und können deßhalb ebensowenig einen Anspruch auf Selbstständigkeit erheben, als die Faunen der salzarmen Ostsee im Verhältniß zu denjenigen der Nordsee. Jene deutschen Pulmonaten trifft man nämlich auch fast alle in Jtalien, alle norwegischen und lappländischen auch in Deutschland und wir sehen daher im Süden nur neue Arten hinzukommen, während die nordischen auch dort ausdauern, im Norden dagegen treffen wir fast nur Arten, die wir auch aus dem Süden schon kannten, ohne dabei aber zugleich specifisch nordische Arten zu finden." -- "Natürlich finden an den verschiedenen Stellen dieser ungeheuren Provinz große Unterschiede in der Reichhaltigkeit der Fauna und im geringeren Grade auch in der Zusammensetzung derselben statt, aber wesentlich tritt uns doch eine wunderbare Gleichförmigkeit entgegen und wir erstaunen, unter den Pulmonaten des Amurgebietes Dreiviertel, unter denen Tibets noch die Hälfte auch in Europa verbreiteter Arten zu finden."
Aus Bourguignat's ergänzenden minutiösen und deßhalb höchst werthvollen Vergleichungen geht dann weiter hervor, daß für Europa die Alpenkette der Ausgangspunkt der Verbreitung gewesen. Wir haben uns nicht vorzustellen, wie man aus Keferstein's Worten entnehmen könnte, daß die europäischen Lungenschnecken, alle als getrennte Arten im Süden der Alpen entstanden seien und dann ihre Reise über die Alpen angetreten hätten, sondern die Wanderung ging von den Alpen aus. Die ursprüngliche Verbreitung über das Alpengebiet selbst lassen wir auf sich beruhen. Jedenfalls liegt es in der klimatischen und geologischen Beschaffenheit der mittel- europäischen Ebenen und nordeuropäischen Ländermassen, daß die Zahl der sich dorthin ausbreitenden Arten eine geringe blieb und sich durch Anpassung nicht vermehrte, wogegen die vielgefurchten Südabhänge der Alpen und die vielgegliederten sich anschließenden südlichen Länder jene Bedingungen zur Umwandlung und Vervielfältigung der Arten im hohen Maße darboten. Wenn trotzdem diese südeuropäischen Lungenschnecken noch lange nicht die verhältnißmäßige Manchfaltigkeit der Pul- monaten auf den Westafrika gegenüberliegenden Jnselgruppen erreicht haben, so lassen sich dafür wissenschaftliche Gründe anführen, ohne daß man mit den Schöpfungshypothesen den Knoten zu durchhauen braucht. Deuten wir nur an, daß bei der äußerst geringen Concurrenz aus anderen Thierklassen der Kampf um das Dasein von den Schnecken von Madeira, den Limnäaceen u. a. kaum gekämpft zu werden brauchte, während die südeuropäische Thierwelt jeden Schritt sich gegen- seitig abgewinnen mußte, und daß dabei die Lungenschnecken eine sehr passive Rolle zu spielen verurtheilt waren.
Einige Familien schließen sich zwar durch die Luftathmung und die Beschaffenheit ihres Athmungsorganes an die Lungenschnecken an, nähern sich aber nach ihrem sonstigen Bau und unter anderem durch die Trennung der Geschlechter der folgenden Ordnung. Man nennt sie Netzkiemer (Neurobranchia), da sie, wie gesagt, athmosphärische Luft durch ein Netzwerk von Gefäßen an der Decke der Athemhöhle athmen. Alle besitzen eine gewundene Schale, verschließbar durch einen Deckel. Jhr Mund ist oft in eine lange Schnauze ausgezogen, der Kopf trägt zwei Fühler. Alle leben auf dem Lande, besonders in feuchten Tropengegenden. Am zahlreichsten sind die Kreismundschnecken (Cyclostomidae), welche von den andern Neurobranchien durch die eigenthümliche Beschaffenheit ihrer Reibeplatte und des Deckels sich unterscheiden. Von der Haupt- gattung Cyclostoma sind zwar über anderthalbtausend Arten beschrieben, davon kommen jedoch nur einige wenige in Frankreich, der Schweiz und dem südlichen Theile des mittleren Deutschland vor. -- Die häufigste unter diesen immerhin seltenen Schnecken, die zierliche Kreismundschnecke (Cyclo- stoma elegans) verdankt ihren Zunamen der allgemeinen Eigenschaft aller ihrer Gattungsgenossinnen, ein elegantes Gehäus zu besitzen, welches bei ihr noch durch sehr regelmäßige erhabene Spirallinien und sehr feine, von jenen unterbrochene Querstreifen sehr zierlich gegittert ist. Es wird 6 bis 7 Linien hoch. Wir finden bei Roßmäßler eine genaue Beschreibung der Eigenthümlich-
und können deßhalb ebenſowenig einen Anſpruch auf Selbſtſtändigkeit erheben, als die Faunen der ſalzarmen Oſtſee im Verhältniß zu denjenigen der Nordſee. Jene deutſchen Pulmonaten trifft man nämlich auch faſt alle in Jtalien, alle norwegiſchen und lappländiſchen auch in Deutſchland und wir ſehen daher im Süden nur neue Arten hinzukommen, während die nordiſchen auch dort ausdauern, im Norden dagegen treffen wir faſt nur Arten, die wir auch aus dem Süden ſchon kannten, ohne dabei aber zugleich ſpecifiſch nordiſche Arten zu finden.“ — „Natürlich finden an den verſchiedenen Stellen dieſer ungeheuren Provinz große Unterſchiede in der Reichhaltigkeit der Fauna und im geringeren Grade auch in der Zuſammenſetzung derſelben ſtatt, aber weſentlich tritt uns doch eine wunderbare Gleichförmigkeit entgegen und wir erſtaunen, unter den Pulmonaten des Amurgebietes Dreiviertel, unter denen Tibets noch die Hälfte auch in Europa verbreiteter Arten zu finden.“
Aus Bourguignat’s ergänzenden minutiöſen und deßhalb höchſt werthvollen Vergleichungen geht dann weiter hervor, daß für Europa die Alpenkette der Ausgangspunkt der Verbreitung geweſen. Wir haben uns nicht vorzuſtellen, wie man aus Keferſtein’s Worten entnehmen könnte, daß die europäiſchen Lungenſchnecken, alle als getrennte Arten im Süden der Alpen entſtanden ſeien und dann ihre Reiſe über die Alpen angetreten hätten, ſondern die Wanderung ging von den Alpen aus. Die urſprüngliche Verbreitung über das Alpengebiet ſelbſt laſſen wir auf ſich beruhen. Jedenfalls liegt es in der klimatiſchen und geologiſchen Beſchaffenheit der mittel- europäiſchen Ebenen und nordeuropäiſchen Ländermaſſen, daß die Zahl der ſich dorthin ausbreitenden Arten eine geringe blieb und ſich durch Anpaſſung nicht vermehrte, wogegen die vielgefurchten Südabhänge der Alpen und die vielgegliederten ſich anſchließenden ſüdlichen Länder jene Bedingungen zur Umwandlung und Vervielfältigung der Arten im hohen Maße darboten. Wenn trotzdem dieſe ſüdeuropäiſchen Lungenſchnecken noch lange nicht die verhältnißmäßige Manchfaltigkeit der Pul- monaten auf den Weſtafrika gegenüberliegenden Jnſelgruppen erreicht haben, ſo laſſen ſich dafür wiſſenſchaftliche Gründe anführen, ohne daß man mit den Schöpfungshypotheſen den Knoten zu durchhauen braucht. Deuten wir nur an, daß bei der äußerſt geringen Concurrenz aus anderen Thierklaſſen der Kampf um das Daſein von den Schnecken von Madeira, den Limnäaceen u. a. kaum gekämpft zu werden brauchte, während die ſüdeuropäiſche Thierwelt jeden Schritt ſich gegen- ſeitig abgewinnen mußte, und daß dabei die Lungenſchnecken eine ſehr paſſive Rolle zu ſpielen verurtheilt waren.
Einige Familien ſchließen ſich zwar durch die Luftathmung und die Beſchaffenheit ihres Athmungsorganes an die Lungenſchnecken an, nähern ſich aber nach ihrem ſonſtigen Bau und unter anderem durch die Trennung der Geſchlechter der folgenden Ordnung. Man nennt ſie Netzkiemer (Neurobranchia), da ſie, wie geſagt, athmoſphäriſche Luft durch ein Netzwerk von Gefäßen an der Decke der Athemhöhle athmen. Alle beſitzen eine gewundene Schale, verſchließbar durch einen Deckel. Jhr Mund iſt oft in eine lange Schnauze ausgezogen, der Kopf trägt zwei Fühler. Alle leben auf dem Lande, beſonders in feuchten Tropengegenden. Am zahlreichſten ſind die Kreismundſchnecken (Cyclostomidae), welche von den andern Neurobranchien durch die eigenthümliche Beſchaffenheit ihrer Reibeplatte und des Deckels ſich unterſcheiden. Von der Haupt- gattung Cyclostoma ſind zwar über anderthalbtauſend Arten beſchrieben, davon kommen jedoch nur einige wenige in Frankreich, der Schweiz und dem ſüdlichen Theile des mittleren Deutſchland vor. — Die häufigſte unter dieſen immerhin ſeltenen Schnecken, die zierliche Kreismundſchnecke (Cyclo- stoma elegans) verdankt ihren Zunamen der allgemeinen Eigenſchaft aller ihrer Gattungsgenoſſinnen, ein elegantes Gehäus zu beſitzen, welches bei ihr noch durch ſehr regelmäßige erhabene Spirallinien und ſehr feine, von jenen unterbrochene Querſtreifen ſehr zierlich gegittert iſt. Es wird 6 bis 7 Linien hoch. Wir finden bei Roßmäßler eine genaue Beſchreibung der Eigenthümlich-
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Netzkiemer. Cycloſtomiden. Heliciniden. Aciculiden.
und können deßhalb ebenſowenig einen Anſpruch auf Selbſtſtändigkeit erheben, als die Faunen der
ſalzarmen Oſtſee im Verhältniß zu denjenigen der Nordſee. Jene deutſchen Pulmonaten trifft man
nämlich auch faſt alle in Jtalien, alle norwegiſchen und lappländiſchen auch in Deutſchland und
wir ſehen daher im Süden nur neue Arten hinzukommen, während die nordiſchen auch dort
ausdauern, im Norden dagegen treffen wir faſt nur Arten, die wir auch aus dem Süden ſchon
kannten, ohne dabei aber zugleich ſpecifiſch nordiſche Arten zu finden.“ — „Natürlich finden an
den verſchiedenen Stellen dieſer ungeheuren Provinz große Unterſchiede in der Reichhaltigkeit der
Fauna und im geringeren Grade auch in der Zuſammenſetzung derſelben ſtatt, aber weſentlich tritt
uns doch eine wunderbare Gleichförmigkeit entgegen und wir erſtaunen, unter den Pulmonaten
des Amurgebietes Dreiviertel, unter denen Tibets noch die Hälfte auch in Europa verbreiteter
Arten zu finden.“
Aus Bourguignat’s ergänzenden minutiöſen und deßhalb höchſt werthvollen Vergleichungen
geht dann weiter hervor, daß für Europa die Alpenkette der Ausgangspunkt der Verbreitung
geweſen. Wir haben uns nicht vorzuſtellen, wie man aus Keferſtein’s Worten entnehmen
könnte, daß die europäiſchen Lungenſchnecken, alle als getrennte Arten im Süden der Alpen
entſtanden ſeien und dann ihre Reiſe über die Alpen angetreten hätten, ſondern die Wanderung
ging von den Alpen aus. Die urſprüngliche Verbreitung über das Alpengebiet ſelbſt laſſen wir
auf ſich beruhen. Jedenfalls liegt es in der klimatiſchen und geologiſchen Beſchaffenheit der mittel-
europäiſchen Ebenen und nordeuropäiſchen Ländermaſſen, daß die Zahl der ſich dorthin ausbreitenden
Arten eine geringe blieb und ſich durch Anpaſſung nicht vermehrte, wogegen die vielgefurchten
Südabhänge der Alpen und die vielgegliederten ſich anſchließenden ſüdlichen Länder jene Bedingungen
zur Umwandlung und Vervielfältigung der Arten im hohen Maße darboten. Wenn trotzdem dieſe
ſüdeuropäiſchen Lungenſchnecken noch lange nicht die verhältnißmäßige Manchfaltigkeit der Pul-
monaten auf den Weſtafrika gegenüberliegenden Jnſelgruppen erreicht haben, ſo laſſen ſich dafür
wiſſenſchaftliche Gründe anführen, ohne daß man mit den Schöpfungshypotheſen den Knoten zu
durchhauen braucht. Deuten wir nur an, daß bei der äußerſt geringen Concurrenz aus anderen
Thierklaſſen der Kampf um das Daſein von den Schnecken von Madeira, den Limnäaceen u. a.
kaum gekämpft zu werden brauchte, während die ſüdeuropäiſche Thierwelt jeden Schritt ſich gegen-
ſeitig abgewinnen mußte, und daß dabei die Lungenſchnecken eine ſehr paſſive Rolle zu ſpielen
verurtheilt waren.
Einige Familien ſchließen ſich zwar durch die Luftathmung und die Beſchaffenheit ihres
Athmungsorganes an die Lungenſchnecken an, nähern ſich aber nach ihrem ſonſtigen Bau und
unter anderem durch die Trennung der Geſchlechter der folgenden Ordnung. Man nennt ſie
Netzkiemer (Neurobranchia), da ſie, wie geſagt, athmoſphäriſche Luft durch ein Netzwerk von
Gefäßen an der Decke der Athemhöhle athmen. Alle beſitzen eine gewundene Schale, verſchließbar
durch einen Deckel. Jhr Mund iſt oft in eine lange Schnauze ausgezogen, der Kopf trägt zwei
Fühler. Alle leben auf dem Lande, beſonders in feuchten Tropengegenden. Am zahlreichſten
ſind die Kreismundſchnecken (Cyclostomidae), welche von den andern Neurobranchien durch die
eigenthümliche Beſchaffenheit ihrer Reibeplatte und des Deckels ſich unterſcheiden. Von der Haupt-
gattung Cyclostoma ſind zwar über anderthalbtauſend Arten beſchrieben, davon kommen jedoch nur
einige wenige in Frankreich, der Schweiz und dem ſüdlichen Theile des mittleren Deutſchland vor. —
Die häufigſte unter dieſen immerhin ſeltenen Schnecken, die zierliche Kreismundſchnecke (Cyclo-
stoma elegans) verdankt ihren Zunamen der allgemeinen Eigenſchaft aller ihrer Gattungsgenoſſinnen,
ein elegantes Gehäus zu beſitzen, welches bei ihr noch durch ſehr regelmäßige erhabene Spirallinien
und ſehr feine, von jenen unterbrochene Querſtreifen ſehr zierlich gegittert iſt. Es wird
6 bis 7 Linien hoch. Wir finden bei Roßmäßler eine genaue Beſchreibung der Eigenthümlich-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/860>, abgerufen am 23.11.2024.
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