wälder haben, in den Conchylienprodukten einen entschiedenen Vorzug vor denen haben, in welchen Nadelholz vorherrscht. Uebrigens hat sich nun meine Angabe, nach welcher ich in flachen Gegenden mehr Conchylien gefunden zu haben behaupte, auch hinsichtlich der Wälder bestätigt. Gebirgs- waldungen habe ich immer weit ärmer an solchen gefunden, als flach und feucht gelegene Wal- dungen. -- Hier leben die Schnecken nie in einer beträchtlichen Höhe der Bäume; sie ziehen im Gegentheil in denselben das niedrige Buschholz vor oder sie halten sich auf den Waldkräutern oder am Boden auf. Ob die Schnecken in den Waldungen vorzugsweise gern auf gewissen Gesträuchen leben, habe ich noch nicht mit Bestimmtheit entscheiden können. Wenn ich oft diesen oder jenen Strauch, Gebüsch oder Hecke besonders von ihnen bevölkert fand, so schien dieß mehr anderen Ursachen, als der Pflanzenart, die jene Gebüsche oder Hecken bildete, zugeschrieben werden zu müssen. Je dichter und schattiger ein Gesträuch, und je bedeckter und feuchter der Standort desselben ist, desto lieber ist es den Schnecken. Ganz besonders angemessen scheinen ihnen aber solche Büsche zu sein, etwa vom Cornus sanguinea, Rubus, Acer, Corylus etc. (Hornstrauch, Brombeer, Ahorn, Haselnuß), die von den Schlingen des Hopfens berankt und von anderen hochwachsenden Kräutern, so zu sagen, durchwachsen sind. Hier sitzen sie bei trocknem Wetter an der Unterseite der Blätter, oder sind in der Bodendecke verborgen, und wer sie hier nicht zu suchen weiß und sich nebenbei vielleicht scheut, in das Dickicht einzudringen, der würde glauben, hier sei keine Schnecke zu finden. Ueberhaupt muß man, je trockner und wärmer die Witterung ist, die Schnecken desto tiefer am Boden suchen. Wie viele Schnecken aber um und an einem solchen eben beschriebenen Gebüsche sich aufhalten, von denen man bei trockenem Wetter nur wenig entdeckt, das wird nach einem warmen Regen recht sichtbar. Dann kriecht alles aus den Schlupfwinkeln hervor, um sich an den hangenden Tropfen und der duftigen Kühle zu laben, und man wird eine reiche Ernte haben, wenn man sich nicht vor den fallenden Tropfen, den kratzenden Dornen und brennenden Nesseln scheut."
"Hat man die Aeste und Blätter solcher Gesträuche aber abgesucht, so unterlasse man nicht, den Boden um dieselben, der gewöhnlich mit Moos, Steinen und abgefallenem Laube bedeckt ist sorgfältig zu untersuchen, indem manche seltene Schnecke hier lebt und selten an das Tageslicht sich erhebt, wohin namentlich die Vitrinen zu rechnen sind. Ziemlich ähnlich solchen Gebüschen sind die lebenden Hecken hinsichtlich des Vorkommens von Schnecken. Namentlich die Hecken feucht und tief gelegener Gärten pflegen sehr, namentlich nach einem Regen, bevölkert zu sein. Jn Gärten giebt es aber noch mehre Stellen, an denen man mit Erfolg Schnecken suchen kann. Die Buchsbaumeinfassungen der Beete dienen namentlich während einer warmen und trockenen Witterung denselben zum kühlen Aufenthaltsort; ferner die von Unkraut und anderem Genist nicht ganz gesäuberten Winkel; die Orte, wohin man das ausgeraufte Unkraut zu werfen pflegt: kurz alle winkelige, dunkle und feuchte Orte. Daher unterlasse man in einem Garten nicht, jedes lange auf einer Stelle gelegene Bret aufzuheben, wenn man nicht die Schnecken entbehren will, die sich hier unfehlbar auf der Unterseite des Bretes finden werden. Man kann daher mittelst solcher, gewissermaßen als Fallen an dunkle, feuchte Stellen gelegter Bretter die Schnecken anlocken und fangen."
"Jn Laubhölzern pflegt der Boden gewöhnlich mit einer Decke von abgefallenem Laub, Moos, Steinen und abgebrochenen Aestchen bedeckt zu sein. Hier halten sich auch eine große Menge Schnecken auf, die man mit Bequemlichkeit sammeln kann, wenn man zuerst die Oberseite dieser Decke und die niedern Pflanzen absucht und dann das Laub wegräumt, um sich der unter ihm lebenden Schnecken zu bemächtigen. Dabei unterlasse man nicht, jeden etwas großen Stein umzuwenden, weil manche Schnecken besonders gern unter denselben leben. Oft sind solche Steine oder alte Baumstöcke mit einer dichten Moosdecke überzogen; diese kann man mit leichter Mühe in großen Polstern abnehmen, und so manches Schneckchen entdecken, das hier im Ver- borgenen lebt."
Lungenſchnecken. Heliciden.
wälder haben, in den Conchylienprodukten einen entſchiedenen Vorzug vor denen haben, in welchen Nadelholz vorherrſcht. Uebrigens hat ſich nun meine Angabe, nach welcher ich in flachen Gegenden mehr Conchylien gefunden zu haben behaupte, auch hinſichtlich der Wälder beſtätigt. Gebirgs- waldungen habe ich immer weit ärmer an ſolchen gefunden, als flach und feucht gelegene Wal- dungen. — Hier leben die Schnecken nie in einer beträchtlichen Höhe der Bäume; ſie ziehen im Gegentheil in denſelben das niedrige Buſchholz vor oder ſie halten ſich auf den Waldkräutern oder am Boden auf. Ob die Schnecken in den Waldungen vorzugsweiſe gern auf gewiſſen Geſträuchen leben, habe ich noch nicht mit Beſtimmtheit entſcheiden können. Wenn ich oft dieſen oder jenen Strauch, Gebüſch oder Hecke beſonders von ihnen bevölkert fand, ſo ſchien dieß mehr anderen Urſachen, als der Pflanzenart, die jene Gebüſche oder Hecken bildete, zugeſchrieben werden zu müſſen. Je dichter und ſchattiger ein Geſträuch, und je bedeckter und feuchter der Standort deſſelben iſt, deſto lieber iſt es den Schnecken. Ganz beſonders angemeſſen ſcheinen ihnen aber ſolche Büſche zu ſein, etwa vom Cornus sanguinea, Rubus, Acer, Corylus etc. (Hornſtrauch, Brombeer, Ahorn, Haſelnuß), die von den Schlingen des Hopfens berankt und von anderen hochwachſenden Kräutern, ſo zu ſagen, durchwachſen ſind. Hier ſitzen ſie bei trocknem Wetter an der Unterſeite der Blätter, oder ſind in der Bodendecke verborgen, und wer ſie hier nicht zu ſuchen weiß und ſich nebenbei vielleicht ſcheut, in das Dickicht einzudringen, der würde glauben, hier ſei keine Schnecke zu finden. Ueberhaupt muß man, je trockner und wärmer die Witterung iſt, die Schnecken deſto tiefer am Boden ſuchen. Wie viele Schnecken aber um und an einem ſolchen eben beſchriebenen Gebüſche ſich aufhalten, von denen man bei trockenem Wetter nur wenig entdeckt, das wird nach einem warmen Regen recht ſichtbar. Dann kriecht alles aus den Schlupfwinkeln hervor, um ſich an den hangenden Tropfen und der duftigen Kühle zu laben, und man wird eine reiche Ernte haben, wenn man ſich nicht vor den fallenden Tropfen, den kratzenden Dornen und brennenden Neſſeln ſcheut.“
„Hat man die Aeſte und Blätter ſolcher Geſträuche aber abgeſucht, ſo unterlaſſe man nicht, den Boden um dieſelben, der gewöhnlich mit Moos, Steinen und abgefallenem Laube bedeckt iſt ſorgfältig zu unterſuchen, indem manche ſeltene Schnecke hier lebt und ſelten an das Tageslicht ſich erhebt, wohin namentlich die Vitrinen zu rechnen ſind. Ziemlich ähnlich ſolchen Gebüſchen ſind die lebenden Hecken hinſichtlich des Vorkommens von Schnecken. Namentlich die Hecken feucht und tief gelegener Gärten pflegen ſehr, namentlich nach einem Regen, bevölkert zu ſein. Jn Gärten giebt es aber noch mehre Stellen, an denen man mit Erfolg Schnecken ſuchen kann. Die Buchsbaumeinfaſſungen der Beete dienen namentlich während einer warmen und trockenen Witterung denſelben zum kühlen Aufenthaltsort; ferner die von Unkraut und anderem Geniſt nicht ganz geſäuberten Winkel; die Orte, wohin man das ausgeraufte Unkraut zu werfen pflegt: kurz alle winkelige, dunkle und feuchte Orte. Daher unterlaſſe man in einem Garten nicht, jedes lange auf einer Stelle gelegene Bret aufzuheben, wenn man nicht die Schnecken entbehren will, die ſich hier unfehlbar auf der Unterſeite des Bretes finden werden. Man kann daher mittelſt ſolcher, gewiſſermaßen als Fallen an dunkle, feuchte Stellen gelegter Bretter die Schnecken anlocken und fangen.“
„Jn Laubhölzern pflegt der Boden gewöhnlich mit einer Decke von abgefallenem Laub, Moos, Steinen und abgebrochenen Aeſtchen bedeckt zu ſein. Hier halten ſich auch eine große Menge Schnecken auf, die man mit Bequemlichkeit ſammeln kann, wenn man zuerſt die Oberſeite dieſer Decke und die niedern Pflanzen abſucht und dann das Laub wegräumt, um ſich der unter ihm lebenden Schnecken zu bemächtigen. Dabei unterlaſſe man nicht, jeden etwas großen Stein umzuwenden, weil manche Schnecken beſonders gern unter denſelben leben. Oft ſind ſolche Steine oder alte Baumſtöcke mit einer dichten Moosdecke überzogen; dieſe kann man mit leichter Mühe in großen Polſtern abnehmen, und ſo manches Schneckchen entdecken, das hier im Ver- borgenen lebt.“
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Lungenſchnecken. Heliciden.
wälder haben, in den Conchylienprodukten einen entſchiedenen Vorzug vor denen haben, in welchen
Nadelholz vorherrſcht. Uebrigens hat ſich nun meine Angabe, nach welcher ich in flachen Gegenden
mehr Conchylien gefunden zu haben behaupte, auch hinſichtlich der Wälder beſtätigt. Gebirgs-
waldungen habe ich immer weit ärmer an ſolchen gefunden, als flach und feucht gelegene Wal-
dungen. — Hier leben die Schnecken nie in einer beträchtlichen Höhe der Bäume; ſie ziehen im
Gegentheil in denſelben das niedrige Buſchholz vor oder ſie halten ſich auf den Waldkräutern oder
am Boden auf. Ob die Schnecken in den Waldungen vorzugsweiſe gern auf gewiſſen Geſträuchen
leben, habe ich noch nicht mit Beſtimmtheit entſcheiden können. Wenn ich oft dieſen oder jenen
Strauch, Gebüſch oder Hecke beſonders von ihnen bevölkert fand, ſo ſchien dieß mehr anderen
Urſachen, als der Pflanzenart, die jene Gebüſche oder Hecken bildete, zugeſchrieben werden zu
müſſen. Je dichter und ſchattiger ein Geſträuch, und je bedeckter und feuchter der Standort
deſſelben iſt, deſto lieber iſt es den Schnecken. Ganz beſonders angemeſſen ſcheinen ihnen aber
ſolche Büſche zu ſein, etwa vom Cornus sanguinea, Rubus, Acer, Corylus etc. (Hornſtrauch,
Brombeer, Ahorn, Haſelnuß), die von den Schlingen des Hopfens berankt und von anderen
hochwachſenden Kräutern, ſo zu ſagen, durchwachſen ſind. Hier ſitzen ſie bei trocknem Wetter
an der Unterſeite der Blätter, oder ſind in der Bodendecke verborgen, und wer ſie hier nicht zu
ſuchen weiß und ſich nebenbei vielleicht ſcheut, in das Dickicht einzudringen, der würde glauben,
hier ſei keine Schnecke zu finden. Ueberhaupt muß man, je trockner und wärmer die Witterung
iſt, die Schnecken deſto tiefer am Boden ſuchen. Wie viele Schnecken aber um und an einem
ſolchen eben beſchriebenen Gebüſche ſich aufhalten, von denen man bei trockenem Wetter nur
wenig entdeckt, das wird nach einem warmen Regen recht ſichtbar. Dann kriecht alles aus den
Schlupfwinkeln hervor, um ſich an den hangenden Tropfen und der duftigen Kühle zu laben,
und man wird eine reiche Ernte haben, wenn man ſich nicht vor den fallenden Tropfen, den
kratzenden Dornen und brennenden Neſſeln ſcheut.“
„Hat man die Aeſte und Blätter ſolcher Geſträuche aber abgeſucht, ſo unterlaſſe man nicht,
den Boden um dieſelben, der gewöhnlich mit Moos, Steinen und abgefallenem Laube bedeckt iſt
ſorgfältig zu unterſuchen, indem manche ſeltene Schnecke hier lebt und ſelten an das Tageslicht
ſich erhebt, wohin namentlich die Vitrinen zu rechnen ſind. Ziemlich ähnlich ſolchen Gebüſchen
ſind die lebenden Hecken hinſichtlich des Vorkommens von Schnecken. Namentlich die Hecken feucht
und tief gelegener Gärten pflegen ſehr, namentlich nach einem Regen, bevölkert zu ſein. Jn
Gärten giebt es aber noch mehre Stellen, an denen man mit Erfolg Schnecken ſuchen kann.
Die Buchsbaumeinfaſſungen der Beete dienen namentlich während einer warmen und trockenen
Witterung denſelben zum kühlen Aufenthaltsort; ferner die von Unkraut und anderem Geniſt nicht
ganz geſäuberten Winkel; die Orte, wohin man das ausgeraufte Unkraut zu werfen pflegt: kurz
alle winkelige, dunkle und feuchte Orte. Daher unterlaſſe man in einem Garten nicht, jedes
lange auf einer Stelle gelegene Bret aufzuheben, wenn man nicht die Schnecken entbehren will,
die ſich hier unfehlbar auf der Unterſeite des Bretes finden werden. Man kann daher mittelſt
ſolcher, gewiſſermaßen als Fallen an dunkle, feuchte Stellen gelegter Bretter die Schnecken anlocken
und fangen.“
„Jn Laubhölzern pflegt der Boden gewöhnlich mit einer Decke von abgefallenem Laub, Moos,
Steinen und abgebrochenen Aeſtchen bedeckt zu ſein. Hier halten ſich auch eine große Menge
Schnecken auf, die man mit Bequemlichkeit ſammeln kann, wenn man zuerſt die Oberſeite dieſer
Decke und die niedern Pflanzen abſucht und dann das Laub wegräumt, um ſich der unter ihm
lebenden Schnecken zu bemächtigen. Dabei unterlaſſe man nicht, jeden etwas großen Stein
umzuwenden, weil manche Schnecken beſonders gern unter denſelben leben. Oft ſind ſolche
Steine oder alte Baumſtöcke mit einer dichten Moosdecke überzogen; dieſe kann man mit leichter
Mühe in großen Polſtern abnehmen, und ſo manches Schneckchen entdecken, das hier im Ver-
borgenen lebt.“
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/840>, abgerufen am 26.06.2024.
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