rauh, die Jnnenseite glatt und besteht aus dünnen Lagen einer kalkigen Absonderung des Thieres. Das Nest ist ganz geschlossen bis auf die Mündung des Halses für die Siphonen. Mit dem Wachsthum des Thieres wird auch das Nest vergrößert und dessen Hals verlängert. Dieselbe Art, von der hier die Rede, soll jedoch auch zugleich sich
[Abbildung]
Gastrochaena modiolina, a Thier. Etwas vergrößert. b Nest. Nat. Größe
in weichere und härtere Felsen einbohren können, während andere Arten nur diese Gewohnheit haben und im Jnnern von Muschelschalen, Korallen, Balanusmassen leben, wo sie sich mit einer unvollständigen Röhre umgeben.
Bei der anderen, ihr nahe stehenden Gattung Clava- gella ist die eine Schalenhälfte ganz mit einer kalkigen keulenförmigen Röhre verwachsen, die andere ist frei in derselben. Diese Röhre steckt bald frei im Sande, bald ist sie in Korallen, Felsen, Balanusmassen festgewachsen. Das vordere Ende hat oft eine Spalte und offne kleine Röhrchen, das hintere Ende ist frei. Diese Röhrchen werden durch fleischige, in unbestimmter Anzahl aus dem Mantel hervorwachsende Fäden abgesondert. Diese Thiere, von denen zwei Arten im Mittelmeere, die anderen in den Meeren der heißen Zone leben, bilden den Uebergang zur Siebmuschel,Aspergillum. Wir haben in A das aus der Röhre herausgenommene Thier, das von einem fast vollkommen geschlossenen, sack- förmigen oder flaschenförmigen Mantel (a) eingehüllt ist. Unsere Figur zeigt denselben in einem sehr zusammengezogenen Zustande. Er geht vorn in eine Art Scheibe (b) über, in deren Mitte sich ein, mit der Spalte des Gehäuses korrespondirender Schlitz (c) findet. Dicht dahinter ist eine punktförmige Oeffnung (d) für das entsprechende kleine Fußende. Die hintere Hälfte des
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ASiebmuschel, Thier (Aspergillum vaginiferum). B Vorderende der Schale der javanischen Siebmuschel. Nat. Größe.
Mantels ist quer gerunzelt und endigt mit den beiden Siphonalöffnungen (e). Die dem Gehäuse der übrigen Muscheln entsprechenden Schalen sind bei Aspergillum sehr zurückgeblieben, ein Paar kleine Blätter, in eine lange cylindrische oder nach hinten enger werdende und daselbst offene Kalkröhre eingewachsen. Das vordere Ende (B) bildet eine Scheibe, welche eine Spalte in der Mitte und auf der Fläche und am Rande zahlreiche kleine, offene Röhrchen hat. Das nördlichste Vorkommen der Siebmuscheln ist das rothe Meer. Sie stecken mit ihrem Gehäuse senkrecht im Sande. Aus dem Vorhandensein der zweiklappigen Schale, welche, obgleich der Röhre ein- gewachsen, doch immer ganz deutlich bleibt, kann man mit Sicherheit schließen, daß die jungen Thiere sich von dem Aussehen der übrigen, normal gebauten Muscheln nicht entfernen werden.
Bei den folgenden Familien und Sippen fehlt die Mantelbucht. Wir beschränken uns jedoch auf die Bekanntschaft mit einer einzigen.
59 *
Bohrwurm. Gaſtrochäna. Clavagella. Siebmuſchel.
rauh, die Jnnenſeite glatt und beſteht aus dünnen Lagen einer kalkigen Abſonderung des Thieres. Das Neſt iſt ganz geſchloſſen bis auf die Mündung des Halſes für die Siphonen. Mit dem Wachsthum des Thieres wird auch das Neſt vergrößert und deſſen Hals verlängert. Dieſelbe Art, von der hier die Rede, ſoll jedoch auch zugleich ſich
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Gastrochaena modiolina, a Thier. Etwas vergrößert. b Neſt. Nat. Größe
in weichere und härtere Felſen einbohren können, während andere Arten nur dieſe Gewohnheit haben und im Jnnern von Muſchelſchalen, Korallen, Balanusmaſſen leben, wo ſie ſich mit einer unvollſtändigen Röhre umgeben.
Bei der anderen, ihr nahe ſtehenden Gattung Clava- gella iſt die eine Schalenhälfte ganz mit einer kalkigen keulenförmigen Röhre verwachſen, die andere iſt frei in derſelben. Dieſe Röhre ſteckt bald frei im Sande, bald iſt ſie in Korallen, Felſen, Balanusmaſſen feſtgewachſen. Das vordere Ende hat oft eine Spalte und offne kleine Röhrchen, das hintere Ende iſt frei. Dieſe Röhrchen werden durch fleiſchige, in unbeſtimmter Anzahl aus dem Mantel hervorwachſende Fäden abgeſondert. Dieſe Thiere, von denen zwei Arten im Mittelmeere, die anderen in den Meeren der heißen Zone leben, bilden den Uebergang zur Siebmuſchel,Aspergillum. Wir haben in A das aus der Röhre herausgenommene Thier, das von einem faſt vollkommen geſchloſſenen, ſack- förmigen oder flaſchenförmigen Mantel (a) eingehüllt iſt. Unſere Figur zeigt denſelben in einem ſehr zuſammengezogenen Zuſtande. Er geht vorn in eine Art Scheibe (b) über, in deren Mitte ſich ein, mit der Spalte des Gehäuſes korreſpondirender Schlitz (c) findet. Dicht dahinter iſt eine punktförmige Oeffnung (d) für das entſprechende kleine Fußende. Die hintere Hälfte des
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ASiebmuſchel, Thier (Aspergillum vaginiferum). B Vorderende der Schale der javaniſchen Siebmuſchel. Nat. Größe.
Mantels iſt quer gerunzelt und endigt mit den beiden Siphonalöffnungen (e). Die dem Gehäuſe der übrigen Muſcheln entſprechenden Schalen ſind bei Aspergillum ſehr zurückgeblieben, ein Paar kleine Blätter, in eine lange cylindriſche oder nach hinten enger werdende und daſelbſt offene Kalkröhre eingewachſen. Das vordere Ende (B) bildet eine Scheibe, welche eine Spalte in der Mitte und auf der Fläche und am Rande zahlreiche kleine, offene Röhrchen hat. Das nördlichſte Vorkommen der Siebmuſcheln iſt das rothe Meer. Sie ſtecken mit ihrem Gehäuſe ſenkrecht im Sande. Aus dem Vorhandenſein der zweiklappigen Schale, welche, obgleich der Röhre ein- gewachſen, doch immer ganz deutlich bleibt, kann man mit Sicherheit ſchließen, daß die jungen Thiere ſich von dem Ausſehen der übrigen, normal gebauten Muſcheln nicht entfernen werden.
Bei den folgenden Familien und Sippen fehlt die Mantelbucht. Wir beſchränken uns jedoch auf die Bekanntſchaft mit einer einzigen.
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Bohrwurm. Gaſtrochäna. Clavagella. Siebmuſchel.
rauh, die Jnnenſeite glatt und beſteht aus dünnen Lagen einer kalkigen Abſonderung des Thieres.
Das Neſt iſt ganz geſchloſſen bis auf die Mündung des Halſes für die Siphonen. Mit dem
Wachsthum des Thieres wird auch das Neſt vergrößert und deſſen Hals verlängert. Dieſelbe
Art, von der hier die Rede, ſoll jedoch auch zugleich ſich
[Abbildung Gastrochaena modiolina,
a Thier. Etwas vergrößert. b Neſt. Nat. Größe]
in weichere und härtere Felſen einbohren können, während
andere Arten nur dieſe Gewohnheit haben und im Jnnern
von Muſchelſchalen, Korallen, Balanusmaſſen leben, wo
ſie ſich mit einer unvollſtändigen Röhre umgeben.
Bei der anderen, ihr nahe ſtehenden Gattung Clava-
gella iſt die eine Schalenhälfte ganz mit einer kalkigen
keulenförmigen Röhre verwachſen, die andere iſt frei in
derſelben. Dieſe Röhre ſteckt bald frei im Sande, bald
iſt ſie in Korallen, Felſen, Balanusmaſſen feſtgewachſen.
Das vordere Ende hat oft eine Spalte und offne kleine
Röhrchen, das hintere Ende iſt frei. Dieſe Röhrchen
werden durch fleiſchige, in unbeſtimmter Anzahl aus dem Mantel hervorwachſende Fäden
abgeſondert. Dieſe Thiere, von denen zwei Arten im Mittelmeere, die anderen in den Meeren
der heißen Zone leben, bilden den Uebergang zur Siebmuſchel, Aspergillum. Wir haben in A
das aus der Röhre herausgenommene Thier, das von einem faſt vollkommen geſchloſſenen, ſack-
förmigen oder flaſchenförmigen Mantel (a) eingehüllt iſt. Unſere Figur zeigt denſelben in einem
ſehr zuſammengezogenen Zuſtande. Er geht vorn in eine Art Scheibe (b) über, in deren Mitte
ſich ein, mit der Spalte des Gehäuſes korreſpondirender Schlitz (c) findet. Dicht dahinter iſt
eine punktförmige Oeffnung (d) für das entſprechende kleine Fußende. Die hintere Hälfte des
[Abbildung A Siebmuſchel, Thier (Aspergillum vaginiferum). B Vorderende der Schale der javaniſchen Siebmuſchel. Nat. Größe.]
Mantels iſt quer gerunzelt und endigt mit den beiden Siphonalöffnungen (e). Die dem Gehäuſe der
übrigen Muſcheln entſprechenden Schalen ſind bei Aspergillum ſehr zurückgeblieben, ein Paar
kleine Blätter, in eine lange cylindriſche oder nach hinten enger werdende und daſelbſt offene
Kalkröhre eingewachſen. Das vordere Ende (B) bildet eine Scheibe, welche eine Spalte in der
Mitte und auf der Fläche und am Rande zahlreiche kleine, offene Röhrchen hat. Das nördlichſte
Vorkommen der Siebmuſcheln iſt das rothe Meer. Sie ſtecken mit ihrem Gehäuſe ſenkrecht im
Sande. Aus dem Vorhandenſein der zweiklappigen Schale, welche, obgleich der Röhre ein-
gewachſen, doch immer ganz deutlich bleibt, kann man mit Sicherheit ſchließen, daß die jungen
Thiere ſich von dem Ausſehen der übrigen, normal gebauten Muſcheln nicht entfernen werden.
Bei den folgenden Familien und Sippen fehlt die Mantelbucht. Wir beſchränken uns jedoch
auf die Bekanntſchaft mit einer einzigen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 6. Hildburghausen, 1869, S. 931. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben06_1869/979>, abgerufen am 23.11.2024.
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