sie einen Pfropfen davon hineinziehen, um die Eier dort abzusetzen. Bei sehr vielen von ihnen zeichnet ein Horn oder zwei, wie bei einem Stier gestellte, die Männchen am Kopfe aus, bisweilen auch am Halsschilde. Es wird erzählt, daß eine Copris-Art (Midas) in Ostindien ausgekrochen sei und zwar ein Exemplar nach dreizehn, ein anderes nach sechzehn Monaten aus einem harten Erdklumpen, welchen man anfänglich für eine "Kanonenkugel" gehalten habe.
Mit allen vorigen in der Bildung der Mundtheile und der Fühler übereinstimmend, aber durch fünf Bauchringe, am Ende zwei dornige Hinterschienen und hinten gerundete Flügel- decken, welche die Leibesspitze nicht frei lassen, von ihnen unterschieden, breiten sich die Dungkäfer (Aphodius) in mehreren hundert Arten über die ganze Erde aus, am zahlreichsten in der gemäßigten und kalten Zone Europa's (115). Sie sind es, welche an den schönen Sommerabenden oder bei Sonnenschein am Tage zu Tausenden in der Luft umherfliegen und wie die Bienen ihren Stock, so einen Misthaufen umschwärmen, der sich manchmal in eine bunte Gesellschaft dieser kleinen Gesellen aufgelöst zu haben scheint. Sie erleichtern sich ihr Leben, graben nicht in den Boden, wälzen keine Pillen für ihre Nachkommen, sondern legen die Eier unmittelbar in den Mist, darum bleibt ihnen Zeit genug, wenn sie sich nicht laben an den ekelhaften Leckerbissen, dem Tanz und Spiele in der stillen Abendluft nachzugehen, zeitweilig den schmuzigen Pfuhl mit der von den Sonnenstrahlen durchdrungenen Atmosphäre zu vertauschen. Ein beinahe walziger Körper von nur wenig Linien Länge, von schwarzer oder schmuzig brauner Farbe zeichnet sie aus. Der halb- kreisförmig gerundete Kopf buchtet sich in der Mitte flach aus und trägt ungetheilte Augen. Eine feine Haut säumt das Halsschild am Vorderrande, und neben seinem Hinterrande läßt sich das Schildchen deutlich unterscheiden. Die Mittelhüften sind genähert, und die hintersten decken in
[Abbildung]
Der grabende Dungkäfer (Aphodius fossor).
ihrer Erweiterung meist die Wurzel des Abdomen. -- Der grabende Dung- käfer (A. fossor), glänzendschwarz von Farbe, manchmal braunroth an den Flügel- decken, ist unsere größte Art, kenntlich an dem vor den Augen in eine kleine, gerundete Ecke erweiterten Kopfschilde, dem unbehaarten Prothorar, den fein gekerbt-gestreiften, hinten gerundeten und nicht gezähnten Flügeldecken, deren Zwischenräume sich gleich- mäßig wölben, an dem großen Schildchen und daran endlich, daß das erste Glied der Hinterfüße kürzer als die vier folgenden zusammen ist. Am Kopfschilde findet sich ein Geschlechtsunterschied: beim Weibchen deuten sich hier drei Höcker eben nur an, während sie beim Männchen stärker hervortreten, der mittelste hornartig. Die Larve hat einen braunen Kopf mit kurzem Längseindrucke, einzelnen langen Haaren, deutlichem Kopfschilde und gerundeter Oberlippe, fünfgliederige Fühler, deren mittelstes Glied am längsten, lange und dünne Kinnbacken von schwarzer Farbe, deren linke Hälfte größer als die rechte ist, dreigliederige Kiefer-, zweigliederige Lippentaster. Den Körper setzen die gewöhnlichen zwölf, etwas querfaltigen Ringe zusammen. Diese Larve findet sich im Frühjahre erwachsen, flach in der Erde, vergraben unter vorjährigem Kuhmiste, und verwandelt sich in kürzester Zeit in den Käfer.
Die größten Mistkäfer Deutschlands kennt man unter dem Namen der Roßkäfer (Geotrupes, früher mit vielen anderen zusammen Scarabaeus), welche in ihrem schwerfälligen Marsche uns öfter in Feld und Wald über den Weg laufen und an den Sommerabenden mit starkem Gesumm an unseren Ohren vorbeisausen. Bei ihnen sind Oberlippe und Kinnbacken nicht, wie bei den vorher- gehenden, häutig, sondern hornig und unbedeckt, die Epimeren der Hinterbrust frei, die Fühler elfgliederig und die Augen vollständig getheilt. Außerdem erkennt man sie an einem rauten- förmigen, vorn aufgeworfenen, hinten vom Gesicht getrennten Kopfschilde, an einem queren, hinten geradrandigen Prothorar, einem herzförmigen Schildchen, sechs freien Bauchringen und einem kurzen, stumpf eiförmigen, oben ziemlich stark gewölbten Körper. Ein Haarfleck an den Vorderschenkeln, ein gesägter Außeurand der zugehörigen Schienen und vier Kanten an den übrigen zeichnen die Beine aus. Die schwarzen oder metallisch glänzenden Thiere beschränken sich auf die gemäßigte
Die Käfer. Blatthörner.
ſie einen Pfropfen davon hineinziehen, um die Eier dort abzuſetzen. Bei ſehr vielen von ihnen zeichnet ein Horn oder zwei, wie bei einem Stier geſtellte, die Männchen am Kopfe aus, bisweilen auch am Halsſchilde. Es wird erzählt, daß eine Copris-Art (Midas) in Oſtindien ausgekrochen ſei und zwar ein Exemplar nach dreizehn, ein anderes nach ſechzehn Monaten aus einem harten Erdklumpen, welchen man anfänglich für eine „Kanonenkugel“ gehalten habe.
Mit allen vorigen in der Bildung der Mundtheile und der Fühler übereinſtimmend, aber durch fünf Bauchringe, am Ende zwei dornige Hinterſchienen und hinten gerundete Flügel- decken, welche die Leibesſpitze nicht frei laſſen, von ihnen unterſchieden, breiten ſich die Dungkäfer (Aphodius) in mehreren hundert Arten über die ganze Erde aus, am zahlreichſten in der gemäßigten und kalten Zone Europa’s (115). Sie ſind es, welche an den ſchönen Sommerabenden oder bei Sonnenſchein am Tage zu Tauſenden in der Luft umherfliegen und wie die Bienen ihren Stock, ſo einen Miſthaufen umſchwärmen, der ſich manchmal in eine bunte Geſellſchaft dieſer kleinen Geſellen aufgelöſt zu haben ſcheint. Sie erleichtern ſich ihr Leben, graben nicht in den Boden, wälzen keine Pillen für ihre Nachkommen, ſondern legen die Eier unmittelbar in den Miſt, darum bleibt ihnen Zeit genug, wenn ſie ſich nicht laben an den ekelhaften Leckerbiſſen, dem Tanz und Spiele in der ſtillen Abendluft nachzugehen, zeitweilig den ſchmuzigen Pfuhl mit der von den Sonnenſtrahlen durchdrungenen Atmoſphäre zu vertauſchen. Ein beinahe walziger Körper von nur wenig Linien Länge, von ſchwarzer oder ſchmuzig brauner Farbe zeichnet ſie aus. Der halb- kreisförmig gerundete Kopf buchtet ſich in der Mitte flach aus und trägt ungetheilte Augen. Eine feine Haut ſäumt das Halsſchild am Vorderrande, und neben ſeinem Hinterrande läßt ſich das Schildchen deutlich unterſcheiden. Die Mittelhüften ſind genähert, und die hinterſten decken in
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Der grabende Dungkäfer (Aphodius fossor).
ihrer Erweiterung meiſt die Wurzel des Abdomen. — Der grabende Dung- käfer (A. fossor), glänzendſchwarz von Farbe, manchmal braunroth an den Flügel- decken, iſt unſere größte Art, kenntlich an dem vor den Augen in eine kleine, gerundete Ecke erweiterten Kopfſchilde, dem unbehaarten Prothorar, den fein gekerbt-geſtreiften, hinten gerundeten und nicht gezähnten Flügeldecken, deren Zwiſchenräume ſich gleich- mäßig wölben, an dem großen Schildchen und daran endlich, daß das erſte Glied der Hinterfüße kürzer als die vier folgenden zuſammen iſt. Am Kopfſchilde findet ſich ein Geſchlechtsunterſchied: beim Weibchen deuten ſich hier drei Höcker eben nur an, während ſie beim Männchen ſtärker hervortreten, der mittelſte hornartig. Die Larve hat einen braunen Kopf mit kurzem Längseindrucke, einzelnen langen Haaren, deutlichem Kopfſchilde und gerundeter Oberlippe, fünfgliederige Fühler, deren mittelſtes Glied am längſten, lange und dünne Kinnbacken von ſchwarzer Farbe, deren linke Hälfte größer als die rechte iſt, dreigliederige Kiefer-, zweigliederige Lippentaſter. Den Körper ſetzen die gewöhnlichen zwölf, etwas querfaltigen Ringe zuſammen. Dieſe Larve findet ſich im Frühjahre erwachſen, flach in der Erde, vergraben unter vorjährigem Kuhmiſte, und verwandelt ſich in kürzeſter Zeit in den Käfer.
Die größten Miſtkäfer Deutſchlands kennt man unter dem Namen der Roßkäfer (Geotrupes, früher mit vielen anderen zuſammen Scarabaeus), welche in ihrem ſchwerfälligen Marſche uns öfter in Feld und Wald über den Weg laufen und an den Sommerabenden mit ſtarkem Geſumm an unſeren Ohren vorbeiſauſen. Bei ihnen ſind Oberlippe und Kinnbacken nicht, wie bei den vorher- gehenden, häutig, ſondern hornig und unbedeckt, die Epimeren der Hinterbruſt frei, die Fühler elfgliederig und die Augen vollſtändig getheilt. Außerdem erkennt man ſie an einem rauten- förmigen, vorn aufgeworfenen, hinten vom Geſicht getrennten Kopfſchilde, an einem queren, hinten geradrandigen Prothorar, einem herzförmigen Schildchen, ſechs freien Bauchringen und einem kurzen, ſtumpf eiförmigen, oben ziemlich ſtark gewölbten Körper. Ein Haarfleck an den Vorderſchenkeln, ein geſägter Außeurand der zugehörigen Schienen und vier Kanten an den übrigen zeichnen die Beine aus. Die ſchwarzen oder metalliſch glänzenden Thiere beſchränken ſich auf die gemäßigte
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Die Käfer. Blatthörner.
ſie einen Pfropfen davon hineinziehen, um die Eier dort abzuſetzen. Bei ſehr vielen von ihnen
zeichnet ein Horn oder zwei, wie bei einem Stier geſtellte, die Männchen am Kopfe aus, bisweilen
auch am Halsſchilde. Es wird erzählt, daß eine Copris-Art (Midas) in Oſtindien ausgekrochen
ſei und zwar ein Exemplar nach dreizehn, ein anderes nach ſechzehn Monaten aus einem harten
Erdklumpen, welchen man anfänglich für eine „Kanonenkugel“ gehalten habe.
Mit allen vorigen in der Bildung der Mundtheile und der Fühler übereinſtimmend, aber
durch fünf Bauchringe, am Ende zwei dornige Hinterſchienen und hinten gerundete Flügel-
decken, welche die Leibesſpitze nicht frei laſſen, von ihnen unterſchieden, breiten ſich die Dungkäfer
(Aphodius) in mehreren hundert Arten über die ganze Erde aus, am zahlreichſten in der gemäßigten
und kalten Zone Europa’s (115). Sie ſind es, welche an den ſchönen Sommerabenden oder bei
Sonnenſchein am Tage zu Tauſenden in der Luft umherfliegen und wie die Bienen ihren Stock,
ſo einen Miſthaufen umſchwärmen, der ſich manchmal in eine bunte Geſellſchaft dieſer kleinen
Geſellen aufgelöſt zu haben ſcheint. Sie erleichtern ſich ihr Leben, graben nicht in den Boden,
wälzen keine Pillen für ihre Nachkommen, ſondern legen die Eier unmittelbar in den Miſt, darum
bleibt ihnen Zeit genug, wenn ſie ſich nicht laben an den ekelhaften Leckerbiſſen, dem Tanz und
Spiele in der ſtillen Abendluft nachzugehen, zeitweilig den ſchmuzigen Pfuhl mit der von den
Sonnenſtrahlen durchdrungenen Atmoſphäre zu vertauſchen. Ein beinahe walziger Körper von
nur wenig Linien Länge, von ſchwarzer oder ſchmuzig brauner Farbe zeichnet ſie aus. Der halb-
kreisförmig gerundete Kopf buchtet ſich in der Mitte flach aus und trägt ungetheilte Augen. Eine
feine Haut ſäumt das Halsſchild am Vorderrande, und neben ſeinem Hinterrande läßt ſich
das Schildchen deutlich unterſcheiden. Die Mittelhüften ſind genähert, und die hinterſten decken in
[Abbildung Der grabende
Dungkäfer
(Aphodius fossor).]
ihrer Erweiterung meiſt die Wurzel des Abdomen. — Der grabende Dung-
käfer (A. fossor), glänzendſchwarz von Farbe, manchmal braunroth an den Flügel-
decken, iſt unſere größte Art, kenntlich an dem vor den Augen in eine kleine, gerundete
Ecke erweiterten Kopfſchilde, dem unbehaarten Prothorar, den fein gekerbt-geſtreiften,
hinten gerundeten und nicht gezähnten Flügeldecken, deren Zwiſchenräume ſich gleich-
mäßig wölben, an dem großen Schildchen und daran endlich, daß das erſte Glied
der Hinterfüße kürzer als die vier folgenden zuſammen iſt. Am Kopfſchilde findet
ſich ein Geſchlechtsunterſchied: beim Weibchen deuten ſich hier drei Höcker eben nur
an, während ſie beim Männchen ſtärker hervortreten, der mittelſte hornartig. Die
Larve hat einen braunen Kopf mit kurzem Längseindrucke, einzelnen langen Haaren,
deutlichem Kopfſchilde und gerundeter Oberlippe, fünfgliederige Fühler, deren mittelſtes
Glied am längſten, lange und dünne Kinnbacken von ſchwarzer Farbe, deren linke
Hälfte größer als die rechte iſt, dreigliederige Kiefer-, zweigliederige Lippentaſter.
Den Körper ſetzen die gewöhnlichen zwölf, etwas querfaltigen Ringe zuſammen. Dieſe Larve
findet ſich im Frühjahre erwachſen, flach in der Erde, vergraben unter vorjährigem Kuhmiſte,
und verwandelt ſich in kürzeſter Zeit in den Käfer.
Die größten Miſtkäfer Deutſchlands kennt man unter dem Namen der Roßkäfer (Geotrupes,
früher mit vielen anderen zuſammen Scarabaeus), welche in ihrem ſchwerfälligen Marſche uns öfter
in Feld und Wald über den Weg laufen und an den Sommerabenden mit ſtarkem Geſumm an
unſeren Ohren vorbeiſauſen. Bei ihnen ſind Oberlippe und Kinnbacken nicht, wie bei den vorher-
gehenden, häutig, ſondern hornig und unbedeckt, die Epimeren der Hinterbruſt frei, die Fühler
elfgliederig und die Augen vollſtändig getheilt. Außerdem erkennt man ſie an einem rauten-
förmigen, vorn aufgeworfenen, hinten vom Geſicht getrennten Kopfſchilde, an einem queren, hinten
geradrandigen Prothorar, einem herzförmigen Schildchen, ſechs freien Bauchringen und einem kurzen,
ſtumpf eiförmigen, oben ziemlich ſtark gewölbten Körper. Ein Haarfleck an den Vorderſchenkeln,
ein geſägter Außeurand der zugehörigen Schienen und vier Kanten an den übrigen zeichnen die
Beine aus. Die ſchwarzen oder metalliſch glänzenden Thiere beſchränken ſich auf die gemäßigte
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/88>, abgerufen am 23.11.2024.
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