Aerzte Jahre lang vergebens ihre Kunst versucht, voll- ständig geheilt und zwar geheilt durch ein paar Worte, die sein Mund sprach. Er hat den Jüngling von Naim, den man zu Grabe trug, und den Lazarus von Bethanien, der schon im Felsengrabe schlummerte, durch einen bloßen Machtbefehl in's Leben zurückgerufen. Selbst dem ungestümen, wilden Meere, das von ge- waltigen Stürmen heftig und stark gepeitscht wurde, hat er Ruhe geboten, und augenblicklich legten sich die hoch aufgethürmten Wogen. Sogar seine größten Feinde und Widersacher haben es nicht gewagt, seine Wunder in Abrede zu stellen, ein Beweis, daß sie über allen Zweifel erhaben waren. Wunder, göttliche Thaten kann nur Gott verrichten, oder wem Gott die Macht dazu verleiht. Diese Macht konnte er aber un- möglich Christus verleihen, wenn derselbe sich fälschlich für den wesensgleichen Sohn Gottes ausgab. Denn dann hätte Gott, die ewige Wahrheit und die unend- liche Heiligkeit, die Lüge des infamsten Betrügers und Gotteslästerers bestätigt und in Schutz genommen. Das aber ist absolut unmöglich. Darum beugen wir mit vollem Recht vor Christus unsere Knie und beten ihn an als unseren höchsten Herrn und Gott.
Jesus Christus steht in der Weltgeschichte da als der Gründer des mächtigsten Reiches. Er, dessen Wiege eine arme, kalte Krippe und dessen Sterbebett ein hartes, nacktes Kreuz war, er, der so wenig von den irdischen Gütern besaß, daß er die Vögel des Himmels und die Füchse des Waldes reicher nennen mußte als
Aerzte Jahre lang vergebens ihre Kunst versucht, voll- ständig geheilt und zwar geheilt durch ein paar Worte, die sein Mund sprach. Er hat den Jüngling von Naim, den man zu Grabe trug, und den Lazarus von Bethanien, der schon im Felsengrabe schlummerte, durch einen bloßen Machtbefehl in's Leben zurückgerufen. Selbst dem ungestümen, wilden Meere, das von ge- waltigen Stürmen heftig und stark gepeitscht wurde, hat er Ruhe geboten, und augenblicklich legten sich die hoch aufgethürmten Wogen. Sogar seine größten Feinde und Widersacher haben es nicht gewagt, seine Wunder in Abrede zu stellen, ein Beweis, daß sie über allen Zweifel erhaben waren. Wunder, göttliche Thaten kann nur Gott verrichten, oder wem Gott die Macht dazu verleiht. Diese Macht konnte er aber un- möglich Christus verleihen, wenn derselbe sich fälschlich für den wesensgleichen Sohn Gottes ausgab. Denn dann hätte Gott, die ewige Wahrheit und die unend- liche Heiligkeit, die Lüge des infamsten Betrügers und Gotteslästerers bestätigt und in Schutz genommen. Das aber ist absolut unmöglich. Darum beugen wir mit vollem Recht vor Christus unsere Knie und beten ihn an als unseren höchsten Herrn und Gott.
Jesus Christus steht in der Weltgeschichte da als der Gründer des mächtigsten Reiches. Er, dessen Wiege eine arme, kalte Krippe und dessen Sterbebett ein hartes, nacktes Kreuz war, er, der so wenig von den irdischen Gütern besaß, daß er die Vögel des Himmels und die Füchse des Waldes reicher nennen mußte als
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Aerzte Jahre lang vergebens ihre Kunst versucht, voll-
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Naim, den man zu Grabe trug, und den Lazarus von
Bethanien, der schon im Felsengrabe schlummerte, durch
einen bloßen Machtbefehl in's Leben zurückgerufen.
Selbst dem ungestümen, wilden Meere, das von ge-
waltigen Stürmen heftig und stark gepeitscht wurde,
hat er Ruhe geboten, und augenblicklich legten sich die
hoch aufgethürmten Wogen. Sogar seine größten
Feinde und Widersacher haben es nicht gewagt, seine
Wunder in Abrede zu stellen, ein Beweis, daß sie
über allen Zweifel erhaben waren. Wunder, göttliche
Thaten kann nur Gott verrichten, oder wem Gott die
Macht dazu verleiht. Diese Macht konnte er aber un-
möglich Christus verleihen, wenn derselbe sich fälschlich
für den wesensgleichen Sohn Gottes ausgab. Denn
dann hätte Gott, die ewige Wahrheit und die unend-
liche Heiligkeit, die Lüge des infamsten Betrügers und
Gotteslästerers bestätigt und in Schutz genommen. Das
aber ist absolut unmöglich. Darum beugen wir mit
vollem Recht vor Christus unsere Knie und beten ihn
an als unseren höchsten Herrn und Gott.
Jesus Christus steht in der Weltgeschichte da als
der Gründer des mächtigsten Reiches. Er, dessen Wiege
eine arme, kalte Krippe und dessen Sterbebett ein
hartes, nacktes Kreuz war, er, der so wenig von den
irdischen Gütern besaß, daß er die Vögel des Himmels
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Bremscheid, Matthias von. Der christliche Mann in seinem Glauben und Leben. Mainz, 1901, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bremscheid_mann_1901/82>, abgerufen am 27.11.2024.
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