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Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [107]–162. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Wenn meine Schwadron Ehre im Leib hat, so sitzt sie bei dem Finkel im Quartier. Er war unter den Uhlanen. Als er zum ersten Mal aus Frankreich zurückkam, erzählte er allerlei schöne Geschichten, aber immer war von der Ehre dabei die Rede. Sein Vater und sein Stiefbruder waren bei dem Landsturm, und kamen oft mit ihm wegen der Ehre in Streit, denn was er zuviel hatte, hatten sie nicht genug. Gott verzeih' mir meine schwere Sünde, ich will nicht schlecht von ihnen reden, Jeder hat sein Bündel zu tragen: aber meine selige Tochter, seine Mutter, hat sich zu Tode gearbeitet bei dem Faulpelz, sie konnte nicht erschwingen, seine Schulden zu tilgen. Der Uhlane erzählte von den Franzosen, und als der Vater und Stiefbruder sie ganz schlecht machen wollten, sagte der Uhlane: Vater, das versteht Ihr nicht, sie haben doch viel Ehre im Leibe. Da ward der Stiefbruder tückisch und sagte: Wie kannst du deinem Vater so viel von der Ehre vorschwatzen? war er doch Unteroffizier im N...schen Regiment, und muß es besser als du verstehen, der nur Gemeiner ist. -- Ja, sagte da der alte Finkel, der nun auch rebellisch ward, das war ich, und habe manchem vorlauten Burschen Fünfundzwanzig aufgezählt; hätte ich nur Franzosen in der Compagnie gehabt, die sollten sie noch besser gefühlt haben, mit ihrer Ehre. -- Die Rede that dem Uhlanen gar weh, und er sagte: Ich will ein Stückchen von einem französischen Unteroffizier erzählen, das gefällt mir besser. Unterm vorigen Könige sollten auf einmal die Prügel bei der

Wenn meine Schwadron Ehre im Leib hat, so sitzt sie bei dem Finkel im Quartier. Er war unter den Uhlanen. Als er zum ersten Mal aus Frankreich zurückkam, erzählte er allerlei schöne Geschichten, aber immer war von der Ehre dabei die Rede. Sein Vater und sein Stiefbruder waren bei dem Landsturm, und kamen oft mit ihm wegen der Ehre in Streit, denn was er zuviel hatte, hatten sie nicht genug. Gott verzeih' mir meine schwere Sünde, ich will nicht schlecht von ihnen reden, Jeder hat sein Bündel zu tragen: aber meine selige Tochter, seine Mutter, hat sich zu Tode gearbeitet bei dem Faulpelz, sie konnte nicht erschwingen, seine Schulden zu tilgen. Der Uhlane erzählte von den Franzosen, und als der Vater und Stiefbruder sie ganz schlecht machen wollten, sagte der Uhlane: Vater, das versteht Ihr nicht, sie haben doch viel Ehre im Leibe. Da ward der Stiefbruder tückisch und sagte: Wie kannst du deinem Vater so viel von der Ehre vorschwatzen? war er doch Unteroffizier im N...schen Regiment, und muß es besser als du verstehen, der nur Gemeiner ist. — Ja, sagte da der alte Finkel, der nun auch rebellisch ward, das war ich, und habe manchem vorlauten Burschen Fünfundzwanzig aufgezählt; hätte ich nur Franzosen in der Compagnie gehabt, die sollten sie noch besser gefühlt haben, mit ihrer Ehre. — Die Rede that dem Uhlanen gar weh, und er sagte: Ich will ein Stückchen von einem französischen Unteroffizier erzählen, das gefällt mir besser. Unterm vorigen Könige sollten auf einmal die Prügel bei der

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T13:27:19Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T13:27:19Z)

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [107]–162. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_annerl_1910/18>, abgerufen am 21.11.2024.