ringe liegenden Bereiche des Mantels beständig gebildet wird. Es deuten also die Scheidewände die periodischen Ruhezustände des Thieres an. Wie oft diese Zustände aber eintreten, ob einmal im Jahre, wie bei den meisten Schnecken, wo dann die Zahl der Wände sofort das Alter des Nautilus ergäbe, kann ich nicht entscheiden."
Wie die Bildung der Luftkammern von dem hinteren Manteltheile ausgeht, so dient der Sipho zur Erhaltung der Luft in ihnen. Vermöge der Porosität der Schale muß ein fortwähren- der Austausch der in den Kammern und der im Wasser enthaltenen Luft stattfinden. Die noth- wendige Nachsüllung geschieht durch den Sipho und zwar vermöge des in ihm hinabsteigenden ansehnlichen Blutgefäßes. Jn derselben Weise wird der Schwimmblase derjenigen Fische, bei welchen sie nicht mit der Schlundröhre in Verbindung steht, durch Ausscheidung aus dem Blut Gas zugeführt. "Daß die Nautilen", fährt Keferstein fort, "den durch den Sipho in Stand erhaltenen Schwimmapparat der Luftkammern wirklich nöthig haben, geht mit Sicherheit daraus hervor, daß, wenn auch diese Thiere meistens am Grunde des Meeres leben, ruhig sitzend ihre Tentakeln wie eine Actinie ausgebreitet oder durch mir nicht ganz klare Mittel fortkriechend, sie dennoch oft an der Oberfläche des Meeres schwimmend getroffen werden. Wie es Rumpf und Bennet nach eigner Anschauung, Prosch nach den Angaben dänischer Wallfischfänger der Süd- see mittheilen, tritt beim Schwimmen oder Treiben das Thier mit ausgebreiteten Armen aus der Mündung der Schale hervor und stürzt, sobald es sich in die Schale zurückzieht, dem Fang dadurch entgehend, rasch in die Tiefe. -- Man könnte sich dieses kaum erklären, wenn nicht die Last der Schale und des Thieres, beide zum Schwimmen auch so unförmlich gebaut, durch die Luftkammern zum bedeutenden Theile getragen würde." Keferstein kommt zu dem Resultat, daß, wenn an der Hinterseite des Thieres unterhalb des Ringes Luft sich befindet und die- selbe durch ein Zurückziehen oder Vorstrecken des Thieres oder durch ein Zu- und Abströmen des Blutes in den hinteren Körpersack zusammengedrückt oder ausgedehnt wird, man hierin das Mittel zu sehen habe, wodurch das Thier, dessen Gewicht durch die Luftkammern etwa gleich dem des verdrängten Wassers ist, durch kleine Bewegungen sich augenblicklich leichter oder schwerer als die verdrängte Wassermasse zu machen im Stande ist.
Die oben erwähnten Nachrichten, welche der holländische Arzt Rumpf vor 200 Jahren in seiner berühmten Amboinischen Raritätenkammer über den Nautilus gegeben, sind durch neuere Beobachtungen kaum vervollständigt. Sie lauten: "Wenn diese Schnecke auf dem Wasser schwimmt, so streckt sie den Kopf mit allen Bärten (Armen) hervor und breitet selbe über dem Wasser aus, so daß die hintere Windung allezeit über dem Wasser hervorragt. Wenn sie aber auf dem Grunde kriecht, so ist es umgewendet, steht mit dem Barte in die Höhe und mit dem Kopf oder den Armen auf dem Grunde und kriecht ziemlich schnell vorwärts. Sie hält sich meist auf dem Boden des Meeres auf und kriecht zuweilen in die Fischkörbe. Wenn nach einem Sturm das Meer wieder still wird, sieht man sie haufenweise auf dem Wasser schwimmen, und dieses ist zugleich ein Beweis, daß sie sich auch herdenweise auf dem Grunde aufhalten. Man findet sie in allen Seen der Molukkischen Jnseln, wie auch in der Gegend der tausend Jnseln vor Batavia und
Bau derſelben, beſonders des Nautilus.
derſten Rande parallele Streifen, als Zeichen des beſtändigen Fortrückens. Jn dieſer Weiſe ent- fernt ſich der Nautilus mit der Abſonderung der Luft ſtändig von der letzten Scheidewand und wächſt dabei bedeutend, wie die meiſten Schnecken, indem ſich die Schale nach vorn entſprechend dem Thiere beträchtlich erweitert. Wie aber faſt alle Conchylien Zeiten des Wachsthums mit denen der Ruhe wechſeln laſſen, wie z. B. bei den Schnecken ſofort die in beſtimmten Abſtänden wiederkehrenden Mündungswülſte zeigen, und wie wir wiſſen, daß unſere Landſchnecken faſt nur im Frühling fortwachſen, ſo iſt es auch mit dem Nautilus. Und wenn er im Wachsthum ſtille ſteht, keine Luft mehr abſondert und in der Schale nicht mehr vorrückt, ſo entſteht auf dem ſonſt Luft ausſcheidenden Hinterende des Thieres hinter dem Ringe eine Perlmutterſchicht, die Querſcheidewand, wie ſie im vor dem Ringe liegenden Bereiche des Mantels beſtändig gebildet wird. Es deuten alſo die Scheidewände die periodiſchen Ruhezuſtände des Thieres an. Wie oft dieſe Zuſtände aber eintreten, ob einmal im Jahre, wie bei den meiſten Schnecken, wo dann die Zahl der Wände ſofort das Alter des Nautilus ergäbe, kann ich nicht entſcheiden.“
Wie die Bildung der Luftkammern von dem hinteren Manteltheile ausgeht, ſo dient der Sipho zur Erhaltung der Luft in ihnen. Vermöge der Poroſität der Schale muß ein fortwähren- der Austauſch der in den Kammern und der im Waſſer enthaltenen Luft ſtattfinden. Die noth- wendige Nachſüllung geſchieht durch den Sipho und zwar vermöge des in ihm hinabſteigenden anſehnlichen Blutgefäßes. Jn derſelben Weiſe wird der Schwimmblaſe derjenigen Fiſche, bei welchen ſie nicht mit der Schlundröhre in Verbindung ſteht, durch Ausſcheidung aus dem Blut Gas zugeführt. „Daß die Nautilen“, fährt Keferſtein fort, „den durch den Sipho in Stand erhaltenen Schwimmapparat der Luftkammern wirklich nöthig haben, geht mit Sicherheit daraus hervor, daß, wenn auch dieſe Thiere meiſtens am Grunde des Meeres leben, ruhig ſitzend ihre Tentakeln wie eine Actinie ausgebreitet oder durch mir nicht ganz klare Mittel fortkriechend, ſie dennoch oft an der Oberfläche des Meeres ſchwimmend getroffen werden. Wie es Rumpf und Bennet nach eigner Anſchauung, Proſch nach den Angaben däniſcher Wallfiſchfänger der Süd- ſee mittheilen, tritt beim Schwimmen oder Treiben das Thier mit ausgebreiteten Armen aus der Mündung der Schale hervor und ſtürzt, ſobald es ſich in die Schale zurückzieht, dem Fang dadurch entgehend, raſch in die Tiefe. — Man könnte ſich dieſes kaum erklären, wenn nicht die Laſt der Schale und des Thieres, beide zum Schwimmen auch ſo unförmlich gebaut, durch die Luftkammern zum bedeutenden Theile getragen würde.“ Keferſtein kommt zu dem Reſultat, daß, wenn an der Hinterſeite des Thieres unterhalb des Ringes Luft ſich befindet und die- ſelbe durch ein Zurückziehen oder Vorſtrecken des Thieres oder durch ein Zu- und Abſtrömen des Blutes in den hinteren Körperſack zuſammengedrückt oder ausgedehnt wird, man hierin das Mittel zu ſehen habe, wodurch das Thier, deſſen Gewicht durch die Luftkammern etwa gleich dem des verdrängten Waſſers iſt, durch kleine Bewegungen ſich augenblicklich leichter oder ſchwerer als die verdrängte Waſſermaſſe zu machen im Stande iſt.
Die oben erwähnten Nachrichten, welche der holländiſche Arzt Rumpf vor 200 Jahren in ſeiner berühmten Amboiniſchen Raritätenkammer über den Nautilus gegeben, ſind durch neuere Beobachtungen kaum vervollſtändigt. Sie lauten: „Wenn dieſe Schnecke auf dem Waſſer ſchwimmt, ſo ſtreckt ſie den Kopf mit allen Bärten (Armen) hervor und breitet ſelbe über dem Waſſer aus, ſo daß die hintere Windung allezeit über dem Waſſer hervorragt. Wenn ſie aber auf dem Grunde kriecht, ſo iſt es umgewendet, ſteht mit dem Barte in die Höhe und mit dem Kopf oder den Armen auf dem Grunde und kriecht ziemlich ſchnell vorwärts. Sie hält ſich meiſt auf dem Boden des Meeres auf und kriecht zuweilen in die Fiſchkörbe. Wenn nach einem Sturm das Meer wieder ſtill wird, ſieht man ſie haufenweiſe auf dem Waſſer ſchwimmen, und dieſes iſt zugleich ein Beweis, daß ſie ſich auch herdenweiſe auf dem Grunde aufhalten. Man findet ſie in allen Seen der Molukkiſchen Jnſeln, wie auch in der Gegend der tauſend Jnſeln vor Batavia und
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Bau derſelben, beſonders des Nautilus.
derſten Rande parallele Streifen, als Zeichen des beſtändigen Fortrückens. Jn dieſer Weiſe ent-
fernt ſich der Nautilus mit der Abſonderung der Luft ſtändig von der letzten Scheidewand und
wächſt dabei bedeutend, wie die meiſten Schnecken, indem ſich die Schale nach vorn entſprechend
dem Thiere beträchtlich erweitert. Wie aber faſt alle Conchylien Zeiten des Wachsthums mit
denen der Ruhe wechſeln laſſen, wie z. B. bei den Schnecken ſofort die in beſtimmten Abſtänden
wiederkehrenden Mündungswülſte zeigen, und wie wir wiſſen, daß unſere Landſchnecken faſt nur
im Frühling fortwachſen, ſo iſt es auch mit dem Nautilus. Und wenn er im Wachsthum ſtille
ſteht, keine Luft mehr abſondert und in der Schale nicht mehr vorrückt, ſo entſteht auf dem
ſonſt Luft ausſcheidenden Hinterende des Thieres hinter dem Ringe eine Perlmutterſchicht,
die Querſcheidewand, wie ſie im vor dem Ringe liegenden Bereiche des Mantels beſtändig
gebildet wird. Es deuten alſo die Scheidewände die periodiſchen Ruhezuſtände des Thieres
an. Wie oft dieſe Zuſtände aber eintreten, ob einmal im Jahre, wie bei den meiſten
Schnecken, wo dann die Zahl der Wände ſofort das Alter des Nautilus ergäbe, kann ich nicht
entſcheiden.“
Wie die Bildung der Luftkammern von dem hinteren Manteltheile ausgeht, ſo dient der
Sipho zur Erhaltung der Luft in ihnen. Vermöge der Poroſität der Schale muß ein fortwähren-
der Austauſch der in den Kammern und der im Waſſer enthaltenen Luft ſtattfinden. Die noth-
wendige Nachſüllung geſchieht durch den Sipho und zwar vermöge des in ihm hinabſteigenden
anſehnlichen Blutgefäßes. Jn derſelben Weiſe wird der Schwimmblaſe derjenigen Fiſche, bei
welchen ſie nicht mit der Schlundröhre in Verbindung ſteht, durch Ausſcheidung aus dem Blut
Gas zugeführt. „Daß die Nautilen“, fährt Keferſtein fort, „den durch den Sipho in Stand
erhaltenen Schwimmapparat der Luftkammern wirklich nöthig haben, geht mit Sicherheit daraus
hervor, daß, wenn auch dieſe Thiere meiſtens am Grunde des Meeres leben, ruhig ſitzend ihre
Tentakeln wie eine Actinie ausgebreitet oder durch mir nicht ganz klare Mittel fortkriechend, ſie
dennoch oft an der Oberfläche des Meeres ſchwimmend getroffen werden. Wie es Rumpf und
Bennet nach eigner Anſchauung, Proſch nach den Angaben däniſcher Wallfiſchfänger der Süd-
ſee mittheilen, tritt beim Schwimmen oder Treiben das Thier mit ausgebreiteten Armen aus der
Mündung der Schale hervor und ſtürzt, ſobald es ſich in die Schale zurückzieht, dem Fang
dadurch entgehend, raſch in die Tiefe. — Man könnte ſich dieſes kaum erklären, wenn nicht die
Laſt der Schale und des Thieres, beide zum Schwimmen auch ſo unförmlich gebaut, durch die
Luftkammern zum bedeutenden Theile getragen würde.“ Keferſtein kommt zu dem Reſultat,
daß, wenn an der Hinterſeite des Thieres unterhalb des Ringes Luft ſich befindet und die-
ſelbe durch ein Zurückziehen oder Vorſtrecken des Thieres oder durch ein Zu- und Abſtrömen des
Blutes in den hinteren Körperſack zuſammengedrückt oder ausgedehnt wird, man hierin das
Mittel zu ſehen habe, wodurch das Thier, deſſen Gewicht durch die Luftkammern etwa gleich dem
des verdrängten Waſſers iſt, durch kleine Bewegungen ſich augenblicklich leichter oder ſchwerer
als die verdrängte Waſſermaſſe zu machen im Stande iſt.
Die oben erwähnten Nachrichten, welche der holländiſche Arzt Rumpf vor 200 Jahren in
ſeiner berühmten Amboiniſchen Raritätenkammer über den Nautilus gegeben, ſind durch neuere
Beobachtungen kaum vervollſtändigt. Sie lauten: „Wenn dieſe Schnecke auf dem Waſſer ſchwimmt,
ſo ſtreckt ſie den Kopf mit allen Bärten (Armen) hervor und breitet ſelbe über dem Waſſer aus,
ſo daß die hintere Windung allezeit über dem Waſſer hervorragt. Wenn ſie aber auf dem Grunde
kriecht, ſo iſt es umgewendet, ſteht mit dem Barte in die Höhe und mit dem Kopf oder den
Armen auf dem Grunde und kriecht ziemlich ſchnell vorwärts. Sie hält ſich meiſt auf dem Boden
des Meeres auf und kriecht zuweilen in die Fiſchkörbe. Wenn nach einem Sturm das Meer
wieder ſtill wird, ſieht man ſie haufenweiſe auf dem Waſſer ſchwimmen, und dieſes iſt zugleich
ein Beweis, daß ſie ſich auch herdenweiſe auf dem Grunde aufhalten. Man findet ſie in allen
Seen der Molukkiſchen Jnſeln, wie auch in der Gegend der tauſend Jnſeln vor Batavia und
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/829>, abgerufen am 23.11.2024.
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