mit eiförmiger Mündung und eben solchem hornigen Deckel. Das Thier hat eine rüsselförmige ausgerandete Schnauze und doppelt so lange fadenförmige Fühler.
Wenn man Rissoa in dem weiteren Sinne nimmt, wie die Specialzoologen des heutigen Tages die Familie der Rissoiden, so sind davon, mit Einschluß der fossilen, ein halbes Tausend
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Gerippte Rissoe (Rissoa costata). Jn nat. Größe und vergr.
Arten beschrieben. Kein Wunder daher, wenn das Studium dieser einen Sippe einen Forscher, wie Schwarz von Mohrenstern in Wien, ausschließlich beschäftigt. Derselbe spricht sich über das Vorkommen dieser Thierchen so aus. "Jhre Hauptnahrung besteht in Seetang, weßhalb sie auch in der Laminarien- zone am häufigsten getroffen werden. Sie sind flink und frei in ihren Bewe- gungen, kriechen ziemlich schnell, wobei sich die Fühler abwechselnd nach rück- wärts und vorwärts bewegen. Bei einigen hat man das Vermögen beobachtet, in umgekehrter Stellung mit dem Fuße nach oben an der Oberfläche des Wassers sich fortzubewegen und nach Gray's Beobachtungen besitzt Rissoa parva sogar die Eigenschaft, klebrige Fäden zu spinnen, mit welchen sie sich an die Seegräser befestigt, um sich gegen den Andrang der bewegten Wasser zu schützen und zugleich um ihren Standort mit mehr Sicherheit verändern zu können. Sie werden in allen Tiefe-Regionen gefunden, bis zu einer Tiefe von 105 Faden, doch die Mehrzahl in den oberen."
"Jhre Heimath sind die gemäßigten Klimate, doch werden sie einzeln auch in den meisten Meeren getroffen, und nur die verlängerten Formen, die Rissoinen, gehören ausschließlich wär- meren Meeren an, während die dünnschaligen ohne Mundwulst mehr dem Norden zukommen. Daß die eigentliche Heimath von Rissoa (im engern Sinne) der südliche Theil der nördlichen gemäßigten Zone ist, zeigt der Formenreichthum des Mittelmeeres, in welchem die meisten, größten und entwickeltsten Arten vorkommen."
Wahre amphibiotische Thiere sind die Litorina-Arten. Das Thier hat eine kurze runde Schnauze und lange fadenförmige Fühler, welche die Augen ebenfalls außen am Grunde tragen. Das dickrandige, porcellanartige Gehäus, ist im allgemeinen von kugliger Gestalt. Es sind über 100 Arten aus allen Meeren bekannt, welche die meiste Zeit oberhalb des Wasserspiegels in jener Uferzone zubringen, welche nur von der Fluth oder gar nur von den springenden Wellen beim Hochwasser erreicht wird. Johnston sagt: "Die an der britischen Küste gemeinen Litorina- Arten scheinen in der That solche Stellen vorzuziehen, wo sie nur von Hochwasser bedeckt werden können, und ich habe Myriaden Junge davon in Felshöhlen einige Fuß hoch über dem höchsten Fluthstande gesehen. Gleichwohl sind ihre Athmungsorgane, wie immer, nur Kiemen, und es scheint nicht leicht, hierbei sich nicht an die Unwahrscheinlichkeit der Lamark'schen Hypothese zu erinnern und zu fragen, warum diese Weichthiere, so begierig nach Luft, doch während ihres Aufenthaltes in derselben noch keine Lungen, wie die Schnirkelschnecken bekommen und sich ganz aufs Land begeben haben; warum ihre Schalen noch nicht leichter geworden, um ihnen mehr Behendigkeit der Bewegung zu gestatten, warum ihre am Grunde der Fühler gelegenen Augen sich noch nicht zu größerer Höhe erhoben haben, damit sie die Landschaft übersehen und deren Gefahren vermeiden können". Lamark, gegen welchen der ironische Angriff des Engländers sich richtet, ist der Urheber der Umwandlungslehre, welche durch Darwin erweitert und wissenschaftlich begründet wurde. So wohlfeil, wie Johnston, kann man sich aber jetzt nicht mit Lamark abfinden. Gesetzt, Thiere, welche durch Kiemen Wasser athmen, sollen sich im Laufe der Zeiten zu Luftathmern umwandeln, so kann dieß auf zwei Wegen geschehen. Der einfachere Fall, der hier vorliegt und der auch bei den Landkrabben, den Asseln und anderen Krebsen in ausgezeich- neter Weise verwirklicht ist, wird darin bestehn, daß die ehemaligen Athmungsorgane ihre Form nicht ändern, sondern daß ihre Oberfläche eine nicht näher zu beschreibende andere Beschaffenheit bekommt, wodurch das ehemalige Wasserathmungsorgan der Form nach Kieme bleibt, in der
Schnecken. Kammkiemer.
mit eiförmiger Mündung und eben ſolchem hornigen Deckel. Das Thier hat eine rüſſelförmige ausgerandete Schnauze und doppelt ſo lange fadenförmige Fühler.
Wenn man Rissoa in dem weiteren Sinne nimmt, wie die Specialzoologen des heutigen Tages die Familie der Riſſoiden, ſo ſind davon, mit Einſchluß der foſſilen, ein halbes Tauſend
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Gerippte Riſſoe (Rissoa costata). Jn nat. Größe und vergr.
Arten beſchrieben. Kein Wunder daher, wenn das Studium dieſer einen Sippe einen Forſcher, wie Schwarz von Mohrenſtern in Wien, ausſchließlich beſchäftigt. Derſelbe ſpricht ſich über das Vorkommen dieſer Thierchen ſo aus. „Jhre Hauptnahrung beſteht in Seetang, weßhalb ſie auch in der Laminarien- zone am häufigſten getroffen werden. Sie ſind flink und frei in ihren Bewe- gungen, kriechen ziemlich ſchnell, wobei ſich die Fühler abwechſelnd nach rück- wärts und vorwärts bewegen. Bei einigen hat man das Vermögen beobachtet, in umgekehrter Stellung mit dem Fuße nach oben an der Oberfläche des Waſſers ſich fortzubewegen und nach Gray’s Beobachtungen beſitzt Rissoa parva ſogar die Eigenſchaft, klebrige Fäden zu ſpinnen, mit welchen ſie ſich an die Seegräſer befeſtigt, um ſich gegen den Andrang der bewegten Waſſer zu ſchützen und zugleich um ihren Standort mit mehr Sicherheit verändern zu können. Sie werden in allen Tiefe-Regionen gefunden, bis zu einer Tiefe von 105 Faden, doch die Mehrzahl in den oberen.“
„Jhre Heimath ſind die gemäßigten Klimate, doch werden ſie einzeln auch in den meiſten Meeren getroffen, und nur die verlängerten Formen, die Riſſoinen, gehören ausſchließlich wär- meren Meeren an, während die dünnſchaligen ohne Mundwulſt mehr dem Norden zukommen. Daß die eigentliche Heimath von Rissoa (im engern Sinne) der ſüdliche Theil der nördlichen gemäßigten Zone iſt, zeigt der Formenreichthum des Mittelmeeres, in welchem die meiſten, größten und entwickeltſten Arten vorkommen.“
Wahre amphibiotiſche Thiere ſind die Litorina-Arten. Das Thier hat eine kurze runde Schnauze und lange fadenförmige Fühler, welche die Augen ebenfalls außen am Grunde tragen. Das dickrandige, porcellanartige Gehäus, iſt im allgemeinen von kugliger Geſtalt. Es ſind über 100 Arten aus allen Meeren bekannt, welche die meiſte Zeit oberhalb des Waſſerſpiegels in jener Uferzone zubringen, welche nur von der Fluth oder gar nur von den ſpringenden Wellen beim Hochwaſſer erreicht wird. Johnſton ſagt: „Die an der britiſchen Küſte gemeinen Litorina- Arten ſcheinen in der That ſolche Stellen vorzuziehen, wo ſie nur von Hochwaſſer bedeckt werden können, und ich habe Myriaden Junge davon in Felshöhlen einige Fuß hoch über dem höchſten Fluthſtande geſehen. Gleichwohl ſind ihre Athmungsorgane, wie immer, nur Kiemen, und es ſcheint nicht leicht, hierbei ſich nicht an die Unwahrſcheinlichkeit der Lamark’ſchen Hypotheſe zu erinnern und zu fragen, warum dieſe Weichthiere, ſo begierig nach Luft, doch während ihres Aufenthaltes in derſelben noch keine Lungen, wie die Schnirkelſchnecken bekommen und ſich ganz aufs Land begeben haben; warum ihre Schalen noch nicht leichter geworden, um ihnen mehr Behendigkeit der Bewegung zu geſtatten, warum ihre am Grunde der Fühler gelegenen Augen ſich noch nicht zu größerer Höhe erhoben haben, damit ſie die Landſchaft überſehen und deren Gefahren vermeiden können“. Lamark, gegen welchen der ironiſche Angriff des Engländers ſich richtet, iſt der Urheber der Umwandlungslehre, welche durch Darwin erweitert und wiſſenſchaftlich begründet wurde. So wohlfeil, wie Johnſton, kann man ſich aber jetzt nicht mit Lamark abfinden. Geſetzt, Thiere, welche durch Kiemen Waſſer athmen, ſollen ſich im Laufe der Zeiten zu Luftathmern umwandeln, ſo kann dieß auf zwei Wegen geſchehen. Der einfachere Fall, der hier vorliegt und der auch bei den Landkrabben, den Aſſeln und anderen Krebſen in ausgezeich- neter Weiſe verwirklicht iſt, wird darin beſtehn, daß die ehemaligen Athmungsorgane ihre Form nicht ändern, ſondern daß ihre Oberfläche eine nicht näher zu beſchreibende andere Beſchaffenheit bekommt, wodurch das ehemalige Waſſerathmungsorgan der Form nach Kieme bleibt, in der
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Schnecken. Kammkiemer.
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ausgerandete Schnauze und doppelt ſo lange fadenförmige Fühler.
Wenn man Rissoa in dem weiteren Sinne nimmt, wie die Specialzoologen des heutigen
Tages die Familie der Riſſoiden, ſo ſind davon, mit Einſchluß der foſſilen, ein halbes Tauſend
[Abbildung Gerippte Riſſoe
(Rissoa costata).
Jn nat. Größe und vergr.]
Arten beſchrieben. Kein Wunder daher, wenn das Studium dieſer einen Sippe
einen Forſcher, wie Schwarz von Mohrenſtern in Wien, ausſchließlich
beſchäftigt. Derſelbe ſpricht ſich über das Vorkommen dieſer Thierchen ſo aus.
„Jhre Hauptnahrung beſteht in Seetang, weßhalb ſie auch in der Laminarien-
zone am häufigſten getroffen werden. Sie ſind flink und frei in ihren Bewe-
gungen, kriechen ziemlich ſchnell, wobei ſich die Fühler abwechſelnd nach rück-
wärts und vorwärts bewegen. Bei einigen hat man das Vermögen beobachtet,
in umgekehrter Stellung mit dem Fuße nach oben an der Oberfläche des
Waſſers ſich fortzubewegen und nach Gray’s Beobachtungen beſitzt Rissoa parva
ſogar die Eigenſchaft, klebrige Fäden zu ſpinnen, mit welchen ſie ſich an die
Seegräſer befeſtigt, um ſich gegen den Andrang der bewegten Waſſer zu ſchützen
und zugleich um ihren Standort mit mehr Sicherheit verändern zu können. Sie werden in
allen Tiefe-Regionen gefunden, bis zu einer Tiefe von 105 Faden, doch die Mehrzahl in
den oberen.“
„Jhre Heimath ſind die gemäßigten Klimate, doch werden ſie einzeln auch in den meiſten
Meeren getroffen, und nur die verlängerten Formen, die Riſſoinen, gehören ausſchließlich wär-
meren Meeren an, während die dünnſchaligen ohne Mundwulſt mehr dem Norden zukommen.
Daß die eigentliche Heimath von Rissoa (im engern Sinne) der ſüdliche Theil der nördlichen
gemäßigten Zone iſt, zeigt der Formenreichthum des Mittelmeeres, in welchem die meiſten,
größten und entwickeltſten Arten vorkommen.“
Wahre amphibiotiſche Thiere ſind die Litorina-Arten. Das Thier hat eine kurze runde
Schnauze und lange fadenförmige Fühler, welche die Augen ebenfalls außen am Grunde tragen.
Das dickrandige, porcellanartige Gehäus, iſt im allgemeinen von kugliger Geſtalt. Es ſind über
100 Arten aus allen Meeren bekannt, welche die meiſte Zeit oberhalb des Waſſerſpiegels in
jener Uferzone zubringen, welche nur von der Fluth oder gar nur von den ſpringenden Wellen
beim Hochwaſſer erreicht wird. Johnſton ſagt: „Die an der britiſchen Küſte gemeinen Litorina-
Arten ſcheinen in der That ſolche Stellen vorzuziehen, wo ſie nur von Hochwaſſer bedeckt werden
können, und ich habe Myriaden Junge davon in Felshöhlen einige Fuß hoch über dem höchſten
Fluthſtande geſehen. Gleichwohl ſind ihre Athmungsorgane, wie immer, nur Kiemen, und es
ſcheint nicht leicht, hierbei ſich nicht an die Unwahrſcheinlichkeit der Lamark’ſchen Hypotheſe zu
erinnern und zu fragen, warum dieſe Weichthiere, ſo begierig nach Luft, doch während ihres
Aufenthaltes in derſelben noch keine Lungen, wie die Schnirkelſchnecken bekommen und ſich ganz
aufs Land begeben haben; warum ihre Schalen noch nicht leichter geworden, um ihnen mehr
Behendigkeit der Bewegung zu geſtatten, warum ihre am Grunde der Fühler gelegenen Augen
ſich noch nicht zu größerer Höhe erhoben haben, damit ſie die Landſchaft überſehen und deren
Gefahren vermeiden können“. Lamark, gegen welchen der ironiſche Angriff des Engländers ſich
richtet, iſt der Urheber der Umwandlungslehre, welche durch Darwin erweitert und wiſſenſchaftlich
begründet wurde. So wohlfeil, wie Johnſton, kann man ſich aber jetzt nicht mit Lamark
abfinden. Geſetzt, Thiere, welche durch Kiemen Waſſer athmen, ſollen ſich im Laufe der Zeiten
zu Luftathmern umwandeln, ſo kann dieß auf zwei Wegen geſchehen. Der einfachere Fall, der
hier vorliegt und der auch bei den Landkrabben, den Aſſeln und anderen Krebſen in ausgezeich-
neter Weiſe verwirklicht iſt, wird darin beſtehn, daß die ehemaligen Athmungsorgane ihre Form
nicht ändern, ſondern daß ihre Oberfläche eine nicht näher zu beſchreibende andere Beſchaffenheit
bekommt, wodurch das ehemalige Waſſerathmungsorgan der Form nach Kieme bleibt, in der
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/866>, abgerufen am 23.11.2024.
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