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Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838.

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Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel versammelt u. s. w."
dann sagte er: "wen sollte das tiefer treffen, als uns, die wir
hier im Lande Hennegau leben; aber wie steht es mit den
Küchlein, o gäb' ihnen Gott eine Henne, die sie unter ihre
Flügel versammelt. -- O gnädige Gräfin Amey gedenket der
armen Kinder!" -- Da sagte ich: "Habt Dank hochwürdiger
Herr! ja so Gott Segen giebt, will ich ihnen eine Henne
werden und meine hier anwesenden Gespielinnen werden mir
helfen;" da erhoben diese sich sämmtlich und sprachen: "ja
mit Gottes Gnade, das soll wahr seyn!" Da segnete Jakob
von Guise neun Schaupfennige und gab sie uns am Rosen¬
kranz zu tragen. Es ist aber auf der einen Seite eine
Gluckhenne abgebildet, welche ihre Küchlein mit den Flügeln
decket und auf der andern Seite stehen die Worte: Nähre
und schirme. Diese Pfennige hatte der gute Mann uns zur
Mahnung prägen lassen, denn er hatte im Gebet erkannt,
mein Herz sey kein steiniger Acker, wenn gleich hie und da
eine Heerstraße; darum wollte er es einzäunen. Gott segne
seinen Willen an mir! -- Ich entschloß mich nun fest, gleich
nach Ostern eine Ordnung mit meinen Gespielen zum Besten
der armen Kinder zu treffen.

Charsamstag. Heute sprach ich nochmals mit Jakob
von Guise über mein Vorhaben und er ermahnte mich, daß
doch Alles, was ich hiezu verordne, einfältig, demüthig,
fromm und freudig seyn möge; ich solle mich mit meinen
Andachten und Lesungen an das halten, was die Kirche das
Jahr hindurch feiere, und alles Besondere ablegen, dieses
sey das geistliche Brod, das ich den armen Kindern täglich
gehörig zertheilet spenden solle, außerdem solle ich ihnen auch
mit dem leiblichen Brod treue Vorsorge thun. Er machte
mir hiebei eine gar rührende Auslegung des Vaterunsers,
welche die ganze Regel des weltlichen Ordens enthält, den
ich stiften will unter dem Namen der freudigen, frommen
Kinder. Dessen Aufgabe aber soll seyn, daß die Kinder von

Henne ihre Kuͤchlein unter ihre Fluͤgel verſammelt u. ſ. w.“
dann ſagte er: „wen ſollte das tiefer treffen, als uns, die wir
hier im Lande Hennegau leben; aber wie ſteht es mit den
Kuͤchlein, o gaͤb' ihnen Gott eine Henne, die ſie unter ihre
Fluͤgel verſammelt. — O gnaͤdige Graͤfin Amey gedenket der
armen Kinder!“ — Da ſagte ich: „Habt Dank hochwuͤrdiger
Herr! ja ſo Gott Segen giebt, will ich ihnen eine Henne
werden und meine hier anweſenden Geſpielinnen werden mir
helfen;“ da erhoben dieſe ſich ſaͤmmtlich und ſprachen: „ja
mit Gottes Gnade, das ſoll wahr ſeyn!“ Da ſegnete Jakob
von Guiſe neun Schaupfennige und gab ſie uns am Roſen¬
kranz zu tragen. Es iſt aber auf der einen Seite eine
Gluckhenne abgebildet, welche ihre Kuͤchlein mit den Fluͤgeln
decket und auf der andern Seite ſtehen die Worte: Naͤhre
und ſchirme. Dieſe Pfennige hatte der gute Mann uns zur
Mahnung praͤgen laſſen, denn er hatte im Gebet erkannt,
mein Herz ſey kein ſteiniger Acker, wenn gleich hie und da
eine Heerſtraße; darum wollte er es einzaͤunen. Gott ſegne
ſeinen Willen an mir! — Ich entſchloß mich nun feſt, gleich
nach Oſtern eine Ordnung mit meinen Geſpielen zum Beſten
der armen Kinder zu treffen.

Charſamſtag. Heute ſprach ich nochmals mit Jakob
von Guiſe uͤber mein Vorhaben und er ermahnte mich, daß
doch Alles, was ich hiezu verordne, einfaͤltig, demuͤthig,
fromm und freudig ſeyn moͤge; ich ſolle mich mit meinen
Andachten und Leſungen an das halten, was die Kirche das
Jahr hindurch feiere, und alles Beſondere ablegen, dieſes
ſey das geiſtliche Brod, das ich den armen Kindern taͤglich
gehoͤrig zertheilet ſpenden ſolle, außerdem ſolle ich ihnen auch
mit dem leiblichen Brod treue Vorſorge thun. Er machte
mir hiebei eine gar ruͤhrende Auslegung des Vaterunſers,
welche die ganze Regel des weltlichen Ordens enthaͤlt, den
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[240/0294] Henne ihre Kuͤchlein unter ihre Fluͤgel verſammelt u. ſ. w.“ dann ſagte er: „wen ſollte das tiefer treffen, als uns, die wir hier im Lande Hennegau leben; aber wie ſteht es mit den Kuͤchlein, o gaͤb' ihnen Gott eine Henne, die ſie unter ihre Fluͤgel verſammelt. — O gnaͤdige Graͤfin Amey gedenket der armen Kinder!“ — Da ſagte ich: „Habt Dank hochwuͤrdiger Herr! ja ſo Gott Segen giebt, will ich ihnen eine Henne werden und meine hier anweſenden Geſpielinnen werden mir helfen;“ da erhoben dieſe ſich ſaͤmmtlich und ſprachen: „ja mit Gottes Gnade, das ſoll wahr ſeyn!“ Da ſegnete Jakob von Guiſe neun Schaupfennige und gab ſie uns am Roſen¬ kranz zu tragen. Es iſt aber auf der einen Seite eine Gluckhenne abgebildet, welche ihre Kuͤchlein mit den Fluͤgeln decket und auf der andern Seite ſtehen die Worte: Naͤhre und ſchirme. Dieſe Pfennige hatte der gute Mann uns zur Mahnung praͤgen laſſen, denn er hatte im Gebet erkannt, mein Herz ſey kein ſteiniger Acker, wenn gleich hie und da eine Heerſtraße; darum wollte er es einzaͤunen. Gott ſegne ſeinen Willen an mir! — Ich entſchloß mich nun feſt, gleich nach Oſtern eine Ordnung mit meinen Geſpielen zum Beſten der armen Kinder zu treffen. Charſamſtag. Heute ſprach ich nochmals mit Jakob von Guiſe uͤber mein Vorhaben und er ermahnte mich, daß doch Alles, was ich hiezu verordne, einfaͤltig, demuͤthig, fromm und freudig ſeyn moͤge; ich ſolle mich mit meinen Andachten und Leſungen an das halten, was die Kirche das Jahr hindurch feiere, und alles Beſondere ablegen, dieſes ſey das geiſtliche Brod, das ich den armen Kindern taͤglich gehoͤrig zertheilet ſpenden ſolle, außerdem ſolle ich ihnen auch mit dem leiblichen Brod treue Vorſorge thun. Er machte mir hiebei eine gar ruͤhrende Auslegung des Vaterunſers, welche die ganze Regel des weltlichen Ordens enthaͤlt, den ich ſtiften will unter dem Namen der freudigen, frommen Kinder. Deſſen Aufgabe aber ſoll ſeyn, daß die Kinder von

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Gockel, Hinkel und Gackeleia. Frankfurt, 1838, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_gockel_1838/294>, abgerufen am 23.11.2024.