eintragen. Er leitet ihn an, bei seinem Thun und Lassen nicht auf die Gunst launenhafter Menschen hin- zusehen, sondern auf das Wohlgefallen des ewigen, un- veränderlichen Gottes, der ihn nach dem Tode richten wird. Unser Glaube ruft ihm die ernsten Worte unseres göttlichen Heilandes zu: "Wer sich mei- ner und meiner Lehre schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit" (Luk. 9, 26) und die andern Worte des Apostelfürsten: "Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen" (Apostelgesch. 5, 29). Mit dieser Auf- forderung zur Festigkeit verbindet unsere Kirche dann die Gnade Gottes; sie legt in den Sakramenten himm- lische Kraft in das schwache und unstete Menschenherz, daß es stark und fest, muthig und ausdauernd werde. Darum ist der christliche Mann, der wahrhaft Religion besitzt, keine leichte Wetterfahne, die sich von Außen ihre Richtung geben läßt, ist nicht wie Espenlaub, das bei jedem leichten Windhauche zittert, sondern er gleicht dem unbeweglichen Berge Sion, wie es in einem Psalme so schön heißt. Zum Beweise dafür könnte man hin- weisen auf die zahllosen Märtyrer, die nicht durch die Qualen der Folter, nicht durch die Flammen der Scheiterhaufen, nicht durch die Wuth der wilden Thiere in ihrer Ueberzeugung sich beirren ließen; man könnte aufmerksam machen auf so viele Bekenner der früheren Zeiten, die um der guten Sache willen manche Drang- salen erduldeten, freudig in den Kerker gingen oder in
eintragen. Er leitet ihn an, bei seinem Thun und Lassen nicht auf die Gunst launenhafter Menschen hin- zusehen, sondern auf das Wohlgefallen des ewigen, un- veränderlichen Gottes, der ihn nach dem Tode richten wird. Unser Glaube ruft ihm die ernsten Worte unseres göttlichen Heilandes zu: „Wer sich mei- ner und meiner Lehre schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit“ (Luk. 9, 26) und die andern Worte des Apostelfürsten: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgesch. 5, 29). Mit dieser Auf- forderung zur Festigkeit verbindet unsere Kirche dann die Gnade Gottes; sie legt in den Sakramenten himm- lische Kraft in das schwache und unstete Menschenherz, daß es stark und fest, muthig und ausdauernd werde. Darum ist der christliche Mann, der wahrhaft Religion besitzt, keine leichte Wetterfahne, die sich von Außen ihre Richtung geben läßt, ist nicht wie Espenlaub, das bei jedem leichten Windhauche zittert, sondern er gleicht dem unbeweglichen Berge Sion, wie es in einem Psalme so schön heißt. Zum Beweise dafür könnte man hin- weisen auf die zahllosen Märtyrer, die nicht durch die Qualen der Folter, nicht durch die Flammen der Scheiterhaufen, nicht durch die Wuth der wilden Thiere in ihrer Ueberzeugung sich beirren ließen; man könnte aufmerksam machen auf so viele Bekenner der früheren Zeiten, die um der guten Sache willen manche Drang- salen erduldeten, freudig in den Kerker gingen oder in
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eintragen. Er leitet ihn an, bei seinem Thun und
Lassen nicht auf die Gunst launenhafter Menschen hin-
zusehen, sondern auf das Wohlgefallen des ewigen, un-
veränderlichen Gottes, der ihn nach dem Tode richten
wird. Unser Glaube ruft ihm die ernsten Worte
unseres göttlichen Heilandes zu: „Wer sich mei-
ner und meiner Lehre schämt, dessen wird
sich auch der Menschensohn schämen, wenn
er kommen wird in seiner Herrlichkeit“ (Luk.
9, 26) und die andern Worte des Apostelfürsten:
„Man muß Gott mehr gehorchen als den
Menschen“ (Apostelgesch. 5, 29). Mit dieser Auf-
forderung zur Festigkeit verbindet unsere Kirche dann
die Gnade Gottes; sie legt in den Sakramenten himm-
lische Kraft in das schwache und unstete Menschenherz,
daß es stark und fest, muthig und ausdauernd werde.
Darum ist der christliche Mann, der wahrhaft Religion
besitzt, keine leichte Wetterfahne, die sich von Außen ihre
Richtung geben läßt, ist nicht wie Espenlaub, das bei
jedem leichten Windhauche zittert, sondern er gleicht dem
unbeweglichen Berge Sion, wie es in einem Psalme
so schön heißt. Zum Beweise dafür könnte man hin-
weisen auf die zahllosen Märtyrer, die nicht durch die
Qualen der Folter, nicht durch die Flammen der
Scheiterhaufen, nicht durch die Wuth der wilden Thiere
in ihrer Ueberzeugung sich beirren ließen; man könnte
aufmerksam machen auf so viele Bekenner der früheren
Zeiten, die um der guten Sache willen manche Drang-
salen erduldeten, freudig in den Kerker gingen oder in
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/20>, abgerufen am 21.11.2024.
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