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Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. Berlin, 1838.

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Müller in die Stube. Da fragte er dann nach den
Seinigen, und hörte, daß ich alte Großmutter noch lebe,
und daß sein Vater und sein Stiefbruder gesund seyen
und daß es recht gut mit ihnen gehe; sie wären erst
gestern mit Getreide auf der Mühle gewesen, sein Vater
habe sich auf den Roß- und Ochsenhandel gelegt und
gedeihe dabei recht gut, auch halte er jetzt etwas auf seine
Ehre, und gehe nicht mehr so zerrissen umher. Darüber
war der gute Kasper nun herzlich froh, und da er nach
der schönen Annerl fragte, sagte ihm der Müller: er
kenne sie nicht, aber wenn es die sey, die auf dem
Rosenhof gedient habe, die hätte sich, wie er gehört, in
der Hauptstadt vermiethet, weil sie da eher etwas lernen
könne und mehr Ehre dabei sey; so habe er vor einem
Jahre von dem Knecht auf dem Rosenhof gehört. Das
freute den Kasper auch; wenn es ihm gleich leid that,
daß er sie nicht gleich sehen sollte, so hoffte er sie doch
in der Hauptstadt bald recht fein und schmuck zu finden,
daß es ihm, als einem Unteroffizier, auch eine rechte
Ehre sey, mit ihr am Sonntag spazieren zu gehn. Nun
erzählte er dem Müller noch mancherlei aus Frankreich,
sie aßen und tranken mit einander, er half ihm Korn
aufschütten, und dann brachte ihn der Müller in die

Müller in die Stube. Da fragte er dann nach den
Seinigen, und hörte, daß ich alte Großmutter noch lebe,
und daß ſein Vater und ſein Stiefbruder geſund ſeyen
und daß es recht gut mit ihnen gehe; ſie wären erſt
geſtern mit Getreide auf der Mühle geweſen, ſein Vater
habe ſich auf den Roß- und Ochſenhandel gelegt und
gedeihe dabei recht gut, auch halte er jetzt etwas auf ſeine
Ehre, und gehe nicht mehr ſo zerriſſen umher. Darüber
war der gute Kasper nun herzlich froh, und da er nach
der ſchönen Annerl fragte, ſagte ihm der Müller: er
kenne ſie nicht, aber wenn es die ſey, die auf dem
Roſenhof gedient habe, die hätte ſich, wie er gehört, in
der Hauptſtadt vermiethet, weil ſie da eher etwas lernen
könne und mehr Ehre dabei ſey; ſo habe er vor einem
Jahre von dem Knecht auf dem Roſenhof gehört. Das
freute den Kasper auch; wenn es ihm gleich leid that,
daß er ſie nicht gleich ſehen ſollte, ſo hoffte er ſie doch
in der Hauptſtadt bald recht fein und ſchmuck zu finden,
daß es ihm, als einem Unteroffizier, auch eine rechte
Ehre ſey, mit ihr am Sonntag ſpazieren zu gehn. Nun
erzählte er dem Müller noch mancherlei aus Frankreich,
ſie aßen und tranken mit einander, er half ihm Korn
aufſchütten, und dann brachte ihn der Müller in die

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[28/0038] Müller in die Stube. Da fragte er dann nach den Seinigen, und hörte, daß ich alte Großmutter noch lebe, und daß ſein Vater und ſein Stiefbruder geſund ſeyen und daß es recht gut mit ihnen gehe; ſie wären erſt geſtern mit Getreide auf der Mühle geweſen, ſein Vater habe ſich auf den Roß- und Ochſenhandel gelegt und gedeihe dabei recht gut, auch halte er jetzt etwas auf ſeine Ehre, und gehe nicht mehr ſo zerriſſen umher. Darüber war der gute Kasper nun herzlich froh, und da er nach der ſchönen Annerl fragte, ſagte ihm der Müller: er kenne ſie nicht, aber wenn es die ſey, die auf dem Roſenhof gedient habe, die hätte ſich, wie er gehört, in der Hauptſtadt vermiethet, weil ſie da eher etwas lernen könne und mehr Ehre dabei ſey; ſo habe er vor einem Jahre von dem Knecht auf dem Roſenhof gehört. Das freute den Kasper auch; wenn es ihm gleich leid that, daß er ſie nicht gleich ſehen ſollte, ſo hoffte er ſie doch in der Hauptſtadt bald recht fein und ſchmuck zu finden, daß es ihm, als einem Unteroffizier, auch eine rechte Ehre ſey, mit ihr am Sonntag ſpazieren zu gehn. Nun erzählte er dem Müller noch mancherlei aus Frankreich, ſie aßen und tranken mit einander, er half ihm Korn aufſchütten, und dann brachte ihn der Müller in die

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. Berlin, 1838, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_kasperl_1838/38>, abgerufen am 21.11.2024.