Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

Bild:
<< vorherige Seite

Du wirst noch ein wenig schlafen, ein wenig schlum-
mern, ein wenig die Hände zusammenlegen, um zu
ruhen. Und unterdessen wird die Armuth zu dir kom-
men wie ein Reisiger und der Mangel wie ein be-
waffneter Mann."
(Sprüchw. 6, 9-12.) Wie viele
Familien gibt es, die in einem gewissen Wohlstand
leben könnten, nun aber täglich mit Noth und Elend
aller Art zu kämpfen haben, weil man in denselben
alle ernste Anstrengung flieht, weil Trägheit und
schlaffe Saumseligkeit hier zu Hause sind? Wie viele
Familien, die ehedem wohlhabend und angesehen waren
und einen großen Einfluß ausübten, sind von ihrer
Höhe und ihrem Glanze herabgesunken, weil träge
Nachkommen, welche die Arbeit für eine Schmach hiel-
ten, das Erbe tüchtiger und thätiger Vorfahren ange-
treten hatten?

Fleiß und Arbeitsamkeit bewirkt ferner Zufrieden-
heit in der Familie. Die reichste Quelle der Zufrie-
denheit ist nicht draußen zu suchen, nicht auf hohen
Bergen, die man besucht, um auf ihnen eine ent-
zückende Fernsicht zu genießen, nicht in herrlichen Wäl-
dern, die uns mächtig ansprechen durch ihre Schönheit
und das rege Leben der Vögel und Insecten, das wir in
ihnen bewundern, am wenigsten aber im Wirthshause,
in dem man sich bis in die späte Nacht der Ver-
gnügungssucht überläßt uns mit leichtsinnigen Freun-
den über nichtssagende oder gar böse und sündhafte
Dinge unterhält. Die Hauptquelle der Zufriedenheit
entspringt und fließt im Innern des Menschen, in dem

Du wirst noch ein wenig schlafen, ein wenig schlum-
mern, ein wenig die Hände zusammenlegen, um zu
ruhen. Und unterdessen wird die Armuth zu dir kom-
men wie ein Reisiger und der Mangel wie ein be-
waffneter Mann.“
(Sprüchw. 6, 9-12.) Wie viele
Familien gibt es, die in einem gewissen Wohlstand
leben könnten, nun aber täglich mit Noth und Elend
aller Art zu kämpfen haben, weil man in denselben
alle ernste Anstrengung flieht, weil Trägheit und
schlaffe Saumseligkeit hier zu Hause sind? Wie viele
Familien, die ehedem wohlhabend und angesehen waren
und einen großen Einfluß ausübten, sind von ihrer
Höhe und ihrem Glanze herabgesunken, weil träge
Nachkommen, welche die Arbeit für eine Schmach hiel-
ten, das Erbe tüchtiger und thätiger Vorfahren ange-
treten hatten?

Fleiß und Arbeitsamkeit bewirkt ferner Zufrieden-
heit in der Familie. Die reichste Quelle der Zufrie-
denheit ist nicht draußen zu suchen, nicht auf hohen
Bergen, die man besucht, um auf ihnen eine ent-
zückende Fernsicht zu genießen, nicht in herrlichen Wäl-
dern, die uns mächtig ansprechen durch ihre Schönheit
und das rege Leben der Vögel und Insecten, das wir in
ihnen bewundern, am wenigsten aber im Wirthshause,
in dem man sich bis in die späte Nacht der Ver-
gnügungssucht überläßt uns mit leichtsinnigen Freun-
den über nichtssagende oder gar böse und sündhafte
Dinge unterhält. Die Hauptquelle der Zufriedenheit
entspringt und fließt im Innern des Menschen, in dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="8">
        <div n="3">
          <p><q><pb facs="#f0208" xml:id="B836_001_1901_pb0196_0001" n="196"/>
Du wirst noch ein wenig schlafen, ein wenig schlum-<lb/>
mern, ein wenig die Hände zusammenlegen, um zu<lb/>
ruhen. Und unterdessen wird die Armuth zu dir kom-<lb/>
men wie ein Reisiger und der Mangel wie ein be-<lb/>
waffneter Mann.&#x201C;</q> (Sprüchw. 6, 9-12.) Wie viele<lb/>
Familien gibt es, die in einem gewissen Wohlstand<lb/>
leben könnten, nun aber täglich mit Noth und Elend<lb/>
aller Art zu kämpfen haben, weil man in denselben<lb/>
alle ernste Anstrengung flieht, weil Trägheit und<lb/>
schlaffe Saumseligkeit hier zu Hause sind? Wie viele<lb/>
Familien, die ehedem wohlhabend und angesehen waren<lb/>
und einen großen Einfluß ausübten, sind von ihrer<lb/>
Höhe und ihrem Glanze herabgesunken, weil träge<lb/>
Nachkommen, welche die Arbeit für eine Schmach hiel-<lb/>
ten, das Erbe tüchtiger und thätiger Vorfahren ange-<lb/>
treten hatten?</p>
          <p>Fleiß und Arbeitsamkeit bewirkt ferner Zufrieden-<lb/>
heit in der Familie. Die reichste Quelle der Zufrie-<lb/>
denheit ist nicht draußen zu suchen, nicht auf hohen<lb/>
Bergen, die man besucht, um auf ihnen eine ent-<lb/>
zückende Fernsicht zu genießen, nicht in herrlichen Wäl-<lb/>
dern, die uns mächtig ansprechen durch ihre Schönheit<lb/>
und das rege Leben der Vögel und Insecten, das wir in<lb/>
ihnen bewundern, am wenigsten aber im Wirthshause,<lb/>
in dem man sich bis in die späte Nacht der Ver-<lb/>
gnügungssucht überläßt uns mit leichtsinnigen Freun-<lb/>
den über nichtssagende oder gar böse und sündhafte<lb/>
Dinge unterhält. Die Hauptquelle der Zufriedenheit<lb/>
entspringt und fließt im Innern des Menschen, in dem<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0208] Du wirst noch ein wenig schlafen, ein wenig schlum- mern, ein wenig die Hände zusammenlegen, um zu ruhen. Und unterdessen wird die Armuth zu dir kom- men wie ein Reisiger und der Mangel wie ein be- waffneter Mann.“ (Sprüchw. 6, 9-12.) Wie viele Familien gibt es, die in einem gewissen Wohlstand leben könnten, nun aber täglich mit Noth und Elend aller Art zu kämpfen haben, weil man in denselben alle ernste Anstrengung flieht, weil Trägheit und schlaffe Saumseligkeit hier zu Hause sind? Wie viele Familien, die ehedem wohlhabend und angesehen waren und einen großen Einfluß ausübten, sind von ihrer Höhe und ihrem Glanze herabgesunken, weil träge Nachkommen, welche die Arbeit für eine Schmach hiel- ten, das Erbe tüchtiger und thätiger Vorfahren ange- treten hatten? Fleiß und Arbeitsamkeit bewirkt ferner Zufrieden- heit in der Familie. Die reichste Quelle der Zufrie- denheit ist nicht draußen zu suchen, nicht auf hohen Bergen, die man besucht, um auf ihnen eine ent- zückende Fernsicht zu genießen, nicht in herrlichen Wäl- dern, die uns mächtig ansprechen durch ihre Schönheit und das rege Leben der Vögel und Insecten, das wir in ihnen bewundern, am wenigsten aber im Wirthshause, in dem man sich bis in die späte Nacht der Ver- gnügungssucht überläßt uns mit leichtsinnigen Freun- den über nichtssagende oder gar böse und sündhafte Dinge unterhält. Die Hauptquelle der Zufriedenheit entspringt und fließt im Innern des Menschen, in dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/208
Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/208>, abgerufen am 21.11.2024.