und Handwerker werden sie für sich gewinnen, geschweige denn die Gelehrten und Reichen und die Fürsten auf den Thronen. Nach zehn Jahren wird die ganze Welt über die Thorheit lachen, daß sie die Welt erobern und erneuern wollten.
Und doch wie wunderbar! Was die mächtigsten Könige, die tapfersten Helden und die größten Gelehrten alle zusammen nicht zu Stande gebracht hätten, haben diese schlichten, armen, ungelehrten Fischer zu Stande gebracht und zwar zu Stande gebracht in kurzer Zeit, und obgleich Alles, was irgendwie Macht und Einfluß besaß, sich gegen sie erhob und sie dem schmerzlichsten Tode überantwortete. Diese geringen, besitzlosen Männer, die früher sich in Jerusalem ganz verloren und sich aus Furcht in einem Oberzimmer verborgen hatten, zählten nach kaum zwei Jahrzehnten schon ihre Eroberungen nur nach Völkern und schrieben Briefe an ganze Gegenden und Nationen, an die Galater, Epheser, Philipper, Colosser, Thessalonicher, Römer und Hebräer. Schon Justin konnte sagen: "Es gibt kein Volk, weder unter Barbaren, noch Griechen, noch irgend eines andern bekannten Stammes, mögen sie auf Karren oder in Zelten wohnen oder als Nomaden durch die Wüste schweifen, es gibt kein Volk, unter welchem nicht im Namen Jesu, des Gekreuzigten, Ge- bete und Danksagungen dem Vater und Schöpfer des Weltalls dargebracht werden." Nie hat die Geschichte eine zweite ähnliche Thatsache gesehen, daß ein die Welt umspannendes und die Menschheit bis in alle
und Handwerker werden sie für sich gewinnen, geschweige denn die Gelehrten und Reichen und die Fürsten auf den Thronen. Nach zehn Jahren wird die ganze Welt über die Thorheit lachen, daß sie die Welt erobern und erneuern wollten.
Und doch wie wunderbar! Was die mächtigsten Könige, die tapfersten Helden und die größten Gelehrten alle zusammen nicht zu Stande gebracht hätten, haben diese schlichten, armen, ungelehrten Fischer zu Stande gebracht und zwar zu Stande gebracht in kurzer Zeit, und obgleich Alles, was irgendwie Macht und Einfluß besaß, sich gegen sie erhob und sie dem schmerzlichsten Tode überantwortete. Diese geringen, besitzlosen Männer, die früher sich in Jerusalem ganz verloren und sich aus Furcht in einem Oberzimmer verborgen hatten, zählten nach kaum zwei Jahrzehnten schon ihre Eroberungen nur nach Völkern und schrieben Briefe an ganze Gegenden und Nationen, an die Galater, Epheser, Philipper, Colosser, Thessalonicher, Römer und Hebräer. Schon Justin konnte sagen: „Es gibt kein Volk, weder unter Barbaren, noch Griechen, noch irgend eines andern bekannten Stammes, mögen sie auf Karren oder in Zelten wohnen oder als Nomaden durch die Wüste schweifen, es gibt kein Volk, unter welchem nicht im Namen Jesu, des Gekreuzigten, Ge- bete und Danksagungen dem Vater und Schöpfer des Weltalls dargebracht werden.“ Nie hat die Geschichte eine zweite ähnliche Thatsache gesehen, daß ein die Welt umspannendes und die Menschheit bis in alle
<TEI><text><body><divn="5"><divn="1"><p><pbfacs="#f0108"xml:id="B836_001_1901_pb0096_0001"n="96"/>
und Handwerker werden sie für sich gewinnen, geschweige<lb/>
denn die Gelehrten und Reichen und die Fürsten auf<lb/>
den Thronen. Nach zehn Jahren wird die ganze Welt<lb/>
über die Thorheit lachen, daß sie die Welt erobern und<lb/>
erneuern wollten.</p><p>Und doch wie wunderbar! Was die mächtigsten<lb/>
Könige, die tapfersten Helden und die größten Gelehrten<lb/>
alle zusammen nicht zu Stande gebracht hätten, haben<lb/>
diese schlichten, armen, ungelehrten Fischer zu Stande<lb/>
gebracht und zwar zu Stande gebracht in kurzer<lb/>
Zeit, und obgleich Alles, was irgendwie Macht und<lb/>
Einfluß besaß, sich gegen sie erhob und sie dem<lb/>
schmerzlichsten Tode überantwortete. Diese geringen,<lb/>
besitzlosen Männer, die früher sich in Jerusalem ganz<lb/>
verloren und sich aus Furcht in einem Oberzimmer<lb/>
verborgen hatten, zählten nach kaum zwei Jahrzehnten<lb/>
schon ihre Eroberungen nur nach Völkern und schrieben<lb/>
Briefe an ganze Gegenden und Nationen, an die<lb/>
Galater, Epheser, Philipper, Colosser, Thessalonicher,<lb/>
Römer und Hebräer. Schon Justin konnte sagen: <q>„Es<lb/>
gibt kein Volk, weder unter Barbaren, noch Griechen,<lb/>
noch irgend eines andern bekannten Stammes, mögen<lb/>
sie auf Karren oder in Zelten wohnen oder als Nomaden<lb/>
durch die Wüste schweifen, es gibt kein Volk, unter<lb/>
welchem nicht im Namen Jesu, des Gekreuzigten, Ge-<lb/>
bete und Danksagungen dem Vater und Schöpfer des<lb/>
Weltalls dargebracht werden.“</q> Nie hat die Geschichte<lb/>
eine zweite ähnliche Thatsache gesehen, daß ein die<lb/>
Welt umspannendes und die Menschheit bis in alle<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[96/0108]
und Handwerker werden sie für sich gewinnen, geschweige
denn die Gelehrten und Reichen und die Fürsten auf
den Thronen. Nach zehn Jahren wird die ganze Welt
über die Thorheit lachen, daß sie die Welt erobern und
erneuern wollten.
Und doch wie wunderbar! Was die mächtigsten
Könige, die tapfersten Helden und die größten Gelehrten
alle zusammen nicht zu Stande gebracht hätten, haben
diese schlichten, armen, ungelehrten Fischer zu Stande
gebracht und zwar zu Stande gebracht in kurzer
Zeit, und obgleich Alles, was irgendwie Macht und
Einfluß besaß, sich gegen sie erhob und sie dem
schmerzlichsten Tode überantwortete. Diese geringen,
besitzlosen Männer, die früher sich in Jerusalem ganz
verloren und sich aus Furcht in einem Oberzimmer
verborgen hatten, zählten nach kaum zwei Jahrzehnten
schon ihre Eroberungen nur nach Völkern und schrieben
Briefe an ganze Gegenden und Nationen, an die
Galater, Epheser, Philipper, Colosser, Thessalonicher,
Römer und Hebräer. Schon Justin konnte sagen: „Es
gibt kein Volk, weder unter Barbaren, noch Griechen,
noch irgend eines andern bekannten Stammes, mögen
sie auf Karren oder in Zelten wohnen oder als Nomaden
durch die Wüste schweifen, es gibt kein Volk, unter
welchem nicht im Namen Jesu, des Gekreuzigten, Ge-
bete und Danksagungen dem Vater und Schöpfer des
Weltalls dargebracht werden.“ Nie hat die Geschichte
eine zweite ähnliche Thatsache gesehen, daß ein die
Welt umspannendes und die Menschheit bis in alle
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/108>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.