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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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was wünschen soll, der bringt mir einen vollwichtigen Go¬
ckelsd'or, da wünsche ich ihm Etwas, wie gerade der Kurs
steht." -- "Wie kommst du mir vor?" sprach der Andere,
"habe ich doch den falschen Ring gemacht, der für den äch¬
ten dem Gockel an den Finger gesteckt ward, ich muß den
Ring haben!" -- "Was soll mir das?" schrie der Dritte,
"habe ich doch die Puppe gekleidet und tanzen lassen und
die große Arie gedichtet und abgesungen von der großen Gar¬
derobe, habe ich doch der Spielratze die Puppe aufgeschwätzt,
den Ring abgeschwätzt und euch den Ring gebracht, mein
muß er seyn!" Da sie aber gar nicht einig werden konnten
und lange geschrieen und gezankt hatten, weil immer der
Eine fürchtete, der Andere möge ihm den Tod anwünschen,
wenn er den Ring am Finger habe, griff endlich der Eine
mit solcher Heftigkeit nach den Ring, daß er den Tisch um¬
stieß, und dieß machte sich der Andere zu Nutz und ertappte
den an die Erde gefallenen Ring, steckte ihn an den Finger
und drehte und schrie:

"Salomon du weiser König,
Dem die Geister unterthänig,
Mach' zwei Esel aus den Beiden,
Die in diesem Garten weiden,
Ringlein, Ringlein dreh dich um,
Mach's geschwind, ich bitt dich d'rum."

Während er dieses mit der größten Eile hergeschnattert
hatte, rissen die Beiden Andern ihn hin und her; aber es
währte nicht lange, so waren sie Beide zwei dicke, häßliche
Esel, und er nahm einen Prügel und trieb sie aus dem Gar¬
tenhaus hinaus, das er hinter ihnen verschloß. Sie schrieen
und bissen sich unter einander noch eine Weile, fiengen aber
bald an, sich in ihre neue Natur zu schicken und Trau¬
ben und Disteln durcheinander zu fressen.

Ich guckte wieder in das Gartenhaus, da wollte sich
der, welcher den Ring hatte, schier bucklicht lachen, weil er

was wuͤnſchen ſoll, der bringt mir einen vollwichtigen Go¬
ckelsd'or, da wuͤnſche ich ihm Etwas, wie gerade der Kurs
ſteht.“ — „Wie kommſt du mir vor?“ ſprach der Andere,
„habe ich doch den falſchen Ring gemacht, der fuͤr den aͤch¬
ten dem Gockel an den Finger geſteckt ward, ich muß den
Ring haben!“ — „Was ſoll mir das?“ ſchrie der Dritte,
„habe ich doch die Puppe gekleidet und tanzen laſſen und
die große Arie gedichtet und abgeſungen von der großen Gar¬
derobe, habe ich doch der Spielratze die Puppe aufgeſchwaͤtzt,
den Ring abgeſchwaͤtzt und euch den Ring gebracht, mein
muß er ſeyn!“ Da ſie aber gar nicht einig werden konnten
und lange geſchrieen und gezankt hatten, weil immer der
Eine fuͤrchtete, der Andere moͤge ihm den Tod anwuͤnſchen,
wenn er den Ring am Finger habe, griff endlich der Eine
mit ſolcher Heftigkeit nach den Ring, daß er den Tiſch um¬
ſtieß, und dieß machte ſich der Andere zu Nutz und ertappte
den an die Erde gefallenen Ring, ſteckte ihn an den Finger
und drehte und ſchrie:

„Salomon du weiſer Koͤnig,
Dem die Geiſter unterthaͤnig,
Mach' zwei Eſel aus den Beiden,
Die in dieſem Garten weiden,
Ringlein, Ringlein dreh dich um,
Mach's geſchwind, ich bitt dich d'rum.“

Waͤhrend er dieſes mit der groͤßten Eile hergeſchnattert
hatte, riſſen die Beiden Andern ihn hin und her; aber es
waͤhrte nicht lange, ſo waren ſie Beide zwei dicke, haͤßliche
Eſel, und er nahm einen Pruͤgel und trieb ſie aus dem Gar¬
tenhaus hinaus, das er hinter ihnen verſchloß. Sie ſchrieen
und biſſen ſich unter einander noch eine Weile, fiengen aber
bald an, ſich in ihre neue Natur zu ſchicken und Trau¬
ben und Diſteln durcheinander zu freſſen.

Ich guckte wieder in das Gartenhaus, da wollte ſich
der, welcher den Ring hatte, ſchier bucklicht lachen, weil er

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[175/0223] was wuͤnſchen ſoll, der bringt mir einen vollwichtigen Go¬ ckelsd'or, da wuͤnſche ich ihm Etwas, wie gerade der Kurs ſteht.“ — „Wie kommſt du mir vor?“ ſprach der Andere, „habe ich doch den falſchen Ring gemacht, der fuͤr den aͤch¬ ten dem Gockel an den Finger geſteckt ward, ich muß den Ring haben!“ — „Was ſoll mir das?“ ſchrie der Dritte, „habe ich doch die Puppe gekleidet und tanzen laſſen und die große Arie gedichtet und abgeſungen von der großen Gar¬ derobe, habe ich doch der Spielratze die Puppe aufgeſchwaͤtzt, den Ring abgeſchwaͤtzt und euch den Ring gebracht, mein muß er ſeyn!“ Da ſie aber gar nicht einig werden konnten und lange geſchrieen und gezankt hatten, weil immer der Eine fuͤrchtete, der Andere moͤge ihm den Tod anwuͤnſchen, wenn er den Ring am Finger habe, griff endlich der Eine mit ſolcher Heftigkeit nach den Ring, daß er den Tiſch um¬ ſtieß, und dieß machte ſich der Andere zu Nutz und ertappte den an die Erde gefallenen Ring, ſteckte ihn an den Finger und drehte und ſchrie: „Salomon du weiſer Koͤnig, Dem die Geiſter unterthaͤnig, Mach' zwei Eſel aus den Beiden, Die in dieſem Garten weiden, Ringlein, Ringlein dreh dich um, Mach's geſchwind, ich bitt dich d'rum.“ Waͤhrend er dieſes mit der groͤßten Eile hergeſchnattert hatte, riſſen die Beiden Andern ihn hin und her; aber es waͤhrte nicht lange, ſo waren ſie Beide zwei dicke, haͤßliche Eſel, und er nahm einen Pruͤgel und trieb ſie aus dem Gar¬ tenhaus hinaus, das er hinter ihnen verſchloß. Sie ſchrieen und biſſen ſich unter einander noch eine Weile, fiengen aber bald an, ſich in ihre neue Natur zu ſchicken und Trau¬ ben und Diſteln durcheinander zu freſſen. Ich guckte wieder in das Gartenhaus, da wollte ſich der, welcher den Ring hatte, ſchier bucklicht lachen, weil er

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/223>, abgerufen am 21.11.2024.