Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901.vertheilt und über sein Gewand das Loos geworfen. Jesus Christus steht vor uns im steckenlos reinen, vertheilt und über sein Gewand das Loos geworfen. Jesus Christus steht vor uns im steckenlos reinen, <TEI> <text> <body> <div n="4"> <p><pb facs="#f0080" xml:id="B836_001_1901_pb0068_0001" n="68"/> vertheilt und über sein Gewand das Loos geworfen.<lb/> Alles geschah, wie es vor langer Zeit heilige und er-<lb/> leuchtete Männer im Auftrage Gottes dem israelitischen<lb/> Volke geweissagt hatten. Menschen konnten aus sich<lb/> das nicht vorauswissen und noch weniger konnte ein<lb/> Mensch aus eigener Kraft all' diese verschiedenen Um-<lb/> stände und Thatsachen in seinem Leben zur Erfüllung<lb/> bringen.</p> <p>Jesus Christus steht vor uns im steckenlos reinen,<lb/> hellstrahlenden Glanze seines Tugendlebens. Selbst das<lb/> schärfste Auge seiner Todfeinde konnte an ihm nicht<lb/> einmal den Schatten einer Sünde erspähen. Welche<lb/> Demuth nehmen wir an ihm wahr bei den größten<lb/> Lobpreisungen? welche Sanftmuth und Milde in allen<lb/> Lebenslagen? welche himmlische Ruhe und Gelassenheit<lb/> bei allen Verfolgungen und Kränkungen? welche un-<lb/> überwindliche Geduld in den größten Leiden auf dem<lb/> Calvarienberge? welche heldenmüthige Liebe in seinem<lb/> erhabenen Herzen, da er noch sterbend am Kreuze für<lb/> seine bittersten Feinde betet? Und wie bewundernswerth<lb/> ist der beständige Gleichmuth seiner Seele? Er bleibt<lb/> immer derselbe, ob man ihn lobt oder tadelt, ob man<lb/> ihn ehrt oder schmäht, ob man ihn steinigen oder zum<lb/> Könige ausrufen will; immer derselbe, ob eine große<lb/> Menge ihn jubelnd umwogt und ihr Hosanna erschallen<lb/> läßt, oder ob sie in arger Verblendung ihn dem<lb/> Straßenräuber und Menschenmörder Barabbas nachsetzt<lb/> und mit wildem Wuthgeschrei seine Kreuzigung ver-<lb/> langt. Selbst der Unglaube sieht sich genöthigt, Christus<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0080]
vertheilt und über sein Gewand das Loos geworfen.
Alles geschah, wie es vor langer Zeit heilige und er-
leuchtete Männer im Auftrage Gottes dem israelitischen
Volke geweissagt hatten. Menschen konnten aus sich
das nicht vorauswissen und noch weniger konnte ein
Mensch aus eigener Kraft all' diese verschiedenen Um-
stände und Thatsachen in seinem Leben zur Erfüllung
bringen.
Jesus Christus steht vor uns im steckenlos reinen,
hellstrahlenden Glanze seines Tugendlebens. Selbst das
schärfste Auge seiner Todfeinde konnte an ihm nicht
einmal den Schatten einer Sünde erspähen. Welche
Demuth nehmen wir an ihm wahr bei den größten
Lobpreisungen? welche Sanftmuth und Milde in allen
Lebenslagen? welche himmlische Ruhe und Gelassenheit
bei allen Verfolgungen und Kränkungen? welche un-
überwindliche Geduld in den größten Leiden auf dem
Calvarienberge? welche heldenmüthige Liebe in seinem
erhabenen Herzen, da er noch sterbend am Kreuze für
seine bittersten Feinde betet? Und wie bewundernswerth
ist der beständige Gleichmuth seiner Seele? Er bleibt
immer derselbe, ob man ihn lobt oder tadelt, ob man
ihn ehrt oder schmäht, ob man ihn steinigen oder zum
Könige ausrufen will; immer derselbe, ob eine große
Menge ihn jubelnd umwogt und ihr Hosanna erschallen
läßt, oder ob sie in arger Verblendung ihn dem
Straßenräuber und Menschenmörder Barabbas nachsetzt
und mit wildem Wuthgeschrei seine Kreuzigung ver-
langt. Selbst der Unglaube sieht sich genöthigt, Christus
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