Sippen, den eigentlichen Purpurschnecken, die Eigenschaft hinzutritt, unter dem Einfluß des Sonnen- lichtes in Violet überzugehen. Hier kommen also kleine Differenzen der chemischen Zusammensetzung ins Spiel, welche so fein sind, daß sie in Wort und Ziffer kaum ausgedrückt werden können und nur in der äußersten Verschiedenheit des Effektes sich zeigen.
Obschon wir oben die Farbe, um die es sich handelt, als ein Violet kennen gelernt, folgen wir doch nochmals den Auseinandersetzungen von Lacaze-Duthiers über die Eigenthümlich- keiten derselben und darüber, was die Alten darunter verstanden. Diese Verständigung ist scheinbar sehr unnöthig, indem Jedermann eine bestimmte Farbenvorstellung hat, wenn er angibt: das und das Ding ist purpurn. Als der Pariser Naturforscher seine Zeichnungen und Photographien vorwies, sagte man: das ist Violet, und der Purpur der Alten war roth, der tyrische Purpur blutroth. Und wenn man den römischen Purpur von heute bezeichnen will, spricht man von einem lebhaften Roth, "was man herstellen würde durch einen zinnoberrothen Grund, gedeckt mit Karmin". Mehrere Maler, welche ersucht wurden, die Farbe eines römischen Purpurgewandes anzugeben, gingen darin gänzlich auseinander. Da nun die untersuchten Schneckenarten ohne Ausnahme ein Violet, wenn auch in verschiedenen Stufen, gaben, so kam es darauf an, an der Hand dieser unumstößlichen Thatsachen die Nachrichten zu vergleichen, welche in den alten Schriftstellern über den Purpur aufbewahrt sind. Da findet sich denn auch, wie nicht anders zu erwarten, daß ihnen die ganze Stufenleiter von Tinten bekannt war, die sich zuletzt im Violet fixirt, und daß auch die aus der Mischung der Stoffe verschiedener Schneckenarten und unter der fabrikmäßigen Behandlung gewonnenen Farben, welche man alle unter dem Sammelnamen des Purpurs begriff, nur durch die größere oder geringere Jntensität des Violet und des Glanzes und sonstige die Grundfarbe nicht betreffende Eigenschaften von einander abweichen. Eine beliebte Mischung war die der Farbstoffe der Purpura- und der Murexarten, welche als Amethystfarbe hoch geschätzt wurde. Es kam jedoch sehr auf die Mode an, nach welcher die Färber sich zu richten hatten, und dieselbe, von dem natürlichen Violet ausgehend, mag vorzugsweise auf künstliche, dem Roth sich nähernde Varietäten gerichtet gewesen sein. "Jn meiner Jugend", sagt ein Römer, "war der violette Purpur Mode, wovon das Pfund hundert Denare (281/2 Thaler) galt; kurze Zeit darauf der rothe tarentinische. Dann kam der tyrische Doppelpurpur, den man das Pfund mit über tausend Denaren bezahlen mußte." Die Doppelpurpur-Gewänder -- Dibapha -- waren der äußerste Luxus; sie wurden zweimal gefärbt und damit ihre Pracht und Kostbarkeit erhöht. Lacaze-Duthiers kommt, indem er seine Untersuchungen zusammenfaßt, zu folgendem Resultat: "Jndem ich die Bedeutung des Wortes Purpur als Farbe bestimmen wollte, wendete ich mich an die Malerei. Jch besah Bilder von Meistern, ich ersuchte ebenso geschickte als unterrichtete Maler, mir den Ton, die Tinte anzugeben, die sie anwenden würden, um purpurne Draperien darzustellen. Jmmer gab es große Verlegenheit und Schwierigkeit, jedoch immer sah ich das Roth vorherrschen. Jch ziehe die Literatur der Malerei zu Rathe und begegne hinsichtlich des Purpurs derselben Unsicherheit. Hält man sich nun aber an die Experimente und die damit verglichenen Nachrichten aus den alten Schriftstellern, so ist es augenscheinlich, daß die Maler, welche Purpur malen wollen, den Ton nach den verschiedenen Perioden ändern müssen. Je weiter man in das Alterthum hinabsteigt, um so mehr ist die vorherrschende Tinte das Violet; je mehr man sich hingegen der Zeit des Plinius (um 80 nach Christus) nähert, um so mehr herrscht Roth vor. Bis zu dem Zeitpunkt aber, wo man sich nicht mehr des von Schnecken gewonnenen Purpurs bediente, mußte ganz gewiß der Grundton der Farbe mehr oder weniger violet sein".
"Vergißt man nicht, daß ich auf einigen mit der Purpursubstanz der verschiedenen Schnecken ausgeführten Bildern bläuliche und röthliche Töne und Reflexe erhielt; vergißt man ferner nicht, daß die Alten gar sehr die schillernden Purpurgewänder liebten, so wird man bei der Darstellung von Gewandungen immer auf den verschieden nüancirten violetten Grund Roth und Blau auflegen
Schnecken. Kammkiemer.
Sippen, den eigentlichen Purpurſchnecken, die Eigenſchaft hinzutritt, unter dem Einfluß des Sonnen- lichtes in Violet überzugehen. Hier kommen alſo kleine Differenzen der chemiſchen Zuſammenſetzung ins Spiel, welche ſo fein ſind, daß ſie in Wort und Ziffer kaum ausgedrückt werden können und nur in der äußerſten Verſchiedenheit des Effektes ſich zeigen.
Obſchon wir oben die Farbe, um die es ſich handelt, als ein Violet kennen gelernt, folgen wir doch nochmals den Auseinanderſetzungen von Lacaze-Duthiers über die Eigenthümlich- keiten derſelben und darüber, was die Alten darunter verſtanden. Dieſe Verſtändigung iſt ſcheinbar ſehr unnöthig, indem Jedermann eine beſtimmte Farbenvorſtellung hat, wenn er angibt: das und das Ding iſt purpurn. Als der Pariſer Naturforſcher ſeine Zeichnungen und Photographien vorwies, ſagte man: das iſt Violet, und der Purpur der Alten war roth, der tyriſche Purpur blutroth. Und wenn man den römiſchen Purpur von heute bezeichnen will, ſpricht man von einem lebhaften Roth, „was man herſtellen würde durch einen zinnoberrothen Grund, gedeckt mit Karmin“. Mehrere Maler, welche erſucht wurden, die Farbe eines römiſchen Purpurgewandes anzugeben, gingen darin gänzlich auseinander. Da nun die unterſuchten Schneckenarten ohne Ausnahme ein Violet, wenn auch in verſchiedenen Stufen, gaben, ſo kam es darauf an, an der Hand dieſer unumſtößlichen Thatſachen die Nachrichten zu vergleichen, welche in den alten Schriftſtellern über den Purpur aufbewahrt ſind. Da findet ſich denn auch, wie nicht anders zu erwarten, daß ihnen die ganze Stufenleiter von Tinten bekannt war, die ſich zuletzt im Violet fixirt, und daß auch die aus der Miſchung der Stoffe verſchiedener Schneckenarten und unter der fabrikmäßigen Behandlung gewonnenen Farben, welche man alle unter dem Sammelnamen des Purpurs begriff, nur durch die größere oder geringere Jntenſität des Violet und des Glanzes und ſonſtige die Grundfarbe nicht betreffende Eigenſchaften von einander abweichen. Eine beliebte Miſchung war die der Farbſtoffe der Purpura- und der Murexarten, welche als Amethyſtfarbe hoch geſchätzt wurde. Es kam jedoch ſehr auf die Mode an, nach welcher die Färber ſich zu richten hatten, und dieſelbe, von dem natürlichen Violet ausgehend, mag vorzugsweiſe auf künſtliche, dem Roth ſich nähernde Varietäten gerichtet geweſen ſein. „Jn meiner Jugend“, ſagt ein Römer, „war der violette Purpur Mode, wovon das Pfund hundert Denare (28½ Thaler) galt; kurze Zeit darauf der rothe tarentiniſche. Dann kam der tyriſche Doppelpurpur, den man das Pfund mit über tauſend Denaren bezahlen mußte.“ Die Doppelpurpur-Gewänder — Dibapha — waren der äußerſte Luxus; ſie wurden zweimal gefärbt und damit ihre Pracht und Koſtbarkeit erhöht. Lacaze-Duthiers kommt, indem er ſeine Unterſuchungen zuſammenfaßt, zu folgendem Reſultat: „Jndem ich die Bedeutung des Wortes Purpur als Farbe beſtimmen wollte, wendete ich mich an die Malerei. Jch beſah Bilder von Meiſtern, ich erſuchte ebenſo geſchickte als unterrichtete Maler, mir den Ton, die Tinte anzugeben, die ſie anwenden würden, um purpurne Draperien darzuſtellen. Jmmer gab es große Verlegenheit und Schwierigkeit, jedoch immer ſah ich das Roth vorherrſchen. Jch ziehe die Literatur der Malerei zu Rathe und begegne hinſichtlich des Purpurs derſelben Unſicherheit. Hält man ſich nun aber an die Experimente und die damit verglichenen Nachrichten aus den alten Schriftſtellern, ſo iſt es augenſcheinlich, daß die Maler, welche Purpur malen wollen, den Ton nach den verſchiedenen Perioden ändern müſſen. Je weiter man in das Alterthum hinabſteigt, um ſo mehr iſt die vorherrſchende Tinte das Violet; je mehr man ſich hingegen der Zeit des Plinius (um 80 nach Chriſtus) nähert, um ſo mehr herrſcht Roth vor. Bis zu dem Zeitpunkt aber, wo man ſich nicht mehr des von Schnecken gewonnenen Purpurs bediente, mußte ganz gewiß der Grundton der Farbe mehr oder weniger violet ſein“.
„Vergißt man nicht, daß ich auf einigen mit der Purpurſubſtanz der verſchiedenen Schnecken ausgeführten Bildern bläuliche und röthliche Töne und Reflexe erhielt; vergißt man ferner nicht, daß die Alten gar ſehr die ſchillernden Purpurgewänder liebten, ſo wird man bei der Darſtellung von Gewandungen immer auf den verſchieden nüancirten violetten Grund Roth und Blau auflegen
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Schnecken. Kammkiemer.
Sippen, den eigentlichen Purpurſchnecken, die Eigenſchaft hinzutritt, unter dem Einfluß des Sonnen-
lichtes in Violet überzugehen. Hier kommen alſo kleine Differenzen der chemiſchen Zuſammenſetzung
ins Spiel, welche ſo fein ſind, daß ſie in Wort und Ziffer kaum ausgedrückt werden können und
nur in der äußerſten Verſchiedenheit des Effektes ſich zeigen.
Obſchon wir oben die Farbe, um die es ſich handelt, als ein Violet kennen gelernt, folgen
wir doch nochmals den Auseinanderſetzungen von Lacaze-Duthiers über die Eigenthümlich-
keiten derſelben und darüber, was die Alten darunter verſtanden. Dieſe Verſtändigung iſt ſcheinbar
ſehr unnöthig, indem Jedermann eine beſtimmte Farbenvorſtellung hat, wenn er angibt: das und
das Ding iſt purpurn. Als der Pariſer Naturforſcher ſeine Zeichnungen und Photographien vorwies,
ſagte man: das iſt Violet, und der Purpur der Alten war roth, der tyriſche Purpur blutroth.
Und wenn man den römiſchen Purpur von heute bezeichnen will, ſpricht man von einem lebhaften
Roth, „was man herſtellen würde durch einen zinnoberrothen Grund, gedeckt mit Karmin“.
Mehrere Maler, welche erſucht wurden, die Farbe eines römiſchen Purpurgewandes anzugeben,
gingen darin gänzlich auseinander. Da nun die unterſuchten Schneckenarten ohne Ausnahme ein
Violet, wenn auch in verſchiedenen Stufen, gaben, ſo kam es darauf an, an der Hand dieſer
unumſtößlichen Thatſachen die Nachrichten zu vergleichen, welche in den alten Schriftſtellern über
den Purpur aufbewahrt ſind. Da findet ſich denn auch, wie nicht anders zu erwarten, daß ihnen
die ganze Stufenleiter von Tinten bekannt war, die ſich zuletzt im Violet fixirt, und daß auch
die aus der Miſchung der Stoffe verſchiedener Schneckenarten und unter der fabrikmäßigen
Behandlung gewonnenen Farben, welche man alle unter dem Sammelnamen des Purpurs begriff,
nur durch die größere oder geringere Jntenſität des Violet und des Glanzes und ſonſtige die
Grundfarbe nicht betreffende Eigenſchaften von einander abweichen. Eine beliebte Miſchung war
die der Farbſtoffe der Purpura- und der Murexarten, welche als Amethyſtfarbe hoch geſchätzt
wurde. Es kam jedoch ſehr auf die Mode an, nach welcher die Färber ſich zu richten hatten,
und dieſelbe, von dem natürlichen Violet ausgehend, mag vorzugsweiſe auf künſtliche, dem Roth
ſich nähernde Varietäten gerichtet geweſen ſein. „Jn meiner Jugend“, ſagt ein Römer, „war der
violette Purpur Mode, wovon das Pfund hundert Denare (28½ Thaler) galt; kurze Zeit darauf
der rothe tarentiniſche. Dann kam der tyriſche Doppelpurpur, den man das Pfund mit über
tauſend Denaren bezahlen mußte.“ Die Doppelpurpur-Gewänder — Dibapha — waren der
äußerſte Luxus; ſie wurden zweimal gefärbt und damit ihre Pracht und Koſtbarkeit erhöht.
Lacaze-Duthiers kommt, indem er ſeine Unterſuchungen zuſammenfaßt, zu folgendem Reſultat:
„Jndem ich die Bedeutung des Wortes Purpur als Farbe beſtimmen wollte, wendete ich mich an
die Malerei. Jch beſah Bilder von Meiſtern, ich erſuchte ebenſo geſchickte als unterrichtete Maler,
mir den Ton, die Tinte anzugeben, die ſie anwenden würden, um purpurne Draperien darzuſtellen.
Jmmer gab es große Verlegenheit und Schwierigkeit, jedoch immer ſah ich das Roth vorherrſchen.
Jch ziehe die Literatur der Malerei zu Rathe und begegne hinſichtlich des Purpurs derſelben
Unſicherheit. Hält man ſich nun aber an die Experimente und die damit verglichenen Nachrichten
aus den alten Schriftſtellern, ſo iſt es augenſcheinlich, daß die Maler, welche Purpur malen
wollen, den Ton nach den verſchiedenen Perioden ändern müſſen. Je weiter man in das Alterthum
hinabſteigt, um ſo mehr iſt die vorherrſchende Tinte das Violet; je mehr man ſich hingegen der
Zeit des Plinius (um 80 nach Chriſtus) nähert, um ſo mehr herrſcht Roth vor. Bis zu dem
Zeitpunkt aber, wo man ſich nicht mehr des von Schnecken gewonnenen Purpurs bediente, mußte
ganz gewiß der Grundton der Farbe mehr oder weniger violet ſein“.
„Vergißt man nicht, daß ich auf einigen mit der Purpurſubſtanz der verſchiedenen Schnecken
ausgeführten Bildern bläuliche und röthliche Töne und Reflexe erhielt; vergißt man ferner nicht,
daß die Alten gar ſehr die ſchillernden Purpurgewänder liebten, ſo wird man bei der Darſtellung
von Gewandungen immer auf den verſchieden nüancirten violetten Grund Roth und Blau auflegen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 834. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/882>, abgerufen am 23.11.2024.
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