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Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. Berlin, 1838.

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und mir ins Grab schießen will als einem braven Sol¬
daten, und da habe er sein Pistol gezogen und sich selbst
ins Grab geschossen. Ueber den Schuß wachte er mit
großem Schrecken auf, denn es war ihm als klirrten die
Fenster davon; er sah um sich in der Stube, da hörte
er noch einen Schuß fallen, und hörte Getöse in der
Mühle und Geschrei durch das Geklapper. Er sprang
aus dem Bett, und griff nach seinem Säbel; in dem
Augenblick ging seine Thür auf, und er sah beim Voll¬
mondschein zwei Männer mit berußten Gesichtern mit
Knitteln auf sich zustürzen, aber er setzte sich zur Wehre,
und hieb den Einen über den Arm, und so entflohen
Beide, indem sie die Thür, welche nach außen aufging
und einen Riegel draußen hatte, hinter sich verriegelten.
Kasper versuchte umsonst, ihnen nachzukommen, endlich
gelang es ihm, eine Tafel in der Thür einzutreten. Er
eilte durch das Loch die Treppe hinunter, und hörte das
Wehgeschrei des Müllers, den er geknebelt zwischen den
Kornsäcken liegend fand. Kasper band ihn los, und
eilte dann gleich in den Stall, nach seinem Pferde und
Felleisen, aber beides war geraubt. Mit großem Jam¬
mer eilte er in die Mühle zurück und klagte dem Mül¬
ler sein Unglück, daß ihm all sein Hab und Gut, und

und mir ins Grab ſchießen will als einem braven Sol¬
daten, und da habe er ſein Piſtol gezogen und ſich ſelbſt
ins Grab geſchoſſen. Ueber den Schuß wachte er mit
großem Schrecken auf, denn es war ihm als klirrten die
Fenſter davon; er ſah um ſich in der Stube, da hörte
er noch einen Schuß fallen, und hörte Getöſe in der
Mühle und Geſchrei durch das Geklapper. Er ſprang
aus dem Bett, und griff nach ſeinem Säbel; in dem
Augenblick ging ſeine Thür auf, und er ſah beim Voll¬
mondſchein zwei Männer mit berußten Geſichtern mit
Knitteln auf ſich zuſtürzen, aber er ſetzte ſich zur Wehre,
und hieb den Einen über den Arm, und ſo entflohen
Beide, indem ſie die Thür, welche nach außen aufging
und einen Riegel draußen hatte, hinter ſich verriegelten.
Kasper verſuchte umſonſt, ihnen nachzukommen, endlich
gelang es ihm, eine Tafel in der Thür einzutreten. Er
eilte durch das Loch die Treppe hinunter, und hörte das
Wehgeſchrei des Müllers, den er geknebelt zwiſchen den
Kornſäcken liegend fand. Kasper band ihn los, und
eilte dann gleich in den Stall, nach ſeinem Pferde und
Felleiſen, aber beides war geraubt. Mit großem Jam¬
mer eilte er in die Mühle zurück und klagte dem Mül¬
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[30/0040] und mir ins Grab ſchießen will als einem braven Sol¬ daten, und da habe er ſein Piſtol gezogen und ſich ſelbſt ins Grab geſchoſſen. Ueber den Schuß wachte er mit großem Schrecken auf, denn es war ihm als klirrten die Fenſter davon; er ſah um ſich in der Stube, da hörte er noch einen Schuß fallen, und hörte Getöſe in der Mühle und Geſchrei durch das Geklapper. Er ſprang aus dem Bett, und griff nach ſeinem Säbel; in dem Augenblick ging ſeine Thür auf, und er ſah beim Voll¬ mondſchein zwei Männer mit berußten Geſichtern mit Knitteln auf ſich zuſtürzen, aber er ſetzte ſich zur Wehre, und hieb den Einen über den Arm, und ſo entflohen Beide, indem ſie die Thür, welche nach außen aufging und einen Riegel draußen hatte, hinter ſich verriegelten. Kasper verſuchte umſonſt, ihnen nachzukommen, endlich gelang es ihm, eine Tafel in der Thür einzutreten. Er eilte durch das Loch die Treppe hinunter, und hörte das Wehgeſchrei des Müllers, den er geknebelt zwiſchen den Kornſäcken liegend fand. Kasper band ihn los, und eilte dann gleich in den Stall, nach ſeinem Pferde und Felleiſen, aber beides war geraubt. Mit großem Jam¬ mer eilte er in die Mühle zurück und klagte dem Mül¬ ler ſein Unglück, daß ihm all ſein Hab und Gut, und

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Zitationshilfe: Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. Berlin, 1838, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brentano_kasperl_1838/40>, abgerufen am 21.11.2024.