Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.

Bild:
<< vorherige Seite

Treffend redet der bekannte Jesuitenpater Hammer-
stein1) seinen Edgar in folgender Weise an: "Jetzt be-
trachten Sie die Welt. Welche Entstehungsart steht ihr
an der Stirn geschrieben? Die planlose oder die ein-
heitlich geplante? Wie kommt es, daß jedes Insekt,
jeder Wurm, jedes Säugethier feine entsprechende Nah-
rung findet? Woher kommt der Feldmaus ihr Instinkt,
den gesammelten Körnern den Keim abzubeißen, so daß
sie nicht auswachsen? Wer bewirkt, daß das Männchen
des Hirschkäfers als Larve sich eine doppelt so große
Höhle, als das gleich große Weibchen, ausgräbt? Weiß
es etwa, daß ihm, anders als dem Weibchen, später
sein großes Geweih wächst, und daß es hierfür dieses
Raumes bedarf? Wer lehrt das Weibchen des Kuckucks
die Nester insektenfressender Vögel von den übrigen
unterscheiden, so daß es nur in jene seine Eier legt,
deren Inhaber später sein Junges mit der richtigen Nah-
rung versehen? Wie kommt es, daß die merkwürdig
gemischte atmosphärische Luft den Athmungsorganen der
ganzen Thierwelt entspricht, und daß von den buchstäb-
lich unendlich vielen möglichen Combinationen verschie-
dener Gase gerade die wirklich vorhandene sich findet,
in welcher wir existiren können? Wie kommt es, daß
wir auf der Erde gerade die uns zuträgliche Temperatur,
die unsern Kräften entsprechende Anziehungskraft, den
unserem Organismus dienlichen Luftdruck antreffen, und
nicht etwa einige tausend Grad Reaumur, daß uns nicht

1) Hammerstein, Edgar. S. 14 f.

Treffend redet der bekannte Jesuitenpater Hammer-
stein1) seinen Edgar in folgender Weise an: „Jetzt be-
trachten Sie die Welt. Welche Entstehungsart steht ihr
an der Stirn geschrieben? Die planlose oder die ein-
heitlich geplante? Wie kommt es, daß jedes Insekt,
jeder Wurm, jedes Säugethier feine entsprechende Nah-
rung findet? Woher kommt der Feldmaus ihr Instinkt,
den gesammelten Körnern den Keim abzubeißen, so daß
sie nicht auswachsen? Wer bewirkt, daß das Männchen
des Hirschkäfers als Larve sich eine doppelt so große
Höhle, als das gleich große Weibchen, ausgräbt? Weiß
es etwa, daß ihm, anders als dem Weibchen, später
sein großes Geweih wächst, und daß es hierfür dieses
Raumes bedarf? Wer lehrt das Weibchen des Kuckucks
die Nester insektenfressender Vögel von den übrigen
unterscheiden, so daß es nur in jene seine Eier legt,
deren Inhaber später sein Junges mit der richtigen Nah-
rung versehen? Wie kommt es, daß die merkwürdig
gemischte atmosphärische Luft den Athmungsorganen der
ganzen Thierwelt entspricht, und daß von den buchstäb-
lich unendlich vielen möglichen Combinationen verschie-
dener Gase gerade die wirklich vorhandene sich findet,
in welcher wir existiren können? Wie kommt es, daß
wir auf der Erde gerade die uns zuträgliche Temperatur,
die unsern Kräften entsprechende Anziehungskraft, den
unserem Organismus dienlichen Luftdruck antreffen, und
nicht etwa einige tausend Grad Reaumur, daß uns nicht

1) Hammerstein, Edgar. S. 14 f.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="1">
          <pb facs="#f0045" xml:id="B836_001_1901_pb0033_0001" n="33"/>
          <p>Treffend redet der bekannte Jesuitenpater Hammer-<lb/>
stein<note place="foot" n="1)"><p>Hammerstein, Edgar. S. 14 f.</p></note> seinen Edgar in folgender Weise an: <q>&#x201E;Jetzt be-<lb/>
trachten Sie die Welt. Welche Entstehungsart steht ihr<lb/>
an der Stirn geschrieben? Die planlose oder die ein-<lb/>
heitlich geplante? Wie kommt es, daß jedes Insekt,<lb/>
jeder Wurm, jedes Säugethier feine entsprechende Nah-<lb/>
rung findet? Woher kommt der Feldmaus ihr Instinkt,<lb/>
den gesammelten Körnern den Keim abzubeißen, so daß<lb/>
sie nicht auswachsen? Wer bewirkt, daß das Männchen<lb/>
des Hirschkäfers als Larve sich eine doppelt so große<lb/>
Höhle, als das gleich große Weibchen, ausgräbt? Weiß<lb/>
es etwa, daß ihm, anders als dem Weibchen, später<lb/>
sein großes Geweih wächst, und daß es hierfür dieses<lb/>
Raumes bedarf? Wer lehrt das Weibchen des Kuckucks<lb/>
die Nester insektenfressender Vögel von den übrigen<lb/>
unterscheiden, so daß es nur in jene seine Eier legt,<lb/>
deren Inhaber später sein Junges mit der richtigen Nah-<lb/>
rung versehen? Wie kommt es, daß die merkwürdig<lb/>
gemischte atmosphärische Luft den Athmungsorganen der<lb/>
ganzen Thierwelt entspricht, und daß von den buchstäb-<lb/>
lich unendlich vielen möglichen Combinationen verschie-<lb/>
dener Gase gerade die wirklich vorhandene sich findet,<lb/>
in welcher wir existiren können? Wie kommt es, daß<lb/>
wir auf der Erde gerade die uns zuträgliche Temperatur,<lb/>
die unsern Kräften entsprechende Anziehungskraft, den<lb/>
unserem Organismus dienlichen Luftdruck antreffen, und<lb/>
nicht etwa einige tausend Grad Reaumur, daß uns nicht<lb/></q></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0045] Treffend redet der bekannte Jesuitenpater Hammer- stein 1) seinen Edgar in folgender Weise an: „Jetzt be- trachten Sie die Welt. Welche Entstehungsart steht ihr an der Stirn geschrieben? Die planlose oder die ein- heitlich geplante? Wie kommt es, daß jedes Insekt, jeder Wurm, jedes Säugethier feine entsprechende Nah- rung findet? Woher kommt der Feldmaus ihr Instinkt, den gesammelten Körnern den Keim abzubeißen, so daß sie nicht auswachsen? Wer bewirkt, daß das Männchen des Hirschkäfers als Larve sich eine doppelt so große Höhle, als das gleich große Weibchen, ausgräbt? Weiß es etwa, daß ihm, anders als dem Weibchen, später sein großes Geweih wächst, und daß es hierfür dieses Raumes bedarf? Wer lehrt das Weibchen des Kuckucks die Nester insektenfressender Vögel von den übrigen unterscheiden, so daß es nur in jene seine Eier legt, deren Inhaber später sein Junges mit der richtigen Nah- rung versehen? Wie kommt es, daß die merkwürdig gemischte atmosphärische Luft den Athmungsorganen der ganzen Thierwelt entspricht, und daß von den buchstäb- lich unendlich vielen möglichen Combinationen verschie- dener Gase gerade die wirklich vorhandene sich findet, in welcher wir existiren können? Wie kommt es, daß wir auf der Erde gerade die uns zuträgliche Temperatur, die unsern Kräften entsprechende Anziehungskraft, den unserem Organismus dienlichen Luftdruck antreffen, und nicht etwa einige tausend Grad Reaumur, daß uns nicht 1) Hammerstein, Edgar. S. 14 f.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk stammt vom Projekt Digitization Lifecycle am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

Anmerkungen zur Transkription:

Bei der Zeichenerkennung wurde nach Vorgabe des DLC modernisiert.

In Absprache mit dem MPI wurden die folgenden Aspekte der Vorlage nicht erfasst:

  • Bogensignaturen und Kustoden
  • Kolumnentitel
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterscheide zugunsten der Identifizierung von titleParts verzichtet.
  • Bei Textpassagen, die als Abschnittsüberschrift ausgeweisen werden können, wird auf die zusätzliche Auszeichnung des Layouts verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.

Es wurden alle Anführungszeichen übernommen und die Zitate zusätzlich mit q ausgezeichnet.

Weiche und harte Zeilentrennungen werden identisch als 002D übernommen. Der Zeilenumbruch selbst über lb ausgezeichnet.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/45
Zitationshilfe: Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/45>, abgerufen am 23.11.2024.