Brentano, Clemens: Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl. Berlin, 1838.Euch auch recht lieb; die er am härtesten schlägt, sind Ei, das kann Er sich doch wohl denken, fuhr sie Da zog sie einen kleinen Kranz von Flittergold aus Lieber Mensch, sprach sie, komme Er nur mit, Er Euch auch recht lieb; die er am härteſten ſchlägt, ſind Ei, das kann Er ſich doch wohl denken, fuhr ſie Da zog ſie einen kleinen Kranz von Flittergold aus Lieber Menſch, ſprach ſie, komme Er nur mit, Er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0048" n="38"/> Euch auch recht lieb; die er am härteſten ſchlägt, ſind<lb/> ſeine liebſten Kinder. Sagt mir nun, liebe Mutter,<lb/> was Euch bewogen hat, den weiten Weg hieher zu ge¬<lb/> hen, und um was Ihr die Bittſchrift einreichen wollt?</p><lb/> <p>Ei, das kann Er ſich doch wohl denken, fuhr ſie<lb/> ganz ruhig fort, um ein ehrliches Grab für Kasper und<lb/> die ſchöne Annerl, der ich das Kränzlein zu ihrem Ehren¬<lb/> tag mitbringe, es iſt ganz mit Kaspers Blut unterlau¬<lb/> fen, ſeh' Er einmal.</p><lb/> <p>Da zog ſie einen kleinen Kranz von Flittergold aus<lb/> ihrem Bündel und zeigte ihn mir; ich konnte bei dem<lb/> anbrechenden Tage ſehen, daß er vom Pulver geſchwärzt<lb/> und mit Blut beſprengt war. Ich war ganz zerriſſen<lb/> von dem Unglück der guten Alten, und die Größe und<lb/> Feſtigkeit, womit ſie es trug, erfüllte mich mit Vereh¬<lb/> rung. Ach, liebe Mutter, ſagte ich: wie werdet Ihr der<lb/> armen Annerl aber ihr Elend beibringen, daß ſie nicht<lb/> gleich vor Schrecken todt niederſinkt, und was iſt denn<lb/> das für ein Ehrentag, zu welchem Ihr dem Annerl den<lb/> traurigen Kranz bringt?</p><lb/> <p>Lieber Menſch, ſprach ſie, komme Er nur mit, Er<lb/> kann mich zu ihr begleiten, ich kann doch nicht geſchwind<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0048]
Euch auch recht lieb; die er am härteſten ſchlägt, ſind
ſeine liebſten Kinder. Sagt mir nun, liebe Mutter,
was Euch bewogen hat, den weiten Weg hieher zu ge¬
hen, und um was Ihr die Bittſchrift einreichen wollt?
Ei, das kann Er ſich doch wohl denken, fuhr ſie
ganz ruhig fort, um ein ehrliches Grab für Kasper und
die ſchöne Annerl, der ich das Kränzlein zu ihrem Ehren¬
tag mitbringe, es iſt ganz mit Kaspers Blut unterlau¬
fen, ſeh' Er einmal.
Da zog ſie einen kleinen Kranz von Flittergold aus
ihrem Bündel und zeigte ihn mir; ich konnte bei dem
anbrechenden Tage ſehen, daß er vom Pulver geſchwärzt
und mit Blut beſprengt war. Ich war ganz zerriſſen
von dem Unglück der guten Alten, und die Größe und
Feſtigkeit, womit ſie es trug, erfüllte mich mit Vereh¬
rung. Ach, liebe Mutter, ſagte ich: wie werdet Ihr der
armen Annerl aber ihr Elend beibringen, daß ſie nicht
gleich vor Schrecken todt niederſinkt, und was iſt denn
das für ein Ehrentag, zu welchem Ihr dem Annerl den
traurigen Kranz bringt?
Lieber Menſch, ſprach ſie, komme Er nur mit, Er
kann mich zu ihr begleiten, ich kann doch nicht geſchwind
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