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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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ins Trockene gebracht hatte, erklärte er, er habe zwar unter dem
berühmten Johannes Prätorius in Leipzig die Rocken-Philosophie
studiert, er besitze dessen Werke, Glückstopf, Wünschelruthe, Blocks¬
berg, wunderbare Menschen, Rübezahl, Weihnachtsfratzen, Schwalben
und Storchs Winterquartier, Sieblaufen, Alektryomantie oder Hah¬
nenzauber u. s. w.; aber in allen diesen sey kein Mittel gegen diese
unerhörte Curiosität zu finden; da ihm jedoch von allen Wundern
des Herrn Magisters Prätorius immer als das größte erschienen, daß
derselbe zum kaiserlich gekrönten Poeten habe gemacht werden können
und zwar durch einen Hof- und Pfalzgrafen, so mache er darauf auf¬
merksam, daß seit der Erbauung der Pfalz Barbarossas hier in Geln¬
hausen immer ein Pfalzgraf seinen Sitz habe, und also bei dem der
weiligen Herrn Pfalzgrafen Hanns Diemringer von Staufenberg
Hülfe zu suchen sey. Da dieser nach seinem Amte nicht nur Dokto¬
ren, Lizentiaten, Baccalaureen, Edelleute und gekrönte Poeten, son¬
dern auch Illegitime legitim, Unehrliche ehrlich, Unmündige mündig
machen, ja sogar mit rothem Wachs siegeln könne, so zweifle er
nicht, der liebe Menschenfreund werde die edle Stadt seiner Pfalzkraft
genießen lassen und ihre verkindeten Tagsgebieter aus dem Nachtgebiete
der Natur heraus, volljährig an das Tagslicht bringend, ihr Mähr¬
chen zur Sage, und ihre Sage zur Geschichte sowohl um ein billi¬
ges Honorar erheben, als auch dieses Alles mit rothem Wachse be¬
siegeln. -- Ganz Gelnhausen jubelte über diesen Vorschlag, man hielt
eine Gemeindeversammlung, worin alle Leidtragende den ersten Platz
hatten. -- Jedoch die Deputation, welche in Barbarossas Pallast ge¬
sendet worden war, den Herrn Pfalzgrafen in den Rath einzuladen,
kam ohne ihn mit dessen Haushälterin zurück, welche eidlich zu Pro¬
tokoll gab, der Herr Pfalzgraf bedaure sehr, nicht vor dem Rath er¬
scheinen zu können, indem er vor einigen Tagen in wichtigen Ge¬
schäften vereist sey; die Akademie der old druidical superstitions in
London sey entschlossen, der eingerissenen seichten Aufklärung kräftig
entgegen zu treten, und die in der letzten Zeit ins Reich der Fabel
verwiesenen Erd, Wasser, Luft und Feuer- Wundergeschöpfe, die
Zwerge, Gnomen, Kobolde, Faunen, Satyrn, Nymphen, Dryaden,
Hamadryaden, Sirenen, Melusinen, Undinen, Sylphiden, Elfen,
Salamandrinen u. s. w., wie überhaupt Alles, was keine Menschen¬
satzung, salvo errore et ommissione, als wirklich bestehend wieder
anzuerkennen und ferner nur mit überlieferter Protestation gegen das

ins Trockene gebracht hatte, erklaͤrte er, er habe zwar unter dem
beruͤhmten Johannes Praͤtorius in Leipzig die Rocken-Philoſophie
ſtudiert, er beſitze deſſen Werke, Gluͤckstopf, Wuͤnſchelruthe, Blocks¬
berg, wunderbare Menſchen, Ruͤbezahl, Weihnachtsfratzen, Schwalben
und Storchs Winterquartier, Sieblaufen, Alektryomantie oder Hah¬
nenzauber u. ſ. w.; aber in allen dieſen ſey kein Mittel gegen dieſe
unerhoͤrte Curioſitaͤt zu finden; da ihm jedoch von allen Wundern
des Herrn Magiſters Praͤtorius immer als das groͤßte erſchienen, daß
derſelbe zum kaiſerlich gekroͤnten Poeten habe gemacht werden koͤnnen
und zwar durch einen Hof- und Pfalzgrafen, ſo mache er darauf auf¬
merkſam, daß ſeit der Erbauung der Pfalz Barbaroſſas hier in Geln¬
hauſen immer ein Pfalzgraf ſeinen Sitz habe, und alſo bei dem der
weiligen Herrn Pfalzgrafen Hanns Diemringer von Staufenberg
Huͤlfe zu ſuchen ſey. Da dieſer nach ſeinem Amte nicht nur Dokto¬
ren, Lizentiaten, Baccalaureen, Edelleute und gekroͤnte Poeten, ſon¬
dern auch Illegitime legitim, Unehrliche ehrlich, Unmuͤndige muͤndig
machen, ja ſogar mit rothem Wachs ſiegeln koͤnne, ſo zweifle er
nicht, der liebe Menſchenfreund werde die edle Stadt ſeiner Pfalzkraft
genießen laſſen und ihre verkindeten Tagsgebieter aus dem Nachtgebiete
der Natur heraus, volljaͤhrig an das Tagslicht bringend, ihr Maͤhr¬
chen zur Sage, und ihre Sage zur Geſchichte ſowohl um ein billi¬
ges Honorar erheben, als auch dieſes Alles mit rothem Wachſe be¬
ſiegeln. — Ganz Gelnhauſen jubelte uͤber dieſen Vorſchlag, man hielt
eine Gemeindeverſammlung, worin alle Leidtragende den erſten Platz
hatten. — Jedoch die Deputation, welche in Barbaroſſas Pallaſt ge¬
ſendet worden war, den Herrn Pfalzgrafen in den Rath einzuladen,
kam ohne ihn mit deſſen Haushaͤlterin zuruͤck, welche eidlich zu Pro¬
tokoll gab, der Herr Pfalzgraf bedaure ſehr, nicht vor dem Rath er¬
ſcheinen zu koͤnnen, indem er vor einigen Tagen in wichtigen Ge¬
ſchaͤften vereiſt ſey; die Akademie der old druidical superstitions in
London ſey entſchloſſen, der eingeriſſenen ſeichten Aufklaͤrung kraͤftig
entgegen zu treten, und die in der letzten Zeit ins Reich der Fabel
verwieſenen Erd, Waſſer, Luft und Feuer- Wundergeſchoͤpfe, die
Zwerge, Gnomen, Kobolde, Faunen, Satyrn, Nymphen, Dryaden,
Hamadryaden, Sirenen, Meluſinen, Undinen, Sylphiden, Elfen,
Salamandrinen u. ſ. w., wie uͤberhaupt Alles, was keine Menſchen¬
ſatzung, salvo errore et ommissione, als wirklich beſtehend wieder
anzuerkennen und ferner nur mit uͤberlieferter Proteſtation gegen das

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[234/0288] ins Trockene gebracht hatte, erklaͤrte er, er habe zwar unter dem beruͤhmten Johannes Praͤtorius in Leipzig die Rocken-Philoſophie ſtudiert, er beſitze deſſen Werke, Gluͤckstopf, Wuͤnſchelruthe, Blocks¬ berg, wunderbare Menſchen, Ruͤbezahl, Weihnachtsfratzen, Schwalben und Storchs Winterquartier, Sieblaufen, Alektryomantie oder Hah¬ nenzauber u. ſ. w.; aber in allen dieſen ſey kein Mittel gegen dieſe unerhoͤrte Curioſitaͤt zu finden; da ihm jedoch von allen Wundern des Herrn Magiſters Praͤtorius immer als das groͤßte erſchienen, daß derſelbe zum kaiſerlich gekroͤnten Poeten habe gemacht werden koͤnnen und zwar durch einen Hof- und Pfalzgrafen, ſo mache er darauf auf¬ merkſam, daß ſeit der Erbauung der Pfalz Barbaroſſas hier in Geln¬ hauſen immer ein Pfalzgraf ſeinen Sitz habe, und alſo bei dem der weiligen Herrn Pfalzgrafen Hanns Diemringer von Staufenberg Huͤlfe zu ſuchen ſey. Da dieſer nach ſeinem Amte nicht nur Dokto¬ ren, Lizentiaten, Baccalaureen, Edelleute und gekroͤnte Poeten, ſon¬ dern auch Illegitime legitim, Unehrliche ehrlich, Unmuͤndige muͤndig machen, ja ſogar mit rothem Wachs ſiegeln koͤnne, ſo zweifle er nicht, der liebe Menſchenfreund werde die edle Stadt ſeiner Pfalzkraft genießen laſſen und ihre verkindeten Tagsgebieter aus dem Nachtgebiete der Natur heraus, volljaͤhrig an das Tagslicht bringend, ihr Maͤhr¬ chen zur Sage, und ihre Sage zur Geſchichte ſowohl um ein billi¬ ges Honorar erheben, als auch dieſes Alles mit rothem Wachſe be¬ ſiegeln. — Ganz Gelnhauſen jubelte uͤber dieſen Vorſchlag, man hielt eine Gemeindeverſammlung, worin alle Leidtragende den erſten Platz hatten. — Jedoch die Deputation, welche in Barbaroſſas Pallaſt ge¬ ſendet worden war, den Herrn Pfalzgrafen in den Rath einzuladen, kam ohne ihn mit deſſen Haushaͤlterin zuruͤck, welche eidlich zu Pro¬ tokoll gab, der Herr Pfalzgraf bedaure ſehr, nicht vor dem Rath er¬ ſcheinen zu koͤnnen, indem er vor einigen Tagen in wichtigen Ge¬ ſchaͤften vereiſt ſey; die Akademie der old druidical superstitions in London ſey entſchloſſen, der eingeriſſenen ſeichten Aufklaͤrung kraͤftig entgegen zu treten, und die in der letzten Zeit ins Reich der Fabel verwieſenen Erd, Waſſer, Luft und Feuer- Wundergeſchoͤpfe, die Zwerge, Gnomen, Kobolde, Faunen, Satyrn, Nymphen, Dryaden, Hamadryaden, Sirenen, Meluſinen, Undinen, Sylphiden, Elfen, Salamandrinen u. ſ. w., wie uͤberhaupt Alles, was keine Menſchen¬ ſatzung, salvo errore et ommissione, als wirklich beſtehend wieder anzuerkennen und ferner nur mit uͤberlieferter Proteſtation gegen das

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/288>, abgerufen am 26.11.2024.